Onyi Alaike: „Ich habe keine Lust mehr auf deutsche Dating-Formate“
Fotocredit: Netflix
Im Gespräch mit Onyi Alaike
Ein Mal an einer Datingshow teilzunehmen, steht nicht unbedingt bei jedem Menschen auf der Bucket List. Für die 25-jährige Zahnmedizinstudentin Onyi ging damit aber ein Traum in Erfüllung. Die Hamburgerin mit nigerianischen Wurzeln nahm an der deutschen Version der Netflix Hitshow Too Hot To Handle teil und erlangte internationale Aufmerksamkeit. Auch, weil viele Schwarze Frauen sich mit ihren Erfahrungen in der Show identifizieren konnten. Wir haben mit Onyi über ihre Zeit bei Too Hot to Handle, die Problematiken hinter den Kulissen und ihre Zukunft gesprochen.
Onyi, warum hast du dich damals bei Tropical Desire beworben ?
Onyi: Die Werbung habe ich zufällig beim Scrollen in einer Insta-Story gesehen und fand es irgendwie ansprechend. Kurz davor hatte ich noch mit meinen Freundinnen darüber gesprochen, dass eine Datingshow auf meiner Bucket List steht. Ich wollte das unbedingt noch machen, bevor ich ins Berufsleben starte. Ich habe mich dann einfach dort beworben. So ging es los.
Hattest du einen Verdacht, dass es sich um Too Hot To Handle handelt?
Onyi: Wir wussten nicht mal, dass die Show von Netflix ist. Es gab sogar einige Teilnehmer*innen, die kannten Too Hot To Handle gar nicht und hatten damit auch keinen Verdacht. Auf der Technik standen auch überall die Aufdrucke von Tropical Desire. Am Ende war ich auf jeden Fall überrascht, bei Too Hot To Handle zu sein.
Wie hast du dich gefühlt, als schließlich aufgelöst wurde, bei welcher Show ihr tatsächlich gerade teilnehmt?
Onyi: Ich war auf jeden Fall happy, weil Too Hot To Handle mit Abstand meine liebste Datingshow auf dem Markt ist. Man sieht es zwar immer im Fernsehen, aber selbst dort zu stehen und teilzunehmen ist ganz anders. Ich konnte das am Anfang gar nicht so richtig realisieren. Das hat ein paar Tage gedauert.
Du hast auf TikTok bereits angedeutet, dass dein Regelverstoß nicht gezeigt oder gezählt wurde, hast du inzwischen eine Erklärung dafür bekommen?
Onyi: Ich möchte es eigentlich bei den Andeutungen belassen, weil ich gar nicht so richtig weiß, wie viel ich erzählen darf oder nicht. Die Leute können und dürfen gerne darüber spekulieren, aber Genaueres werde ich nicht verraten.
Dating-Formate wie Too Hot To Handle werden international aufgrund mangelnder Diversität und dem Umgang mit dark skinned Frauen kritisiert. Wie hast du die Sendung als Schwarze Frau wahrgenommen?
Onyi: Vor Ort habe ich gedacht: “Vielleicht bildest du dir das nur ein”. Deswegen war es während der Dreharbeiten gar nicht so schlimm. Erst als ich die komplette Sendung gesehen habe, hatte ich ein mulmiges Gefühl. Ich habe immer noch gezweifelt, ob ich mir das Ganze vielleicht nur einbilde, bis ich zahlreiche Nachrichten bekommen habe und überall Kommentare gesehen habe. Es gab sogar Blogs, in denen Leute über das Thema diskutiert haben. Das hat mir klar gemacht, dass ich etwas dazu sagen muss. Wenn ich als 14-jähriges Schwarzes Mädchen die Sendung geschaut hätte, würde ich mir das von einer Schwarzen Teilnehmerin auch wünschen. Damit wird klar, dass dieses Gefühl nicht nur Einbildung ist, sondern leider unsere Realität.
Hast du dich gefreut, als mit Samira eine weitere Schwarze Frau in die Villa eingezogen ist?
Onyi: Auf jeden Fall! Samira und ich haben uns direkt sehr gut verstanden, auch wenn es am Anfang durch ihren Einzug ein bisschen Streit unter den Mädels im Haus gab. Ich konnte mit ihr auch vor Ort über das Thema sprechen. Das fand ich sehr schön. Es ist einfach was anderes mit einer Person zu reden, die gerade dieselbe Erfahrung macht.
Was würdest du dir als Schwarze Teilnehmerin von Shows wie Too Hot To Handle in Zukunft wünschen?
Onyi: Grundsätzlich würde ich mir wünschen, dass Diversität nicht nur nach außen gezeigt wird, sondern dass sie sich zum Beispiel auch im Produktionsteam und besonders im Casting Team zeigt. Es müssen mehr People of Color in den ganzen Prozess eingebunden werden, denn sie können gewisse Dinge besser nachvollziehen und verstehen. Das wäre wahre Diversität. Meine Kritik war unter anderem, dass Samira und ich als einzige Schwarze Frauen niemanden in der Villa hatten, der auch auf diesen Typ Frauen steht. In der Welt, in der wir leben, muss bei einer Datingshow auf so etwas leider geachtet werden. Das finde ich sehr wichtig.
Versteht der Cast sich auch ein Jahr nach dem Dreh noch gut?
Onyi: Ich persönlich verstehe mich eigentlich mit allen sehr gut, besonders natürlich mit den Leuten, mit denen ich in Los Angeles war. Das hat uns nochmal ganz fest zusammengeschweißt. Es gibt leider auch Streit und einige, die gegeneinander schießen. Das finde ich sehr schade. Bis vor Kurzem waren wir allerdings ein wirklich gutes Team, haben zusammengehalten. Ich glaube, dieser Streit wird sich auch wieder legen.
Hast du nach deiner Sendung Dating-Anfragen oder Liebesgeständnisse bekommen?
Onyi: Man bekommt tatsächlich einige, vor allem nach dem Video mit der Kritik an Netflix habe ich ganz viele Nachrichten von Männern bekommen. Darin stand zum Beispiel, dass sie mich sofort gewählt hätten und nicht verstehen konnten, dass die Männer sich kaum für mich interessiert haben. Das fand ich sehr süß.
Wie geht es für Onyi jetzt weiter ?
Onyi: Mein Plan ist auf jeden Fall, erst mein Studium abzuschließen, damit ich etwas in der Hand habe. Ein Traum wäre es, an einer internationalen Datingshow teilzunehmen. Nach der Erfahrung bei Too Hot To Handle habe ich nicht mehr so viel Lust auf deutsche Dating-Formate. Trotzdem sollten sich Schwarze Frauen weiter bewerben, weil sich nur so die Situation verändert. Für mich ist es hier allerdings vorbei, ich habe richtig Lust auf ein Format wie Perfect Match oder Love Island UK/US.
Latifah
Latifah hat in ihrem Leben schon in verschiedenen Ecken Deutschlands gelebt und so zu ihrer Identität als Schwarze nicht-binäre Person gefunden. Nun verwaltet die den RosaMag Instagram Account, führt ihren eigenen Verein: “New Normal Saarland” und plant ihre erstes eigenes Dokumentationsprojekt. Latifah beschäftigt sich mit Themen im Bereich: LGBTQ+*, Rassismus, Lifestyle, Beziehungen und Make-Up
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