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    Dr. Mireille Ngosso

    Dr. Mireille Ngosso: „Gerade MigrantInnen haben es in Österreich nicht leicht und werden gesellschaftlich stark benachteiligt.

    Foto: Stefanie Waldecker

    Im Gespräch mit der ersten Afro-österreichischen Vize-Bezirkschefin Wiens: Dr. Mireille Ngosso

    „Mich würde es sehr freuen, wenn sich noch mehr Schwarze Leute in der Politik engagieren, denn nur so können Gesetze entstehen, die uns schützen,“ so Dr. Mireille Ngosso. Hauptberuflich Ärztin, Mutter, dann absolviert sie aktuell zudem noch die Ausbildung zur Allgemeinchirurgin, ist seit über 10 Jahren in der SPÖ politisch aktiv, ach und dann ist sie noch stellvertretende Bezirksvorsteherin des ersten Wiener Bezirks. In der Demokratischen Republik Kongo in Kinshasa geboren, floh sie gemeinsam mit ihrer Familie und lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Wien. Wir haben mit Dr. Ngosso über rassistische Shitstorms gesprochen, wie sie über den zweiten Bildungsweg zu ihrem Medizinstudium kam und was sie inspiriert. Wir freuen uns sehr, euch diese beeindruckende, starke, inspirierende Frau vorstellen zu dürfen!

    Wer bist du?

    Mein Name ist Mireille Ngosso, ich bin hauptberuflich Ärztin im Krankenhaus Hietzing und absolviere gerade die Ausbildung zur Allgemeinchirurgin. ich engagiere mich politisch seit rund 10 Jahren in der SPÖ und bin seit Juni 2018 Bezirksvorsteher-Stellvertreterin der Inneren Stadt. Ich bin in der Demokratischen Republik Kongo in Kinshasa geboren. Mit drei Jahren bin ich, mit meinen Eltern aus der DR Kongo nach Österreich geflohen und seit dem lebe ich in Wien.

    Was machst du?

    Meine Familie, vor allem mein 3-jähriger Sohn, steht für mich an erster Stelle. Aber auch mein Beruf und meine politische Arbeit sind mir sehr wichtig. Oft ist es ein enormer Organisations- und auch Kraftakt, alles unter einen Hut zu bekommen. Aber mit Unterstützung meines Umfelds funktioniert das zum Glück gut.

    
Was inspiriert dich?

    Als Politikerin ist man oft mit Geschichten und Lebenslagen konfrontiert, die einen inspirieren. Oft passiert es, dass ich mit vielen neuen Ideen im Kopf abends ins Bett gehe, nachdem ich neue, politisch aktive Leute kennengelernt habe oder Menschen kennengelernt habe, die sich in prekären Situationen befinden und denen ich gerne helfen würde.

    Wer warst du in deinem vorherigen Leben?

    Vielleicht eine Löwin…? Auf jeden Fall eine Kämpferin!

    Wie würdest du dich selbst beschreiben?

    Ich bin durchsetzungsstark, offen neuen Situationen und Menschen gegenüber und habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

    Erzähl uns ein wenig mehr über deine politische Arbeit?

    Ich war schon immer sehr politisch interessiert, allein schon wegen meiner Fluchtgeschichte mit meine Eltern. Meine Eltern reden nicht gerne über unsere Flucht, aber die Puzzleteile, die sie mir über lange Zeit hinweg erzählt haben, gehen mir sehr nahe. 
Meine Eltern mussten sich aus dem Nichts ein komplett neues Leben hier in Österreich, bzw. Wien aufbauen, was oft sehr schwer war.
Mein Vater war immer schon ein sehr politischer Mensch und das hat er mir auch mitgegeben und mich schon als Kind zu Hausbesuchsaktionen und Veranstaltungen der SPÖ mitgenommen. 
Vor 10 Jahren habe ich dann beschlossen, mich aktiv in der Politik zu engagieren. Jedoch war es nie mein Ziel, nur auf eine Position hinzuarbeiten, ich wollte einfach etwas beitragen. Jetzt bin ich seit fast zwei Jahren Bezirksvorsteher-Stellvertreterin der SPÖ Inneren Stadt und habe in diesem Amt sehr viel gelernt: Verantwortung zu übernehmen, Problemlösungen zu entwickeln und den persönlichen Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern aufrecht zu erhalten.

