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From Hidden to Visible

From Hidden to Visible – Wie Schwarzen Frauen ihre Sichtbarkeit in der Wissenschaft erkämpfen – Eine kleine Einführung

Bild: NASA

Schwarze Wissenschaftlerinnen wie die NASA Mathematikerinnen Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson in ‘Hidden Figures’ sind Vorbilderinnen für BIWoC (Black, Indigenous and Women of Color) in der Wissenschaft –  sie sind Pionierinnen, denn sie haben das damals als unmöglich geltende möglich gemacht – Schwarze Frauen, die eine Schlüsselrolle bei der ersten Mondlandung überhaupt spielten. Welche Ideale haben sie uns als Schwarze Frauen mit auf den Weg gegeben?

Von Sichtbarkeit kann keine Rede sein

Schwarze Wissenschaftler*innen sind in Deutschland rar. Das merkt man bereits daran, dass sie kaum sichtbar sind. Im Laufe meines Studiums habe ich genau einen (!) Schwarzen Dozenten als Lehrperson gehabt. Und wenn ich mich so in unserem Redaktionsteam umhöre, können nur wenige mit einem Dozenten, geschweige denn einer Dozentin der BIPoC Community aufwarten: Drei Redaktionsmitglieder haben in ihrer Bildungslaufbahn Schwarze Dozenten gehabt. Bis zu diesem Punkt haben wir nur von schwarzen Männern als Lehrende gesprochen. Noch weniger vertreten als Schwarze Wissenschaftler, sind Schwarze Wissenschaftlerinnen, auch im globalen Kontext. Und am aller wenigsten sind Schwarze Frauen auf den Gebieten der MINT- Disziplinen vertreten. Schwarze Frauen sind also auffallend unterrepräsentiert in der Forschung und im Lehrkörper allgemein. Diesen Umstand, lasst es mich eher Missstand nennen, sollten wir klar benennen und diskutieren. 

Wir brauchen Vorbilderinnen und Mentorinnen – das würde uns ein Gefühl von Sicherheit im allgemeinen und vor allem  Selbstvertrauen verleihen, das für andere Gruppen selbstverständlich ist

Aber es geht nicht so sehr um das Studien- oder Ausbildungsgebiet an sich, sondern vielmehr um Schwarze Frauen, und  WoC (Women of Color; schlussendlich alle nicht-weiße Frauen) im Allgemeinen in der Wissenschaft und die damit einhergehenden Möglichkeiten, und ja, auch Machtstrukturen, die eine gewisse Qualifikation mit sich bringt. Und vor allem geht es auch um Wissen, das Macht verleiht und schlussendlich Machtstrukturen begünstigt: Weiße Jungs haben ausreichend Vorbilder, die wiederum ihre jungen, weißen Geschlechtsgenossen nachfolgen lassen und begünstigen. Sie identifizieren sich miteinander. Ein geschlossener Kreis also. Angehende schwarze Wissenschaftlerinnen hingegen haben wenige bis keine schwarze Mentorinnen, die ihnen gewogen sind, weil es sie schlicht und ergreifend nicht gibt. Es fehlt großflächig an Identifikationsbezügen, die uns helfen und stärken können, anders als die weißen Jungs sie haben. Denn die Welt der Wissenschaft ist nach wie vor mehrheitlich weiß und männlich.

 

 

Die buchstäblichen “Hidden Figures” 

Mich fasziniert die Verfilmung der Biographie der ersten Schwarzen mathematischen Wissenschaftlerinnen der NASA, Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson. Drei Schwarze Frauen, die sich in einem, und das gilt auch heute noch, von weißen Männern dominierten Bereich gegen alle Widerstände und Widrigkeiten durchsetzten, behaupteten, brillierten und schlussendlich nie Anerkennung dafür bekamen. Bis jetzt. Bis zu der Veröffentlichung von Hidden Figures 2016. Ich möchte an dieser Stelle die Hindernisse, die die drei Frauen zu meistern hatten, näher betrachten, denn das sind so einige.  

