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Tracy-Wiafe-Shoppingqueen

„Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass ihre Aussagen auch eine Konsequenz haben. “ – Tracy Wiafe über Rassimuserfahrungen bei Shoppingqueen

Fotocredit: Privat

Im Gespräch mit Tracy Wiafe

Am 15.07.2020 lud der Sender VOX die dritte Folge einer Woche Shopping Queen in Hannover hoch, das Motto: „Fesche Wäsche – zeige, was der Lingerie-Look alles kann!“

Mit dabei auch Tracy, die von ihren Mitstreiterinnen unter anderem die Worte: „Du schüttelst deinen Kopf und bist frisiert“ und Aussagen wie: „Sie hätte sich doch die Haare glätten sollen, damit alle dieselben Voraussetzungen haben“ zu hören bekam. Oben drauf gab es Punktabzug. Nur, weil Tracy sich gegen das Glätten ihrer Locken und für ihren Afro entschieden hat. Der Clip ging auf Instagram viral und empörte auch unsere Leser*innen. Wir haben mit Tracy über ihre Erfahrung bei Shopping Queen und ihre Beziehung zu ihren Haaren gesprochen.

Wie ist es zum Dreh mit Shopping Queen gekommen?

Nachdem mein Freund mich in einem Facebook Post markiert hat, in dem Shopping Queen Kandidatinnen für Hannover gesucht wurden, habe ich mich einfach beworben.

Wie lief es so hinter den Kulissen ab?

Hinter den Kulissen lief es eigentlich relativ harmonisch ab. Das Produktionsteams war super lieb. Ich habe die Stimmung unter den Kandidatinnen als weniger harmonisch empfunden. Einer der Gründe dafür war der Vorfall am dritten Shoppingtag.

Kannst du noch einmal erzählen was vorgefallen ist?

Ich habe mich tierisch auf meinen Shoppingtag mit meiner Begleitung Thekla gefreut. Wir waren nach unserem Empfinden auch recht erfolgreich und dementsprechend sehr zufrieden mit dem Look, den wir shoppen konnten. Am Ende des Tages bewerteten zwei von vier Kandidatinnen den Look jedoch sehr unfair. Sie zogen mir Punkte ab für die Frisur, die ich an meinem Shoppingtag präsentierte. Sowohl ich als auch das Produktionsteam waren schockiert über die Begründung dazu. Laut der Kandidatinnen hätte ich einen Vorteil dadurch, dass ich einen Afro habe – Sorry absoluter Bullshit und frech mir dafür Punkte abzuziehen. Auch die Begründung, dass ich durch meine natürlichen Haare keine Zeit beim Friseur brauchen würde, weil ich angeblich nur meine Haare schütteln müsse und einen perfekt frisierten Afro habe ist schlicht Bullshit. Ich habe lange Zeit beim Friseur verbracht und on top habe ich im Vorfeld viel Zeit damit verbracht meine Haare anders zu stylen und verschiedene Frisuren zu machen, besonders mit dem Ziel, an meinem Shoppingtag einen anderen Look präsentieren zu können.

Außerdem zu behaupten, dass jede*r die gleichen Voraussetzungen haben sollte, sprich jede*r Teilnehmer*in glatte Haare haben sollte, damit keine*r eine “Vorteil” oder Nachteil hat, ist einfach nur sinnlos und zeigt mir eine beschränkte Sichtweise auf.

Wie hat es sich in dem Moment für dich angefühlt?

Der Moment als ich auf dem Laufsteg stand und die anderen Kandidatinnen ihre Kritik äußern konnten, war unangenehm. Noch viel unangenehmer und sogar wütend war als, ich erfahren musste, dass ich weniger Punkte bekommen habe, weil ich angeblich Vorteile gegenüber den anderen Kandidatinnen habe. Ich war traurig darüber, dass sie nicht den Mut besaßen mir das ins Gesicht zu sagen. Ich habe mich gefragt wie beschränkt manche Leute durch ihr Leben laufen, um ernsthaft denken zu können, dass Afrohaare Vorteile gegenüber anderen Haarstrukturen bringen. Ich war traurig, dass ich nicht gefragt wurde, wie es vielleicht wirklich war meine Haare zu frisieren und stattdessen einfach geurteilt wurde. Ich habe mich gefragt, ob es Neid war, Dummheit, Unwissenheit oder was der Grund für so eine Aussage mir gegenüber war.

