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ROSAMAG ist ein Online-Lifestylemagazin, dass afrodeutsche Frauen und Freunde informiert, inspiriert und empowert. ROSAMAG porträtiert die facettenreichen Lebenswelten der modernen schwarzen Frau. Von natürlichen Pflegetipps für Afrolocken, inspirierenden Interviews, mitreißenden Kommentaren und beflügelnden Reportagen - Wir zelebrieren afrodeutsche Frauen! Wir möchten Vorbilder schaffen und unsere Diversität zeigen.

Anne Chebu

Anne Chebu: Journalistin, Moderatorin, Autorin, Inspiration

Fotografin: Tanja Kibogo

“Hast du Schwarze Freunde?” ”Nein.” “Willst du welche?” “Ja.” So lautet ein Dialog, der Anne Chebu zur Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (ISD) führte. Die Krönung dieses Prozesses resümiert sie in “Anleitung zum Schwarzsein”. Ein Buch, welches als Kompass für das Schwarze-Erwachen für junge Afrodeutsche dient. Darüber hinaus bricht Anne mit dem obsoleten Fernsehklischee, dass Schwarze Menschen lediglich Entertainment können. Nein, Anne bricht im Fernsehen als Schwarze Moderatorin einige Klischee. Das sogar richtig erfolgreich. Gleich für zwei Fernsehsender. Trotzdem fühlt sich das freiberufler Leben, wie das Meer an. Bei Flut läuft es, Aufträge, Geld und wenn die Ebbe kommt, wird alles mitgerissen. Das macht einige Dinge komplex. Darüber haben wir mit Anne gesprochen und warum sie Obstbäume in ihrem Garten pflanzen möchte.

Wer bist du?

Ich bin ein großer Blumenfreak, habe einen grünen Daumen und bin Kleingärtnerin. Dann bin ich Ehefrau, Tochter und neue Frankfurterin.

Wie bist du in den Journalismus gekommen?

Es war schon immer mein größter Wunsch, Moderatorin zu werden. Ich habe als Kind Arabella Kiesbauer gesehen, dann wusste ich: Ich möchte Moderatorin werden. Ab da hab ich geübt. Erst mit einer Bürste vorm Spiegel, dann habe ich meine berufliche Ausbildung darauf ausgelegt. Für mich war es schon immer klar. Es gab auch Etappen, da wollte ich Lehrerin werden, aber eigentlich konzentrierte ich mich auf die Moderation.

Welchen Herausforderungen musst du dich stellen?

Die Moderationsarbeit ist wie das Meer. Mal kommt eine Welle, dann gibt es viele Aufträge und dann ist auch mal Ebbe, ohne Jobs. In der Zeit kriegt man voll die Krise und auch Selbstzweifel. Einfach weil diese Branche so unsicher ist. Man ist freie Mitarbeiterin, dann besteht die Gefahr, dass Formate abgesetzt werden. In der Ebbe Phase, fange ich dann tausend Sachen an, engagieren mich und dann kommt die Flut und mit ihr viel Arbeit und Stress. Dann wird alles an Hobbies und Freizeitaktivitäten weggeschwemmt und mitgerissen. Die Leute nehmen das einem schon übel, man enttäuscht sie natürlich dadurch.

Wie würdest du dich selbst beschreiben?

Lustig, kommunikativ, treu und kreativ.

Was ist dein Ziel?

Die deutsche Oprah Winfrey zu werden 😉

Oder einfach junge Afrodeutsche zu motivieren.

Wer waren deine journalistischen Vorbilder*innen?

Arabella Kiesbauer.

Welchen Klischees musstest du dich in diesem Kontext stellen?

Schwarze werden mit Unterhaltung, Musik, Sport und Comedy verbunden. Außerdem denken einige immer noch, dass Schwarze kein Deutsch können oder unzuverlässig seien.

Du hast einmal gegenüber der Süddeutschen erwähnt, dass es als Schwarze deutsche Moderatorin schwierig wäre, genügend Jobs zu bekommen. Ist das immer noch der Fall oder siehst du Veränderungen?

