Wir sind ROSA.MAG
RosaMag - das erste Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen.

Wer ist ROSAMAG?

RosaMag Mitglieder

ROSAMAG ist ein Online-Lifestylemagazin, dass afrodeutsche Frauen und Freunde informiert, inspiriert und empowert. ROSAMAG porträtiert die facettenreichen Lebenswelten der modernen schwarzen Frau. Von natürlichen Pflegetipps für Afrolocken, inspirierenden Interviews, mitreißenden Kommentaren und beflügelnden Reportagen - Wir zelebrieren afrodeutsche Frauen! Wir möchten Vorbilder schaffen und unsere Diversität zeigen.

    Adrian Blount: „Ich wünsche mir, dass es uns blendend geht“

    Fotocredit:  Tony Stewart, Ceren Saner

    Im Gespräch mit Performance Künstler:in Adrian Blount

    Adrian Blount ist ein nicht binärer Elternteil, Gründer:in, Organisator:in, Kurator:in und DJ, der:die in San Diego, San Francisco und New York gelebt und gewirkt hat, bevor Adrian in Berlin angekommen ist. Adrian war auf verschiedenen internationalen und deutschen Bühnen erfolgreich unterwegs.

    Als Housparent des Drag/Performancehauses „House of Living Colors“ schafft Adrian eine sichere Bühne und einen sicheren Raum für queere und trans BiPoC in einer Szene, die sie oft außer Acht lässt.

    Wir haben Adrien in seiner:ihrer Wohnung in Berlin zusammengesetzt und über die Arbeit und Zukunft des House of Living Colors, Elternschaft und das Leben als nicht binäre Person in Deutschland gesprochen.

    Hey Adrian, bitte stell dich unseren Leser:innen vor 

    Adrian: Mein  Name ist Adrian Blount, oder GodXXX Noirphiles. Ich bin der:die Hausmutter, Vater, alleinerziehendes Elternteil von House of Living Colors.Ich bin interdisziplinäre Künstler:in und thematisiere in meiner Arbeit  Themen wie Afrofuturismus, Feminismus, Sexualität und Nicht-Binarität. Als Alien oder betone ich in meiner Arbeit mit Performance-Kunst Elemente wie Bewegung, Gesang und auch Tanz.

    Warum hast du das House of Living Colors ins Leben gerufen?

    Adrian: Damals, im Jahr 2017, gab es nicht wirklich Räume, in denen queere, BiPoC Menschen Drag-Performance erkunden konnten. Die meisten Räume für Drag-Performances wurden von weißen Menschen dominiert, von männlich identifizierten oder präsentierenden Menschen. Es gab keinen Platz für uns andere. Wir haben House of Living Colors gegründet,  weil die Ausgrenzung und das Trauma,, ein  ein Aspekt des Queer-Seins, uns zu viel wurde. 

    Wir haben einen Ort geschaffen für Menschen, die ausschließlich queer, trans und BiPoC sind, um Performance-Kunst zu erkunden.

    QTBiPoC sollten also im Mittelpunkt stehen?

    Adrian: Queere und trans* BiPoC versuchen, bis heute Zugang zu Räumen zu finden, in denen wir unsere Identität nicht aufs Spiel setzen oder ausnutzen müssen, um Profit zu machen. In Berlin wird uns ständig das Gefühl gegeben, weniger wert zu sein. Deshalb ist es wichtig, einen Raum zu haben, der speziell für queere und trans* Menschen gedacht ist,  für queere und trans BiPoC Menschen. Dafür  entschuldigen wir uns auch nicht. Wir haben kaum Orte für uns. Let us just have this.

     

    Adrian auf der Bühne

    Worum geht es bei Ihren Auftritten normalerweise?

    Adrian: Wir machen ganz unterschiedliche Sachen: Musik, Tanz, Choreographie und Stand-up-Comedy. Deshalb sagen wir auch  ausdrücklich, dass wir nicht nur ein Drag House sind. Wir nennen uns Performance Art House, weil man bei uns alles entdecken kann, selbst wenn man nur an der Produktion arbeiten und lernen möchte, wie Software genutzt wird, um eine Show zu veranstalten. 

    Erzähl uns ein wenig von eurem  großen Auftritt am 28. April in Berlin. Was können wir erwarten?

    Adrian: Musikalische Darbietungen von Caxxianne und Malonda zum Beispiel.. Malonda ist eine fantastische deutsche Sängerin, die über politische Themen singt, die jeder hören sollte. Es wird auch Live-Performances geben.Tolle DJs werden auflegen. Es wird ein großer Spaß. Wir schaffen einen Raum der Freude. Den brauchen wir auch dringend. 

    Auf Instagram teilst du Einblicke in dein Leben als nicht-binäres Elternteil. Wie beeinflusst die Elternschaft deine Kunst?

    Adrian: Das ist eine wirklich gute Frage. Meine Kunst ist viel bewusster geworden. Ich bin jetzt in der Lage, einen Raum der Geduld und Fürsorge für meine Kunst und auch für meine Community  zu schaffen, vor allem für House of Living Colors. Ich weiß besser, wie ich meine Zeit einteilen muss.  Elternschaft zwingt mich, in meiner Kunst Grenzen zu setzen und um Dinge zu bitten, die ich brauche. Denn wenn ich in meiner Arbeit nicht in der Lage bin, diese Dinge einzufordern, kann ich auch nicht für mein Kind sorgen. 

     

    House of Living Colors

    Was würdest du gerne für Eltern, die in der Kulturszene arbeiten, verbessern?

