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    Celina

    Celina Bostic möchte nie wieder leise sein!

    Fotocredit: Matt Frik

    Im Gespräch mit Sängerin und Musikerin Celina Bostic

    „Mein Fokus hat sich verändert. Ich schreibe jetzt für uns. Es ist wichtig, dass wir uns auf uns und unsere Stärke fokussieren. Wir müssen zusammenfinden und uns gegenseitig unterstützen“, sagt Sängerin Celina Bostic im Interview. Gerade hat sie ihre neue Single „Nie wieder Leise“ veröffentlicht. Eine empowernde Hymne, mit der sie sich selbst, aber auch andere Schwarze Menschen dazu aufrufen möchte, nicht mehr zu schweigen, laut zu werden im Angesicht des Rassismus, den sie in diesem Land erleben.

    Für das dazugehörige Video hat sie sich tatkräftige Unterstützung von Schwarzen Menschen aus den verschiedensten Branchen geholt. So sind beispielsweise Tupoka Ogette, Nikeata Thompson, Nura und Samy Deluxe mit von der Partie. 

    Im Gespräch mit RosaMag erzählt Celina von ihrem musikalischen Werdegang. Sie spricht von ihrer Kindheit und davon, wie sie das Mutterwerden auch in Bezug auf Rassismus verändert hat. Außerdem erklärt die Musikerin warum „Nie wieder Leise“ für sie ein langersehnter Befreiungsschlag ist. 

    Wie bist du zur Musik gekommen?

    Ich war Zuhause eigentlich immer von Musik umgeben, weil mein Papa Bassist war. Beruflich wollte ich das aber selbst nie machen. Mit fünf Jahren habe ich meinen Eltern noch geschworen, dass ich niemals Musikerin werde. Das lag zum einen daran, dass ich es als Papa-Kind doof fand, dass mein Vater früher ständig auf Tour war. Zum anderen gab es dieses Stereotyp, dass wir als Schwarzen Menschen alle singen und tanzen können. Dem wollte ich nicht entsprechen. Ich war zwar immer musikalisch, habe klassischen Klavierunterricht gehabt, in der Schule Klarinette gespielt und bei den Pfadfinder*innen gesungen, aber meine Talente ganz lange von mir weggeschoben. Ich wollte sie nicht wahrhaben.

    Und wann kam der Umschwung?

    Direkt nach dem Abi hat ein ehemaliger Mitschüler mich gefragt, ob ich nicht in seiner Band singen möchte. Dadurch habe ich dann auch meine ersten Background Gesangs Jobs bekommen. Damals dachte ich noch, dass ich das Ganze nebenbei mache, ein bisschen Geld verdiene und irgendwann Grafikdesign studiere. Es war auf keinen Fall eine Leidenschaft oder eine Herzensangelegenheit.

    Wann hat sich das geändert?

    Ich bin voll in dieser Background-Szene gelandet und habe für Farin Urlaub, Udo Lindenberg, Max Herre und Herbert Grönemeyer gesungen. Nebenbei habe ich meine eigenen Projekte gestartet. 2014 hab ich dann auf eigene Faust mein erstes Album “zu Fuß” aufgenommen. Das Album war sehr optimistisch, lebensbejahend, positiv und auch humorvoll. Damit bin ich auf Tour gegangen, hab als Support Act für Andreas Bourani und Judith Holofernes gesungen und meine CDs verkauft.

    Wie ging es weiter?

    Nach einer Weile habe ich gemerkt, dass ich selbst gar nicht mehr so positiv drauf bin. Ich liebe das Album, ich liebe alles daran, aber es hat mein Inneres nicht mehr widergespiegelt. Ich bin von Natur aus eine sehr optimistische und sehr positive Person, aber die politische Lage im Land und generell der Rassismus in Deutschland haben mich frustriert.

    Wie hattest du dich vorher mit Rassismus auseinandergesetzt?

    Zuhause war Rassismus nie Thema. Es wurde immer totgeschwiegen. Ich habe es auch in meiner Musik nie thematisiert. Bei meinen Konzerten, wo wirklich der Großteil weiß war, hatte ich irgendwann das Gefühl, dass ich diese Menschen wachrütteln muss. Mir war überhaupt nicht mehr nach optimistisch sein und den Menschen ein gutes Gefühl geben. Ich dachte mir: “Merkt ihr gerade, was in Deutschland passiert? Mit der AfD und der angeblichen “ Flüchtlingskrise“?”

    Und dann?

    2016 habe ich dann meine Tochter bekommen und 2017 meinen Sohn. Ich habe mir eine Auszeit genommen. Ich hatte damals nicht das Gefühl, dass ich diese Frustration, die ich ihn mir trug, in meiner Musik ausdrücken konnte. Ich musste etwas ganz anderes machen, hatte gar keinen Bock mehr auf Musik und habe mich erstmal zurückgezogen, um zu überlegen, was ich jetzt überhaupt machen möchte.

