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heartxwork

„Jede Geschichte ist einzigartig“ – im Gespräch mit heartxwork

Im Gespräch mit den heartxwork Gründerinnen: Anna K. Baur und Joanna C. Schröder

Unsere Leben, unsere Kulturen bestehen aus vielen sich überlappenden Geschichten. Die Schriftstellerin Chimamanda Adichie ist überzeugt, dass es gefährlich ist, wenn wir nur eine einzige Geschichte über eine andere Person oder Land hören, ein bedenkliches Missverständnis riskieren. In Deutschland erleben wir eine einseitige Berichterstattung, obwohl jeder vierte einen Migrationshintergrund hat, haben lediglich zwei bis drei Prozent der Journalist*innen einen migrantischen Background. Anna K. Baur und Joanna C. Schröder möchten das ändern und entwickelten heartxwork, eine Plattform, die in Deutschland lebende Menschen mit Migrationshintergrund überrepräsentiert. Jeden Donnerstag geht eine neue Geschichte online. Aktuell befindet sich heartxwork in der Sommerpause, aber Vorfreude ist die schönste: Ab den 15. August geht es weiter! Wie entstand die Idee, was hat es mit dem Namen auf sich und warum haben wir uns in Annas und Joannas Konzept verliebt?

Was ist heartxwork? 

heartxwork ist eine Plattform, die in Deutschland lebende Menschen mit Migrationshintergrund überrepräsentiert. Es denken, schreiben, fotografieren, filmen, produzieren zu 100% Kreative mit mehr als einer kulturellen oder nationalen Identität. Die Geschichten eröffnen das Leben in und mit den verschiedenen Kulturen, aber auch die Suche nach dem Platz in der Gesellschaft und gehen über Rassismuserfahrungen und Identitätsfragen hinaus.

Die Contributors erzählen von Sofia Coppola, Kapitalismus, He-Man, Rumänien, dem Verlust eines geliebten Menschen, dem Christopher Street Day, von Josephine Baker, Europa, von Hahnenkämpfen, Mitteparteien, dem Klimawandel, der Musikindustrie. Öffentliche Diskurse werden aufgegriffen und aus der Perspektive der Contributors weiterentwickelt, neue Diskurse werden entfacht – mit dem Ziel das dominante Narrativ abzulösen.

Jeder Contributor ist einzigartig. Jede Geschichte ist einzigartig. Sie bestätigen uns darin, dass die Plattform notwendig ist. Wenn wir z.B. über BIPOCs in Deutschland sprechen und Alice Francis erzählt, dass sie sich hauptsächlich mit ihren rumänischen Wurzeln identifiziert und mit dem Schwarzsein nichts am Hut hätte oder Olamiju Fasemin feststellt, dass sie sich erst in Deutschland als Schwarze Frau richtig wohl gefühlt hätte, zeigt uns das, wie unterschiedliche Erfahrungen zu unterschiedlichen Sichtweisen und Identifikationen führen.

Wir brauchen mehr als eine Geschichte, um in Deutschland ein Umfeld zu schaffen, das alle Mitbürger repräsentiert. Ein Umfeld, in dem Menschen mit Migrationshintergrund zugehörig sind, den Diskurs mitbestimmen und nicht in den Stereotypen stecken bleiben. 

Kurz: Wir wollen viele Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen. Denn die Vielfalt führt hier mit großer Wahrscheinlichkeit zu mehr Schnittstellen, mehr Gemeinsamkeiten, mehr Verständnis füreinander. Eine Inspiration für heartxwork ist der TED Talk „The danger of a single story“ von Chimamanda Ngozi Adichie. 

Was hat es mit dem Namen auf sich?

Wir wollten einen Namen, den jeder versteht, mit dem sich jeder identifizieren kann, wie „Love“ oder „Time“. Wir kamen schnell auf „Heart“, denn jeder hat ein Herz. Die Plattform soll eine Verbindung zwischen den Mitwirkenden und den Leser*innen schaffen, die Herzen sollen am Ende füreinander schlagen. 

Die Kombi mit „Work“ ist später im Gespräch zwischen uns gefallen. Wir mochten das Wortspiel und es ist harte Arbeit, Verständnis füreinander zu schaffen. Harte Arbeit, die aber ohne das „Herz“, ohne Empathie keine Wirkung zeigt.

Warum habt ihr diese Plattform ins Leben gerufen?

In unseren Jobs haben wir die Erfahrung gemacht, dass unter den Medienmachern, Menschen mit Migrationshintergrund, bzw. Menschen, die zwischen den Kulturen stehen, unterrepräsentiert sind. Das bestätigt auch eine Studie von 2017 (Zapp, 08.02.2017), die besagt, dass jeder fünfte Einwohner in Deutschland einen Migrationshintergrund hat,

 in den Redaktionen ist es nur jeder fünfzigste. Models, Moderatoren, Politiker, Schauspieler mit Migrationshintergrund sind wichtig, weil sie Vorbilder sein können. Diversität muss aber auch hinter den Kulissen stattfinden, nur dann besteht die Möglichkeit, dass daraus kein Trend wird und festgefahrene Strukturen sich tatsächlich verändern. Dazu wollen wir mit heartxwork beitragen. 

An wen richtet sich heartxwork? 

An Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit mehr als einer kulturellen oder nationalen Identität. Menschen, die sich mit den Stories identifizieren können, die unter heartxwork Vorbilder und Inspiration finden. An Menschen, die Deutschland als Einwanderungsland sehen und schätzen, die Interesse daran haben, dass das Zusammenleben funktioniert und daran, dass Brücken statt Mauern gebaut werden. 

heartxwork richtet sich aber auch an Medienmacher, die auf der Plattform Autor*innen, Fotograf*innen, Filmemacher*innen, usw. finden, die eine Meinung vertreten und diese gekonnt ausdrücken. 

