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Moni

Mehr als Worte: Zwei Bücher, die man fühlen muss

Der Februar stand im Zeichen des Black History Month – ein Anlass, um Schwarze Autor*innen und ihre Geschichten besonders zu würdigen. Doch ihre Stimmen verdienen das ganze Jahr über Aufmerksamkeit. Unsere Autorin Monika Odum stellt euch zwei Bücher von Schwarzen Autorinnen vor, die nicht nur gelesen, sondern gefühlt werden wollen. In ihrer Kolumne nimmt Moni uns mit zu Geschichten, die berühren, zum Nachdenken anregen und zeigen, warum Lesen (oder Hören) auch in Zeiten von Scrollen, Swipen und Dauerbeschallung ein echtes Portal bleibt.

Als unsere Editor-in-Chief und all in all wunderbare Celia fragte, ob wir in letzter Zeit etwas Interessantes gelesen hätten und – falls ja – darüber schreiben wollten, antwortete ich nur kurz mit „mache ich“. Dann fiel mir ein: Ich hatte ja gar nicht gelesen, sondern gehört. Zählt das? Oder ist das irgendwie wie schummeln? Sagt ihr Kinder das noch – schummeln? Wie dem auch sei: Ich lese sehr, sehr gern und schon sehr, sehr lange. Einundfünfzig Jahre, um genau zu sein. Hab’ früh angefangen, weil bei uns zu Hause viele Bücher herumlagen und ich so ganz natürlich zum Lesen kam.

Side note für Eltern und solche, die oft kleine Menschen um sich haben:
Lasst viele Bücher zu Hause herumliegen – vielleicht nicht die, die kleine Menschen dazu bringen, Dinge zu tun, die sie kein Business haben zu tun, aber ansonsten: go ahead! Vielleicht geht es den kleinen Menschen so wie mir, und Bücher werden ein Portal für sie. Besser noch: Lest ihnen vor. Vorgelesen zu bekommen ist das aller-, allerbeste. Und ich liebe es heute noch.

Heute liest mir nicht mehr meine Mama vor, sondern viele Hörbuchautor*innen – deren Stimmen ich mögen muss, weil sonst geht das mit dem Portal nicht. Will sagen: Das Buch und die vorlesende Person müssen ihre Magie zusammenwirken lassen und mich in die Geschichte hineinziehen. Dann höre ich zu und wünsche mir meinen Heimweg extra lang, um das Buch nicht anhalten zu müssen. Oder ich koche mir den fünften Tee, weil es gerade so spannend ist, so lustig oder so traurig – und ich auf gar keinen Fall aufhören möchte zuzuhören.

Das hatte ich zuletzt bei zwei Büchern, die ich Euch heute vorstellen will: Da ist zum einen Finding Me von Viola Davis. Gelesen von Viola Davis. Damit ist eigentlich alles gesagt. Diese Frau ist nicht umsonst A-Klasse. A wie in Annalise Keating. A wie in Abs à (pun intended) la The Woman King. Ich kann nicht mehr, weil Vio­lA. Viola Davis liest ihre Memoiren.

Viola Davis

Ich habe Rotz und Wasser geheult, die Fäuste geballt, mich zugedeckt, die Decke wieder weggeschmissen, durchgeatmet, leise geweint, vor blanker Freude geweint, gelacht und einfach nur Liebe, Dankbarkeit und Respekt empfunden – vor dieser Frau und vor ihrem Lebenswerk, vor allen Dingen vor ihrer Menschlichkeit. Viola Davis erzählt ihre Lebensgeschichte, wie nur sie es kann, weil sie sie erlebt hat. Nein, das ist kein No-Brainer. Manche Leute sind, leben getrennt von ihrer persönlichen Geschichte – Viola Davis tut das nicht. Ich habe es so empfunden, als wenn sie durchgehend ihren jüngeren Ichs mit so viel Kindness und Empathie begegnet, dass es ans Herz geht und dass young Viola spürbar mit im Raum ist. Sie erweckt ihre jüngeren Versionen zum Leben und nimmt die lesende Person mit in ihre Vergangenheit. Und die ist hart. Hart. So hart, dass ich zwischendurch da saß, eiskalte Hände hatte und mich taub gefühlt habe.

Interessierten, die selbst hardship erlebt haben und sich aktuell vulnerabel fühlen – proceed with caution or wait a bit. Es geht um ihre Karriere, ja, auch. Aber es geht in großen Teilen um ihr Leben als Gesamtes und darum, welche Rolle ihr Beruf in dieser Gesamtheit spielt. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass sie eine Bühnenschauspielerin ist (gut, ich bin jetzt auch nicht so der Typ, der Celebrities stalkt und jedes tidbit aus ihrem Leben weiß – ich bin so altmodisch, dass ich das übergriffig finde). Wobei es spürbar ist, weil… gute Göttin, diese Frau hat eine Präsenz. Ich mag sehr, wie sie über ihren Beruf als Handwerk schreibt – als Kunst und Handwerk – und wie sehr ihr daran liegt, den Lesenden zu vermitteln, wie wichtig es ist, einen Sinn in dem zu finden, was man tut. Ich hab’s geliebt.

