Wir sind ROSA.MAG
RosaMag - das erste Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen.

Wer ist ROSAMAG?

RosaMag Mitglieder

ROSAMAG ist ein Online-Lifestylemagazin, dass afrodeutsche Frauen und Freunde informiert, inspiriert und empowert. ROSAMAG porträtiert die facettenreichen Lebenswelten der modernen schwarzen Frau. Von natürlichen Pflegetipps für Afrolocken, inspirierenden Interviews, mitreißenden Kommentaren und beflügelnden Reportagen - Wir zelebrieren afrodeutsche Frauen! Wir möchten Vorbilder schaffen und unsere Diversität zeigen.

    Nikeata_Thompson

    Nikeata Thompson: “Ich lebe das Klischee von weißen Menschen aus.”

    Bild: hannanymous

    Nikeata Thompson ist Choreographin. Das schon seit 20 Jahren. Sie hat sich ein kleines Imperium aufgebaut. Von Gig zu Gig. Tanz zu Tanz. Jahr zu Jahr. “Ich musste mir meine Gagen hart erkämpfen, weil die Leute der Meinung waren, dass ich dankbar sein sollte,” so Nikeata über einige Stolpersteine auf ihrem Weg. Davon gab es viele. Sehr viele, doch sie hat sich davon nicht beirren lassen. Nikeata Thompson als stark zu beschreiben, ist unkreativ, doch gleichzeitig treffend. Man lauscht ihrer Stimme, die voller positiver Energie sprüht, die einen motiviert und davon überzeugt, alles erreichen zu können. Ich war so begeistert von ihrem Pathos, dass ich mir wünschte, Nikeata Thompson würde mich jeden Morgen anrufen mit dem Satz: “Girl, you´ve got this !”. Ich wäre so motiviert, dass ich sogar davon überzeugt wäre, die neue Schwarze Angela Merkel zu werden. Nur ohne den Abschluss in Physik und die ostdeutsche Kindheit. Doch wie ist Nikeata zu der Nikeata Thompson geworden, die das neue Gesicht von der Vogue Deutschland Sportswear ist, mit Heidi Klum über den Catwalk schlawinert und eine eigene Tanzagentur in Berlin hat? Was können wir von diesem großartigen Menschen lernen, eine Menge, aber was genau?

    Nikeata_Thompson_

    Bild: Tatsiana Tribunalova 

    “Ich wollte die bekannteste Tänzerin Deutschlands werden”

    Dessen war sich Nikeata bewusst. Zumindest mit 22 Jahren. „Das habe ich tatsächlich gesagt, ergänzt sie mit ihrem ansteckenden Lachen. Doch ihre Geschichte beginnt weitaus früher. Zum Beispiel hat Nikeata Thompson zwei Mütter. Ihr Name ist eigentlich ein russischer, männlicher Vorname, doch die Schreibweise “nike” soll an die Sonnengöttin erinnern. Letzteres hat sich auch definitiv in ihrer Persönlichkeit niedergeschlagen. Den Namen gab ihr ihre englische Mama. Die zweite nennt sie “die deutsche Mama”. Nikeata wuchs die ersten Lebensjahre im englischen Birmingham auf. “Endlich kriege ich einen deutschen Pass”, erwiderte sie auf meine Mitleidsbekundungen zum Brexit. Denn mit dem britischen EU-Stopp, gibt es nun auch die offizielle deutsche Staatsbürgerschaft für Nikeata. Aber zurück zu den zwei Müttern. Die beiden Mamas trafen sich in einem Club. Die Englische ist ein wunderschönes Model. Sie klingt fast schon nach einer Society Lady. Sie war ständig auf Achse. Nikeata war immer dabei und mitten drin. Tanzend in einem Club, lernte sie Anke und Beate “from Germany” kennen. Zwei Hippies, die Nikeata und ihre Mutter kurzerhand nach Wermelskirchen einluden. Die Story ist lang, deshalb breche ich das nun ganz fix herunter: Nikeata war so cute, dass die beiden, also die “from Germany”, Nikeata im guten alten Wermelskirchen und später in Leverkusen groß zogen. So verbrachte eine der erfolgreichsten Choreographinnen Deutschlands ihre Jugendjahre im Bergischen Land. Na servus!

