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    Racial- Mimikry

    Nicht Schwarz genug? Wie beeinflusst uns das kolonialistische Mimikry – bis heute?

    “Du bist ziemlich weiß für eine Schwarze,” und schon lachten alle einheitlich los. Ein Satz, den ich nicht nur einmal, sondern viele weitere Male hörte. Doch was ist Schwarzsein und was ist Weißsein? Und was ist Schwarzsein in einer weißen Welt? Eine Erklärung gibt das psychologische Konzept Mimikry. Etwas, dass in der Biologie oft zusehen ist -die Fähigkeit eines Tieres, sich gegen Feinde zu schützen, indem es sich der Gestalt oder Farbe von dem Verfolgenden anpasst. Doch was hat das alles mit zu Schwarz oder nicht Schwarz genug zu tun?

    Es begann, natürlich, mit dem Kolonialismus

    Das Essay “Von Mimikry und Mensch – Die Ambivalenz des kolonialen Diskurses“ von Homi Bhabha aus dem Jahr 1984 änderte einiges. Bhabhas Theorien zur Mimikry und Othering wurzeln im Bereich der Rassen- und Postkolonialstudien, die die Auswirkungen von Kolonialismus und Vertreibung auf die Entwicklung der Literatur und Literaturwissenschaft untersuchten.

    Ein kurzer Exkurs: Was hat Mimikry mit Menschen zu tun?

    Als die britischen Kolonisator:innen in neue Räume eindrangen, um ihre Kolonien zu errichten, mussten sie diese Handlung irgendwie rechtfertigen. Es startete quasi eine fette PR, mit der sie eine gigantische Überzeugungsarbeit leisteten, dass die indigenen Völker der Regionen minderwertig seien und nicht so fortschrittlich wie die europäische Lebensweise. Ein Missverständnis. Vermutlich, aber egal, denn der globale Norden positionierte sich selbst als übermächtige Kultur und alle anderen, als nun ja, Other – Andere.

    Dazu können wir dir die Othering Folge empfehlen, um einen Überblick dazu zu erhalten. 

    Zurück zum Kolonialismus: Als sich der britische Kolonialismus auf Orte wie Indien und die Karibik ausbreitete, wurden westliche Praktiken eingeführt, um die Identität der indigenen Völker zu britischstämmigen Bürger:innen zu formen, so Homi Bhabha. Die Kolonialisiert:innen wurden ihrer ursprünglichen Kulturen und Lebensweisen beraubt und sollten sich ganz fix den Lebensstil ihrer Kolonisator:innen anpassen. Wenn sie das nicht wollten, lautete die Alternative zu sterben. Die Friss oder Stirb Philosphie startete und eigentlich ist sie noch nicht so recht zu ende, oder?  Mimikry wurde zur Überlebensstrategie.

    Bhabha war also überzeugt, dass das System der Mimikry ein wesentlicher Ansatz unter der Kolonialherrschaft sei. Mimikry dient als eine Form der Tarnung – ihr Zweck besteht nicht darin, mit der Kolonialherrschaft einheitlich zu werden, sondern diese Macht als Kanal zum Überleben darzustellen. Doch nun begann eine Ambivalenz für die kolonialisierte Person. Auf der einen Seite wurden sie gezwungen eine neue Kultur und Identität anzunehmen – gewaltvoll und definitiv nicht freiwillig – und auf der anderen wollten sie ihre eigene vorkolonialen Identität nicht einfach die Toilette herunterspülen.

    Mimikry ist also nicht nur eine Form der Adoption, sondern vielmehr als eine Form der Adaption, als eine Anpassung zu betrachten. 

     

    Wer bist du, wenn du eigentlich nicht weißt, wer du bist?

