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6 Queere Persönlichkeiten in der Geschichte Afrikas

Fotocredit: Achille Devèria printed by Francois Le Villain, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

Wer sich die Geschichte Afrikas einmal genauer anschaut, wird erkennen, dass nicht Gender Fluidität und Queerness „unafrikanisch“ sind, sondern vielmehr die Gesetze, die sie kriminalisieren. Viele Afrikaner:innen standen in der Geschichte kompromisslos zu ihrer Sexualität und geschlechtlichen Nonkonformität. Diese Realitäten wurden von Anthropolog:innen aber lange Zeit aktiv ignoriert oder versteckt, wie die LGBTQ+ Forschung in Afrika herausfand. Die persönlichen Geschichten von Queeren Afrikaner:innen aufzudecken ist schwierig, da eine Vielzahl an Erzählungen über sie mündlich überliefert wurden. Das eröffnet Raum für Fehlinterpretationen und Missverständnisse. Gleichzeitig bleibt die Heteronormativität als Standard und Norm in der Forschung weitgehend unhinterfragt. Dabei ist es enorm wichtig, Queere Geschichte in Afrika zu dokumentieren. Sie wurde vor allem durch den Kolonialismus und Fundamentalismus ausgelöscht. Mehr Sichtbarkeit für diese Geschichten hilft, diesen Prozess rückgängig zu machen. Außerdem kann die Anerkennung und Repräsentation ihrer Identität den vielen undokumentierten Queeren Menschen, die heute auf dem afrikanischen Kontinent leben, helfen, ihre eigene Identität besser zu verstehen und sich gegen Geschlechterrollen zu wehren. Wir stellen euch deshalb sechs Queere Persönlichkeiten aus der Geschichte Afrikas vor, die ihr unbedingt kennen solltet.

Queere Geschichte ist Afrikanische Geschichte

In mehreren vorkolonialen afrikanischen Kulturen glaubte man, dass das Geschlecht nicht von der Anatomie einer Person abhängt, sondern fluide ist. Die Dogon in Mali verehrten Berichten zufolge Ahn:innen, die als intersexuell und mystisch beschrieben wurden. Androgyne Gottheiten wie Esu Elegba, der:die Yoruba-Gott:Göttin der Kreuzung, oder Mawu Lisa, der:die Dahomey-Schöpfergott:Göttin, sind heute mögliche Schutzpatron:innen für queere Menschen, obwohl sie in der Geschichte dämonisiert wurden. In vielen antiken matriarchalischen Strukturen in Afrika wurde “Female Husbandry” praktiziert, bei der Frauen ihre Ehefrauen wählten und die wirtschaftliche Verantwortung für die Kinder übernahmen. In der jüngeren Geschichte stellt der Black Dandyism („La Sapologie“ in der DR Kongo) weiterhin Gender-Performativität und Binaritäten in Frage.

Als Beweis für die Minderwertigkeit von Afrikaner:innen behaupteten Kolonialist:innen einst, afrikanische Sexualität sei primitiv und bestialisch. Ironischerweise verurteilen heute viele dieser westlichen Staaten die “Sodomiegesetze”, die sie während des Kolonialismus in den Kolonien verabschiedeten. Nicht die Homosexualität, sondern die Homofeindlichkeit wurde aus dem Westen nach Afrika importiert.

Königin Nzingha Mbande (Angola, 17. Jahrhundert)

Achille Devèria via Wikimedia Commons

Königin (oder weiblicher König) Nzingha Mbande (1583-1663) regierte die Königreiche Ndongo und Matamba im Norden des heutigen Angola. Nach dem Tod ihres Vaters und ihres Bruders übernahm sie die Herrschaft zu einer Zeit, in der der Sklavenhandel rapide zunahm. Vier Jahrzehnte lang, führte Nzingha den militärischen Widerstand gegen die portugiesische Belagerung an. Sie wird für ihre Intelligenz, militärische Taktik und diplomatische Brillanz verehrt.

