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Sisilia-Akello-Okello

Sisilia Akello-Okello: “Mit meiner Arbeit im Verein habe ich ein Ventil gefunden”

Rosellas im Portrait – Gründerin und Initiatorin von Afrodiaspora 2.0

“In der Vergangenheit war tatsächlich oft Wut hinter der Motivation für mein politisches Handeln. Wut, ob der Umstände von Rassismus, sozialer Ungerechtigkeit oder Sexismus. Glücklicherweise habe ich durch meine Arbeit im Verein ein Ventil gefunden, die Wut in etwas Positives und Gewinnbringendes umzuwandeln und diese positive Energie auch weiterzugeben,” so Community Aktivist*in, Kulturanthropolog*in sowie Mitgründer*in von „AfroDiaspora 2.0//Empowerment afrodiasporischer Münchner*innen e.V.“  -Sisilia Akello-Okello. Sisilia wuchs in einem Afro Shop in Trier und München auf. Ein Sammelplatz für Schwarze Menschen, die frisch in der Stadt ankamen sowie die alten Hasen, die sich austauschen wollten. Somit wurde das “Zusammenbringen” ihr quasi in die Wiege gelegt. Sisilia organisiert in der bayerischen Hauptstadt Events, Workshops, Brunches – alles für die lokale Schwarze Community in München.. Ich bin dieser wundervollen Seele vor einigen Wochen begegnet und habe sie gefragt: Wie gründet frau denn einen Verein? Was motiviert Sisilia und ihr Team und was ist die größten Herausforderung? 

Was machst du?

Ich habe gemeinsam mit meinen Geschwistern und Freunden 2018 den Verein „AfroDiaspora 2.0//Empowerment afro diasporische Münchner*innen e.V.“ gegründet. Wir sind ein Kollektiv Schwarzer Frauen* der Diaspora, die auf die verschiedensten Wege und durch verschiedenste Umstände in München gelandet sind und einfach Lust haben, gemeinsam die Stadt auf den Kopf zu stellen.

Wir verstehen uns als Plattform für Schwarze Frauen*, Kinder, Jugendliche und Künstler*innen und fokussieren uns in unseren Workshops sowie Veranstaltungen auf Schwarze Stimmen, Perspektiven und Wissen. Nebenbei mache ich sehr viel Musik und probiere mich immer mal wieder in neuen Kunstformen aus.

Was inspiriert dich?

Mich inspirieren Menschen, die sich mit ihrem Dasein und ihrem Handeln für das Empowerment unserer Community einsetzten. Ich denke da an Leute wie meine Eltern, an Angela Davis, Gloria Wekker, Audre Lorde, May Ayim, Peggy Piesche, Natascha A. Kelly, Maisha Maureen Auma, an Einrichtungen wie EOTO e.V. oder Gruppen wie ADEFRA und und und…die Liste geht weiter und weiter.

Wie würdest du dich selbst beschreiben?

Schon witzig, voller Energie, oft auf der Suche nach was Neuem, für fast jeden Spaß zu haben, positiv und sehr optimistisch à la wird scho’, basst scho’.

Erzähl uns ein wenig mehr über deine politische Arbeit?

Meine Arbeit ist sehr Community zentriert. Mit AfroDiaspora 2.0// nutze ich Ansätze des  Community-basierten Empowerments, um afro diasporische Münchner*innen in geschützten Räumen zusammenzubringen, sich in diesen Räumen auszutauschen voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu stärken. Es geht primär um (politische) Selbstbestimmung und die Stärkung unserer kollektiven Ressourcen. Mehr oder weniger  organisieren wir monatlich einen Brunch mit anschließendem Workshop für Schwarze Frauen*, zu dem wir immer eine Expert*innen einladen, die über ihr spezielles Feld referiert oder  Workshops anbietet. Von Haaren über Schwarze Literatur bis hin zu Mental Health ist alles dabei und alles möglich.

