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    Mio-und-die-Liebe

    Mio – Die Liebe war ihr Reisekompass

    Mayelin Miosoty Crooke

    Die warmen dunkelbraunen Augen blicken durch ihre schweren Wimpern hervor. Im Hintergrund plätschert ein Springbrunnen. Die junge 28-jährige lächelt und hält die linke Hand an ihre Stirn, um sich gegen die Sonne zu schützen, die sie blendet. Doch es scheint Mio nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. Sie genießt die Wärme. Immerhin ist die junge Frau direkt an einem warmen Sonnenstrand geboren. Mayelin Miosoty Crooke, kurz Mio, ist nun seit fünf Jahren hier in Deutschland. Ursprünglich kommt sie aus Samaná – eine Provinz an der nordöstlichen Atlantikküste der Dominikanischen Republik.

     

    Das komplette Kontrastprogramm zu dem Ort an dem wir uns heute treffen: Auf der wettergegerbten Holzbank am Springbrunnen direkt hinter dem Bahnhof am Alexanderplatz. Menschen hetzen hin und her. Touris knipsen und bestaunen die große spitze Kugel des Fernsehturms, der die gelb leuchtende Sonne aufzuspießen versucht. Grünes sattes Berggelände und weiße Sandstrände das waren Mios zuhause. In Samaná lebte sie gemeinsam mit ihrer Familie und ihren drei Geschwistern in einem kleinen Paradies. Dabei entdeckte Mio mit 10 Jahren ihre Leidenschaft fürs Tanzen, die sie bis heute immer wieder aufs neue in die Latino-Tanz-Welt entführt. “Wir hatten damals eine Schulgruppe mit der wir viele Shows durchführten.”

    Der Kompass zeigt in Richtung Hauptstadt: Aus dem Paradies ins Studium

    Sonne, Strand und Sonnenschein – genau das war ihr leben bis sie 17 Jahre wurde. Dann zog es Mio in die Großstadt: Nach Santo Domingo – die Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Von einer Provinz mit 100.000 erhöhte sich die Anzahl ihrer Umgebung auf eine Millionen und sie steuerte auf ihr erstes großes Abenteuer zu: In Richtung Studium. “Damals zog ich gemeinsam mit meiner 19-jährigen Schwester aus. Es war richtig toll!”, erklärt sie mit einem ansteckenden Lächeln. “Ich begann mit meinem Bauingenieurstudium,” sagt Mio und schwingt ihren langen blonden Zopf von der Linken auf die rechte Seite.“ Mein damaliger Ex-Freund hatte mit dem selben Studium davor gestartet. Als er immer neben mir die Hausaufgaben gemacht hatte, dachte ich: Wieso soll ich das nicht auch machen?” Und so entschied sich Mio für ihre Studienrichtung. Doch es kam ganz anders.

    Amor schlug wieder zu und änderte Mios Richtung

    Nach zwei Jahren pauken, trennte sie sich von ihrem damaligen Freund und verliebte sich aufs Neue. “Er kam aus Deutschland und es ging ganz schnell!”, erklärt die junge Frau mit den langen glatten blonden Haaren. Der Heimat kehrte sie den Rücken und machte sich auf in ein komplett unbekanntes Abenteuer. “Was soll ich sagen? Ich war einfach verliebt!” Sie packte ihre Sachen, brach das Studium ab und so kam sie nach Berlin. Neben einem Deutschkurs, den sie vormittags durchführte, vertrieb sie sich die Langeweile mit ihrem YouTube-Kanal.

    Mit dem kleinen Zeitvertreib, klettert sie inzwischen auf eine stolze Abonnentenzahl von 26.791 Views! Beauty, Haarstyling, Outfits – Mio stellt ihren Zuschauerinnen vor, was sie gerade beschäftigt. “Jeden Freitag erstelle ich ein neues Video. Dabei überlege ich mir jetzt nicht etwas konkretes. Die Beiträge entstehen, während ich mich fürs Wochenende fertig mache”. In ihren Clips spricht sie spanisch. Auf die Frage, ob sie es sich vorstellen könnte, ins Deutsche zu wechseln, schüttelt sie energisch den Kopf. Da fühlt sie sich doch in ihrer Heimatsprache wohler und auch ihre Zuschauerinnen und Instagram-Follower stammen meist aus den Lateinamerikanischen Städten oder es handelt sich um Berlinerinnen, die wie sie ihre Wurzeln aus der Dominikanischen Republik haben. “Es kam auch schon einmal bei der Arbeit ein Mädchen auf mich zu und fragte, ob ich die Mio Crooke bin?”, erklärt sie lächelnd und zeigt mit dem Finger in Richtung Arbeitsplatz, der sich direkt hinter dem Bahnhof am Alexanderplatz befindet – der große Textilbetrieb Primark.

    https://www.instagram.com/p/BkIm9OTDTYQ/?taken-by=miocrooke

    Die Liebe vergeht, doch Berlin bleibt

    Abgesehen von dem YouTube-Kanal fiel es der jungen Latina schwer neue Freunde in Berlin zu machen und dann nahm ihr Blatt erneut eine neue Richtung. “Ich war vier Jahre mit meinem damaligen Freund zusammen, doch dann kamen wir an den Punkt, dass es nicht mehr funktionierte. Als wir uns trennten, war ich ziemlich fertig,” erklärt Mio. Auf meine Frage, ob sie es bereut, schüttelt sie erneut den Kopf: “Also, kurz nach der Trennung – ja ein wenig. Doch inzwischen bin ich sehr glücklich hier!” Sie hat ihren Führerschein gemacht, arbeitet bereits seit drei Jahren als Verkäuferin und ist vor fünf Monaten mit ihrem neuen Partner zusammengezogen. Durch die Liebe zum Tanzen hat sie auch eine Gruppe von Freundinnen kennengelernt. Mio ist offiziell hier angekommen. Und Berlin ist ihre neue Heimat.

    Der Springbrunnen plätschert weiterhin im Hintergrund vor sich hin und Mio und ich laufen langsam in Richtung des Bahnhofs zu. Während wir dem Zischen der Zuggleisen näherkommen, erzählt Mio mir von ihren Plänen und wie sie mehr mit ihrem Kanal machen möchte. Da wird mir klar, wie paradox das Leben ist: Für die Liebe ist sie nach Berlin gekommen, doch was sie hier gefunden hat, ist sich selbst und ihre Unabhängigkeit.

     

     

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