Nzinghas sexuelle Identität wird in Quellen unterschiedlich dargestellt. Es gibt Überlieferungen, die ihr eine heterosexuelle Ehe zuschreiben. Andere verweisen auf mehrere Ehefrauen und auf einen Harem an Männern, die sich als Frauen verkleideten. Nzingha widersetzte sich typischen Geschlechterrollen, indem sie sich nur als „König“ ansprechen ließ, Truppen in die Schlacht führte und sowohl Männer- als auch Frauenkleidung trug. Die Art, wie sie ihre Ehepartner:innen wählte, illustriert, wie anders Geschlechterrollen in Afrika funktionierten. Traditionell waren diese Rollen weniger eng ans biologische Geschlecht gebunden. Dass Nzingha ihre queere Identität frei ausleben konnte, lag auch an ihrem königlichen Status und ihrer Macht. Das bedeutet aber nicht, dass ‘einfache Frauen’ in dieser Zeit keine Beziehungen mit anderen Frauen führten, die auf Liebe und Begehren basierten. Afrikanische lesbische Sexualität wurde weitgehend geprägt durch Schweigen, Geheimhaltung und Unterdrückung.

König Mwanga II (Uganda, 19. Jahrhundert)

Mwanga

Koloniales Bildarchiv via Wikimedia Commons

König Mwanga II (1868-1903) wurde im Alter von 16 Jahren der 31. Kabaka von Buganda im heutigen Uganda. Kabaka ist der Titel, der dem König des Reiches Buganda zugesprochen wurde. Er war offen homosexuell (oder bisexuell), ein schweres Vergehen im britischen Empire. Dieses versuchte ihn von seinem vermeintlich „hedonistischen und satanischen“ Lebensstil zu bekehren. Mwanga widersetzte sich den Brit:innen. Er betrachtete sie als Eindringlinge und kämpfte während seiner Herrschaft dafür, sein Land von ihrem Einfluss zu befreien. Seine kontroverse Geschichte wird mit dem “Märtyrertag von Uganda” verbunden. Dieser wird oft für eine politische Anti-LGBTQ+-Agenda instrumentalisiert, da Mwanga mehrere seiner männlichen Gefährten getötet haben soll. 1899 wurde er deshalb ins Exil geschickt. Mwangas vorkoloniale Geschichte ist ein Beweis dafür, dass Homosexualität kein Import aus dem Westen ist, wie oft behauptet wird.

Area Scatter (Nigeria, 1970er-Jahre)

Screenshot | YouTube

Area Scatter war eine Gender Nonconforming Igbo Folklore Musiker:in aus dem Südosten Nigerias. In den 1970er-Jahren verschwand Area in der Wildnis und tauchte sieben Monate und sieben Tage später wieder auf, spirituell wiedergeboren und schön geschmückt als Frau. Sie behauptete, sie sei von den Gottheiten mit musikalischen Gaben ausgestattet worden. Außerdem erklärte sie, dass ihr neuer Name „Area Scatter“ bedeutete: „Eine, die kommt, um einen Ort durcheinander zu bringen, zu schockieren und zurückzufordern“. Über den “kuriosen Fall von Area Scatter” ist nur wenig bekannt. Sie war Leadsängerin der Band Ugwu Anya Egbulam, die für ihr Daumenklavierspiel berühmt waren. Zu ihren Lebzeiten wurde Area Scatter bewundert, gepriesen und respektiert. Area Scatters Geschichte zeigt, wie Geschlecht im afrikanischen Kontext von einem eurozentrischen Verständnis und einer Performativität beeinflusst wurde. Ursprünglich waren Queere Identitäten und Gender Fluidität nicht immer Gegenstand von Spott, Drohungen und Angriffen.

Simon Nkoli (Südafrika, 1970er bis 90er-Jahre)