Und das nicht nur in Zusammenhang mit Migrationsthemen, sondern im jeweiligen Spezialgebiet.

heartxwork ist keine Plattform, die andere ausschließt. Es können auch Geschichten erzählt werden, in denen die Meinungen von Deutschen ohne Migrationshintergrund präsent sind. Wichtig ist uns aber, dass die Geschichten von Menschen mit Migrationshintergrund konzipiert und umgesetzt werden. Wir glauben, dass dieser Ansatz die Perspektive verändert. Die Plattform gibt Menschen mit Migrationshintergrund die Chance, eine andere Position einzunehmen, zu überraschen, den Stereotypen zu entfliehen.

Wie läuft ein Interview mit euch ab?

Wir sind beide sehr offen und unkompliziert. Daher reagieren die Leute auf uns meist auch sehr offen. Wir kommen ins plaudern, nehmen uns viel Zeit für die Gespräche und am Ende wissen meist beide Parteien die Lebensgeschichten voneinander. Im ausgedehnten Gespräch entwickelt sich dann die eine Story, die erzählt werden will, die wichtig ist, um das eine Narrativ abzulösen. Bei Interviews übernehmen wir die Quotes. Wenn die Contributor selbst filmen, fotografieren oder schreiben, entwickeln wir im Gespräch das Konzept mit dem dann weiter gearbeitet wird.

Kurz zu euch: Was habt ihr gemacht, woher kommt ihr und wo möchtet ihr hin? Ziel?

Wir haben beide als Redakteurinnen für das Blonde Magazine gearbeitet. Irgendwann haben wir mit dem Gedanken gespielt zusammen etwas eigenes auf die Beine zu stellen. Vor zwei Jahren haben wir gekündigt, um den Gedanken in die Realität umzusetzen. Identität und Vielfalt waren aufgrund unserer persönlichen Bio immer Themen, die uns beschäftigt haben, daher sollte es etwas sein, das Brücken baut, das Vorbilder schafft,

die uns früher gefehlt haben. Es hat dann noch einige Zeit gedauert bis wir heartxwork soweit entwickelt hatten, dass wir zufrieden damit waren und mit der Umsetzung beginnen konnten. 

Das Ziel? Das viele Leute in Deutschland merken, wie relevant unsere Stories sind, jeden Donnerstag gespannt auf die neue Story warten und Empathie entwickeln für die unterschiedlichen Situationen in denen sich Menschen befinden können. 

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April 2016. Anna und ich waren für eine Woche in Lissabon. Es hat ständig geregnet. Die wenigen sonnigen Tage nutzten wir, um stundenlang durch die Stadt zu streifen. An einem dieser Tage, landeten wir in Belem. Während wir spazierten, fragte sie mich: „Was willst du eigentlich danach machen (nach unserem Job bei Blonde Magazine)? Ich erwiderte: „Keine Ahnung… vielleicht gehe ich zurück nach Berlin und mache mein eigenes Ding“. Wir setzten uns in ein überfülltes Café, direkt am Wasser, zahlten viel zu viel für meinen Cappuccino und Annas Tee. Aber dort wurde aus “mein eigenes Ding” “unser eigenes Ding”. Wir blieben noch ein Jahr in Hamburg bevor wir unsere Jobs kündigten und (zurück) nach Berlin zogen. . . In den letzten zwei Jahren haben wir einen Business Plan geschrieben, als Content Creators gearbeitet, uns finanziell durchgeboxt, verschiedene Webseiten gebaut, verschiedene Namen ausprobiert, verschiedene Bildsprachen geschaffen, Schriften, Inhalte, Jobs, Wohnungen und Kaffee Spots gewechselt. Dann Pause. Wir haben uns wieder hingesetzt, alles in Frage gestellt, uns geärgert, dass wir die finanziellen Mitteln für unsere Traum-Webseite nicht haben. Uns fehlte die Vision, die Inspiration, das Geld. Wir haben gestritten, fast aufgegeben. Pause. . August 2018. Wir sind für zehn Tage nach Rudna geflogen, waren plötzlich im Nirgendwo. Umgeben von Alice, Alices Mutter, Victor, Liviu, Schweinen, Pferden, Hähnen, Hühnern, Gänsen, einer Eselin, Katzen, Hunde, einem Fluss, endloser Weite, Moskitos und Palinka (dem Schnaps der Region). Dort haben wir die Vision wiedergefunden. . . Fast ein Jahr ist seitdem vergangen. Wir haben die Website gebaut, haben Freunde und Contributors gefunden, die an unser Projekt glauben. Wir haben sehr viel Energie, Zeit, Liebe und Arbeit reingesteckt. Sie haben sehr viel Energie, Zeit, Liebe und Arbeit reingesteckt. Unser Baby ist jetzt online, und es heisst #heartxwork. . . .

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Und zum Schluss: Was steht an? Auf was können wir uns noch freuen?

In den nächsten Wochen und Monate werden wir uns darum kümmern, dass die heartxwork Inhalte ins Englische übersetzt werden, damit wir mehr Leser erreichen können. Fürs nächstes Jahr haben wir uns vorgenommen, die Mitwirkende und Leser*innen der Online-Plattform auch im realen Leben zusammenzubringen. Wir planen einen heartxwork Talk – die Contributor bekommen eine Bühne. Außerdem wollen wir jährlich ein Best of Printbuch veröffentlichen.  

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