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    Anastasia, die Göttin der neuen Rechten

    Die Schattenseiten des weiß-deutschen Esoterikhypes

    Autark leben, Naturverbundenheit und Ökologie – all das klingt idyllisch, entspannend und eigentlich nachhaltig. Auf den ersten Blick sehen die Anastasia Anhänger*innen wie friedliche Hippies aus. In ihren Birkenstock Sandalen, mit ihren Gärtchen in der Hand, doch das Bedürfnis nach lokalem Gemüse und Obst beschränkt sich nicht nur auf das, was auf den Teller kommt. Bei  den Anastasia Anhänger*innen, handelt es sich um eine rassistische, extremistische, antisemitische und sexisitsche Bewegung, die auch vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Zwischen Gartenfreude und Blut- und Boden Theorien– Wir haben uns die Anastasia Bewegung genauer angeschaut.

     

    Was genau ist eigentlich die Anastasia Bewegung?

    Der russische Autor Wladimir Megre veröffentlichte seine Ideologien in einer zehnteiligen Reihe die von 1996 bis 2011 erschien, auf deutsch nennt sie sich ‘Die klingenden Zedern Russlands’. Aus Megres problematischen Büchern entwickelte sich eine esoterisch, spirituell und antisemitisch angelegte Bewegung die seit 2014 auch immer präsenter in Deutschland vertreten ist.

    In seinen umstrittenen Werken berichtet der Autor von seiner Begegnung mit der angeblich real existierenden Anastasia, einer wunderschönen, jungen und wei(s)sen Frau. Sie sei, laut Autor, eine in der Tigra lebende Frau der sogenannten ‚Wedrussen‘, eine “hochentwickelte” und seit Jahrhunderten existierende Kultur, die auch heute noch abgesondert vom Rest der Welt weiter besteht. Hinzukommen angeblich besondere Fähigkeiten, wie Heilkräfte und Gedankenlesen. Die Kräfte der Wedrussen seien, laut Megre, jedoch von allen Menschen zu erlangen, sofern sie die Lehren der Anastasia genau und strikt befolgen. Es klingt wie eine Utopie für Rechtsextreme und Neonazis, denn laut Anastasia Anhängerin Jana Iger seien die Wedrussen das älteste Volk weißer Menschen mit verschiedenen Augenfarben. Diese Beschreibung erinnert an die nationalsozialistische Vorstellung einer “Herrenrasse germanischen Ursprungs”. Es ist nur eine der Parallelen zwischen der Anastasia Bewegung und den nationalsozialistischen Strömungen, neben Antisemitismus und offenem Sexismus.

    Laut Bewegung ist die ‚wedrussische Kultur‘: „naturnah, landwirtschaftlich, vegetarisch und technologiekritisch.“ Die Grundlage sind zunächst die sogenannten Familienlandbesitzer*innen, auf denen kleine Mikrokosmen, inklusive Selbstversorgung, aufgebaut werden. Mehrere Hektar große Landsitze finden sich zu Gemeinden zusammen und leben abgeschottet von der allgemeinen Gesellschaft mit eigenen Schulen, Kindergärten und Strukturen. So zum Beispiel die Landolfswiese. 

    Rassistische Elemente der Anastasia Bewegung

    Schön und gut, aber es mögen sic trotzdem noch einige fragen: Was ist denn nun rassistisch daran?

    Die Wedrussen repräsentieren, laut Anastasia Büchern, ähnliche ideale wie die “Arier*innen” der Nationalsozialist*innen: blond, blaue Augen und vermeintlich physisch und interlektuell überlegen. Hinzu kommt das Bestreben der “Reinhaltung des Volkes”, was ebenfalls extreme Parallelen zur “Rassenlehre” zeigt. Die “Völker” sollen unter sich bleiben und auf eigenem “Boden”, der laut Anastasia Ideologie der Grundstein alles Lebens ist, siedeln. Doch nicht nur diese problematischen Ideale werden von der Bewegung verbreitet, auch ganz offensichtlich rassistische Aussagen werden verbreitet:

    Megre reproduziert in seinen Schriften vor allem Antisemitismus.,  Dieser tritt in allen Gesellschaften in Form von Verfolgung und Genoziden an jüdischen Menschen im Weltgeschehen auf. Megre bedient sich bereits verwendeten antisemitischen Verschwörungstheorien, demnach wird die Welt von einer Riege von jüdischen Oberpriestern, den “Leviten” beherrscht. Diese Priester sollen das jüdische Volk programmieren und aus ihnen “biologische Roboter” machen, deshalb hätten Jüd*innen auch selbst schuld an ihrer gepeinigten Geschichte. Im Band 6 schreibt er:

     

    (….) Da das schon mehr als ein Jahrtausend geschieht, kann man den Schluss ziehen, dass das jüdische Volk vor den Menschen Schuld hat. Aber worin besteht die Schuld? Die Historiker, die alten wie die neuen, sprechen davon, dass sie Verschwörungen gegen die Macht anzetteln. Sie versuchten alle zu betrügen, vom jungen bis zum alten. Von einem, der nicht sehr reich sei, versuchten sie wenigstens etwas wegzunehmen, und bei einem Reichen seien sie bestrebt, ihn ganz und gar zu ruinieren. Das bestärkt die Tatsache, dass viele Juden wohlhabend sind und sogar auf die Regierung Einfluss nehmen können“(S. 174).

