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yael schwarz film

Was macht uns Schwarz?

Fotocredit: schwarz

In 2020 katapultierten Pandemieängste mich von Kairo nach Nürnberg, in die Wohnung meiner Mutter, meiner Kindheit und verwirrten Teenagerzeit. Ich hatte die letzten fünf Jahre in London und Ägypten gelebt; Nürnberg, meine Heimatstadt im konservativen Bayern, war ein Ort, den ich liebte, zu dem ich aber keine Verbindung als Schwarze Frau hatte. Als die Black Lives Matter Proteste Amerika und die Welt überrollten, fühlte ich mich allein und ohne eine Gemeinschaft, mit der ich diesen Moment durchleben und verarbeiten konnte. Mein Nürnberg-Ich hatte noch nicht die Chance gehabt, deutsches Schwarzes Leben zu erkunden. Die Frage “Was bedeutet es Schwarz und deutsch zu sein?” zwang mich dazu, meine Identität in diesem neu-alten Kontext, dem ich vor Jahren entflohen war, zu konfrontieren. Auf der Suche nach Antworten – „Bin ich Teil einer Schwarzen Gemeinschaft?“ „Was macht mich Schwarz?“ – entschied ich mich dazu, afro-deutsche Kindheitsfreund*innen in meinen Rosengarten einzuladen. Wir mieteten ein Mikrofon und filmten unsere Unterhaltungen. Ich wusste nicht, was ich mit diesen Aufnahmen anstellen wollte, aber es fühlte sich wichtig, an eine Schwarze Konversation zu starten, um Nürnbergs weiße Stille zu durchbrechen.

Zwischen BLM und Pandemie, was bedeutet Schwarzsein in Deutschland?

Am Set des Dokumentarfilms schwarz hatte ich zwei Realisationen. Erstens: Obwohl wir alle als Schwarze Kinder in Nürnberg rassifiziert und aufgezogen wurden und uns teilweise in den gleichen Freund*innengruppen bewegen, könnten unsere Auffassungen von Rassifizierung und Rassismus nicht heterogener sein. Schwarzes Leben und Selbstverständnis sind facettenreich und die Annahme, dass eine individuelle Stimme die Realitäten einer ganzen marginalisierten Gruppe reflektieren kann, verzerrt nicht nur Sichtweisen auf uns, sondern auch zwischen uns. Als Studentin in London beantwortete ich selbstbewusst Fragen zu afro-deutscher Identität, schließlich war ich Afro-deutsche und kannte mich aus. In unsere ehrlichen Konversationen im Rosengarten wurde mir klar, wir sehr meine persönlichen Wahrheiten sich von den Lebenserfahrungen meiner schwarzen Nachbarin unterscheiden. In diesen manchmal unangenehmen Momenten verstanden wir, wie unterschiedlich und nuanciert Schwarzes Leben in Deutschland ist.

Zweitens: Gemeinschaft ist nicht gleich Identität, und eine gemeinsame Identität verspricht keine gesunde Gemeinschaft. adrienne maree brown, eine selbst ernannte „Gelehrte der Zugehörigkeit“, schreibt über gesunde Gemeinschaften auf ihrem Blog. In ihren Worten ist Gemeinschaft „a place to practice and participate in care, attention, knowing and being known, being protected, having room to make mistakes and still belong… not just allowed to be there, but be valuable… to heal.” In anderen Worten: Schwarzsein ist nicht genug, um eine Schwarze Gemeinschaft zu bilden. Als wir Konversationen führten, über dieses abstrakte Ding, das wir als unsere gemeinsame Identität verstehen, mussten wir lernen, Verständnis für Aussagen aufzubringen, denen wir auf einer sehr persönlichen Ebene nicht zustimmten. Wir erkannten, dass es viele Schwarze Erlebnisse gibt, die wir nicht miteinander teilen konnten. Die Protagonist*innen zeigten Offenheit und Mitgefühl für einzigartige und unentdeckte Nuancen des Schwarzseins. Sie kultivierten Respekt, Ehrlichkeit und Liebe für einander. So schafften wir es, ein Gefühl echter Zusammengehörigkeit zu kreieren.

amuna und amina

schwarz ist nicht nur ein Dokumentarfilm, sondern eine Dokumentation über den Beginn einer neuen Gemeinschaft in Nürnberg. Inmitten der Pandemie und Black Lives Matter Proteste brachte schwarz junge Menschen zusammen und gab ihnen die Möglichkeit, sich auszutauschen, anzufreunden und gegenseitig zu unterstützen.

rawan schwarz film

schwarz gibt einen Einblick in zeitgenössische Unterhaltungen unter Schwarzen Deutschen in Nürnberg, Bayern. 17 Protagonist*innen im Alter von 16 bis 31 Jahren sprechen über ihre bevorzugten Selbstdefinitionen, Schwarze Zusammengehörigkeit und die 2020 Black Lives Matter Proteste. Fühlen sie sich repräsentiert und wertgeschätzt in der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft? Wer inspiriert sie? Der Dokumentarfilm ist eine persönliche Annäherung an junge Schwarze Deutsche und beleuchtet individuelle Erfahrungen mit dem Wort schwarz und der politischen Identität Schwarz. schwarz bietet keine Lösungen oder allumfassenden Antworten, sondern eine offene Unterhaltung, in welcher sich weder erklärt noch gerechtfertigt wird. In Deutschlands gegenwärtiger Medienlandschaft begnügen sich Talkshows damit eine bestimmte Art von Schwarzen Personen einzuladen und deren Meinungen als allgemeine Wahrheiten für eine diverse Gruppe zu akzeptieren. schwarz arbeitet gegen diese simplistische Darstellung von Schwarzen Lebensrealitäten in Deutschland. Marginalisierte Menschen verdienen es, in ihrer komplexen Individualität gesehen zu werden, anstatt als Teil einer homogenen Gruppe unterzugehen.

Amuna

Amuna

Amuna Wagner ist eine deutsch-sudanesische Feministin, wohnhaft in Kairo, Ägypten. Sie arbeitet als freie Journalistin und ist Chefredakteurin und Mitgründern von Kandaka. In ihrer Arbeit untersucht Amuna kreativen Aktivismus, feministische und dekoloniale Theorien und die Verbindungen von Genuss, Gender und sozialer Gerechtigkeit. Ihre Heldinnen sind adrienne maree brown und May Ayim.

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