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    Katharina Oguntoye

    Katharina Oguntoye über die afrodeutsche Geschichte: “Es war ein Stück weit meine Lebensaufgabe”

    Bild: Katharina Oguntoye 

    Afrodeutsche Bewegung damals und heute: Besser, schlechter oder stagnieren wir?

    “Stellt euch einander und der Welt vor,” lautete der Satz von Audre Lorde an May Ayim und Katharina Oguntoye. “Da kriege ich immer noch Gänsehaut,” so Katharina. Was sie damit meinte war: Stellt euch Schwarzen Menschen in Deutschland vor. Mit jungen 20 machten sie das Unmögliche möglich. Sie schufen den Begriff “Afrodeutsch” und “Schwarze Deutsche”, schrieben mit “Farbe bekennen – Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte” das erste Buch über Schwarzes Leben in Deutschland. Sie porträtierten unterschiedliche Identitäten, was den Nachfolgegenerationen als Quelle der Kraft und Kreativität diente, um es in Natasha Kellys Worten zusagen. Sie zeigten, dass Schwarze Menschen bereits in der Weimarer Republik und während der Nazizeit in der Bundesrepublik zuhause waren. Das sobald man Schwarz ist, man nicht automatisch Afro-Amerikaner*innen sein musste, sondern auch aus Deutschland mit afrikanischen Wurzeln stammen konnte. Durch May Ayim und Katharina Oguntoye entstand die Initiative für Schwarze Menschen in Deutschland, ADEFRA, Joliba – kurzum: Katharina Oguntoye startete gemeinsam mit May Ayim, die afrodeutsche Bewegung. Sie gaben ihr einen Namen, ein Gesicht und schufen für uns alle erstmalig Identifizierungsmöglichkeiten. Anlässlich des Black History Month haben wir Katharina Oguntoye die Frage gestellt: Inwiefern hat sich die Schwarze Bewegung verändert? War damals alles besser oder schlechter?

    Das Tabuthema Rassismus: “Super, darauf wartet die Welt!”

    Berlin 1984. Es war die Zeit der Frauenbewegung. Aufbruchsstimmung und Veränderungen standen bevor, hervorgerufen durch den Umzug der afro-amerikanischen Aktivistin und Autorin Audre Lorde und ihrem heiß diskutierten Werk Macht und Sinnlichkeit. “Lorde war die erste Schwarze Theoretikerin und Vordenkerin, die auch für weiße deutsche Frauen sichtbar war,” so Katharina. Als Audre Lorde in die Hauptstadt zog, waren sie neugierig, sie lernten einander kennen und als der Orlanda Verlag ein neues Buch mit Lorde beginnen wollte, schlug sie vor, dass May Ayim und Katharina Oguntoye doch über die Schwarze deutsche Frauenbewegung schreiben könnten. “Das war eine große Herausforderung.

    Das Thema `Rassismus` war eher ein Tabu. Das Motto lautete: Jetzt sollen wir uns auch noch mit Rassismus herumschlagen? Wir haben ja schon ein Antisemitismus Problem.” 

    Sie packten es trotzdem an. Gemeinsam mit dem Verlag, Input von Audre Lorde und mit einem kleinen Team dauert es knapp zwei Jahre bis das erste Buch über die afrodeutsche Frauenbewegung erschien. Als Farbe bekennen fertig war, geschah: nichts. Kein großes Gänsehautgefühl, Preise, Ruhm oder ehrenvolle Blicke. Denn darauf hatte die “Welt” nicht unbedingt gewartet, wie Katharina erklärt. So ist das mit der Pionierarbeit. Sie mussten selbst für ordentlichen Wirbel sorgen und das prägte Katharina Oguntoyes Weg nachhaltig.

    Nach 33 Jahren braucht es weiterhin Farbe bekennen 

    Vor 20 Jahren war es üblich das N-Wort in der Öffentlichkeit zuhören, so Katharina und erklärt: “Damals hieß es: `Wir haben kein anderes Wort`. Heute hört man es kaum noch im Fernsehen, außer von Verrückten. Wir haben mit Farbe bekennen die Begriffe Afrodeutsch und Schwarze Deutsche geprägt. Es hat 15 bis 20 Jahre gedauert, dass Wörter, wie das N-Wort, farbig, Mischling oder Besatzungskind aus dem Sprachgebrauch verdrängt wurden. Wir konnten eine Identität von innen nach außen umsetzen.” Doch der Weg dorthin war kein Zuckerschlecken. “May und ich haben viele Veranstaltungen gemacht. Dadurch fing meine aktivistische Arbeit an. Wir haben dafür gearbeitet, dass das Buch und das Thema bekannter wurden, damit es die Menschen erreicht, die es auch brauchen. Wir waren jung und enthusiastisch. Nach dem 50. Interview habe ich aufgehört zu zählen. Die Publicity wurde ein Teil unseres Lebens,” so Katharina Oguntoye. Farbe bekennen ist seit über zehn Jahren vergriffen. Als Katharina voller stolz berichtet, dass es eine Neuauflage gibt, ergänzt sie: “Erstaunlich, dass es das nach 33 Jahren noch braucht.”