Einen Platz in der Welt des weißen Mannes zu erkämpfen, ist hart 

Hierzu muss man unbedingt den historischen Hintergrund mit einbeziehen. Wir sprechen von den USA der 1950er Jahre: Segregation, Unruhen, Demonstrationen, die Bürgerrechtsbewegung durch Martin Luther King und Malcolm X, das brutale Zurückschlagen der weißen Mehrheitsgesellschaft, das Ermorden von Schwarzen US-Bürger*innen durch den weißen Ku-Klux-Klan und andere White-Power Gruppen. Kurz gesagt: Die systematische Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerung, institutionalisierter Rassismus und die dadurch immer größer werdende Freiheitsbewegung, die wir heute als Bürgerrechtsbewegung kennen. Genau in dieses geschichtliche Setting fällt die Geschichte der drei Frauen, noch dazu Schwarze Frauen. Zunächst fängt das bei der Segregation (ein Apartheid ähnliches  System, in dem Schwarze und Weiße Menschen gesellschaftlich getrennt voneinander leben. Die Schwarze Ethnie war jedoch hierbei Repressionen, Benachteiligungen und Verfolgungen ausgesetzt) an, der mit dem Rassismus der 1950er und 60er einhergeht: Katherine muss jedes mal, wenn sie die Toilette benutzen will, in ein anderes Gebäude, um die Toilette für Schwarze Frauen zu verwenden. Die Kaffeekanne wird extra mit einem Schild, das auf den Gebrauch durch ausschließlich weiße hinweist, versehen. Ein weißer Kollege erschwerte ihr das Leben, indem er Katherine unter einem falschen Vorwand ein größtenteil geschwärztes Dokument vorlegt, aufgrund dessen sie eine Berechnung überprüfen soll. Sie wird nach erfolgreichen Nachberechnung der Spionage beschuldigt, da man ihr Ausnahmetalent, das Talent einer Schwarzen Frau, zunächst nicht anerkennen will. Und obwohl sie ihre Brillanz immer und immer wieder unter Beweis stellt, braucht Katherine einen weißen Fürsprecher, um überhaupt Fuß fassen zu können. Die Antwort auf ihre Ausnahmetalent: Missgunst, Misstrauen, offene Feindseligkeit. Das ist demütigend für eine Schwarze Frau, die als Genie, als menschlicher Computer in der modernen Mathematik gilt.

Und immer wieder müssen wir uns beweisen

Hidden Figures zeigt sehr eindrücklich, wie sehr sich Schwarze Frauen beweisen müssen, um überhaupt wahrgenommen, geschweige denn ernst genommen zu werden. Und das gilt auch heute noch. Katherine Johnson Fachbereich (Mathematik), eine Teilgebiet der MINT-Disziplinen, stellt aufgrund des Frauenmangels und eines mehrheitlich weiß gepägten Umfelds ein homogen (wenig vielfältige) strukturiertes Forschungsgebiet dar. Daher ist die mathematische Forschung ein gutes Beispiel für die Doppeldiskriminierung, der Schwarzen Frauen ausgesetzt sind. Wenn man ihre Leistungen unter diesen schwierigen Umständen betrachtet, dann können wir für uns alle eine Lehre daraus ziehen: Zusammenhalt, Kampfgeist und Zielstrebigkeit und vielleicht der immer wieder erklingende Satz, der vielen von uns in den Communities der afrikanischen Diaspora, insbesonderen uns Schwarzen Frauen, mit auf den Weg gegeben wurde: 

Man muss dreimal so fleißig sein, dreimal so hart arbeiten, um sich einen Platz in der Welt des weißen Mannes zu erschaffen, ja sogar erkämpfen.

Es waren und sind Frauen wie Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson, die schwarzen Frauen und WOC im Allgemeinen, den Weg in die akademische Bildung geebnet haben und unter schwierigsten Bedingungen, und größten Widerständen dafür sorgten und nach wie vor sorgen, dass WOC auch in der Akademie nach und nach mehr Gehör finden und ernst genommen werden. Eben diese Frauen, die auch mir als Vorbild und Motivation für meine Studium dienten und  mich dazu animierten zu studieren. 

Es ist an uns, dass wir die Generation Schwarzer Frauen darstellen, die das Erbe, das uns unsere Vorgängerinnen, wie die Mathematikerinnen der NASA, hinterlassen haben weiterentwickeln, auf einen neue, höhere Stufe weitertragen und die Fackel an die Generationen, die nach uns kommen, weitergeben. WoC müssen dafür sorgen, dass alte Machtstrukturen, die zum größten Teil nach wie vor männlich und weiß dominiert sind, aufgebrochen und neu gestaltet werden, um uns einen Platz zu erschaffen. Das ist unser Vermächtnis: das Vermächtnis, das uns mutige, brillante und zielstrebige schwarze Frauen wie Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson hinterlassen haben.

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