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    yeama

    Black Magic: Eine Hommage an Kelly Rowland

    Februar ist nicht nur Black History Month, sondern auch der Geburtstagsmonat unserer Redakteurin Yeama. Als großer Destiny’s Child-Fan weiß sie natürlich, dass auch die großartige Kelly Rowland am elften Februar ihren Geburtstag feiert. Für Yeama Grund genug, um einer ihrer Lieblingskünstlerinnen einen persönlichen Liebesbrief zu schreiben.

    „Happy Birthday to you Kelly, Happy Birthday to me“, singe ich in Gedanken und puste dabei imaginäre Kerzen aus. Für mich und für Kelendria Trene Rowland – besser bekannt als Kelly Rowland: R&B-Sängerin, Songschreiberin, Schauspielerin und ehemaliges Mitglied von Destiny’s Child – einer der erfolgreichsten Girlbands überhaupt. Für mich war Kelly Rowland aber viel mehr als das. Sie löste ein ganz bestimmtes Gefühl in mir aus. Um dieses Gefühl genauer zu beschreiben, muss ich jedoch über 20 Jahre in der Zeit zurückreisen – zurück in meine Kindheit:

    Meine Freundin und ich saßen zusammen auf der Sessellehne unserer alten Couch. Ich war acht oder neun Jahre alt. Gemeinsam bewunderten wir Destiny’s Child bei einer Music Award Show auf MTV vor unserem kleinen Fernseher. Beyoncé, Kelly und Michelle sangen “Say my name”, “Survivor” und “Bootylicious” und wir trällerten in unserem falschen Englisch laut mit – inklusive ausgedachter Choreografien. Schnell ging die altbekannte Diskussion los: „Ich will Beyoncé sein“, „Nein, ich will Beyoncé sein“, stritten wir uns. Auch wenn es unausgesprochen blieb, für mich war schnell klar: Nur sie konnte Beyoncé sein, weil ihre Haut heller war als meine. Sie war biracial und ich so dunkel wie Kelly Rowland. Damals wollten wir alle Beyoncé sein. Kelly übersahen wir, aber warum?

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    „Colorism war der Elefant im Raum“

    In diesem Moment begegnete mir das erste Mal das Phänomen Colorism. Colorism beschreibt die strukturelle Diskriminierung von Menschen, die in Schwarzen – aber auch in anderen PoC-Communities einen dunkleren Hautton haben. Je dunkler der Hautton ist, desto weniger werden die jeweiligen Menschen in unterschiedlichen Bereichen der Gemeinschaft bevorzugt und desto weniger Privilegien sind vorhanden. Mit einem dunkleren Hautton werden unter anderem Attribute wie Maskulinität und Aggressivität verbunden. Es verwundert also nicht, warum insbesondere dark skinned Frauen mit dem Stereotyp der “angry black woman” zu kämpfen haben. In diesem Zusammenhang bringt eine hellere Haut und die Nähe zur westlichen weißen Schönheitsnorm gewisse Privilegien mit sich.

    All das war mir als Kind nicht bewusst, aber ich spürte anhand meiner Lebensrealität eine tiefe Verbundenheit zu Kelly. Die Dynamik, die ich zwischen Kelly und Beyoncé wahrnahm, konnte ich auch an der ein oder anderen Stelle auf meinen Alltag übertragen – wenn meine helleren Freundinnen stets der begehrte “Love Interest” waren, wurde ich nicht mal in Erwägung gezogen. Bei Destiny’s Child lag der Fokus auf der großartigen Queen Bey. Kelly war stets die Nummer zwei. Das ließ mich genauer hinschauen – auf Kelly, ihr Talent, ihre Persönlichkeit und Schönheit, die ich mit der Zeit auch immer mehr in mir selbst sah. Kelly wurde für mich zur Identifikationsfigur, die sonst fehlte, wenn ich durch Magazine blätterte oder durch TV-Sendungen zappte. Sie war wie ein Spiegel, in dem ich mich und meine Erfahrungen wiedererkannte. Wie Kelly rannte ich vor der Sonne weg, um nicht dunkler zu werden, wie sie in einem Interview mit dem Atlantic erzählte.

    Anfang der 2000er dominierten großartige Schwarze Frauen die Musikcharts und spielten in zahlreichen Musikvideos als Protagonist:innen mit. Diese Frauen hatten eines gemeinsam: Einen helleren Hautton und meist langes glattes Haar oder große Locken, aber nie krauses Haar. Colorism war der Elefant im Raum, in der Popkultur, der auch in Kellys Karriere und zu Destiny’s Child-Zeiten keine unwesentliche Rolle spielte. Darüber schrieb Matthew Knowles, Ex-Manager von Destiny’s Child und Vater von Beyoncé ein ganzes Buch. Das hielt Kelly jedoch nicht davon ab, eine fulminante und inspirierende Karriere hinzulegen, die noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht hat.

