Fünf Filme & Serien zum Streamen – von und/oder mit großartigen Schwarzen Frauen
Streamingdienste haben in den letzten Jahren neue Arten des Film- und Fernsehguckens erschlossen und zugänglicher gemacht. Doch insbesondere haben Netflix & Co. auch für die Produktion von Filmen und Serien zahlreiche neue Möglichkeiten aufgetan. Projekte werden im Moment umgesetzt, die bei den traditionellen Sendern und Produktionsfirmen wohl wenige Chancen hätten. Publika können erreicht werden, global und rasant. Auch Schwarze Filmemacher*innen und Perspektiven Schwarzer Frauen finden hier ein neues Ausmaß an Gehör. Da haben wir mal fünf von den besten Filmen und Serien rausgesucht, die von Streamingdiensten in den letzten Jahren produziert und erstveröffentlicht wurden. Von Drama und Tragikomödie, über Serien, Superhelden und Sci-Fi bis hin zum Dokumentarfilm, ist für jede*n etwas dabei!
Lionheart
(2018, Regie: Genevieve Nnaji)
Die erste Netflix Eigenproduktion aus Afrika. Lionheart war das Regiedebut von Genevieve Nnaji, einer der erfolgreichsten Filmemacher*innen Nigerias, die auch Schauspielerin und Produzentin ist. Es handelt von der Tochter eines Unternehmers, die schon lange in der vom Vater geleiteten Familienfirma arbeitet. Als der Vater gesundheitsbedingt ausfällt, hält sie es für selbstverständlich, dass sie in seiner Abwesenheit die Leitung der Firma übertragen bekommt, stattdessen wird ihr Onkel als ihr Vorgesetzter einberufen. Sie fühlt sich sich hintergangen und entmündigt, doch wider Willen rafft sie sich dennoch mit ihrem Onkel zusammen, um die Firma zu retten. Eine Tragikomödie, die nicht nur Perspektiven auf ein zeitgenössisches Afrika wirft, die wir in Europa viel zu selten in den Medien sehen, sondern ebenfalls mal wieder unter Beweis stellt, wie hochwertig die Filmindustrie in Nigeria mittlerweile unterwegs ist.
See You Yesterday
(2019, Regie: Stefon Bristol)
Von Filmikone Spike Lee produziert, bietet dieser Sci-Fi-Film nicht nur Action und Abenteuer, sondern greift auch aktuelle sozio-politische Probleme in den USA auf. Nachdem ihr älterer Bruder von einem Polizisten unrechtmäßigerweise erschossen wird, baut eine Jugendliche zusammen mit ihrem besten Freund eine Zeitmaschine. Doch Zeitreisen sind – wie immer schwierig – und ihre Versuche die Vergangenheit zu ändern, resultieren in immer verheerenderen Konsequenzen. Durch die jugendlichen Protagonist*innen ist dies insbesondere auch für ein jugendliches Publikum geeignet. Doch auch für jene, Jenseits der Jugend, ist es fesselnd einen Sci-Film mit einer hochintelligenten Schwarzen Jugendlichen, die für Gerechtigkeit kämpft, zu sehen!
City of Joy
(2016, Regie: Madeleine Gavin)
Ein sehr wichtiger und mitreißender Dokumentarfilm. Der 2018 von Netflix veröffentlichte Film widmet sich der City of Joy in Bukavu im Osten von Kongo. Die “City of Joy” ist eine Auffang- und Ausbildungsstation für Frauen, die Überlebende der extremsten, teils unbeschreiblichen, sexuellen Gewalt sind. Ausgelöst wird diese Gewalt durch einen 20-jährigen neo-kolonialistischen Konflikt und die systematische Ausbeutung der heißbegehrten mineralischen Ressourcen des Landes (verwendet z.B. in den Akkus von Handys, Laptops, oder auch Elektrofahrzeugen).
Gegründet wurde das Projekt von Dr. Denis Mukwege, der auch einen Friedensnobelpreis 2018 erhielt, der Menschenrechtsaktivistin Christine Schuler-Deschryver und der Dramatikerin und Aktivistin Eve Ensler, von „Die Vagina Monologe“. Der Film begleitete eine Gruppe von Frauen auf ihrem Weg, Sinn in ihrem Leben zu schaffen, selbst wenn alles, was für sie bedeutsam war, schon lange weg ist. Ein schweres Thema, aber gerade deswegen wichtig und trotz allem letztlich ein erhebender Film voller Hoffnung und unglaublicher Widerstandsfähigkeit.
Raising Dion
(seit 2019, Executive Producer: Michael B. Jordan)
Eine Superhelden-Serie der vollkommen anderen Art. In Raising Dion muss sich eine, seit dem Tod ihres Mannes, alleinerziehende Mutter mit den plötzlich auftretenden magischen Fähigkeiten ihres Sohnes auseinandersetzen. Nach und nach scheint das Kind sich zum Superhelden zu entwickeln und es dauert nicht lange, bis sich zwielichtige Personen und Organisationen für ihn interessieren. Eine liebvolle und spannende Erzählung über das Muttersein und Familie, zugleich mit einer guten Portion Spaß und Action, sowie voller Überraschungen.