Sind dir vorher schon ähnliche Situationen passiert?

Ich bin kein Mensch, der jedes Wort auf die Goldwaage legt aber trotzdem sind schon so häufig Aussagen über meine Haare, meine Hautfarbe oder meinen Po mir gegenüber getroffen worden, die bei mir ein Unwohlsein ausgelöst haben.

Vielen Leuten, die sich äußern, ist nicht bewusst, dass diese Aussagen auch eine Konsequenz haben.

Was für eine Beziehung hast du zu deinem Afro?

Ich habe lange gebraucht meine natürlich Haarstruktur zu akzeptieren und glücklich mit ihr zu sein. Bis zu meinem 18. Lebensjahr habe ich immer chemische Haarglättungen gemacht, die es nicht zulässt, dass mein Afro sich durchsetzt. Ich wollte immer glatte, europäische Haare haben, um auszusehen wie der Großteil meiner Freundinnen, um nicht anders zu sein, um nicht gejudget zu werden, dafür, dass ich andere Haare habe. Bis meine beste Freundin mir den Mut zugesprochen hat damit aufzuhören und meine Haare zu einem Afro schneiden zu lassen.

Das erste Mal seit Jahren habe ich also meine Haare getragen, wie sie wachsen – mit Stolz! Es kostet Arbeit, Pflege und Zeit einen Afro zu pflegen.

Und besonders weil die Haare so schwer zu bändigen sind, habe ich sogar vor drei Jahren entschieden sie komplett kurz zu rasieren. Also nicht einfach mal so geschüttelt und Puff da ist der Afro. Anyhow, mittlerweile sind sie wieder nachgewachsen und ich bin sehr froh darüber, weil ich meine Haare und die Möglichkeiten die sie bieten liebe!

Wie gehst du damit um, das dein Clip viral gegangen ist?

Ich finde es gut, wenn mein Video dabei helfen kann, Leute aufzuklären finde es aber immer wieder erstaunlich, wie viel Aufklärungsarbeit noch geleistet werden muss und wie viele Leute traurigerweise noch darunter leiden müssen.

Hat VOX sich nach dem Shitstorm bei dir gemeldet?

Das Produktionsteam hat unmittelbar nach dem Drehtag und noch vor Ort mir gegenüber gesagt, dass sie es unmöglich finden, dass einzelne Kandidatinnen Punkte für meinen Afro abziehen. VOX direkt hat sich nach der Wiederholung der Folgen jedoch nicht mehr bei mir gemeldet. Ich hatte zwar den Eindruck, dass die Offstimme durch eine kurze Erklärung versucht hat eine Position zu verdeutlichen, jedoch blieb es dabei.

Was sollte sich deiner Meinung nach in solchen Formaten ändern?

Ich würde mir wünschen, dass selbst wenn es zu solchen Situationen kommt, der Sender oder das jeweilige Format dafür sorgt, dass es zu keiner Benachteiligung kommen kann und gegebenenfalls Konsequenzen aus solchen Aussagen zieht.

Jede*r Teilnehmer*in sollte jede*n Mitteilnehmer*in gleich behandeln, ungeachtet davon, ob die Haare, die Hautfarbe, die Religion, die Sexualität eine andere ist oder körperliche Einschränkungen bestehen.

Aussagen, die das Gegenteil behaupten, sollten keine Plattform geboten werden.

Latifah_

Latifah

Latifah hat in ihrem Leben schon in verschiedenen Ecken Deutschlands gelebt und so nach 20 Jahren zu ihrer Identität als schwarze Frau gefunden. Nun verwaltet die den RosaMag Instagram Account, führt ihren eigenen YouTube Kanal: „Beauty &‘ Politics“ und plant ihre erstes eigenes Dokumentationsprojekt. Bald startet sie in ein Studium im journalistischen Bereich und beschäftigt sich so lange mit Themen im Bereich: LGBTQ+*, Rassismus, Lifestyle, Beziehungen und Make-Up.

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