Die Geschichtenerzählerin: Melanie Raabe
Bild: Melanie Raabe
Das schöne am Schreiben ist, dass die Hautfarbe keine Rolle spielt. “Es geht zunächst um den Text, nicht um mich. Als ich früher als unbekannte Autorin meine Texte angeboten habe, wusste ja kein Mensch, wie ich aussehe,” erklärt uns die Schriftstellerin und Podcasterin Melanie Raabe. Sie ist eine unverbesserliche Optimistin und beschreibt sich selbst als ein friendly Introvert. Was manchmal mit den Talkshowterminen und der Promo für die Bücher kollidiert. In Jena geboren, wuchs Melanie in einem 400-Seelen-Dorf in Thüringen auf. Nach ihrem Debütroman “Die Falle” im Jahr 2015 folgte das zweite Werk “Die Wahrheit”, “Der Schatten” und schließlich “Die Wälder.” Melanies Bücher sind bereits in über 20 Ländern erschienen. Wie sie zum Schreiben kam, woran sie aktuell arbeitet und welche Tipps sie an Frauen hat, die einen ähnlichen Weg beschreiten möchten, all das erfahrt ihr in unserem Interview.
Was machst du?
Ich befasse mich mit Stories. Früher war ich als Journalistin unterwegs, inzwischen schreibe ich Bücher. Erfolgreich bin ich mit meinen Spannungsromanen geworden, aktuell arbeite ich allerdings an einem Sachbuch über Kreativität. Lieblingsthema!
Was inspiriert dich?
Menschen. Meine Freund*innen oder Leute aus meinem Umfeld ebenso wie Berühmtheiten, die ich bewundere. (Oprah! Michelle! Beyoncé!)
Dann natürlich: die Natur. Schönheit. Andere Kunstformen wie Musik, Film, Theater oder Malerei. Und das Reisen. Der inspirierendste Ort, den ich kenne, ist immer noch New York City.
Wer warst du in deinem vorherigen Leben?
In meinem früheren Leben war ich Therapeutin. Das ist die einzige Erklärung dafür, warum ständig Menschen zu mir kommen, um mir ihr Herz auszuschütten. Manchmal sogar Wildfremde …
Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Empathisch, enthusiastisch, ehrgeizig. Kreativ. Freundlich. Ungeduldig.
Erzähl uns ein wenig mehr über deine Arbeit?
Ich habe großes Glück, denn ich verdiene mein Geld damit, mir Dinge auszudenken. Den größten Teil des Jahres sitze ich daheim im Arbeitszimmer oder in meinem liebsten Café und schreibe. Aber ich mache auch Lesungen, gebe Interviews, bin in Talkshows zu Gast und mache eben alles, was zu einer erfolgreichen Buchveröffentlichung dazugehört. Angesichts der Tatsache, dass ich eher introvertiert bin, ist das alles eine ziemliche Herausforderung für mich!
Was ist deine Motivation dahinter?
Ich möchte dazu beitragen, dass so viele Menschen wie möglich sich weiterhin fürs Lesen begeistern. Ich liebe Bücher. Always have, always will. Als Kind bin ich gerne in fremde, teils fantastische Welten abgetaucht. Und auch als Erwachsene finde ich kaum etwas luxuriöser, als einen freien Abend oder eine ruhige Bahnfahrt mit einem guten Buch zu haben. Ich finde Lesen wahnsinnig wichtig. Nicht nur, weil es Wissen vermittelt. Es schult auch unsere Empathie. Und davon brauchen wir dringend mehr auf diesem Planeten.
Wie und warum hast du mit dem Schreiben begonnen?
Ich war von klein an begeisterte Leserin. Da fühlte es sich ganz natürlich an, irgendwann auch eigene Geschichten aufzuschreiben.
Was war dein erster Roman?
Mein erster Roman ist leider nicht veröffentlicht worden, aber mein offizielles Debüt hieß „Die Falle“. Es dreht sich um eine sehr zurückgezogen lebende Autorin, die seit elf Jahren das Haus nicht mehr verlassen hat. Ach ja, das Buch ist nicht autobiografisch! Ich gehe sehr gerne raus!
Welcher ist dein liebster?
Schwer zu sagen. Jedes Buch, das ich bisher geschrieben habe, steht für eine Zeit in meinem Leben …
Was sind die größten Herausforderungen, denen du dich stellen musstest?
Oh, das sind definitiv öffentliche Auftritte. Große Lesungen. Talkshows im Fernsehen. Alle Tätigkeiten, bei denen man im Mittelpunkt steht. Ich war in der Schule immer das Mädchen, das sich nie gemeldet hat, weil es nicht gerne vor anderen Leuten sprach. Es ist immer noch so, dass ich lieber zuhöre, statt zu reden.
Hattest du als Schwarze Autorin größere Hürden?
Nein, tatsächlich nicht. Ich hatte Schwierigkeiten, einen Verlag zu finden, aber das lag an anderen Dingen. Das ist das Schöne am Schreiben: Es geht zunächst um den Text, nicht um mich. Als ich früher als unbekannte Autorin meine Texte angeboten habe, wusste ja kein Mensch, wie ich aussehe. Ein großes Glück!
Allerdings muss ich natürlich viel stärker als andere darauf achten, nicht in eine Schublade gesteckt oder auf meine Hautfarbe reduziert zu werden. Manche Leute wundern sich immer noch, wieso ich nicht in meiner Muttersprache schreibe. Dabei tue ich das ja …
Welchen Rat würdest du Frauen geben, die ein ähnliches Vorhaben durchführen möchten?
Ich würde allen, denen es wirklich ernst damit ist, raten, so viel wie möglich zu lesen (daran lernt man schon eine Menge!) – und so viel wie möglich zu schreiben! Man wird besser, indem man es tut. Nicht, indem man darüber nachdenkt, nicht, indem man ganz viel darüber spricht, was man gerne schreiben würde … Man muss es tun. Immer und immer wieder. Learning by Doing. Das ist meiner Meinung nach der einzige Weg. Und dann natürlich: Nicht aufgeben! Ich habe vier unveröffentlichte Manuskripte und Dutzende Verlagsabsagen in der Schublade. Ein Nein bedeutet gar nichts. Zähne zusammenbeißen. Weitermachen.
Erzähl uns etwas über dich, das noch niemand weiß?
Als kleines Mädchen wollte ich Ballerina werden, konnte aber keinen Unterricht nehmen. Ich hatte meine erste Ballettstunde mit Mitte 30. Es ist nie zu spät.
Wir sind ja schon gut ins Jahr 2020 gestartet. Was steht bei dir an?
Ich arbeite an meinem Sachbuch, nehme einmal pro Woche mit meiner Freundin Laura Kampf, einer sehr erfolgreichen Künstlerin, einen Podcast über Kreativität auf (es heißt wie wir „Raabe&Kampf“). Ich werde bald ein Buch über Popmusik in Angriff nehmen und mich ein bisschen mit den anstehenden Verfilmungen einiger meiner Stoffe befassen. Aufregende Zeiten!
Wo und wie können wir uns mit dir austauschen?
Ich bin auf Instagram als @melraabe unterwegs.
Meine Facebook-Page findet sich unter facebook.com/mademoiselleraabe.
Und den Podcast gibt’s überall dort, wo es Podcasts gibt.
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