    Spätestens jetzt, sollte allen klar sein, die Anhänger*innen dieser Bewegung sind eben nicht nur unschuldige und verwirrte Landwirt*innen mit dem Wunsch nach regionalem Anbau. Doch nicht nur Rassismus und Antisemitismus wird von Autor Wladimir Megre in seinen Büchern reproduziert, auch sexistische Theorien, verschleiert in dem Wort “Telegonie” lassen sich finden. Die von der Anastasia Buchreihe gepredigte Familienordnung ist ein klassisches Patriarchat .

    Trotz weiblicher „Schutzgöttin”, die auf Bildern selbst häufig sexualisiert dargestellt wird, gilt die Rollenverteilung der Nationalsozialist*innen: Die Frauen an den Herd und die Männer an die Arbeit positioniert.

    Nicht-Hetero Beziehung werden überhaupt nicht erwähnt, warum auch? Sex dient laut Ideologie lediglich zur Fortpflanzung und ist nur mit Zeugungsabsicht legitim. So zeugte Autor Megre angeblich selbst zwei Kinder mit der mysteriösen Frau aus der Tigra. Zusammen mit dem Reinheitsgebot und konservativen Lebensvorstellungen vertritt die Bewegung, die lang widerlegte Theorie der “Telegonie”. In Band achtder Buchreihe erwähnte und Überzeugung beschreibt, dass eine Frau von ihrem ersten Partner “geprägt” wird. Das heißt Eigenschaften früherer Geschlechtspartner wirken sich auf die Kinder eines Ehepaares aus. Die “Telegonie” wird hier als Druckmittel verwendet: Frau sollen keinen Sex vor der Ehe haben, da es Auswirkungen auf die zukünftigen Kinder haben kann. Selbst ohne großartige Kenntnisse der Biologie sollte klar sein, dass diese Theorie weder Hand noch Fuß hat. Auch Männer die vor ihrer Ehefrau Sex mit einer anderen Partnerin haben, können laut “Telegonie”-Theorie für Kinder sorgen, die zum Beispiel ein anderes Aussehen haben als die Eltern.

    Wie zeigt sich die Bewegung in Deutschland?

     

    Inzwischen gibt es mindestens siebzehn Standorte der Bewegung in Deutschland, die unter anderem engen Kontakt zu Mitgliedern der Reichsbürgerszene unterhält. Die völkisch-esoterischen Siedler*innen geraten immer öfter ins Visier von Verfassungsschutz, Sekten – und Rassimusexpert*innen. Die Überschneidungen der verschiedenen esoterischen, rechten und verschwörungstheoretischen Szenen lassen sich erschreckend leicht erkennen.

    So finden sich auf Social Media,auf Websites von Organisator*innen der Anastasia Festivals und bei Sprecher*innen der Bewegung antisemitische und rassistische Inhalte sowie Verschwörungstheorien. Trotzdem erfahrendie Anastasia Anhänger*innen und ihre Höfe immer mehr Zuwachs.

    Über die Anastasia Bewegung ist, trotz ihrer Vernetzungen, recht wenig bekannt, jedoch interessieren sich immer mehr Journalist*innen und Forscher*innen für die wachsende Sekte.

    Der BR hat inzwischen zwei Dokumentationen zur Thematik herausgebracht die bei Youtube frei verfügbar sind (https://www.youtube.com/watch?v=k75BqMKAgyM , https://www.youtube.com/watch?v=sp0sx6eZiTk )

    Letztendlich ist Spiritualität persönlich und individuell, aber die Suche nach dem “Sinn des Lebens” wird von vermeintlichen Ökoliebhaber*innen zur Mobilisierung oder Propaganda von rechten-, nationalsozialistischen und arischen Lehren instrumentalisiert. Wir wissen, dass weiße Menschen gut darin sein können, Rassismus zu ignorieren und klein zu reden, egal wie offensichtlich dieser ist. Da Rassismus auf allen Ebenen unserer Gesellschaft zu finden ist, versteckt er sich auch im Bereich der Spiritualität und Esoterik.

    Latifah_

    Latifah

    Latifah hat in ihrem Leben schon in verschiedenen Ecken Deutschlands gelebt und so nach 20 Jahren zu ihrer Identität als schwarze Frau gefunden. Nun verwaltet die den RosaMag Instagram Account, führt ihren eigenen YouTube Kanal: „Beauty &‘ Politics“ und plant ihre erstes eigenes Dokumentationsprojekt. Bald startet sie in ein Studium im journalistischen Bereich und beschäftigt sich so lange mit Themen im Bereich: LGBTQ+*, Rassismus, Lifestyle, Beziehungen und Make-Up.

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