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    Helene Batemona-Abeke

    Helene Batemona-Abeke: „Ich scheue mich nicht mehr davor zu sagen: Stopp, so geht es nicht weiter.”

    SPECIAL: 5 Fragen an 5 Frauen über 50: Helene Batemona-Abeke

    “Die Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen sind stark beeinflusst von den gesellschaftlichen Zuschreibungen,” so Helene Batemona-Abeke. Dagegen geht die Gründerin und Geschäftsführerin von Pampoja Afrika e.V. in Köln vor. Sie ist Sozialarbeiterin, zertifizierte Diversity Trainerin und Fachberaterin für Psychotraumatologie und systemische Familienhelferin vor. Helene wuchs in Kenia und in der Demokratischen Republik Kongo. Mitte der 90er Jahre kam sie nach Deutschland. Schwerpunkte ihres beruflichen Lebens bilden seitdem sowohl die Vermittlung interkultureller Kompetenzen und Unterstützung durch soziales Engagement, als auch die Traumaarbeit.  Auch Helene haben wir zu unseren fünf Themen ausgefragt und hier folgen ihre Antworten: 

    Special: 5 Fragen an 5 Frauen über 50

    1) Identität

    Identität ist essentiell für alle Menschen. Sie umfasst die Fragen: Wie sehe ich mich selbst? Wie positioniere ich mich? Wo gehöre ich dazu und wovon grenze ich mich ab? Identität hat immer etwas mit Herkunft, Familiengeschichte/-chronik und den eigenen Wurzeln zu tun. Leute suchen nach ihrer Herkunft zur Selbstfindung:

    „Wenn etwas fehlt, fühlt man sich nicht vollständig.“ 

    Wichtig ist die Sozialisierung und Prägung in der Kindheit in Hinblick auf gesellschaftliche Aspekte, Normen und Werte. Identitätsbildung und Persönlichkeitsfindung ist immer ein Wechselspiel zwischen Eigenwahrnehmung, Reflexion im Wechselspiel mit der Umwelt (familiäre, soziale Einflüsse etc.) Zugehörigkeit und Abgrenzung. Daraus entwickelt sich ein eigenes Orientierungssystem.

    „Aber die eigene Identität, beziehungsweise die eigenen Identitäten, sind kein starres Konstrukt, sondern verändern und entwickeln sich ständig als Prozess.“

    Auch meine Identitäten haben sich im Laufe meiner Biographie im Wechselspiel mit meiner Umwelt weiterentwickelt. Ich wurde Mutter, Selbstständige Berufstätige Frau, Frauenrechtlerin, antirassistische Bildungsreferentin, Familienhelferin, Gemeindeleiterin, um nur einige der Identitäten zu nennen.

    „Meine kenianischen Wurzeln sind für mich aber ein – in allen Facetten – konstanter Teil meiner Identität. In der deutschen Gesellschaft habe ich, konfrontiert mit Rassismus, gelernt, mich als Schwarze Frau durchzusetzen.“

    Dieser Aspekt spielte in meiner Vergangenheit als identitätsstiftender Faktor weniger eine Rolle. Erst mit meinem Leben in Europa als Teil der afrikanischen Diaspora nahm er an Bedeutung zu. Bezogen auf meine Arbeit kann ich sagen, dass man in seiner eigenen Identität gefestigt sein und ein solides Fundament haben muss, das nicht wackelt, um ein Vorbild für andere sein zu können.

    In der antirassistischen Bildungsarbeit zum Thema Critical White Awareness spielt das Thema der Identität eine Rolle. Oft zählen privilegierte Angehörige der „weißen“ Mehrheitsgesellschaft „Weißsein“ nicht zu ihrer Identität, weil es für sie unsichtbar ist. Handeln oft rassistisch ohne es zu bemerken, meinen sie seien bereits von Rassismus abgegrenzt, obwohl sie tief darin verstrickt sind.

    „Der rassistische Diskurs ist allgegenwärtig, prägt Identitäten und somit die Gesellschaft. Er hat somit auch Folgen für die Identitätsbildung rassismuserfahrener Personen.“

    Alle Mitglieder:innen der Gesellschaft sollten sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen und die eigene Rolle kritisch hinterfragen.