Wenn sie über Colorism schreibt – nicht nur, aber besonders in Hollywood – möchte ich nach meinen Blutdrucktabletten greifen, gleichzeitig meine Haare zurückbinden und alle Ignoranten hauen. Wie können Leute es WAGEN? Aber wir wissen alle, wie, und wir wissen auch alle, warum. Und ein paar von uns wissen, wie es sich anfühlt. Und die von uns, die das nicht wissen (und von ihrem Nichtwissen profitieren), rate ich hier: Hinsetzen. Klappe halten. Zuhören. Auch und gerade, wenn es uncomfortable ist. Denn nur so schaffen wir eine Welt in unserer Community, in der alle Platz haben, wunder­voll zu sein.

Finding Me zu lesen hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, dass Schwarze FLINTA ihre Geschichten erzählen. Und dass ihre Geschichten von uns gehört werden. Denn sind wir mal ehrlich – unsere Geschichten sind sowieso die besten. Ja klar, bin ich voreingenommen. Warum denn auch bitte nicht?!

PS: Ich habe bewusst wenig vom Inhalt erzählt, weil ich nichts spoilern will. Lest/hört das Buch. Ihr werdet verstehen, was ich meine.

Candice Carty Williams

Das zweite Buch, das ich Euch vorstellen möchte, ist People Person von Candice Carty-Williams. Dieser Roman liest sich wie die perfekte selbstgemachte Limo. Es ist alles drin: Frische, diese Art von Liebe, die nicht über-süß ist, aber doch die nötige sweetness vermittelt. Die Prise Salz, die das Leben nun mal einfach immer inne Kitteltasche hat. (Ja, inne Kitteltasche. Nicht „in der“. Die Salzigkeit des Lebens spricht kein Hochdeutsch.) Dann wäre da noch der saure Aspekt – weil das Leben, die Zitrone und die Limonade und so. Und obwohl ich es mit der Zelebration von Black Resilience jetzt echt nicht so habe – sie ist doch oft nur eine Abkürzung für Betroffene (been there, nachvollziehbare Reaktion auf einen krankmachenden Umstand) oder die Erlaubnis, weiter jedwede Form von Gewalt auszuüben seitens white supremacy (unentschuldbar und unverzeihlich, weil #absolutnicht) – die Zitronen-Metapher macht hier Sinn.

Nicht, dass wir in Black Germany das kennen würden – „hüsteln“. Ja, ich schaue auf euch, einige Mitglieder der Black Male Gen Boomer. Und ja, ihr hattet es schwer. Alles ok, verstehen wir. Obwohl – das ist nicht unsere Aufgabe. Dass wir verstehen, bedeutet allerdings nicht, dass es für uns einfach war. Und bevor jetzt das große Gekreische von wegen „kein Respekt“ und so losgeht… Meinen Respekt hebe ich für die Schwarzen Väter auf, die da waren. Die hatten es nämlich – surprise, surprise – genau so schwer wie ihr. Ich sag’ nur: Give Cesar what belongs to Cesar – in diesem Fall Respekt und Ehre an die anwesenden Väter, Babas, Dads, Daddies und Papas. Und I stand on business on this. Schuhgröße 39 ½ – 40, je nachdem.

Möglicherweise hat mich dieses Buch so fasziniert, weil ich die Kinder verstehen konnte. Aber von der „Papa was a rolling stone“-Thematik abgesehen, ist dieses Buch einfach nur eins, das ich schwer stoppen konnte, weil so viel passiert, die Charaktere so lebhaft sind, der Plot sensationell aufgebaut ist und ich so in der Geschichte war, dass ich gar nicht wieder rauswollte. Auch hier liest die Autorin selbst und erweckt ihre Figuren zum Leben. Wer also Familiengeschichten, Geschwistergeschichten, ein bisschen Drama, die Echtheit des Lebens, aber auch hilarious stuff liebt, wird People Person mögen. Ich empfehle es, wenn die Eisdielen wieder aufmachen und man draußen in den Parks sitzen kann. Mehr sei auch hier nicht verraten. Es tut sicher auch nicht weh, sich im Londoner Süden aufzuhalten, wenn man reinhört – das nur für die, die das volle immersive Erlebnis wollen. Muss aber nicht sein.

Monika Odum

Monika

Monika hat mit 14 beschlossen, Krankenschwester zu werden und ist dies bis heute. Wenn sie nicht gerade angehende Kolleg*innen unterrichtet oder auf der Intensivstation arbeitet, ist sie das love child von Mutter Erde, Umarmerin von Bäumen und eine witch (womxn in total control of herself). Ihr Lieblingswort ist „und“, denn sie glaubt an die Räume zwischen hier und dort. Daher heißt auch ihr Blog, The Space In Between, denn sie schreibt für ihr Leben gern. Sie liebt, als würde sie es so meinen, backt Brot, weil das Alchemie ist, redet mit Tieren, Pflanzen und den Elementen, weil sie es kann und ist ihr eigener sacred space. Meistens jedenfalls.

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