Zudem ist der Cast nicht nur exzellent (und zum Teil auch sehr niedlich), sondern neben dem Fokus auf eine Schwarze Mutter und ihren Sohn, auch in der weiteren Hauptrollen-Besetzung von Dions bester Freundin inklusiv von Menschen mit Behinderung/die behindert werden als eine Selbstverständlichkeit. So bricht die Serie mit sämtlichen Stereotypen des Superhelden-Genres das durchgehend von Narrativen über weiße cis-Männern ohne Behinderung dominiert wurde. Und das Ganze war so erfolgreich, dass seit kurzem eine zweite Staffel bereits bestätigt ist.
When They See Us
(2019, Regie: Ava DuVernay)
Eine viel diskutierte Serie des letzten Jahres widmete sich der irgendwo unglaublichen und doch leider viel zu repräsentativen, wahren Geschichte der Exonerated Five (zuvor in der Presse bekannt als die „Central Park Five“). When They See Us wurde umgesetzt von Ava DuVernay, die derzeit als African-American Regisseurin alle möglichen Rekorde bricht und neue Ufer erklimmt.
Nachdem eine Weiße Joggerin im Central Park brutal vergewaltigt wird, erzwingen Ermittler*innen von fünf beliebig aufgegriffenen Schwarzen und Lateinamerikanischen Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren Geständnisse. Doch, obwohl sie diese zurückziehen und jegliche Beweise fehlen, wird um jeden Preis ein Fall gegen sie konstruiert, eine öffentliche Hetzjagd betrieben und sie werden verurteilt. Traurig ist auch, die vergewaltigte Frau in diesem Prozess gerät vollkommen in Vergessenheit, ist letztlich nur Mittel, um Hass und Schuld gegen die Jungen zu schüren. Erst über ein Jahrzehnt später wird schließlich durch das Geständnis und DNA Nachweise des wahren Täters, ihre Unschuld nachgewiesen. Für Gerechtigkeit zu spät, erstreckt sich die packende Mini-Serie über ein Vierteljahrhundert im Leben der Exonerated Five und mit dem Hintergrund der Regisseurin im Dokumentarfilm, sowie dem exzellenten Cast wird die Geschichte wirklich ergreifend auf den Bildschirm gebracht.
Bonus Track:
Nappily Ever After
(2018, Regie: Haifaa al-Mansour)
Haben wir bei RosaMag schon mal empfohlen, will ich aber auch hier gerne noch mal ansprechen. Nappily Ever After ist auf den ersten Blick eine typische „Romantik“-Komödie, entlarvt sich dann aber als so viel mehr. Die Protagonistin ist es leid die Erwartungen zu erfüllen, die an sie als Schwarze Frau heutzutage in den USA immer noch gestellt werden, insbesondere die Ansprüche ihr Haar immer perfekt und akzeptabel (gemäß der weißen Mehrheitsgesellschaft) zu präsentieren. Vieles hat hier für Schwarze Frauen in westlichen Gesellschaften einen starken Wiedererkennungswert, allerdings hätte ich mir eine noch tiefgründigere Auseinandersetzung gewünscht. Der Film kratzt letztendlich vor allem an der Oberfläche, aber oft ist das auch wieder eine Notwendigkeit, um anderen den Weg zu ebnen weiter und noch furchtloser in die Thematik einzutauchen. Dennoch bricht auch Nappily Ever After erfolgreich mit vielen Stereotypen und zelebriert die natürliche Schönheit Schwarzer Frauen sowie Selbstliebe, statt der Notwendigkeit der Bestätigung und Aufwertung nur durch äußere Faktoren (wie z.B. Männer).
Und was sonst noch?
Es gibt noch viel mehr zu entdecken, auch längere Serien, die bei mir persönlich aus Zeitgründen gerade erstmal Dauergäste auf der Watchlist sind. Aber, wie frau sieht, sind alle diese Beispiele im Moment vor allem aus den USA, ein paar aus Afrika, wo auch weitere vielversprechende Projekte gerade am Entstehen sind, wie zum Beispiel die angekündigte südafrikanische Spion/Krimi-Serie Queen Sono (kommt dieses Jahr). Was wir uns noch wünschen können, sind mehr filmische Erzählungen auch aus afroeuropäischer Perspektive!
P.S.: Gerne hätte ich übrigens verschiedene Streamingdienste mitaufgenommen, landete mit meinen Empfehlungen dann doch immer wieder bei Netflix, die hier in Punkto diverse und repräsentative Stimmen einfach besser unterwegs sind. Was sind eurer Meinung nach noch großartige Eigenproduktionen der Streamingdienste von und/oder mit Schwarzen Frauen*, die ihr empfehlen könnt?
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