    In der Sozialarbeit und Familienhilfe stelle ich häufig einen identitätsbezogenen Zwiespalt von Zugehörigkeit fest. Die Familien geraten in Identitätskonflikten zwischen verschiedenen Wertesystem und Normen, die von der Gesellschaft verstärkt werden. Sie gibt ihnen häufig deutlich zu verstehen: „Du gehörst nicht dazu. Du bist anders.“

    „Die Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen sind stark beeinflusst von den gesellschaftlichen Zuschreibungen.“

    Man sollte sich diesbezüglich intensiver mit seinen Kindern auseinandersetzen, ihnen zuhören, und die Rolle der Eltern und Familien in diesem Zusammenhang stärken. Wir alle müssen uns für eine offenere Gesellschaft einsetzen und Nächstenliebe konkret praktizieren, nicht nur als Lippenbekenntnis.

    Helene Batemona-Abeke

    2) Selbstliebe

    Selbstliebe bedeutet für mich, mit dem zufrieden zu sein, was Gott einem gegeben hat und das Beste daraus zu machen. Mit diesem Geschenk achtsam umzugehen und dies auch nach außen ausstrahlen, das heißt, ich lasse mich nicht hängen, ich ziehe mich jeden Tag schick an, dabei ist es egal, ob ich einen wichtigen Geschäftstermin habe oder einkaufen gehe. Damit bewirkt man, dass die eigene Wertschätzung real wird und diese Einstellung sich auch auf andere Menschen in meinem Umfeld überträgt als positives Vorbild. Ähnlich, wenn man jeden Morgen zu sich selbst im Spiegel lächelt.

    „Zur Selbstliebe gehört für mich auch, auf sich und sein Gefühl, die Signale seines Körpers und Geistes, zu vertrauen. Sich selbst etwas Gutes zu tun, sich Auszeiten und schöne Dinge zu gönnen. Mit anderen Worten eine Kombination aus Selbstbewusstsein, Selbstachtung und Selbstfürsorge.“

    Die Liebe zu mir selbst ist im Laufe meines Lebens auf der einen Seite mit meiner zunehmenden Unabhängigkeit und zum anderen mit der zunehmenden Stärkung in meinem Glauben gewachsen.

    „Es geht mir nicht mehr darum, Anderen zu gefallen, zum Beispiel, welches Bild erfülle ich als Frau für Männer, und auch nicht mehr darum, den unerfüllbaren Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft an mich als Schwarzgelesene Person gerecht zu werden. Ich lasse mich nicht mehr verbiegen.“

    Über die Jahre habe ich viel gelernt über Methoden zur Bestärkung der eigenen Selbstliebe. Ich versuche, dies sowohl privat als auch beruflich umzusetzen und den Menschen in meinem Umfeld nahe zu legen.

    Helene Batemona-Abeke

    3) Politisierung

    Meine Politisierung begann schon im frühen Alter. Mein Vater spielte in dem Zusammenhang für mich als Vorbild eine wichtige Rolle. Er war ein Freiheitskämpfer im Unabhängigkeitskampf Kenias. Ebenso setzte er sich für die Rechte von uns Töchtern in einer patriarchalen Gesellschaft ein, indem er dafür sorgte, dass wir als Mädchen nicht beschnitten wurden. Ich denke, das hat mich für mein weiteres Leben, meine Zivilcourage, meine soziale Arbeit und mein politisches Engagement maßgeblich und nachhaltig geprägt.

    „Es gibt Bereiche in meiner Politisierung, in denen ich konsequenter und kompromissloser geworden bin, zum Beispiel was das Thema Intervention angeht.“

    Ich scheue mich nicht mehr davor zu sagen: „Stopp, so geht es nicht weiter. Das mache ich nicht mit“.

    Auf der anderen Seite gibt es Bereiche in denen ich milder geworden bin. Mit dem Ziel langfristige Veränderungen zu erreichen. Man erreicht häufig mehr, indem man aufeinander zugeht und den mediativen Dialog sucht, als wenn man versucht, seine Position radikal zu vertreten.

    Diese Pole manifestieren sich in dem Begriff „Awareness“. Das Thema Awareness bildet mittlerweile einen wichtigen Schwerpunkt meiner Arbeit. In dem Zusammenhang haben wir das „Pamoja Awareness Konzept gegen Rassismus und Diskriminierung“ entwickelt (Pamoja bezieht sich auf den von mir gegründeten Verein „Pamoja Afrika e.V. Köln“).