Ich persönlich arbeite sehr gerne mit Kindern und Jugendlichen und kreiere mit ihnen unterschiedliche Kunstformate, (Kinderbücher, Kurzfilme, Tanzperformances) die im Grunde dazu beitragen, das positive Selbstbild und Selbstverständnis Schwarzer Kinder und Jugendlicher zu stärken.

Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, wirken einige von uns auch bei Partys und Festivals mit einer eigens konzipierten Hip Hop Karaoke Show (Sheroes of Hip Hop)  mit. Relativ unkonventionell aber hey, ist all about empowerment (nächste Session am 27.03.2020 https://www.facebook.com/events/128243978501936/ )

Was ist deine/ eure Motivation dahinter?

In der Vergangenheit war tatsächlich oft Wut hinter der Motivation für mein politisches Handeln. Wut, ob der Umstand von Rassismus, sozialer Ungerechtigkeit, Sexismus etc. Glücklicherweise habe ich durch meine Arbeit im Verein ein Ventil gefunden, die Wut in etwas Positives und Gewinnbringendes umzuwandeln und diese positive Energie auch weiterzugeben.

Ich kann leider nicht so viel gegen die Missstände im System tun. Und es macht mich wütend, dass  vor allem Kinder und Jugendliche diesen Situationen machtlos ausgesetzt sind. Was ich als Person allerdings tun kann, ist mit diesen Kindern und Jugendlichen so umzugehen, dass sie trotz dieses Systems ein gesundes Selbstbild aufbauen können, und letztlich und hoffentlich mit diskriminatorischen Situationen „besser“ umgehen können.

Wie und warum hast du AfroDiaspora 2.0 gegründet?

Mir hat es schon immer sehr gefallen in andere Städte zu ziehen. Ich habe in Wien, Marseille und Amsterdam gelebt. Angekommen in der neuen Stadt, habe ich mich als erstes nach einer Schwarzen Community umgeschaut: Vierteln, in denen viele Schwarze Menschen lebten, nach Afroshops, Community Centern oder Events. Mit diesen Erfahrungen und meinem Aufwachsen in zwei Afro Shops, wusste ich schon immer, wie schön und gleichzeitig heilsam es ist, in einer (selbstdefinierten) Community leben zu dürfen. Als ich dann vor drei Jahren wieder nach München zog und mich mit meinen Freund*innen und Geschwistern über München austauschte, über das was es hier gäbe und was uns hier fehlen würde, dachten wir uns: Lasst uns halt selbst was in München starten!

2018 setzte ich mich also mit meinen Geschwistern und Freunden zusammen und wir recherchierten über Vereinsgründungen: Was es braucht, wie wir vorgehen müssen und an wen wir uns wenden müssen. Dass es eine e.V. wird, war uns wichtig, damit wir auch Fördermittel beantragen konnten und mit diesen Geldern viel besser handeln und wirken konnten. Es hat viel Recherche, Anrufe, Nachfragen und Konzepte vorstellen gekostet, aber wir haben viel Unterstützung sowie Rat und Tat von anderen Schwarzen Aktivist*innen in München bekommen. Et voila… AfroDiaspora 2.0//e.V. wurde gegründet.

Mit unserem Verein können wir nun anderen Menschen, die Lust auf Engagement haben und/oder auf der Suche nach einer Community sind, eine Plattform und Netzwerk von Schwarzen Frauen* bieten, denen sie sich anschließen können.

Was sind die größten Herausforderungen, denen du dich stellen musst?

Abrechnungen. Wir sind alle immer sehr hyped Projekte zu planen, zu organisieren und durchzuführen. Leider kommt danach die leidige Zeit der Fördermittelabrechnung. Das ist dann eher eine unbeliebte Aufgabe und einer unserer größeren Herausforderungen. Dann heißt es plötzlich wieder, „Fristen einhalten!“ „Wo ist Beleg xyz?“ „Oh Gott, schaffen wir das alles?“ Wir sind ja auch alles keine Expert*innen, unser Motto ist eher DIY sowie Trial und Error. Aber wir wachsen mit unseren Aufgaben und bis jetzt ist auch alles gut gegangen: Fingers crossed.