    Nikeata-Thompson_

    Bild: Ivan Boljat

    Warum Nikeata Thompson von “es liegt ihr im Blut” genervt ist“

    Sie dachten, weil ich Schwarz bin, dass ich automatisch schnell laufen könnte! Dabei warich die langsamste. Aber step by step wurde ich die schnellste Frau in Deutschland,” erklärtNikeata ihre Sportlerkarriere. Denn bevor Nikeata, die berühmte tanzende Nikeata Thompson wurde, war sie die bekannte Athletin. Sie war ehrgeizig. Ist es immer noch. Man kann schon fast behaupten, dass: Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann zieht sie es durch. Aber so richtig. Dabei macht sie keine halben Sachen. Fast schon trotzig, beweist sie es sich selbst und der Welt. Was Nikeata total nervt, sind Klischees. Diese, die Erfolge und Fleiß mindern. “Ich habe jeden Tag sechs Stunden trainiert. Das wurde immer klein gemacht, weil es mir ja ‘im Blut liegt’,” sagt sie fast schon irritiert genervt. Was sie anspricht ist das Ausnahme-Aberkennungssyndrom in weißen-normativen Kontexten. Das, wenn eine Schwarze Person einen Fehler macht, hat es einen Effekt auf die gesamte Community, da alle Schwarzen automatisch so sind. Wenn wir wiederum herausragende Leistungenvollbringen, ist die einzelne Person die Ausnahme. Worauf sich Nikeata speziell bezieht, istdas Relativieren von Erfolgen. “Das mit dem im Blut liegen, suggeriert mir, dass ich nichttrainieren muss, nur weil ich Schwarz bin. Sobald jemand heller ist, hat es eine größereAufwertung. Fast schon eine größere Aussagekraft.”

    Das Klischee-Overload als Schwarze Frau, die tanzt

    Als Background-Tänzerin bei Seeed, Constanza Macras’ Tanzensemble Dorky Par, Jan Delay, Lena Meyer-Landruth und Frida Gold, dann Stagecoach, Choreografin – als Schwarze Tänzerin wurde Nikeata immer in eine Sparte gedrückt, doch diese fand sie ganz gut. “Gott sei Dank,” ruft sie begeistert, zumindest bei diesem Klischee, aus, “Ich liebe HipHop und Soul!” In den 90ern waren HipHop und Rap von weißen Männern dominiert. Damit sie irgendwie den “Soul Faktor” einbringen konnten, brauchten sie eine Schwarze Person. Was sie dabei erlebte war, dass einige Auftraggeber*innen Nikeata für das “bisschen hüpfen” nichts bezahlen wollten. “Ich musste unapologetic klar sagen, ohne rumdrucksen, dass es nicht geht. Du wirst erst dann ernst genommen, wenn du auf den Tisch haust. Der Mensch kann nix dafür, das ist unsere Welt.” Das Showbiz ist kein Zuckerschlecken. Der Glitzer, die Lichter, die vibrierenden und lächelnden Gesichter – all das passiert auf der Bühne. Sobald die Show vorbei ist, werden Backstage Grenzen getestet, Drohgebärden ausgespielt und eben an der Gage gekürzt, gestrichen und noch mehr herum gekritzelt bis eben nix mehr da ist. Zumindest für Frauen. Doch das war nicht die einzige Front an der Nikeata Thompson stark bleiben musste. Sie war nicht nur eine Frau, sie war nicht nur eine Schwarze Frau, sondern jemand, der sich dazu entschloss, Geld mit der Kunstform “Tanz” zu verdienen.“Ich ärgere mich von anderen Leuten in eine Schublade gesteckt zu werden. Alles wird bewertet, man kann nicht einfach sein. Ich wollte als Tänzerin einfach tanzen. Doch das wurde als zu nuttig, zu unintelligent zu aufreizend, zu anspruchslos angesehen. Wenn ich Glück habe, ist Schwarzsein cool. Sonst ist es weniger akzeptiert. ”Auch wenn der HipHop-Bereich Schwarze Frauen vermeintlich präferiert, ist diese Branche nicht befreit von Colorism, die Bevorzugung von helleren Schwarzen Frauen. “Gerade als Schwarze Frau und gerade als ganz dunkle Frau, waren esmeist nicht ganz Schwarze Frauen, die als schöner empfunden wurden. In den USA siehst du zwar einen ganz dunklen Rapper, der auch über ‘Dark Chocolate’ rappt, doch dann dürfen die Frauen nicht so dunkel sein.” Colorism erlebt Nikeata nicht nur in der Industrie, sondern überall. Dieses Rassismusgedanken entdeckte sie bereits in England und selbst in Asien. Dort befindet sich in der indonesischen Nivea Aufhellungsmittel. „Ich habe mich so erschrocken! Die wollen dort drüben unbedingt weiß sein. Noch mehr als wir Schwarzen!”