    Als wichtigen Rat kann ich mitgeben:

    „Engagiert Euch! Schaut nicht weg, sondern werdet aktiv, denn Schweigen bedeutet Zustimmung. Hinterfragt Eure Position in der Gesellschaft, Eure Eigenverantwortung und Euer eigenes Handeln kritisch!“ 

    Bitte fragt Euch: „Wo nehme ich mich selbst zu ernst? Wo kann ich auch mal zurücktreten und Privilegien abgeben? Wo kann ich Menschen in meinem direkten Umfeld beiseite stehen?“ Denn wir können nur große Dinge verändern, indem wir bei uns selbst anfangen.

    Helene Batemona-Abeke

    4) Sexualität

    „Sexualität ist für mich das natürlichste der Welt. Sie wird aber ständig missverstanden vor allem die sexuellen Bedürfnisse von Frauen werden, in streng patriarchalen Gesellschaften, versucht zu tabuisieren und zu kontrollieren.“

    Dies erlebe ich in meiner täglichen sozialen und bildungsbezogenen Arbeit. Es ist mir aber nochmal besonders klar geworden in meiner Beschäftigung mit dem Thema FGM – Female Genital Mutilation- , das keineswegs nur relevant ist in Ländern außerhalb Europas, sondern auch hier in Deutschland die Realität vieler Frauen darstellt und aktiv praktiziert wird.

    Durch meine Arbeit im gesundheitlichen Bereich habe ich meinen Horizont zum Thema Sexualität und STD – Sexually Transmitted Diseases- enorm erweitert. Es ist für mich immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel Aufklärungsarbeit wir in diesem Bereich noch leisten müssen. Das Wissen scheint allgemeinhin sogar eher rückläufig zu sein. Unsere Jugendlichen und Kinder kommen durch die digitalen Medien immer früher mit dem Thema in Kontakt. Dies hat aber weniger eine Aufklärung zu Folge, eher einer Verrohung und Enthemmung.

    „Wir Frauen müssen uns für unsere Sexualität nicht schämen, vielmehr sollten wir unsere sexuellen Bedürfnisse gegenüber unseren Partner:innen klar kommunizieren und auch auf unsere Rechte in dieser Hinsicht bestehen.“

    Wir sollten das Thema Sexualität in unseren Communities offener thematisieren und Fragen dazu ernst nehmen, vor allem unserer Kinder und Jugendlichen, und zwar dort, wo wir die Menschen erreichen, wie in unseren Kirchengemeinden.

    Das bedeutet für mich nicht, dass man seine Sexualität ständig nach außen tragen muss, wie durch offenherzige Bekleidung, im Gegenteil. Es sollte sich niemand genötigt fühlen, ständig seine Sexualität offen Kund tun zu müssen, das Thema gehört immer noch dem intimen privaten Bereich jedes Einzelnen an.

    Helene Batemona-Abeke

    5) Zukunft

    „Zukunft bedeutet für mich ein Stück weit Hoffnung.“

    Unsere Kinder stehen für mich sinnbildlich für das Thema Zukunft. Wenn ich Kinder sehe, sehe ich die Zukunft. Wenn ein Kind zu mir kommt, oder ein Jugendlicher, den ich als Kind unterstützt habe, und sagt, „Danke Frau Batemona“, dann habe ich Hoffnung, dass das was ich versuche, in meinem beruflichen und privaten Einsatz zu bewegen, einen positiven Einfluss auf die Zukunft unserer Kinder hat.

    „Mein Blick auf die Zukunft ist im Laufe meines Lebens breiter geworden, das heißt in der Vergangenheit haben sich die Zukunftsthemen eher auf meine eigene Zukunft und die Zukunftsperspektiven meiner Familie bezogen. Heute beschäftige ich mich mit dem Thema weitreichender und globaler angehen.“ 

    Ich freue mich, in der Zukunft positive Veränderungen zu sehen, die ich mit meiner jetzigen Arbeit versuche, anzustoßen, sei es zum Thema Awareness, um gegen Rassismus und Diskriminierung in dieser Gesellschaft konkret anzugehen, sei es zum Thema Frauenrechte und Emanzipation, sei es zur Öffnung dieser Gesellschaft für die Unterstützung von Bedürftigen/Benachteiligten sowie von Neuzugewanderten und geflohenen Personen, sei es in der Familienhilfe, vor allem aber in der unmittelbaren Arbeit mit Kindern, zu all den genannten Themenfeldern.

    Und ich freue mich in der Zukunft darauf, mehr Zeit mit meiner Familie zu bringen, zu sehen, wie meine Kinder und Enkelkinder ihren Lebensweg finden.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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