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    Black Community – vielleicht, irgendwann?

    Meret Weber sehnte sich lange nach einer Schwarzen Community, zu der sie sich zugehörig fühlen konnte. In ihrer ersten Kolumne auf RosaMag schreibt sie, warum sie die Idee einer Einheit, die sich nur aufs Schwarzsein bezieht, heute nicht mehr reizt.

    Mein Aufwachsen als Schwarzes Mädchen in Deutschland war vor allem von einer Sache geprägt: Isolation. Viele von uns sind daran gewöhnt, die einzige Schwarze Person in unserer Freundesgruppe, in unserer Schulklasse, in der Bahn, im Einkaufsladen zu sein. Die von uns, die mit weißen Eltern/teilen aufwachsen, sind auch die einzige Schwarze Person im Haus, bei Familienfesten, auf Hochzeiten und Beerdigungen. Diese Isolation prägt uns. Bei mir prägte sie insbesondere den Wunsch nach Community, nach dem nicht mehr die Einzige sein.

    Community war für mich die Idee eines Ortes, an dem Afrika nicht wie ein Land behandelt wird und Sheabutter kein Fremdwort ist.

    Von dem, was ich auf der Straße, im Fernsehen und online sah, war für mich ganz klar, dass alle (alle!) Schwarzen Menschen außer mir extrem spannende und tolle Communities hatten, Schwarze Freundesgruppen hatten, Schwarze Aunties und Uncles, Afroshops und Schwarze Kirchen. Community war für mich die Idee eines Ortes, an dem Afrika nicht wie ein Land behandelt wird und Sheabutter kein Fremdwort ist. Community war auch, und das umso wichtiger, die Idee eines Ortes, um Erfahrungen in diesem gewalttätigen, rassistischen Land zu teilen, einzuordnen, und – wenn auch nur kurz – auszublenden. Die Idee einer Pause, eines Durchatmens, eines nicht mehr alleine seins. Und da meine Schwarze Bezugswelt hauptsächlich aus Mädchen und Frauen bestand, wurde der Community-Traum irgendwie auch ein Ort, an dem das Patriarchat nicht so stark, nicht so laut, nicht so kolonial und fetischisierend zu spüren war.

    Ich merkte zu oft, dass Schwarzsein als einziger Faktor gar nicht ausreicht, um Community zu finden.

    Inzwischen habe ich diese Idee aufgegeben. Naja, nicht aufgegeben, aber bearbeitet, reflektiert und neu aufgesetzt. Denn ich merkte zu oft, dass Schwarzsein als einziger Faktor gar nicht ausreicht, um Community zu finden. Wir sprechen von Community so, als wären wir alle gleich, alle eins. Rhetorisch ergibt das vielleicht Sinn, aber mir geht nie ganz aus dem Kopf, wann und wofür dieses Eins sein gilt, und wann nicht. Wer Community als Ort des Gleichseins einfordert, und wer nicht.

    Wenn sich die deutsche Antirassismusbubble (die uns bekannte kleine Menge an erfolgreichen, Schwarzen – oft mixed und/oder lightskinned – Politikinfluencer*innen und Aktivist*innen) Schwarzen Themen widmet, wird diese Einheit oft eingefordert. Zu BLM, oder Kampagnen gegen sogenannte Alltagsdiskriminierung, wird organisiert, mobilisiert, viel Communityarbeit geleistet. We show up. Bei selbstorganisiertem Protest, kleineren Aktionen und Anliegen, zum Beispiel von Schwarzen Refugees? Fehlanzeige.

    Wenn wir (online) von queeren Kämpfen auf dem Kontinent und in der Diaspora sprechen, wird täglich repostet. Queer Rights in Ghana, Black trans Struggles in den USA. Die Sprache sitzt und die Auswirkungen weißer Vorherrschaft und kolonialer Unterdrückung auf Gender und Identität werden ausgesprochen. Gibt es dann aber hier vor Ort Fälle patriarchaler und queerfeindlicher Gewalt, oder gar queere Geschwister, die mehr als Instagram-Solidarität einfordern, Stille. Dann ist es zu kompliziert, die Sprache zu komplex, gendern nicht natürlich, nicht zugänglich genug. Dann wäre der konsequente Ausschluss übergriffiger Menschen zu hart, nicht gut für die Community.

    Schwarzes Leben, heißt leider nicht automatisch feministisch sein, heißt nicht automatisch antikapitalistisch sein, heißt nicht automatisch gegen Colourism und Fetischisierung zu kämpfen.

    Wie anstrengend, energieraubend und frustrierend das ist, merke ich. Ich fange gar nicht erst an, zu Community-Events zu gehen, denn ich gehe davon, dass ich bei Community grundsätzlich nicht gemeint bin. Denke an die Situationen, wo Schwarze Community hieß, sich über meinen Wunsch nach inklusiver Sprache lustig zu machen. Wo Austausch zwischen den wenigen Schwarzen Menschen im Raum zu Verschwörungstheorien und Illusionen von Schwarzem Kapitalismus wurden. Wo Schwarzsein automatisch Westafrika heißt. Wo mein Schwarzsein dauerhaft in Frage gestellt, bemängelt, abgesprochen wurde. Wenn das Community ist, habe ich darauf wenig Lust. Und das ist okay so. Schwarze Community ist kein Monolith. Schwarzes Leben, heißt eben leider nicht automatisch feministisch sein, heißt nicht automatisch antikapitalistisch sein, heißt nicht automatisch gegen Colourism und Fetischisierung zu kämpfen.

    Ich merke, dass Community für mich mehr Voraussetzungen hat als ‚auch irgendwie Schwarzsein‘. Für mich muss Community all das andere, also auch das Feministische, Antikoloniale, Antikapitalistische aushandeln – nicht unbedingt teilen, aber halt aushandeln. Das sind schwierige Schritte, harte Diskussionen, lange Prozesse. Aber eben auch der einzige Weg, aus unserer Unterdrückung nicht weiter nach unten zu treten, sondern uns besser zu verstehen, besser zu vernetzen, und gemeinsam zu kämpfen. Dafür muss die Unity in Community uns alle nicht nur implizit meinen, sondern auch aktiv – in unseren Widersprüchen, Unterschieden und Konflikten – miteinbeziehen. Dann gibt es Community als Ort des Widerstands – vielleicht, irgendwann.

    Meret

    Meret Weber (Sie/Ihr) ist gebürtige Berliner und studiert derzeit Politikwissenschaften an der SOAS Universität London. Ihr Background liegt irgendwo zwischen Oberschwaben, Südsudan und Kreuzberg. Sie träumt von einer Zukunft, in der Schwarzes Leben weltweit nicht mehr das Spielfeld von Kolonialismus, Kapitalismus und Patriarchat ist und beschäftigt sich mit Antidiskriminierung und Bildungsarbeit. Meret ist außerdem eine der Autor*innen von “Schwarz wird großgeschrieben.”

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