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    Krauselocke-Esther-Donkor

    „Wir möchten mit KrauseLocke für mehr Selbstliebe und Achtsamkeit einstehen“

    Im Gespräch mit Esther Donkor, Autorin, Yogatherapeutin und Künstlerin 

    Seit einigen Jahren betreibt Esther Donkor mit ihrer Schwester Diana den erfolgreichen Blog KrauseLocke. Nachdem sie lange nach einer Plattform gesucht haben, die ihnen beim Umgang mit dem eigenen Haar und der Identität hilft, gründeten sie 2011 kurzerhand selbst. Mit KrauseLocke setzen sie ein wichtiges Zeichen für die Natural Hair Bewegung in Deutschland. Wir haben uns mit Esther unterhalten.  

    Was ist die Natural Hair Bewegung?

    Die „Natural Hair Bewegung“ besteht aus Menschen mit lockigem oder krausem Haar, die sich dafür einsetzen, ihre Haarpracht in seiner natürlichen Struktur zu tragen und offen dazu zu stehen. Also weg von der Assimilation an die „glatthaarige“ Mehrheitsgesellschaft und näher ran an die Natürlichkeit. Diese NHB gibt’s jetzt auch schon länger, ich glaube, sie ist aktuell bei der Mehrzahl der „Krauselocken“ zum Zeitgeist geworden.

    Wie und wo hast du von ihr erfahren?

    Das ist schon lange her, vor 2011 durch eigene Recherchen auf amerikanischen Webseiten und den Austausch mit einer damaligen, krauselockigen Freundin. Kurz darauf haben wir dann Krauselocke gegründet, um dieses Movement auch in Deutschland bekannt zu machen.

    Was bedeutet sie für dich persönlich?

    Für war die Entdeckung damals wie eine große Erlösung, weil ich mir davon jahrelang die Haare chemisch geglättet und Weaves getragen hatte. Zu erfahren, dass ich mein Haar auch natürlich tragen kann und vor allem, wie ich es richtig pflegen kann, war wie ein heiliger Gral. Heute gehe ich ganz entspannt damit um. Ich bin da gar nicht mehr so „besessen“ hinterher die neusten Pflege- oder Frisurentipps herauszufinden, sondern sehe das Ganze locker. Aber ich finde gut, dass der „Trend“ zu Natural Hair nicht abgeklungen, sondern sich sogar noch verstärkt hat.

    Welche Veränderung wünschst du dir in Deutschland?

    Allgemein wünsche ich mir ganz stark, dass die Menschen in Deutschland aufhören zu radikal und verbissen zu sein: und zwar auf allen Seiten. Klar ist es gut und wichtig seine Meinung zu vertreten, aber ich bemerke zunehmend, dass das eskaliert und große Sturheit herrscht. Es gibt heute so viele einzelne Gruppierungen, aber keiner geht mehr aufeinander zu. Und das finde ich nicht nur schade, sondern auch gefährlich.

    Welche Veränderung in der Natural Hair Bewegung?

    Ich finde die eigentlich ganz gut wie sie ist, aber auch hier spüre ich verstärkt, dass es Leute gibt, die ein bisschen übertreiben, das Ganze zu ernst nehmen. Da werden dann Mädels mit relaxten Haaren gemobbt oder solche die sie sich färben. So what!? Jede*r ist frei mit seinem Körper das zu tun was er mag und hat seine eigenen Gründe. Das Ganze einfach etwas lockerer sehen wäre doch mal eine schöne Herangehensweise.

    Und zu Dir:

    Wer bist du und was machst du?