     

    In meiner politischen Arbeit versuche ich stets nah bei den Menschen zu sein. Immer wieder gehe ich auf Demos oder Kundgebungen, treffe mich aber auch persönlich mit den Leuten aus dem Bezirk, um mir ihre Sorgen und Ideen anzuhören. Ich werde oft dazu eingeladen, Reden zu halten oder bei einer Podiumsdiskussion teilzunehmen. Bei solchen Veranstaltungen lerne ich immer sehr viele spannende Menschen kennen und das schätze ich sehr.
    Mir ist es ein Anliegen, dass Frauen endlich gleichgestellt sind. Wir wissen, dass Frauen auf so vielen Ebenen immer noch im Nachteil sind. Maßnahmen wie besserer rechtlicher und sozialer Schutz, ein staatlicher Unterhaltsvorschuss oder frei zugängliche Verhütungsmittel wären wichtige erste Schritte. 
Als Ärztin ist mir natürlich auch eine faire, frei zugängliche und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung ohne Zweiklassenmedizin ganz besonders wichtig. Und da wir in einer Zeit leben, in der leistbarer Wohnraum zur Mangelware wird, müssen wir in Wien sicherstellen, dass wir leistbares Wohnen auch in Zukunft ermöglichen. Auch will ich mich dafür einsetzten, dass sich jeder und jede – egal welcher Hautfarbe oder Herkunft – in Wien zu Hause fühlt. Dazu gehören Unterstützungsmaßnahmen, ein inklusives Bildungssystem und Wahlrecht.

     

    Eine gerechte und sensible Außenpolitik – speziell gegenüber Afrika – ist mir ein weiteres Herzensanliegen. Denn der afrikanische Kontinent, wird auch aktuell in der globalen Debatte um den Klimawandel, ausgeblendet und ausgeschlossen. Afrikanischen Menschen zuhören, ihre Problem und Forderungen wahrnehmen und in globale Maßnahmen mit einfließen lassen, wäre hier besonders wichtig. 
Daher ist es besonders wichtig das BPOC’s über Länder- und Kontinentalgrenzen hinweg zusammenhalten. Mich würde es sehr freuen, wenn sich noch mehr Schwarze Leute in der Politik engagieren, denn nur so können Gesetze entstehen, die uns schützen und stärken, wie z.B. ein umfassender Diskriminierungsschutz.
    Es sollte uns endlich bewusst sein, dass wir ein gleichwertiger Teil dieser Gesellschaft sind und uns endlich Akzeptanz und Teilhabe wünschen. Doch dieses Ziel können wir nur gemeinsam erreichen, wenn wir zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen.

    Was ist deine/ eure Motivation dahinter?

    Ich will mich für eine gerechtere Gesellschaft einsetzen und das Leben benachteiligter Menschen nachhaltig verbessern. In meinem Leben habe ich selbst erfahren, was es heißt, ganz unten zu sein und von wenigen Unterstützung zu erhalten und zusätzlich noch Steine in den Weg gelegt zu bekommen. Während meiner Schulzeit hatte ich es besonders schwer, ich hatte einige LehrerInnen, die mich oft rassistisch behandelt haben. Ich habe dann mit 16 Jahren die Schule abgebrochen, weil ich psychisch nicht mehr in der Lage war den Abschluss zu machen. Ich habe dann einige Jahre gejobbt und mich damit buchstäblich über Wasser gehalten. Irgendwann habe ich mit viel Kraft beschlossen über den zweiten Bildungsweg meine Matura nachzuholen. Dies bedeutete am Vormittag arbeiten und am Nachmittag in die Schule zu gehen. So konnte ich meine Matura abschließen und meine Traum nachgehen und Medizin studieren.
Gerade MigrantInnen haben es in Österreich nicht leicht und werden gesellschaftlich stark benachteiligt. Für eben genau diese benachteiligten Menschen möchte ich mich einsetzen und ihre Zukunft ein Stück besser machen.

    Warum in die SPÖ?

    Die SPÖ ist für mich eine breite Partei, in der sich unterschiedliche gesellschaftliche Gruppierungen, aber auch unterschiedliche politische Ideen wieder finden können. Leute aus allen Gesellschaftsschichten, die der Glaube an eine gerechte und offene Gesellschaft verbindet, finden sich in der Sozialdemokratie zusammen. Durch das breite Netzwerk der Partei mit Organisationen wie den Kinderfreunden oder der Volkshilfe hat man das Gefühl, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Diese Vielfalt finde ich wahnsinnig schön und das bringt viele Möglichkeiten der Vernetzung und des Austauschs mit sich.
    Die Grundwerte, für die die Partei steht – Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität – sind auch meine Grundwerte. Auf der Basis dieser Werte hat die Sozialdemokratie viele wichtige Errungenschaften für die Stadt Wien und Österreich umgesetzt, angefangen vom freien Zugang zu Bildung und dem sozialen Wohnbau über gerechte Arbeitsregulierungen bis hin zu dem Aufbau des Wohlfahrtsstaats. Natürlich darf man sich auf solchen Errungenschaften nicht ausruhen. Wir müssen weiterhin neue, zeitgemäße Ideen entwickeln, die das Leben der Menschen verbessert.

