5 Punkte an denen du erkennst, dass du gerade Racial Gaslighting erlebst
“Sie sind doch nur neugierig!” erklärte mir eine Freundin, nachdem ich entnervt vom Woher-kommst-du-Ping-Pong-Spiel nach Hause kam. “Das ist doch voll schön, dass Leute sich dafür interessieren,” sagte sie und ergänzte: “Ich glaube, du siehst es einfach nur negativ.” Ein klassischer Fall von Racial Gaslighting. Von „Es war nur ein Witz, beruhige dich“, „Rassismus gibt es doch nicht mehr“ bis hin zu „Warum geht es immer um Rassismus?” – vermutlich bist du schon über den ein oder anderen Satz gestolpert oder hast bereits von Gaslighting ohne das Racial davor gehört? Dabei handelt es sich um ein psychologisches Phänomen, dass 1944 durch den gleichnamigen Thriller benannt wurde. Der Film handelte von einer jungen Frau, deren Mann langsam versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie verrückt wird. Ich spoiler an dieser Stelle: Es gelingt ihm. Sorry! Gaslighting ist also ein Ausdruck, der manipulatives und psychologisch missbräuchliches Verhalten beschreibt, normalerweise in romantischen Beziehungen – aber es kann auch bei Freund:innen, Kolleg:innen oder Familienmitglieder:innen vorkommen. Racial Gaslighting ist jedoch speziell mit dem psychologischen Missbrauch im Zusammenhang mit Rassismus verbunden. Wir haben fünf Punkte herausgesucht an denen du erkennst, dass du gerade Racial Gaslighting erlebst:
Die UX-Designerin Jacquelyn Ogorchukwu hat einen großartigen Guide über Racial Gaslighting gemacht, mit Statements an denen du erkennst, dass es mal wieder soweit ist.
1. Erinnerungen verzerren
Racial Gaslighting entsteht oft, wenn ein Opfer dazu gebracht wird, an seinem eigenen Realitätssinn in Bezug auf Rassismus zu zweifeln und ihn in Frage zu stellen, erklärt Angelique Davis von der Universität Seattle. Davis forscht zu diesem Thema und erklärt: „Täter:innen bringen sie dazu, ihr eigenes Urteilsvermögen in Frage zu stellen, indem sie das Opfer beschuldigen, ihren Tonfall kontrollieren, Verleugnung, Ablehnung und Manipulation.”
2. Schuldgefühle einreden
Rassismus, das ist doch Einstellungssache! Man kann sich ja nicht nur auf die negativen Aspekte fokussieren! Wenn du über diese Gedankenwelt in deinem Bekanntenkreis stolperst, könntest du ins Fahrwasser vom Racial Gaslighting driften. Es ähnelt zu Beginn der Toxischen Positivität – dem Bedürfnis, nur das Gute zusehen und somit auch keinen Rassismus – aber beim Gaslighting geht es noch einen Schritt weiter: Dein Gegenüber macht dir klar, dass du eigentlich selbst schuld bist. Rassismus passiert dir somit nur, weil du ihn überhaupt zulässt. Was natürlich nonsense ist!
3. Leugnung
Damit man so richtig verrückt wird, gibt es noch eine weitere Strategie: Wenn die Person so tut, als hätte man gemeinsam keinen Rassismus erlebt. Von, dass jemand auf der Straße das N-Wort benutzt bis hin zu nuancierteren Vorfällen, wie wenn man mit einer Person darüber spricht, dass man immer, wirklich immer, bei dem Sicherheitscheck am Flughafen rausgefischt wird. Sobald solche Vorfälle stattfinden, folgt häufig der Satz: “Also in meinen Augen war das kein Rassismus.”
4. Verständnis wird vorenthalten
Racial Gaslighting geschieht nicht nur auf der persönlichen, sondern auch auf der strukturellen Ebene. In einer US-Fallstudie aus diesem Jahr kam heraus, dass Racial Gaslighting ein Mittel ist, um zur Aufrechterhaltung des systemischen Rassismus beizutragen. Anhand einer Analyse von 27 Artikeln in lokalen (leider US-Medien – wir brauchen mehr deutsche Daten!) Nachrichtenmedien zum Thema Straßenkontrollen argumentieren die Forscher, dass die Polizeidienste und der Diskurs in den lokalen Medien Racial Gaslighting betreibt, um Personen zu täuschen und die Glaubwürdigkeit der Zielperson zu untergraben. Sie schlussfolgern, dass die psychologischen Auswirkungen von Gaslighting auf Schwarze Menschen ein Gefühl der Entfremdung, der Entrechtung von der Gemeinschaft und Misstrauen gegenüber der Polizei umfassen.
5. Irrationalität einreden
Der letzte Punkt, ist etwas, das vermutlich wirklich jede Schwarze Person schon erlebt hat. Die Technik kann perfekt in zwei Worten zusammengefasst werden: “Du übertreibst!” Mit diesem Satz spielt dein Gegenüber deine Erlebnisse als unwichtig und irrational hinunter. Laut Davis, soll es das Opfer ablenken und die Glaubwürdigkeit untergraben.
Ciani
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