    Doch was passiert, wenn es keinen Zugriff auf deine vorkoloniale Identität gibt? Was, wenn keine nostalgische Schwarze Omi am Familientisch sitzt und die guten-alten Geschichten auspackt? Wenn Mimikry ohne das Gefühl einer vorkolonialisierten Identität eingesetzt wird, benutzen die Kolonisiert:in die Mimikry nicht mehr als eine Form der Tarnung, sondern sind tatsächlich zum Kolonisator:in geworden, so Homi Bhabha.

    Ein Blick auf die Skalverei hilft. Nachdem die europäischen Kolonisator:innen afrikanische Sklav:innen für den Aufbau der “Neuen Welt” nutzten, lag ihr Schwerpunkt darauf, sie „so europäisch wie möglich“ zu machen – ohne dabei zu riskieren, dass sie denken sie wären etwas Besonderes. Nein, strukturell musste man ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie minderwertig seien. So lehrte man ihnen, dass die verwestlichte Kultur und das verwestlichte Denken das Höchste sei, dass das Christentum die Religion der Zivilisierten sei und dass es primitiv sei, Afrikaner:innen zu sein. Somit wurden afrikanische Sklav:innen ihrer natürlichen Identität beraubt, dann gewaltsam auf amerikanischen Boden gebracht, um sich an einem System der Unterdrückung zu beteiligen. Hier ist Mimikry kein Element des Schutzes, es wird zur eigenen Realität.

    Brandon Marcell Erby resümiert in “Redefining Blackness in the Age of Whiteness”, dass die Person, ohne einen Zugang zur ihrer vorkolonialisitschen Identität, zwar ein unterworfenes Wesen ist, aber gleichzeitig ist sie immer noch in der Lage, die Verwestlichung abzulehnen und zu kritisieren. Erby hat auch eine Lösung und zwar: das Anderssein und den Hybridismus zu feiern. Auch Bhabha sieht die kulturelle Hybridität als ein Erbe des Kolonialismus. In seiner Essaysammlung aus dem Jahr 1994 “The Location of Culture” ist seiner Meinung nach, der “Dritte Raum” entstanden. Unter dem Dritten Raum versteht Bhabha einen Austragungsort und die Möglichkeit, kulturelle Differenzen auszuleben. Dabei ist der Raum kein physisch real existierender Bereich. Es gibt nicht nur einen, sondern unzählige. RosaMag ist einer von den vielen Dritten Räumen. Hier besprechen wir Schwarze-Deutsche Identität, doch diese sind facettenreich, aufgrund unserer unterschiedlichen Historien.  Im Prinzip tritt der Dritte Raum überall dort auf, wo Menschen mit unterschiedlichstem Wissen oder aus unterschiedlichen Kulturen zusammentreffen und über Bedeutungen und Inhalte diskutieren. Somit wird der Dritte Raum durch neue Inhalte und kulturelle Differenzen geschaffen. Auch diese neu verhandelten Bedeutungen im Dritten Raum sind nicht in Stein gemeißelt, sondern dynamisch, performativ und veränderbar und zeitlich begrenzt. Laut Bhabha beweisen die Verhandlungen im Dritten Raum, dass ein und dasselbe Symbol gänzlich unterschiedlich gelesen, verstanden, gedeutet, übersetzt und rehistorisiert werden könne.

    „It is that Third Space, though unrepresentable in itself, which constitutes the discursive conditions of enunciation that ensure that the meaning and symbols of culture have no primordial unity or fixity; that even the same signs can be appropriated, translated, rehistoricized and read anew,“ Homi Bhabha. 

    Natürlich steckt in “Du bist ziemlich weiß für eine Schwarze” einiges mehr. Wer ist in  der Position, um zu sagen, wer Schwarz ist und wer nicht? Zudem, was ist Schwarzsein unter dem White Gaze – einer Welt, in der es nur eine homogene Darstellung von Schwarzsein gibt? Sind HipHop-Videos ein Maßstab? Oder der Film Love and Basketball? Natürlich nicht. Doch gleichzeitig ist der Satz so unfassbar frech. Also, sag mir nicht, dass ich nicht Schwarz-genug bin, considering my history!

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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