    Ich bin Esther Donkor und als Autorin, Yogatherapeutin, Künstlerin und in der Presse – und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Ich bezeichne mich selbst gern als freie Kreative – immer offen für neue, künstlerische Projekte. Zurzeit verdiene ich mein Brot mit der Mitorganisation des Afrika Film Festivals Köln. Außerdem habe ich mehrere Bücher geschrieben, für die ich jetzt mal ein bisschen Eigenwerbung mache. 2002 erschienen Kurzgeschichten von mir in „Ganz anders als du denkst: Eine Generation meldet sich zu Wort“. Dann kam „Bitches & Queens – Frauen im U.S. HipHop“ (2014). 2015 veröffentlichte ich den autobiografischen Reisebericht „Wurzelbehandlung – Deutschland, Ghana und ich“, der sich mit meiner ersten Reise nach Ghana, ins Heimatland meines Vaters, auseinandersetzt. Aus dem Buch lese ich auch sehr viel deutschlandweit. Im November bin ich zum Beispiel in Hamburg und in Linz (Österreich). 2016 erschien mit „Sessions – und parallel geht die Welt unter“ ein Kurzgeschichtenband. Neben KrauseLocke habe ich noch meine Webseite esthersiesta.com, da gibt’s mehr Infos über mich.

    Was ist dein Ziel mit Krauselocke?

    Unser erstes Ziel haben wir lange erreicht: Wir wollten auch in Deutschland dafür sorgen, dass wir Krauselocken zu unserem Natural Hair stehen können. Im Moment gibt es einen kleinen Richtungswechsel. Gemeinsam mit meiner Schwester Diana möchte ich mit KrauseLocke auch mehr für Selbstliebe und Achtsamkeit einstehen. Denn was ist ein schön gepflegter Lockenkopf wert, wenn man sich selbst nichts wert ist? Im Endeffekt sind unsere Haare, unsere Hautfarbe unsere Stylings, alles was man von außen sieht nur Fassade. Das Innere ist es, was wirklich zählt, das verbindet uns.

    Wie lang gibt es Krauselocke?

    KrauseLocke gibt es seit dem 1.12.2011.

    Warum hast du den Blog ins Leben gerufen?

    Weil ich so geflasht war, was alles möglich ist mit meinen Haaren, dass ich wollte, dass andere Krauselocken in Deutschland das auch erfahren, und zwar auf Deutsch und nicht in Englisch oder Französisch wie es bis dato der Fall war.

    Wie ist das Feedback zu KrauseLocke?

    Bis jetzt hauptsächlich positiv. Wir waren viel in den Medien, es wurden Fernsehbeiträge über KL gedreht und in der Doku „Afro.Deutschland“ von Jana Pareigis gefeatured. Natürlich gab es auch hin und wieder Nazi-Kommentare oder eben solche von ziemlich radikalen Menschen. Aber das Muss ja auch.

    Wie hast du dich durch deine Arbeit mit Krauselocke verändert?

    Ich bin schon selbstbewusster geworden, nachdem ich damals mit dem Relaxer Schluss gemacht und meine Weaves abgenommen habe.

    Was motiviert dich?

    Mich motivieren kreative Menschen und ihre Geschichten, meine Schwester und meine Ehemann, die mir Mut zusprechen, wenn ich mal ein Tief habe.

    Warum ist Dir natürliche Haarpflege so wichtig?

    So wichtig ist sie mir gar nicht, muss ich ehrlich zugeben. Mittlerweile gibt es Dinge in meinem Leben, die ich als weitaus wichtiger erachte. Haarpflege ist im Grunde so easy und man sollte ihr gar nicht so viel Zeit opfern. Eine kleine Routine und fertig. Haare sollten als etwas ganz Normales betrachtet werden und nicht als das Non-Plus-Ultra.

    Warum gibt es so wenig Youtuber*innen und Haarblogger*innen mit 4c Haaren?

    Das weiß ich nicht. Aber nicht jeder traut sich vor die Kamera und ich finde schon, dass das Netz schon recht voll ist mit Haar-Vloggern.

    Was ist dein ultimativer Haarpflegetipp?

    Easy peasy: Haare waschen, Feuchtigkeitsspülung rein, kämmen. Spülung rauswaschen, Olivenöl in die Haare. 10-60 Minuten einwirken lassen. Mit kaltem Wasser ausspülen. Stylen as usual. Ich mach mir meistens 6 Braids und lass die trocknen.

    Welche Frisur gelingt Dir immer?

    Keine. Das ist bei meinen Haaren immer anders. Aber es klappt ganz gut, wenn ich mir nach dem Waschen Braids flechte und die trocknen lasse.

    Gib deinen Senf dazu!