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    Celina

    Fotocredit: Matt Frik

    Wie hat dich das Muttersein verändert?

    Durch meine Kinder kam bei mir meine ganze Kindheit hoch. Nicht über Rassismus reden, alles totschweigen, das wollte ich mit meinen Kindern auf keinen Fall machen. Auch in meiner Musik wollte ich das Thema ansprechen und habe mich mit Keno dem Rapper und Sänger zusammengetan, weil ich seine politischen Texte gut fand. Wir haben uns getroffen und an einem Wochenende an zwei Songs gearbeitet, unter anderem jetzt an der Single, die rauskommt: Nie wieder leise. Das ist ein Song, vor dem ich Angst hatte, weil er sehr persönlich ist. Ich spreche da über mein Aufwachsen als Schwarzes Mädchen in dieser weißen Mehrheitsgesellschaft. Es geht darum, dass ich früher leise war und jetzt aber nicht mehr leise bin.

    Warum hast du dich dazu entschieden, den Song jetzt herauszubringen?

    Ich wollte mir damit eigentlich Zeit lassen und ihn erst nächstes Jahr veröffentlichen. Dann kam George Floyd. Keno hat zwei Wochen danach angerufen und meinte zu mir: “Celina, meinst du nicht, die Leute brauchen den Song jetzt?”

    Ich habe dann alle Hebel in Bewegung gesetzt, ein Video gedreht und dafür ganz viele Schwarze Menschen gewinnen können. Tupoka Ogette, Nikeata Thompson, Nura und Samy Deluxe sind beispielsweise dabei. Dieser Song ist für Schwarze Menschen. Er ist für mich so essenziell und das übergreifende Thema vom Album. Ich merke, wie ich durch diesen Song heile. Das möchte ich auch anderen Schwarzen Menschen ermöglichen. Mein Fokus hat sich verändert. Ich schreibe jetzt für uns. Es ist wichtig, dass wir uns auf uns und unsere Stärke fokussieren. Wir müssen zusammenfinden und gegenseitig unterstützen.

    Du hast vorhin erwähnt, dass Rassismus bei euch Zuhause Tabuthema war. Was hat das mit dir gemacht?

    Meine Eltern dachten, wenn sie uns als Familie in eine Blase packen, uns Liebe geben und das nicht ansprechen, würde das schon irgendwie funktionieren. Wir haben aber natürlich trotzdem in der Welt da draußen gelebt. Als Kind dachte ich deshalb, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich hatte ja keine Worte für den Rassismus. Ich wusste nicht, warum die Menschen so komisch zu mir waren und habe den Fehler bei mir gesucht. Das sage ich auch in den ersten Zeilen des Songs:

    Ich schaue in den SPIEGEL und will jemand anders sein. Ich bin ein braves Kind. Warum bin ich ganz allein?

    Wenn niemand in deinem Umfeld das Thema anspricht, dann hast du keine Chance, Rassismus zu reflektieren. Es fällt mir bis heute schwer, wenn ich Rassismus erlebe, ihn auch als solchen zu benennen. Ich möchte dieses Schweigen brechen.

    Du bist jetzt schon länger im deutschen Musikbusiness unterwegs. Hast du einen Tipp für junge Schwarze Künstler*innen?

    Hau richtig rein, wenn du gesehen werden möchtest, vernetze dich, sei authentisch und mach dein Ding!

    Die Musik, die ich jetzt mache, die Themen, die ich jetzt anspreche und speziell der Song, der jetzt herauskommt, das sind Dinge, die mir wichtig sind. Ich glaube, das merkt man auch. Sobald Leute das von Außen spüren, hören sie dir auch zu.

    Und wenn man etwas macht, das man liebt, macht man das auch gerne lange, egal, ob es groß wird oder nicht. Wenn ich mit Nie wieder Leise am Ende acht Schwarze Kinder erreiche, die sagen: „Okay, ich bin jetzt laut, wenn mir etwas passiert und ich mache den Mund auf, wenn Lehrer*innen beispielsweise rassistische Scheiße zu mir sagen“, dann haben wir schon gewonnen. Das ist meine Motivation.

    Celia-Parbey

    Celia

    Celia macht derzeit ihren Master an der Humboldt Universität zu Berlin und arbeitet nebenbei als freie Autorin für verschiedene Online- und Printmagazine. Bei RosaMag kümmert sie sich um das Ressort Menschen und interviewt dafür spannende Schwarze Persönlichkeiten aus Deutschland und der Welt.

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