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    Ist “Smudging” auch als Schwarze Person kulturelle Aneignung?

    Ist “Smudging” auch als Schwarze Person kulturelle Aneignung?

    Ich tappte in die Falle. Als im Team klar wurde, dass wir uns dem Thema Spiritualität und Selfcare annehmen, begann ich schon nach der Einführung fürs “Smudging” zu suchen. Dabei handelt es sich um eine Tradition von indigenen Völkern aus Nordamerika, wo heilige Kräuter und Harze verbrannt werden. Der heilige Rauch soll Schwingungen erzeugen, Negativität zerstreuen und bei der spirituellen Arbeit helfen. Heute ist es zu einer populären Wellnesspraxis geworden, die einige Menschen nutzen, um „schlechte Energie“ aus ihren Häusern oder ihrem Raum zu entfernen. Für viele indigene Völker ist Smudging ein weitaus bedeutungsvolles und essentielles Ritual. Daher stellte ich mir die Frage: Kann ich, als Schwarze Person, die selbst von kultureller Aneignung betroffen ist, es selbst betreiben? Und ist das Verbrennen von Kräutern eine Form davon? 

    Gerade wenn man selbst von kultureller Aneignung betroffen ist, sollte man es doch lassen, oder?

    Natürlich kann auch ich (oder du) kulturelle Aneignung betreiben! Stichwort Rihanna mit ihrem “Geisha Chic” Highlighter für Fenty. Dabei sollte diese neue sogenannte “Killawatt”-Kreation die Aufmerksamkeit auf bestimmte Gesichtszüge lenken. Das war aus unterschiedlichen Gründen problematisch. Zum einen erinnerte der Name an die japanische Geisha-Tradition, eine Gruppe von Frauen, die jahrhundertelang als Unterhalterinnen und bezahlte Begleiterinnen arbeiteten. Die Fetischisierung davon ist etwas, von dem vor allem Marken, Film und Fernsehen weiterhin ökonomisch profitieren. Genau das ist die Definition von kultureller Aneignung. Es handelt sich um die Zweckentfremdung, die Kapitalisierung und den Prozess, dass marginalisierte Menschen von dem ganzen Zirkus überhaupt nicht profitieren, teilweise sogar aufgrund dieser Praktik diskriminiert werden. Das kennen wir als Schwarze Menschen auch. Leider zu gut. Wenn wir selbst jahrhundertelange Aneignung schmerzhaft miterlebten, ist es eigentlich viel schlimmer, wenn wir es selbst tun.

    Es beginnt schon beim Wort

    Zurück zum Smudging. Das Problem ist bereits der Begriff. Laut den Indigenous Corporate Training, einer kanadischen Organisation, die Anti-Vorurteilstrainings durchführt, heißt es, dass „Smudging traditionell eine Zeremonie zur Reinigung oder Säuberung der Seele von negativen Gedanken einer Person oder eines Ortes ist“, und dass dieser Begriff hauptsächlich von indigenen Stämmen in Nordamerika stammt. Wenn also Nicht-Eingeborene Salbei verbrennen, um ihre Häuser oder andere Räume zu smudgen, kann dies die kulturelle Bedeutung dieses Rituals minimieren und sich negativ auf den Anbau der Kräuter auswirken. Stattdessen, so die Befürworter*innen, könnten die Nicht-Eingeborenen lernen, ihre Räume auf kulturell und ökologisch sensible Weise zu reinigen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Vorteile des Smudging durch ethische Praktiken, Terminologie und Materialien zu erreichen.

    Kauf keinen Salbei, wirklich nicht!

    Die Folgen von kultureller Aneignung ist beim Smudging fast schon ein Paradebeispiel. Da weißer Salbei, aufgrund des großen Booms in den Vereinigten Staaten von Amerika so stark nachgefragt wird, befürchten die Chumash (das heutige Südkalifornien), dass die Pflanze übermäßig geerntet wird. Die Chumash nutzen diesen besonders angebauten Salbei als Medizin. Er wird zur Heilung von Erkältungen und zur Unterstützung der Heilung nach der Geburt verwendet. Die Pflanze wird nicht richtig geerntet. So ist er laut diesem großartigen Bustle Artikel von Nylah Burton ein entscheidender Teil des Ökosystems. Aber einige Marken verkaufen weiterhin weißen Salbei, obwohl sich die Ureinwohner*innen öffentlich  in Form von Pressemitteilungen und Kampagnen dagegen aussprechen. Kurzum: Kauft keinen Salbei.

