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    „Wir sind alle eine Community und unterstützen uns gegenseitig“ – Im Gespräch mit Jenner Hendrix

    Im Gespräch mit TikTokerin Jenner Hendrix

    „Den Trans*weg zu gehen, ist sehr schwierig. Es ist sehr anstrengend und kostet viel Energie. Legt uns nicht noch mehr Steine in den Weg, zwecks Krankenkasse, zwecks OPs, zwecks Namensänderung,“ erklärt uns Jenner im Gespräch. „Diva mit Herz,“ so beschreiben Jenner’s Freund*innen die 24-Jährige Berlinerin. Mit ihren Videos auf Youtube und TikTok supportet sie die LGBTQ+* Community online und baut sich langsam aber sicher ein kleines Imperium auf. In unserem Interview haben wir über die Pride Saison 2020, Diskriminierungserfahrungen und Trans*rechte in Deutschland gesprochen und warum TikTok zu ihrer Mission geworden ist.

    Was planst du für die Online Pride Season 2020?

    Ich habe mich noch nicht so viel damit auseinandergesetzt, welche Angebote es online gibt, werde aber auf jeden Fall vermehrt auf TikTok und YouTube aktiv sein. Ich möchte die Leute unterstützen und zeigen: Auch wenn dieses Jahr kein CSD stattfindet, ich bin da. Wir sind alle eine Community und unterstützen uns gegenseitig. Die CSDs sind wirklich da, um Kontakte zu knüpfen, um neue Menschen kennen zu lernen. Das versuchen wir, oder ich zumindest, vermehrt online zu machen, um dadurch noch mehr Präsenz zu zeigen, als sowieso schon.

    Hast du in deinem  Berufsumfeld Diskriminierungserfahrungen gemacht?

    Ich bin Zugbegleiterin und tatsächlich habe ich da von beiden Seiten was erlebt, sei es wegen meinem Transsein oder einfach Rassismus. Da kommen Sprüche wie: „Oh wow, an dir erkennt man, Jenner, dass Integration in Deutschland funktioniert.“ Wenn ich dann nachfrage, warum, heißt es: „Du als Schwarze sprichst die deutsche Sprache richtig, machst deinen Job, hast eine Ausbildung und blablabla, Ich frage mich, ähm okay, warum sollte ich denn als Schwarze die Sprache nicht beherrschen? Und denke mir: „Ja, ne fühle ich grad gar nicht das ‚Kompliment‘.”

    Oder auch Kund*innen, die bei mir ankommen mit: „Wow, schön zu sehen, dass sie die deutsche Sprache so beherrschst. Hätte ich jetzt gar nicht erwartet, dass Sie Deutsch sprechen können.“ Wo ich dann nur denke: „Doch, ich kann mich artikulieren und habe einen sehr eloquenten Wortschatz.“

    Man denkt sich echt manchmal nur: Unglaublich. Es gibt wirklich Menschen, die checken nicht, dass das schon eine Art von Rassismus ist. Das ist das Traurigste daran.

    Gab es auch Kommentare im Bezug auf deine Transidentität?

    Wir hatten eine andere Arbeitskollegin, die auch transident ist. Die Leute haben uns verglichen und Sachen gesagt wie: „Ja ok Jenner, zum Glück sieht man bei dir, dass du eine Frau sein willst, dass du eine Frau bist. Du bist mega weiblich und gibst dich mega weiblich. Die Andere kann ich nicht als Frau ansehen, das ist ein Mann.“ Da denke ich mir: „Hä? Was sind das denn für dumme Aussagen.“ Jeder Mensch entscheidet für sich selbst was für sie*ihn Weiblichkeit bedeutet. Wir haben alle mal irgendwo angefangen, auch Ich, deshalb sehe ich so etwas nie als Kompliment. Das ist eine Beleidigung. Es ist diskriminierend, auch gegenüber einer anderen Person. Ich frage mich, wer du bist, das du sagen kannst, dass Weiblichkeit so oder so auszusehen hat. Das fühl’ ich einfach nicht.

    Warum gerade TikTok?

    Angefangen habe ich vor zwei Jahren mit YouTube und dort auch jede Woche ein Video hochgeladen bis ich gemerkt habe: Okay, Support ist zwar da, aber ich erreiche nicht die Reichweite, die ich erreichen will. Ich hatte das ganze Equipment, aber nicht den Nerv mich immer wieder hin zu setzen und alles zu schneiden.

    Und dann kam irgendwann TikTok raus. Am Anfang war ich total dagegen.Für mich war TikTok ‘was für kleine Kinder’. Als würde ich mich da jetzt  irgendwie hinstellen und sonst was machen.