Braxton University via Wikimedia Commons

Simon Nkoli (1957-1998) war einer der prominentesten Anti-Apartheid, Gay Rights undAIDS-Aktivist:innen in Afrika. Als Reaktion auf den Rassismus der überwiegend weißen Gay Association of South Africa (GASA) gründete er im Jahr 1983 die Saturday Group, die erste öffentliche Schwarze LGBTQ+ Gruppe in Afrika. Nkoli wurde 1984 verhaftet. Für seinen Einsatz im Kampf gegen die Apartheid wurde ihm Hochverrat vorgeworfen und mit der Todesstrafe gedroht. Er outete sich im Gefängnis gegenüber seinen Genoss:innen der United Democratic Front. Ein mutiger Akt, der das Schweigen über Homosexualität in der Befreiungsbewegung brach. Nkoli wurde freigesprochen und 1988 entlassen. Bald darauf gründete er die Gay and Lesbian Organization of Witwatersrand (GLOW). Die Organisation veranstaltete 1990 die erste Pride-Parade in Südafrika. Nkoli erhielt weltweit mehrere Menschenrechtspreise und traf sich 1994 als einer der ersten homosexuellen Aktivist:innen mit Präsident Mandela, um sich für den Schutz vor Diskriminierung in der Verfassung und für die Aufhebung des “Sodomiegesetzes” einzusetzen. 1996 war Südafrika das erste Land der Welt, das LGBTQ+-Rechte verfassungsrechtlich schützte. Nkoli wird bis heute weltweit gefeiert als einer der ersten schwulen afrikanischen Männer, der auch seine Erkrankung an HIV öffentlich thematisierte. In San Francisco wird ihm am „Simon Nkoli Day“ gedacht.

Rotimi Fani-Kayode (Nigeria, 1980er-Jahre)

 

Rotimi

Robert Tayloru via Wikimedia Commons

Rotimi Fani-Kayode (1955-1989) war ein nigerianischer Fotograf. Seine Porträts und Kompositionen erforschten die Spannungen zwischen Sexualität, Race, Spiritualität und Kultur. Fani-Kayodes Arbeiten feierten das queere Schwarze Begehren und untersuchten die Verbindung zwischen erotischer Fantasie, Ahn:innenritualen und diasporischem „Anderssein“. Als er 12 Jahre alt war, suchte seine Familie politisches Asyl in England, um dem nigerianischen Bürgerkrieg zu entkommen. Seine eigenen komplexen Erfahrungen mit Ablehnung und Entwurzelung prägten seine Werke. Der Schwarze männliche Körper, oft sein eigener, stand im Mittelpunkt seiner Fotografie. In seinen Bildern untersuchte er vermeintliche Geschlechterunterschiede und die eigenen Versuche, seine Homosexualität und seine Yoruba-Erziehung zu vereinbaren. Fani-Kayode kombinierte Motive aus europäischen und afrikanischen Subkulturen, inspiriert von dem, was Yoruba-Priester:innen „die Technik der Ekstase“ nennen. Fani-Kayode beschrieb die Fotografie einmal als „… das Werkzeug, mit dem ich mich am sichersten ausdrücken kann. Diese Fotografie – Schwarze, afrikanische, homosexuelle Fotografie – muss ich nicht nur als Instrument, sondern als Waffe einsetzen, wenn ich mich zu meinen eigenen Bedingungen gegen Angriffe auf meine Integrität, ja auf meine Existenz wehren will.“

Binyavanga Wainaina (Kenia, 2000er-Jahre)

© Nightscream via Wikimedia Commons

Binyavanga Wainaina (1971-2019) war ein kenianischer Autor und Journalist. Er wurde 2014 vom TIME Magazine in die Liste der „100 einflussreichsten Menschen der Welt“ aufgenommen. Wainaina weigerte sich, das konstante Othering von Afrikaner:innen zu akzeptieren und setzte sich vehement für den Feminismus ein. In einem Tweet und einem Essay aus dem Jahr 2014 mit dem Titel „I am a Homosexual, Mum“ outete er sich in einer Zeit, in der in ganz Afrika eine Welle von Anti-LGBTQ+*-Gesetzen verabschiedet wurde. Zu Wainainas bekanntesten Werken gehören seine Memoiren und sein preisgekrönter satirischer Essay „How To Write About Africa„. Er ist Mitbegründer von Kwani?, einem Literaturmagazin und Autor:innenkollektiv, welches die Arbeit junger kenianischer Schriftsteller:innen fördert.

Ethel-Tawe (1)

Ethel-Ruth

Ethel-Ruth Tawe (@artofetheltawe) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, Redakteurin und Kreativberaterin, die sich für Identität, afrodiasporische visuelle Kulturen und die Erkundung der alten Zukunft Afrikas durch eine magisch-realistische Linse interessiert. Sie hat einen Master of Science in Development Studies (2018) von der School of Oriental and African Studies (SOAS, University of London) und einen BA in International Human Rights, Kunstgeschichte und Kunstkritik (2016).

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