JOMO – The Joy of Missing Out
Es ist Freitagabend. Von meinem Nachttisch leuchten im knalligen Senfgelb die Ziffern 20:09 Uhr meiner Digitaluhr. Mit einem frisch duftenden Pfefferminztee und dem Debütroman von Michelle Obama liege ich hier, trotze den Partyvorschlägen meiner Freundinnen und aktiviere auf meinem Smartphone, Achtung, den Flugmodus. Der Battle um den erfolgreichsten Instagram-Post zwischen Kylie Jenner und einem britischen Ei – aus. Push-Nachrichten von Spiegel Online – aus. Der Statusupdate meines Ex – aus. Der Welt und Informationsflut einfach mal den Saft herausnehmen: Das ist JOMO. Die Gegenwelle zu FOMO – The Fear Of Missing Out. Ist zwischen Hygge, stricken und meditieren das Smartphone passé? Folgt nun die Zeit in der es nur um dich geht – ganz weit weg vom digitalen Monstrum? Oder ist es nur eine neue Trendwelle die verebbt?
Von Morgens bis Abends – der liebe Begleiter
Im Morgengrauen mit verschlafenen Augen schielen wir 15 Minuten nach dem wachwerden bereits auf den flimmernden Bildschirm. Den restlichen Tag geht es mit ganzen 55 weiteren Malen weiter – willkommen in unserer digitalen Welt! Ich gehöre nicht zu den Kandidatinnen, die bei einem Treffen ihr Smartphone in Blickweite auf den Tisch positionieren und direkt rüber schielen, sobald es aufblickend. Eine normale Konversation, bei der ich dem Gegenüber in die Augen blicke, geht klar. Trotzdem habe ich diese Millenialerscheinung, wie das klassische Second Screening, wo ich das Telefon zücke, sobald ich eine Serie, Doku oder Film schaue, die nicht ganz meinem Geschmack trifft. Auch bin ich auf den Berliner Fußgängerwegen schon häufiger in jemanden hineingelaufen, der genauso vertieft auf seinem Smartphone starrte – das geht allerdings 23 Prozent der Smartphonenutzer so!
Lasst das Telefon zuhause! Naja, fast
Eigentlich empfinde ich mich nicht als eine Smartphonesüchtige, aber wann gibt eine Abhängige das schon freiwillig von sich zu? Googlen, die neuesten digitalen Trends checken – all das gehört zu meinem täglichen Broterwerb, doch ich gehe gern mit meinem Hund im Wald spazieren und genieße es mit Freunden entspannt zu quatschen. Aber weißt du, wer immer dabei ist? Oh ja, mein Smartphone. Bist du auch schon einmal abrupt aus der Wohnung gerannt, um den Bus noch zu erwischen und hast, als das Adrenalin nachließ, Panik bekommen, bei dem Gedanken, dass du eventuell dein Telefon auf dem Küchentisch liegen gelassen hast?
Digitalisierung ist böse, I know, aber wie böse denn wirklich?
Laut der Studie eines Telekommunikationsunternehmens, verbringen 33 Prozent der Smartphone-User lieber Zeit mit ihrem Telefon, als mit anderen Menschen! Weitere Zahlen unter Teenies, zeigen einen Zusammenhang zwischen Depressionen und der vermehrten Smartphone-Nutzung. Diese Studien zeigen, dass die Reizüberflutung, zugegebenermaßen, einigen wirklich ernsthaft zusetzt. Aber ist das Smartphone dadurch automatisch böse?
Frankenstein und andere Monster
Ein interessanter Fakt: Paradoxerweise stammt JOMO aus dem Hause Google. Handelt es sich hier um das Frankenstein Monster-Phänomen und versucht Frankenstein, Google, eine Lösung für sein Monster, Informationsflut, zu schaffen? Es ist nicht nur die größte Suchmaschine unserer Zeit oder Facebook oder irgendein anderer Goliath schuld für unsere sich ununterbrochen drehende informationsüberflutete Welt – das ist unser heutiger Spirit. Informationen werden schneller geteilt und wir müssen lernen all das bewusst abzublocken. Wie so oft, ist die Mitte die Lösung. Ich schaffe von nun an eine bewusste Balance zwischen der Nutzung meines Telefons und achte darauf, es mal eben doch zuhause liegen zu lassen, wenn ich mit meinem Hund im Wald spaziere oder kurz um die Ecke Einkaufen gehe. Dafür steht JOMO – wieder ein Gleichgewicht zwischen dem Digitalen und der realen Welt zu erreichen. Statt das Telefon in die Tonne zu schmeißen, heißt es bewusst auf Pause zu drücken und es geht noch einen Schritt weiter: Diese digitale Auszeit so richtig zu genießen!
Also, wann hast du das letzte mal dein Telefon zu Hause gelassen?
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