    Der Commander ihres eigenen Weges

    Nach dem Ende von Destiny’s Child schaffte Kelly es, sich als Solokünstlerin von ihrer Girlband-Vergangenheit zu emanzipieren. Ein schwieriger Weg, wie sie in der Single Dirty Laundry preisgibt. Neben ihren traumatischen Erfahrungen mit häuslicher Gewalt thematisiert sie darin auch den Schmerz, den sie verspürte, all die Jahre im Schatten von Beyoncé zu stehen. Kelly war das erste Mitglied von Destiny’s Child, das eine erfolgreiche Solokarriere startete. 2003 erhielt sie den ersten Grammy für ihren Nummer-1-Hit Dilemma mit dem Rapper Nelly.

    Bei der Musik beließ es Kelly aber nicht lange. Sie spielte in zahlreichen Filmen mit – zuletzt in der sehr erfolgreichen amerikanischen Filmreihe „Merry Liddle Christmas“. Außerdem veröffentlichte sie 2017 ihr erstes Buch „Whoa, Baby!: A Guide for New Moms Who Feel Overwhelmed and Freaked Out“. Dieses Jahr im April erscheint ihr erstes Kinderbuch „Always with you, Always with me“. Und nein, das ist noch nicht alles: Als Jurymitglied in Casting-Formaten wie X Factor UK, USA und The Voice Australia war sie außerdem für die Gründung von der erfolgreichen Girlband Little Mix verantwortlich.

    Mit Coffee beginnt eine neue Ära

    Im vergangenen Jahr veröffentlichte Kelly ihre EP „K“ über ihr eigenes Label KTR Records – yes, Kelly ist auch noch Label Boss. Auf der EP zeigt die 41-jährige ganz neue Seiten von sich mit futuristischen experimentellen Sound-Elementen und Afrobeats-Einflüssen. Auch in ihren dazugehörigen Musikvideos strahlt Kelly so viel künstlerische Entschlossenheit und Energie aus wie nie zuvor. Mit der Single „Coffee“ kündigte sie nicht nur ihr fünftes Studioalbum an, sondern läutete auch eine ganz neue Ära ein. Kelly beschreibt die Single als „Ode an die Schönheit Schwarzer Frauen.”

    Wir brauchen eine ehrliche Diskussion über Colorism in der Musikindustrie

    Damit Kelly nicht nur für mich und viele andere eine große Identifikationsfigur bleibt, sondern auch andere jüngere Generationen von dark-skinned Künstler:innen diesen Platz einnehmen können, brauchen wir vor allem eins: Eine ehrliche Diskussion über Colorism. Ich liebe Nicki Minaj, Cardi B und Doja Cat, die wahnsinnig talentierte Künstlerinnen sind. Manchmal wirkt es jedoch so, als gäbe es nur diese wenigen Rapperinnen. Und nein, es geht nicht darum, die Erfolge von anderen zu schmälern, sondern über Privilegien zu sprechen und wie diese in der Welt wirken. Was ist mit Noname, Junglepussy, Nadia Rose, Little Simz, Leikeli47, Azealia Banks, Sampa the Great, Chika und viele mehr? Auch diese großartigen dark-skinned Rapperinnen sollten den Raum einnehmen können, der ihnen zusteht. Mehr Sichtbarkeit ist ein erster Schritt. Deshalb haben wir für euch eine Playlist mit verschiedenen tollen dark-skinned Künstler:innen zusammengestellt. Let’s spread black magic, wie Kelly Rowland sagen würde.

    Heute, am elften Februar, hebe ich mein Sektglas und stoße auf Kelly und mich an. Auf uns, die in ein neues Lebensjahr tanzen und unseren Melanin Glow zelebrieren. Und da man sich nach dem Auspusten der Geburtstagskerzen auch noch was wünschen darf, geb ich uns diesen Moment: Ich wünsche mir eine Popkultur mit Strukturen frei von Colorism und Orten der grenzenlosen kreativen Entfaltung. Cheers!

    Yeama Bangali

    Yeama

    Yeama Bangali, 27 lebt in Stuttgart und hat dort auch germanistische Literaturwissenschaft studiert. Dort sind ihr auch zum ersten Mal die Gedichte May Ayims begegnet, über die sie auch ihre Masterarbeit geschrieben hat. Neben ihres Studiums hat sie beim SWR als Radio- und Multimedia-Reporterin gearbeitet und war der festen Überzeugung im Journalismus zu landen. Sie flitzte dann für eine Weile nach Glasgow, um da mal die Luft dieser vielfältigen Kulturlandschaft zu schnuppern. Es hat sie aber dann doch in die Wissenschaftskommunikation eines Forschungsinstituts verschlagen. Still sitzen ist nicht so ihr Ding, deshalb schreibt sie in ihrer Freizeit Songs und andere Texte, singt und arbeitet eifrig an ihrem Projekt als Solokünstlerin. Tiefe Gespräche, Empowerment und ein Mitwirken in gesellschaftlichen Debatten ist ihr wichtig. Deshalb engagiert sie sich auch in der Stuttgarter Regionalgruppe der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland. 2014 hat sie mit ihrer Mutter den gemeinnützigen Verein Vision:Life e.V. gegründet, der sich für Kinder und Jugendliche in Sierra Leone einsetzt. Bei RosaMag liegen ihre Schwerpunkte auf afrodeutscher Literatur und Kultur sowie intersektionalem Feminismus.

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