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    Sexueller Missbrauch

    “Meinen sexuellen Missbrauch, habe ich zu meiner Superpower gemacht”

    “Als feststand, dass wir nach Ghana auswandern, habe ich mich extrem gefreut. Endlich kam ich von diesem Menschen weg,” erklärt Magdalena, während sie eine Ingwerknolle schält. Es ist Winter und wir sitzen in der Küche ihrer 9er-WG. Jepp, du hast richtig gelesen. Die junge 21-jährige teilt sich mit acht anderen Menschen eine Wohnung in Berlin-Neukölln. Sie haben zwei Bäder, welches natürlich meine erste Frage war. Doch sie scheinen sich selten in die Quere zu kommen, versichert mir einer ihrer Mitbewohnerinnen, die sich während unseres Gesprächs über einen kochenden Topf, randvoll gefüllt mit Spaghetti beugt. “Meinen sexuellen Missbrauch, habe ich zu meiner Superpower gemacht,”   sagt Magdalena, während sie mir die frisch zubereitete Tasse mit duftendem Ingwer reicht. Das war der Einstieg unseres Gesprächs und ich war sprachlos. Sprachlos darüber, wie offen sie über dieses traumatische Thema sprach. Sprachlos, dass sie so schnell zum Punkt kam. Sprachlos, dass sie einfach so stark ist. Doch Magdalena ist nicht alleine. Fast jede siebte Frau in Deutschland wird vergewaltigt oder sexuell genötigt. Magdalenas Geschichte macht Mut und zeigt, wie man ein Trauma zu seiner eigenen Stärke machen kann.

    Berlin, die Stadt der Bösen

    Sie ist in zwei Kulturen aufgewachsen, in zwei Welten, mit zwei Geschichten. “Das ist schon eine konfliktreiche Sache mit der Identifikation,” erklärt Magdalena Agyekum. Kein Wunder. In Berlin-Pankow geboren und die Kindheit verbracht, ging es direkt mit sieben Jahren nach Ghana und mit 12 Jahren wieder zurück in die Bundesrepublik. Ihre Augen leuchten, sobald sie von ihrem Leben im westafrikanischen Staat erzählt. “Ich war frei und bin als Kind nackig herumgerannt!” Einem krassen Kontrast zum grauen, bewölkten Berlin, doch das ist nicht der einzige Faktor, der für Magdalena gegen Deutschland sprach. “Ein alter Schulfreund meiner Mutter sollte auf mich immer mal wieder aufpassen und hat das eben ausgenutzt,” erklärt sie und nimmt einen kräftigen Schluck vom heißen Ingwertee. “Ich war da so sechs oder fünf.”

    Sport war meine Therapie

    Als Teenie in Deutschland begann Magdalenas Angst vor Fremden. “Ich hatte das Gefühl, dass mich die Menschen in der Bahn beobachteten.” Sie wusste zunächst nicht, was ihr genau widerfahren war, doch Magdalena merkte bald, dass sie sich von den anderen Jugendlichen unterschied. Mit 10 begann sie zu mastrubieren und während ihre Klassenkameradinnen noch mit Puppen spielten, sprach sie offen über Sex. Statt Pippi Langstrumpf zu lesen, schnappte sie sich lieber aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters die Psychologiebücher, um herausfinden, was Menschen antreibt, statt mit Tommi, Annika und Herr Nilsson auf Abenteuer zu gehen. Bis heute durchschaut Magdalena Personen innerhalb eines Wimpernschlags und lässt Männer und Frauen auch gern körperlich an sich heran, doch mit der emotionalen Nähe tut sie sich schwer. “Ich hatte schon einige One-Night-Stands,” erklärt sie grinsend.

    Magdalena war ein hibbeliges, ja fast schon aufgedrehtes Kind, dass sich nur bewegen wollte. Statt einer Therapie, trieb Magdalena viel Sport. So viel, dass sie sogar eine Elitesportschule besuchte, das SLZB – Schul und Leistungssportzentrum Berlin. Der Druck, der Umgangston unter den Sportler*innen, gepaart mit den autoritären Lehrern und Lehrerinnen setzen ihr zu. “Irgendwie sehe ich rot, sobald eine Person denkt, sie hat ein Recht auf mich. Das möchte ich einfach verstehen.” Durch den sexuellen Missbrauch, erlebte Magdalena eine massive Verletzung ihrer Selbstbestimmung. Heute nimmt sie ihr Leben in den Griff. Ändert sich. Wächst und geht zur Schamanin ihres vertrauens. Heute möchte Magdalena andere Menschen heilen.

    Die Verbindung zwischen Körper und Geist

    Magdalena hat ein körperliches Trauma erlebt, dass sich auf ihre Psyche ausgewirkt hat. Dabei war Sport ihr Ventil. Es hat ihr geholfen, nicht nur ihr Leben zu beschreiten, sondern ihren Lebensweg zu entdecken. “Ich bin zwar ganz am Anfang meiner Reise, aber es fühlt sich gut an. Es fühlt sich in mir drin schon viel freier an.” Körperliche Bewegung, ist für Magdalena eine wichtige Methoden, um in Balance zu bleiben. “Als ich auf Instagram über meinen Kanal Live ging und zum ersten Mal öffentlich über meine Vergewaltigung sprach, habe ich viele unterschiedliche Schwestern kennengelernt, die ähnliches erlebten. Das gab mir Kraft und hat mir wieder einmal klar gemacht, dass man die Tools des heutigen Zeitalters auch für Gutes nutzen kann. Für Befreiung.“ Vor einem Jahr hat sie Bootcamp Warrior ins Leben gerufen. “Es ist eine Community von Warriors. Es ist mein Ziel, die Nutzer und Nutzerinnen organisch aus ihren Traum(ata) erwachen zu lassen. Auf der Plattform findest du nicht nur für den physischen Körper Hilfestellung, sondern auch mentale sowie seelische Impulse in Form von Übungen. Inspiriert sind die Einheiten durch Bereiche, wie funktionales Training, Athletik, Gewichtheben, Crossfit, Polesport, Mui Thai, Kickboxen und Yoga,”  schließt Magdalena. Die Heilung von innen nach außen, liegt der jungen Frau am Herzen und zeigt: Nicht das Erlebte ist ihre Superpower, sondern die Kraft mit der sie damit umgeht. Ihre Erfahrung möchte sie nutzen, um anderen zu helfen. Körperlich und seelisch.

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