     

    Der Aufbruchrausch verebbte und gewinnt aktuell wieder an Schwung

    Farbe bekennen ist bis heute das einzige Buch, indem unterschiedliche Schwarze Frauen zu Wort kommen, ein Sammelband diverser Perspektiven und Identitäten. Ein rascher  Überblick über die Vielschichtigkeit von Schwarzem Leben im deutschsprachigen Raum. Die einzige Person, die etwas ähnliches auf die Beine gestellt hatte, war Natasha Kelly (kleiner Lesetipp am Rand). “Wir dachten damals, dass es doch logisch wäre, nachdem wir die Erfahrungen von Frauen gehört hatten, dass dann die afrodeutschen Männer folgen würden. Doch danach gab es eher Biografien über Afrodeutsche oder Musik, wie Advanced Chemistry, Brother Keepers oder Afrob,” schlussfolgert Katharina. “Die ersten zehn Jahre nach Farbe bekennen waren super spannend. Es herrschte eine Aufbruchstimmung. Von Frankfurt und Wiesbaden bis nach Berlin. Ich war die älteste mit 25 und die jüngste war 13 Jahre alt. Das war eine Altersgruppe von Menschen, die gerade ihren Platz in der Gesellschaft gesucht hatten. Deshalb hat die afrodeutsche Bewegung funktioniert. Nach zehn Jahren begann die Familiengründung, die ersten gingen in ihre festen Berufe. In der Zeit wurde es ruhiger. Doch jetzt gerade passiert wieder ganz viel,” fasst Katharina zusammen.

    “Es war einfach ein Stück weit meine Lebensaufgabe. Ich bin 61 Jahre alt, ich gucke gerade auf mein Leben zurück und denke, das ist ein tolles Gefühl, zusehen, was man als kleines Rädchen alles erreichen kann,” so Katharina bescheiden. “Zusehen, dass man doch etwas bewegen kann, als kleiner Input, dass es dann solche Wellen schlägt, ist toll.” 

    Wie ein kleiner Input große Wellen schlug

    Farbe bekennen, war mein erstes Buch über Schwarze Identitäten. Mit diesem Buch wurde das Fundament für die afrodeutsche Bewegung gesetzt. Schwarze Menschen waren erstmalig sichtbar. Statt Begriff-Importe, gab es einen Namen für die innere Zerrissenheit, für den, von der Gesellschaft, als Widerspruch geclaimten Umstand, dass man Schwarz und deutsch zugleich sein kann. Katharina Oguntoye kann wahrlich stolz auf ihre Errungenschaften sein. Gemeinsam mit May Ayim und weiteren Schwarzen Frauen sind sie die ersten Schritte gegangen. Was Katharina uns lehrt ist, das die Welt nicht unbedingt auf antirassistische Arbeit wartet. Diskussionen, wie die N-Wort-Debatte, Demonstrationen gegen das mediale Andersmachen von Menschen mit einem Migrationsvordergrund sowie, dass Rechte-Konzepte ins politische Mainstream gelangen, nehmen der afrodeutschen Bewegung den Zauber. Es fühlt sich so an, als kämen wir nicht weiter. Als würden wir wieder einige Schritt zurückfallen. Die neuen stolzen Rechten bringen Themen auf die Agenda, die eigentlich nach dem Holocaust vor 80 Jahren hätten beendet sein müssen. Es ist wieder ziemlich ungemütlich, sich mit einem sichtbaren Migrationsvordergrund, in Deutschland  frei zu bewegen. Doch wir sind noch inmitten der afrodeutschen Bewegung und einige Dinge sind anders. Wir haben eigene Begrifflichkeiten, ein Buch, dass uns schon vor 33 Jahren zeigte: Wir sind Teil dieser Gesellschaft und Schwarz und deutsch ist kein Widerspruch. Alles was wir aktuell erreichen, fühlt sich in diesem Moment nicht so mächtig an, doch es kann für Schwarze Menschen in 20 Jahren eine große Welle schlagen und sie weiter tragen. Wer weiß, vielleicht gibt es ja doch eines Tages eine Schwarze Bundeskanzlerin? Man darf ja träumen dürfen.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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