    Adrian:  Ich wünsche mir, dass in der Kulturszene mehr Platz für Menschen mit Kindern geschaffen wird. Die Stipendien und Residenzen für Künstler*innen in Deutschland berücksichtigen Eltern nicht, die auch für die Finanzierung des Lebensunterhalts ihres Kindes aufkommen müssen. Das treibt die Kosten exponentiell in die Höhe. An die Kinderbetreuung wird aber oftmals nicht gedacht. Es geht den Menschen nur darum, wie sie die Kunst konsumieren können. 

    Ich frage mich dann aber, soll ich um Mitternacht arbeiten? Wer kümmert sich in dieser Zeit um mein Kind? Gebt ihr mir mehr Geld, damit ich einen Babysitter kaufen kann? No, Baby. Es muss Raum geschaffen werden für dich als Elternteil und deine Kunst. All diese Dinge können verbessert werden.   

    Was muss sich in Deutschland, insbesondere für nicht-binäre Eltern, für Schwarze und andere marginalisierte Menschen, verbessern?

    Adrian: Zunächst einmal stehen in der Geburtsurkunde nur Mutter und Vater. Wenn man sich aber nicht als Mutter oder Vater identifiziert, was ist dann? Für Beziehungen zwischen  zwei Frauen oder zwei Männern ist kein Platz für Nuancen, wenn es um das Geschlecht geht. Im Ausweis kann ein X stehen, aber wenn es dann zur Geburt kommt, müssen nicht binäre Eltern  sich wieder als ein Geschlecht identifizieren, das nicht das eigene ist. Um nicht binäre Personen und nicht binäre Elternschaft in Deutschland sichtbar zu machen, ist es noch ein langer, langer Weg. 

    Was muss sich noch ändern? 

    Adrian: Auch in der Kita, werden Eltern noch immer in ein  binäres System eingeordnet, solange es keine spezifisch queere Kita ist. Ich verstehe ich nicht, warum wir in jedem Aspekt unseres Lebens immer Räume finden müssen, die eindeutig queer sind, um für das, was wir sind, und für die Fülle unserer Identitäten anerkannt zu werden. Wir müssen in Deutschland eine Politik vorantreiben, die nicht-binäre Eltern schützt und die Raum für Kinder bietet, die nicht-binäre Eltern haben, damit Kinder nicht in die Kita gehen und verwirrt fragen: Warum sagt ihr, das ist meine Mutter, aber ich nenne sie MummX oder einen anderen neutralen Titel. Wenn sich die Politik nicht ändert, werden Kinder immer diese Probleme haben. Das liegt nicht an ihren Eltern, sondern am fehlerhaften deutschen System. 

    Welche Tipps würdest du queeren Menschen geben, die in Zukunft Eltern werden wollen? Was hättest du gerne gewusst?

    Adrian: Ich hätte gerne von den Vorteilen gewusst, die Deutschland Eltern bietet, die  finanzielle Unterstützung zum Beispiel.  Auch wenn noch mehr Raum für nicht-binäre Eltern geschaffen werden muss, bietet dieses Land viel Unterstützung für Menschen, die Kinder bekommen. Das ist  wirklich schön, in den USA  gibt es das nicht. Es ist wichtig, immer die Nuancen der Situationen zu erkennen. Nicht binären Menschen, die Kinder wollen, rate ich deshalb: 

    Habt Kinder. So viel wie ihr könnt (lacht). Und Deutschland ist der beste Ort, um das zu tun. 

    Wo siehst du dich und das House of Living Colors in zehn Jahren?

    Adrian: In zehn Jahren hoffe ich, dass House of Living Colors ein eigenes Theaterhaus hat, in dem wir Proberäume haben und Community-treffen abhalten. Ich möchte einen Ort, an dem wir alle  zusammen häkeln, lesen und lernen können. Und wer abschalten will, kann in der Nacht oder am Tag auftauchen. Ich wünsche mir einen richtigen Space für das House of Living Colors, in dem Kinder zum Lernen kommen können, in dem wir uns keine Sorgen machen müssen, dass wir unsere Identitäten an der Tür abgeben müssen. Einen Space, in dem wir nicht versuchen müssen, uns an etwas anzupassen, mit dem wir uns nicht wirklich identifizieren, um zu leben oder zu überleben. 

    Ich wünsche mir, dass es uns blendend geht. 

     

    Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

     

    Ein Beitrag geteilt von House Of Living Colors (@houseoflivingcolors)

    Latifah Cengel

    Latifah

    Latifah hat in ihrem Leben schon in verschiedenen Ecken Deutschlands gelebt und so nach 20 Jahren zu ihrer Identität als schwarze Femme gefunden. Nun verwaltet die den RosaMag Instagram Account, führt ihren eigenen Verein: “New Normal Deutschland” und plant ihre erstes eigenes Dokumentationsprojekt. Im Oktober startete sie in ein Studium im journalistischen Bereich und beschäftigt sich weiterhin mit Themen im Bereich: LGBTQ+*, Rassismus, Lifestyle, Beziehungen und Make-Up.

    #SupportYourLocalOnlineLifestyleMag

    Unterstütze RosaMag bereits mit 2,50!

    Wusstest du, dass es drei Magazine über Weihnachtsbäume, zwei über UFOS und ZERO über das Leben, die Gedanken und Perspektiven von Schwarzen Frauen im deutschsprachigen Raum gibt?

    Das ist nur eines der vielen Gründe, warum eine digitale Plattform für Schwarze Frauen im Netz essentiell ist.

    Bereits mit 2,50 Euro, kannst du unsere Arbeit unterstützen und dazu beitragen, das erste Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum zu gewährleisten.

    Supporte uns jetzt!

    Gib deinen Senf dazu!