Erzähl uns ein wenig mehr über deine Kindheit und Jugend in München?

Ich bin in Trier und München mit fünf Schwestern und einem Bruder aufgewachsen. Meine Eltern hatten Anfang der 90er Jahre zwei Afro Shops. Ich schätze, dass es einer der ersten Afro-Shops in Deutschland- sicher aber in Trier und München waren. Drum bin ich als kleines Kind mit meinen Eltern oft zwischen Import-Export Unternehmen, Belgien, Frankreich und diversen Großmarkthallen getingelt um Einkäufe zu machen. In den Ferien durften meine Geschwister und ich oft im Shop verkaufen und mithelfen. „Pan Bello“ und „Nairobi Store“- das sind die Namen der Shops,  war für viele Schwarze Menschen, natürlich ein Shop, wo sie ihre Produkte kaufen konnten- aber sie waren eben viel mehr: Sie waren Community Center, in dem sich Schwarze Menschen trafen, kennenlernten vernetzten und supporteten. Gerade Menschen, die neu in Deutschland oder in der Stadt waren, nutzten die Läden als erste Anlaufstelle, blieben, lernten neue Leute kennen und so weiter.

Ich schätze da kommt mein Sinn für Community her und auch der Glaube, dass Community heilen kann. Viele Freund*innen, die ich heute noch habe, habe ich damals im Nairobi Store kennen und lieben gelernt.

Welchen Rat würdest du Frauen geben, die ein ähnliches Vorhaben durchführen möchten?

Ich schätze es ist wichtig, sich Verbündete zu suchen. Menschen, die die gleichen oder ähnliche Vorstellungen haben wie du. Setzt euch zusammen, diskutiert und findet heraus, was der Zweck eures Vorhabens sein soll. Wenn ihr auf einen gemeinsamen Nenner gekommen seid, steht schon mal das Gerüst für ein Verein. Im Grunde ist die Gründung eines Vereins eine gemeinschaftliche Angelegenheit und auf jeden Fall machbar. Mit Recherche kommt man an alle Infos die mensch braucht wie z.B. Ansprechpartner*innen und Expert*innen. Es ist zudem sehr hilfreich, „alte Hasen“ nach Rat und Unterstützung zu fragen. Oder uns: Wir unterstützen auch immer gerne.

Wir sind ja schon gut ins Jahr 2020 gestartet. Was steht bei dir an?

Puh… 2020 ist unser Jahr. Da steht eine Menge an. Wir kommen gerade aus einem Workshop, wo wir uns dem Thema Schwarze Identität künstlerisch gewidmet haben. Gemeinsam mit 20 Schwarzen Frauen* haben  wir uns gefragt, was es 2020 bedeutet, Schwarz und Frau* in München zu sein:  Was unser Schwarzsein ausmacht, wo wir uns zugehörig fühlen, was unsere Community ausmacht und wer wir eigentlich sind. Es ging sehr viel um Self Gaze, Self Care, die Rolle und Wichtigkeit einer Community und um Repräsentation. Diese kollektiven Aushandlungen haben wir dann in Poetry/Spoken Word und Fotografie Workshops festgehalten.

Wir planen gerade die Ausstellung unserer Kunstwerke: „At the borderlines of Belonging//Grenzlinien des Seins“ wird im Zuge der Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 02.- 05. April im Lothringer13_florida laufen.

Wo und wie können wir uns mit dir austauschen?

Überall und am liebsten immer. Realistischer allerdings sehr gerne über

Instagram: afrodiaspora2.0 und

Facebook: https://www.facebook.com/AfroDiaspora2.0/

Ich freue mich immer, Schwarze Menschen kennenzulernen, die einfach Bock haben, was zu starten oder einfach nur dabei zu sein. Come as you are!

Gib deinen Senf dazu!