    Klischeemädchen mit Pionierarbeit

    “Ich habe an einen Traum geglaubt, der unmöglich zu erfüllen war. Einen, den nicht so viele MenschenErreicht realisiert haben,” sinniert Nikeata. Damit hat sie verdammt recht. Gleichzeitig bezeichnet siesich als Klischeemädchen. “Ich lebe das Klischee von weißen Menschen aus. Warum habe ich Leichtathletik gemacht? Weil es der einzige Ort war, wo sie nett zu mir waren. Wenn man schlecht behandelt wird, dann ist es doch klar, dass man nicht in dem Bereich arbeiten möchte!”Trotzdem sich Nikeata Thompson für einen ihr wohlgesinnten Weg entschied, leistete sie, und das tut sie weiterhin, Pionierarbeit. Dieses Wissen und die hart erkämpfte Sichtbarkeit inspiriert weitere Tänzer*innen, aber auch Menschen, die in eine ganz andere Richtung marschieren möchten. “Ich bin eine talentierte Frau, die hart dafür gearbeitet hat, heute da zu sein, wo ich bin. Glück braucht man dafür auch. Ich habe viel Glück gehabt. Ich hatte aber auch viele Momente, in denen ich gar kein Glück hatte. Dabei half mir meine Disziplin,” fasst Nikeata ihren Weg zusammen, nüchtern, ehrlich, nicht weiblich geringschätzend oder relativierend. Colorism, Klischees, Rassismen, Sexismen, unfassbar viele -Ismen, trotzte sie. Vor zwanzig Jahren sagte Nikeata Thompson, dass sie die erfolgreichste Choreographin und Tänzerin Deutschlands wird und das ist sie – wie auch Inhaberin der renommiertesten Tänzeragentur des Landes. Aber für Schwarze Menschen ist sie noch viel mehr. Nikeata Thompson ist eine Frau, die Klischees bestätigt, manche widerlegt, aber zeigt: Mit viel Fleiß, Liebe und harter Arbeit, kannst du verrückt geglaubte Träume tatsächlich erreichen.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

    #SupportYourLocalOnlineLifestyleMag

    Unterstütze RosaMag bereits mit 2,50!

    Wusstest du, dass es drei Magazine über Weihnachtsbäume, zwei über UFOS und ZERO über das Leben, die Gedanken und Perspektiven von Schwarzen Frauen im deutschsprachigen Raum gibt?

    Das ist nur eines der vielen Gründe, warum eine digitale Plattform für Schwarze Frauen im Netz essentiell ist.

    Bereits mit 2,50 Euro, kannst du unsere Arbeit unterstützen und dazu beitragen, das erste Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum zu gewährleisten.

    Supporte uns jetzt!

    Gib deinen Senf dazu!