    Voodoo-Priesterin

    Im Gespräch mit Elizaneda Gerner: “Voodoo bedeutet anderen Menschen zu helfen und nicht von ihren Problemen zu profitieren” 

    Kapitalismus zerstört die Rituale

    Die Autorin und Aktivistin Taté Walker, der Mniconjou Lakota und Bürger des Stammes der Cheyenne River Sioux ist, erklärte gegenüber fashionista: „Sicher, Salbei kann man kaufen, aber ich glaube, dass Sie die heilenden Eigenschaften und die angeborenen ‚guten Schwingungen‘, auf die Sie abzielen, zunichte machen, indem Sie einen unhaltbaren Kapitalismus und die Auslöschung der Eingeborenen praktizieren. Viele indigene Kulturen glauben auch, dass Medizin erbracht, statt verkauft werden sollte. Ein Tipp von Walker lautet daher, dass man Salbei selbst im Garten oder an der Fensterbank anpflanzen kann. Wichtig sei die Intention. Wenn er für den Eigenverbrauch oder der von der Familie angestrebt wird, dann sei es in Ordnung. Das Problem sei erst da, wenn man plant damit Profit zu machen. Es geht um kulturelle Wertschätzung, statt Aneignung.

    Muss es denn überhaupt “Smudging” sein?

    Der Begriff Smudging bezieht sich auf eine spezifische heilende kulturelle spirituelle Praxis von den indigenen Völkern aus Nordamerika, aber beispielsweise die Rauchreinigung kann dem Smudging sehr ähnlich sehen (sein), allerdings handelt es sich um den einfachen Akt des Verbrennens von Kräutern, Holz, Weihrauch oder anderen sicher zu verbrennenden Materialien, die auch Reinigungseigenschaften besitzen. Unsere interne Kräuterhexe Monika Odum bestätigt: “Du kannst einen Spaziergang machen und dir viele unterschiedliche Wildkräuter nehmen und diese verbrennen. Doch lass die Finger von Salbei.” Und ja auch in vielen weiteren Kulturkreisen, wie beispielsweise der Rauch des Imphepo, auch afrikanischer Salbei genannt, wird bis heute im südlichen Afrika in der einheimischen traditionellen Medizin verwendet. Er hat viele Verwendungszwecke: zur Beschwörung von Trancezuständen, zur Reinigung von Energie und als Opfergabe beim Beten. Die Pflanze wird auch als Antiseptikum und Entzündungshemmer, als Mittel gegen Kopfschmerzen und als natürliches Insektenschutzmittel verwendet.

     „Mein Zyklus, die Götter und ich,“ unsere Autorin Madeleina Monka schreibt über dass Phänomen, dass du als Frau* entweder glorifizierte Fruchtbarkeitsgöttin oder schambehaftete Aussätzige – was darf’s diesen Monat sein?

    Das Fazit aus dieser Recherche lautet: Lernen, hinterfragen und dann überlegen: Was ist mein Ziel? Wurde ich aus der weißen Brille inspiriert und verführt eine traditionelle Praktik, die beispielsweise 1876 in Kanada verboten wurde–  nicht nur aus spiritueller, sondern aus traditionell medizinischer Perspektive – und nun kapitalisiert wird, zu unterstützen? Es klingt einfach und heilig und friedlich, und das ist es auch – aber über weite Teile der Geschichte hinweg hat der einfache Akt der Sage das Leben der Eingeborenen in Gefahr gebracht. Diesen Kreislauf unterstützt man durch den Kauf von “Weißen Salbei” indirekt. Daher lautet unser Rat: Schau dich nach anderen Kräutern um, informiere dich, befrage und gehe mit dieser traditionellen Praktik wertschätzend um.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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