    Letztes Jahr im Dezember habe ich ganz spontan doch mit Tiktok angefangen. Ich habe ein Tanzvideo gesehen. Das hast mir so sehr gefallen, dass ich es just for fun nachgetanzt und hochgeladen habe. Ich habe so viele Aufrufe für ein bisschen Tanzen bekommen. Auf Youtube stellst du dich anderthalb Stunden hin, tust und machst und kriegst nicht mal Ansatzweise so viele. Ich bin dann irgendwann auf TikTok umgestiegen, um dort den Menschen die Augen irgendwie zu öffnen. Viele haben sich ja jetzt in der Corona- Zeit TikTok runtergeladen und schauen sich die Sachen an. Es kommt bei allen an. Du hast zwar deine Zielgruppe, deine Follower*innen, die du kennst. Gleichzeitig hast du auch andere Leute, die du mit diesen Videos erreichst. Seitdem ist TikTok für mich zur Mission geworden und ich mache es auch gerne.

    Viele Menschen sitzen gerade Zuhause und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Für sie ist es toll, wenn sie sehen: Guck mal da ist eine Andere, sie hat es auch geschafft oder Guck mal, da ist eine die uns supportet, die einfach da ist. Gerade, weil auch jüngere Leute die Plattform nutzen. Deshalb ist TikTok für mich mega wichtig und mein Medium.

    Was muss Deutschland noch tun, in Sachen Trans* und LGBTQ*+ Rechte?

    Dieser Thematik gebührt einfach mehr Aufmerksamkeit. Viele Leute sagen: „Ihr habt doch schon euren CSD” oder „Es gibt doch schon genug Reportagen über euch“ Ich find halt nicht. Den Trans*weg zu gehen, ist sehr schwierig. Es ist sehr anstrengend und kostet viel Energie. Legt uns nicht noch mehr Steine in den Weg, zwecks Krankenkasse, zwecks OPs, zwecks Namensänderung und sowas. Das kann nicht sein, dass man zig Anträge stellt, die dann abgelehnt werden und man leidet nur noch mehr. Da muss noch viel getan werden, vor allem für LGBTQ+* People of Color.

    Diese Thematik muss in Deutschland noch ankommen. Die Menschen müssen uns sehen. Klingt jetzt vielleicht komisch, aber zum Beispiel dunkelhäutige Transfrauen, als mein Interview mit ‚auf Klo‘ stattgefunden hat, war das für einige Leute etwas total Neues. Ich weiß, dass es viel mehr LGBTQ People gibt, die Angst haben sich zu zeigen, weil so wenige Angebote existieren. (Anm. der Autorin: Representation Matters)

    Wo und wie können wir dich supporten?

    Indem man mir zeigt, dass ich nicht alleine bin (lacht).

    Man supportet mich schon, wenn man sich Zeit nimmt, meine Videos anzuschauen, zu kommentieren oder auch einfach die netten Nachrichten, die ich bekommen. So ein „Ich fühle voll was du machst, ich find das toll”, supportet mich auf jeden Fall. So weiß man, dass nicht alle Menschen da draußen ‚böse‘ sind.

    Den Content, den ich mache weiterverbreiten, so dass mehr Menschen drauf aufmerksam werden. So, dass wir irgendwann wirklich so weit sind ein Netzwerk aufzubauen, mit dem wir alle auffangen können, die sich nicht trauen zu sich zu stehen und Angst haben. Denen können wir dann sagen: „Schau mal, wir sind mehrere Personen, die dasselbe durchlebt haben wie du. Wir sind da um dich zu unterstützen.“

    Was möchtest du anderen Schwarzen trans* Menschen mitgeben?

    Ich möchte euch mitgeben, dass es okay ist deinen Weg zu gehen und dich selbst nicht zu verdrängen oder zu unterdrücken, weil du denkst das du deinem Bekanntenkreis, was Gutes tust. Am Ende ist es dein Leben. Du bist der*die Herr*in und du entscheidest, was du machen willst. Du solltest nie Sachen nicht durchziehen, nur, weil andere es nicht tolerieren oder akzeptieren können.

    Geh deinen Weg, Safe.

    Latifah_

    Latifah

    Latifah hat in ihrem Leben schon in verschiedenen Ecken Deutschlands gelebt und so nach 20 Jahren zu ihrer Identität als schwarze Frau gefunden. Nun verwaltet die den RosaMag Instagram Account, führt ihren eigenen YouTube Kanal: „Beauty &‘ Politics“ und plant ihre erstes eigenes Dokumentationsprojekt. Bald startet sie in ein Studium im journalistischen Bereich und beschäftigt sich so lange mit Themen im Bereich: LGBTQ+*, Rassismus, Lifestyle, Beziehungen und Make-Up.

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