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Kommentar zur Frankfuter Buchmesse

Geht es um Rassismus oder eigentlich nur um die Kohle?

Ein Kommentar von Ciani-Sophia Hoeder zur Frankfurter Buchmesse

Für mich war es ganz logisch. Keine*r würde zu einer Veranstaltung gehen, die Verträge mit Rechtsextremist*innen macht. Punkt. Ich war so wütend darüber, dass für mich klar war dass es allen Menschen so ergehen würde. Deshalb rief ich Jasmina Kuhnke an, sagte ihr, dass ich ein Statement formulieren werde und kontaktierte unterschiedliche Menschen, die auch planten zur Messe zu gehen. Einige sagten zu. Ein Großteil antwortete gar nicht. Manche sagten kurz vor der Veröffentlichung des Statements ab. Die Liste wurde kleiner.

Kommentar zur Frankfuter Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse schließt Verträge mit Nazis. Das legitimieren sie, indem sie von Meinungsfreiheit sprechen. Eine Argumentationsstruktur von Rechts. Dabei haben sie als Unternehmen keine Werte formuliert. Eigentlich geht es nicht um Meinung – und nebenbei bemerkt ist Rechtsextremismus keine Meinung. Rechtsextremist*innen lehnen die freiheitliche demokratische Grundordnung ab und wollen − auch unter Anwendung von Gewalt − ein autoritäres oder gar totalitäres staatliches System errichten, in dem nationalistisches und rassistisches Gedankengut die Grundlage der Gesellschaftsordnung bilden sollen. Es geht ums Geld. Der Messe, nicht den Nazis.

 

Es ging schon immer nur ums Cash. Der Grund, weshalb es Rassismus überhaupt gibt, ist ein kapitalistischer. Die Europäer*innen wollten den afrikanischen Kontinent ausbeuten und die Menschen vor Ort versklaven. Dafür brauchte es mehr als ein Argument. Also erfanden sie ein soziales Konstrukt zur Hierarchisierung von Menschen und entmenschlichten Personen auf dem afrikanischen Kontinent. Denn wenn Schwarze keine Menschen sind, konnten Weiße alles mit ihnen tun. Was sie auch taten. Es ging also um die Kohle. Das tut es immer noch. Die Apartheid endete in den USA nicht aus Nächstenliebe. Sie wurde durch die Industrialisierung beendet. Maschinen waren weniger anstrengend als Versklavte. Daher war mir bewusst: Ein Boykott ist das einzige Mittel, was funktionieren würde. Schon seit Jahren gehen Menschen zur Buchmesse, beziehen vor Ort Haltung und erklären, dass sie es nicht in Ordnung finden, dass Rechte zugegen seien. Es kam 2017 sogar zu Ausschreitungen und trotzdem wird dieses fadenscheinige Argument, der vermeintlichen “Meinungsfreiheit”, immer wieder aus der Schublade gezogen. Zu sagen, dass Nazis viel Geld haben, wäre einfach nicht so glorreich. Gleichzeitig zu argumentieren, die Rechten würden sich dann in die Buchmesse reinklagen, ist so: Sorry, das ist uns zu teuer. Also, gegen Nazis zu sein.

Deswegen war ein Boykott eine kluges Mittel. Es gab nur einen Denkfehler. Ich dachte, dass viel mehr Menschen mitmachen würden. Nur dann ist es eigentlich wirksam. Wenn es konsequent ist. Der Boykott wurde historisch von vielen Schwarzen Aktivist*innen immer wieder genutzt. Der Busboykott von Montgomery war ein Protest der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung gegen die Politik der Segregation und Rassentrennung. Im Dezember 1955 durch Rosa Parks ausgelöst, dauerte er ein Jahr. Schwarze Menschen gehörten zu den größten Kund*innen beim städtischen Nahverkehr. Irgendwann tat es weh. Nicht moralisch, sondern finanziell. Auch in und außerhalb Südafrikas stand der Verbraucher*innenboykott im Mittelpunkt der Anti-Apartheid-Kampagnen. Der Chief Albert Luthuli rief zu einem internationalen Boykott von südafrikanischen Produkten auf. Er dauerte 35 Jahre an und war ein Mittel, dass alle Menschen von überall aus, ganz leicht durchführen konnten.

 

Boykotte wurden von Schwarzen Aktivist*innen gewählt, weil sie wussten, dass an die Empathie zu appellieren oder Fakten zu nennen, keine Wirkung hat. Der Racial Empathy Gap zeigt, dass Menschen gegenüber Weißen mehr Mitgefühl zeigen als gegenüber Schwarzen. Weitere Studien zeigen, dass weiße Menschen glauben, dass Schwarze weniger Schmerz empfinden.

Kommentar zur Frankfuter Buchmesse

An die Empathie zu appellieren oder einfach die Wahrheit zusagen, reicht nicht aus. Zumindest bei Menschen, die nicht wissen, wie es sich anfühlt in einer Welt zu leben, die nicht für sie vorgesehen wurde. Am Supermarkt neben einen Nazi zu stehen. Verbale Gewalt und teilweise physische zu erleben, nur weil du aussiehst, wie du aussiehst. Vermutlich entschieden sich deshalb Raul Krauthausen und Riccardo Simonetti schnell dafür die Messe auch zu boykottieren. Aber auch Autoren, wie Till Raether.

 

Die Sache mit dem Boykott ging nach hinten los, weil er konsequent hätte sein müssen. Schwarze und weiße, People of Color, wirklich alle, hätten gemeinsam dagegen sein müssen. Waren wir nicht. Die einzige Wirkung ist, dass es einige Berichte gab mit dem Konsens: Warum räumt ihr, die Personen, die nicht zur Messe gegangen sind, den Rechten denn das Feld? Geht hin und macht euch vor Ort stark. Es ist doch wichtig zu reden! Wenn wir als Gesellschaft nicht sprechen, dann verlieren wir den Kontakt zu einander. Aus Rechtsradikalität wurde dann auf einmal “kritische Haltung.” So wurden Nazis easy peasy bagatellisiert. Jetzt sind die Menschen, die aktiv die Veranstaltungen boykottiert haben, diejenigen, die ein “wenig Haltung” nicht ertragen können. Sie sind schwierig, emotional, empfindlich. Sie sollen sich nicht so haben. Bitte geht hin und erklärt erneut Rassismus. Andere Schwarze Menschen und People of Color haben es doch auch auf der Messe ausgehalten. Warum ihr nicht?

Am Ende geht es nicht mehr um die Buchmesse, die Verträge mit Rechten macht. Es geht um die Schwarze Menschen, die hingegangen sind und es geht um die, die es nicht sind. Es geht um Personen, nicht um Strukturen. Es geht um Menschen, nicht um die Moneten.

 

Ich dachte, dass alle wütend wären. Ich habe mich geirrt. Das war naiv. Was ich jetzt erkenne, ist: Die Frankfurter Buchmesse wird immer wieder Verträge mit Rechten machen, weil sie es schon immer getan haben. Dadurch haben sie diese Praxis normalisiert. Wenn es normal ist, ist es für alle anderen ok. Aber es ist vor allem lukrativ. Wären wirklich alle geschlossen nicht zu den Veranstaltungen gegangen, hätte die Buchmesse Verluste gemacht. Nicht Argumente, nicht die Empathie, auch nicht der Fakt, dass wir als Gesellschaft eine Haltung einnehmen müssten, die Nazis nicht inmitten einer Messe positionieren, funktioniert. Für sie ist Rassismus nicht das Problem. Das Geld ist es. Es geht immer nur um die Kohle.

Ciani-Sophia Hoeder

Ciani

Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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