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Vanessa Nakate

Eurozentrismus at its best: Wie die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate ausradiert wurde

Im Gespräch mit Audrey Boateng, Schauspielerin, Model und Aktivistin 

Die Nachrichtenagentur AP hat die ugandische Klimaaktivistin Vanessa Nakate von einem Bild mit anderen Aktivistinnen entfernt. Einfach herausgeschnitten. Ausradiert. Wie, als wäre sie kein Teil dieser Zusammenkunft. Unsignifikant. Denn Luisa Neubauer, Greta Thunberg, Isabelle Axelsson und Loukina Tille sind auf dem 50. Weltwirtschaftsforum in Davos abgebildet. Die Betonung liegt auf “Welt”. Alle weißen Menschen sind auf dem Bild, die einzige Schwarze Aktivistin nicht. Warum?

Die Unsichtbarmachung von Schwarzen Menschen hat eine lange Tradition

Warum gibt es so wenige Schwarze Frauen, die über nachhaltige Themen bloggen? Das fragten wir im letzten Monat unter anderem Sarah Satisgreen, die davon überzeugt war, dass es sie gibt, ob “wir uns die Mühe, auch danach zu suchen?” Schwierig, wenn es keine Beweise gibt. Bilder sind für die Ewigkeit. Sie memorieren ein Ereignis. Vanessa Nakate herauszuschneiden, ist nicht nur zutiefst rassistisch, sondern auch eine krude traditionelle Praktik. Wie häufig liest du etwas von der afrodeutschen Geschichte? Warum “entdeckte” Kolumbus Amerika, wenn es schon Menschen mit ihren eigenen Existenzen auf diesem Kontinent gab? Es ist der Eurozentrismus. Der narzisstische Irrglaube, dass das eigene (er)Leben das einzig bedeutende sei. Weiße Gesichter, Meinungen und Positionen werden im Eurozentrismus fast schon diktatorisch bevorzugt oder andere werden eben herausgeschnitten.

Eurozentrismus 

Die ideologische Beurteilung inner- und außereuropäischer Gesellschaften nach europäischen Vorstellungen. Das reicht von Werte und Normen bis hin zur Kategorienbildung und Überzeugungen, indem der europäische Maßstab als das alleinige Zentrum des Denkens und Handelns erachtet wird. Doch es ist zu marginal es auf Europa zu zentrieren, denn auch sogenannten„neoeuropäischen“ Staaten, wie Nordamerika, Südafrika und Australien sind darin eingeschlossen. Eurozentrisches Denken ist seit der Kolonialzeit vielfach die treibende Kraft für den sozialen und kulturellen Wandel (oder Stagnation) in den meisten menschlichen Gesellschaften der Welt.  

Es bevorzugt weiße Gesichter, Meinungen und Existenz. Im Prinzip, eine wissenschaftlich aufgehübschte Version von Rassismus.

Afrika ist der geringste Emittent und doch am stärksten von der Klimakrise betroffen

AP lehnt die Rassismusvorwürfe ab. Der AP-Kameramann hätte Vanessa Nakate aus bildkompositorischen Gründen herausgeschnitten. Das Gebäude im Hintergrund sei grässlich gewesen, also entfernten sie eine wichtige umweltpolitische Akteurin aus Uganda auf dem 50. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums. Oder wie Nakate in ihrem 10-minütigen sehr bewegenden Interview es formulierte: „Wir haben das nicht verdient. Afrika ist der geringste Emittent von Kohlendioxid, aber wir sind am stärksten von der Klimakrise betroffen.”

Weiße Menschen bestimmen, was relevant ist

Umweltaktivistische Gruppen sind  schon arg homogen. Es werden meist weiße, gebildete, Akademiker*innen mit hübsch bemalten Schildern abgelichtet – in  Deutschland zumindest. Doch mit der Unsichtbarmachung von Nakate stellt sich die Frage: Sorgt der Eurozentrismus dafür, dass wir jenseits von Greta Thunberg gar nicht mitbekommen, wer dort täglich gegen den Klimawandel vorgeht? Vermutlich ja. Der Klimawandel ist nicht nur ein umweltpolitisches Thema, es zeigt die rassistischen und klassistischen Problematiken – in Deutschland und global.

Ohne Twitter hätten wir nie erfahren, dass Vanessa Nakate auf dem Weltwirtschaftsforum dabei war. AP ist eine große und verdammt weiße Institution. Sie selektieren und determinieren, was relevant für den globalen Norden ist. Wenn ein Nachrichtenfotograf auf dem Weltwirtschaftsforum die Bedeutung von der Zusammenkunft von unterschiedlichen Aktivist*innen aus mehreren Teilen der Welt fotografiert und sich dazu entschließt, dass eine Aktivistin aus Uganda irrelevant ist, zeigt uns das: Objektivität in der Berichterstattung ist ein Märchen. Die Nachrichten die wir täglich konsumieren sind nicht frei von tief verankerten Rassismen. Eurozentrismus at its best eben.

Ciani-Sophia Hoeder

Ciani

Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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