Die Medienlandschaft ist etwas offener geworden. Langsam wird verstanden, dass die gesellschaftliche Vielfalt auch in den Redaktionen vorkommen sollte. In der Vergangenheit hatte ich Absagen, bei denen ganz klar war und auch durch die Blume kommuniziert wurde, dass ich den Job nicht bekommen habe, weil ich Schwarz bin. Inzwischen habe ich sowas nicht mehr erlebt. Aber es gibt sicher noch viele Klischees in den Köpfen, die ich zum Glück nicht alle mitbekomme. Viele weiße Menschen gehen immer davon aus, dass es beruflich ein großer Vorteil wäre Schwarz zu sein und dass ich dadurch ganz viele Aufträge bekommen würde. Das kann ich klar verneinen. Ein Vorteil ist es nicht. Ich muss die gleiche Leistung bringen wie weiße Moderatorinnen und vielleicht an manchen Stellen sogar noch mehr. Aber es ist inzwischen oft auch kein besonders großer Nachteil mehr. Ganz neutral eher.

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Darüber hinaus: Wie hat sich der Journalismus verändert? Vom Ton innerhalb der Redaktionen bis hin zum Sprechart in der Berichterstattung?

Es gibt inzwischen ein paar Berichte über Rassismus oder es kommt auch mal vor, dass Expert*innen mit “nicht typisch deutschen” Namen interviewt werden. Aber das kann gerne noch mehr werden. Manchmal geht es einen Schritt vor und dann wieder zwei zurück. Leider wird sehr oft der rassistische Begriff “farbig” verwendet um Schwarze Menschen oder POC zu benennen und/oder es wird ständig darauf hingewiesen, wo die Person geboren wurde bzw. ihre Eltern.  Das ärgert mich.

Wie ist die Idee für “Anleitung zum Schwarzsein” entstanden?

Aus meiner Bachelorarbeit zum Thema Schwarze Menschen in deutschen Medien. Ich dachte mir, dass es schade ist, wenn die Arbeit in der Hochschulbibliothek verstaubt. Außerdem ist mir aufgefallen, dass es ganz unterschiedliche Meinungen und Entwicklungsstadien bei Schwarzen Menschen gibt, die manchmal aufeinanderprallen. Ich wollte beiden “Seiten” sagen: Hey, habt mehr Verständnis füreinander.

Wie ist das Feedback?

Ich bekomme viele Mails von jungen afrodeutschen Frauen, die sich sehr gut mit dem Buch identifizieren können. Es gab vereinzelt auch Kritik aus der Community.

Warum hast du es primär an junge Schwarze Menschen gerichtet?

Es gibt ansonsten kein einziges Buch in Deutschland, das sich an Schwarze Leser*innen richtet. Ich dachte dabei an eine junge Person, die ganz isoliert aufwächst und keine Identitätsperson oder überhaupt Informationen in der näheren Umgebung hat.

Wie war denn deine persönliche Reise des “Schwarzseins”?

Für mich hat das als junge Erwachsene eine stärkere Rolle gespielt und mit einem Besuch der ISD begonnen. Ich fand es sehr bewegend an einem Ort zu sein, wo alle so aussahen wie ich und ich hab erst da verstanden, dass man als Schwarze*r Deutsche*r eine eigene Identität hat.

Du bist bereits einige Jahre bei der ISD aktiv. Wie bist du auf sie aufmerksam geworden?

Im Praktikum hat mich eine Schwarze Kollegin gefragt: “Hast du Schwarze Freunde?” Ich: “Nein.” “Willst du welche?” “Ja.” “Dann komm am Wochenende mit.” Und so war ich plötzlich bei der ISD. Bei meiner Familie, wie ich immer sage.

Welche Tipps kannst du Journalist*innen in spe geben?

Es hilft, wenn man sich auf ein Fach spezialisiert. Medizin oder Technik sind zum Beispiel sehr gefragt. Man sollte aufpassen, welchen Kolleg*innen man vertraut. Ich glaube ich würde erst was anderes lernen und dann in den Journalismus gehen. Dann kann man immer wieder zu dem “normalen” Job zurückkehren, wenn man keine Aufträge hat. Journalismus ist kein normaler Job. Es ist eher eine Leidenschaft. Man muss es leben. Es gibt viele Nachteile, diese bewältigt man nur, wenn man seinen Job wirklich liebt.

Was steht noch an?

Das Jahr 2020 hat gut angefangen, weil ich ein paar interessante Gespräche und Termine hatte. Doch wie es genau weitergeht, entscheidet sich erst in ein paar Wochen oder Monaten. Aber es wird meiner Karriere auf jeden Fall einen Boost geben und ich will viele Obstbäume in meinem Garten pflanzen. Mein Ehemann und ich sind nämlich unter die Kleingärtner gegangen und da haben wir noch einiges vor in unserem Schrebergarten.

Ciani-Sophia Hoeder

Ciani

Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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