    Wie wird man Politikerin?

    Mit Engagement und Leidenschaft für die Menschen. Mein Ziel war es nie, einen Posten zu bekommen, sondern wollte mich für meine sozialdemokratischen Werte einsetzen.

    Was sind die größten Herausforderungen, denen du dich stellen musst?

    Eine lokale politische Herausforderung im ersten Bezirk sind Kurzzeitvermietungen über Plattformen wie AirBnB. Wohnraum ist in der Inneren Stadt eh schon knapp und die touristische Vermietung von normalen Wohnungen führt dazu, dass die Preise noch mehr in die Höhe getrieben werden und immer mehr BewohnerInnen den Bezirk verlassen.

    Als Wiens erste Schwarze Vize-Bezirkschefin gab es mit der Bekanntgabe einen rassistischen Shitstorm. Wie gehst du damit um?

    Ich habe mir von Beginn an vorgenommen, keine Kommentare zu lesen – aus Selbstschutz.
    Trotzdem darf man sich auch nichts gefallen lassen, strafrechtlich relevante Kommentare muss man anzeigen. Das positive an all dem ist, dass ich so viel Solidarität erfahren habe, selbst von Fremden spontan auf Straße. Mir ist dadurch eines klar geworden: Ich gebe sicher nicht auf! Auch oder gerade weil manchmal rassistische Meldungen kommen. Weil ich selbst diese Erfahrungen gemacht habe, weiß ich wie wichtig es ist sich dagegen einzusetzen – und zwar auf jeder Ebene. Seit Bekannt werden meiner neuen Funktion als Vizebezirkschefin habe ich auch gemerkt, dass Vorbildrollen sehr wichtig sind. Deshalb wünsche ich mir, dass sich viel mehr BPOC in der Politik engagieren. Bisher sind es wenige die politische Ämter inne haben, wie z.B. in Deutschland Aminata Touré oder Karamba Diaby. Ich hoffe das in den kommenden Jahren noch viel mehr POC nachkommen werden.

    Wie läuft es denn aktuell?

    Die politische Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Ich freue mich immer, wenn ich die vielen Nachrichten auf Instagram und FB lese und erfahre auch viel Support von der BPOC-Community. Das gibt mir Kraft und Mut, weiterzumachen. Durch die Reaktionen der Menschen und aus den Communities habe ich aber gemerkt, welche Rolle ich auf einmal einnehme. Viele haben sich bei mir gemeldet, und mir gesagt, dass sie oder ihre Töchter und auch Söhne mich als Vorbild sehen und das freut mich ganz besonders.

    Welchen Rat würdest du Frauen geben, die eine ähnliche Laufbahn einschlagen möchten?

    Was ich allen mitgeben möchte: Gebt nicht auf und lasst euch nicht verunsichern! Glaubt an euch und eure Grundsätze. Glaubt daran, dass ihr was verändern könnt und wenn ihr ein Ziel habt, lasst euch nicht davon abhalten. Es gibt immer Menschen, die einem wohlgesonnen sind, auch wenn man das manchmal gar nicht glaubt.

    Erzähl uns etwas über dich, das noch niemand weiß?

    Haha, das wird schwierig, weil ich wirklich ein sehr offener Mensch bin und wenig Geheimnisse habe….

    Wir sind ja schon gut ins Jahr 2020 gestartet. Was steht bei dir an?

    Dieses Jahr steht ein wichtiger und intensiver Wahlkampf vor der Tür. Die Wien-Wahl ist eine unglaublich wichtige und entscheidende Wahl und ich werde alles geben, um die Menschen von der Sozialdemokratie zu überzeugen.

    Wo und wie können wir uns mit dir austauschen?

    Am besten ihr folgt mir auf all meinen Social-Media-Kanälen. Ich organisiere oft Veranstaltungen und poste sie auf Social Media. Ihr könnt mir auch gerne jederzeit schreiben, falls ihr irgendwelche Fragen oder Inputs für mich habt.

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    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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