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    Rose Kapuya: “Der Bedarf nach einer Schwarzen (machtkritischen) Therapeutin ist immens groß”

    Bild: Ulla Al-Hamad

    Rose Kapuya Gründerin der Praxis KraftFarben in Köln, Inspiration und Veränderin

    “Seitdem ich mich mit Rassismus und den Auswirkungen auch auf wissenschaftlicher Ebene befasse, werden mir Rassismuserfahrungen tatsächlich noch häufiger abgesprochen als vor meiner Tätigkeit als Therapeutin,” so Rose im Gespräch. Rose hat sich im Jahr 2019 einen großen Wunsch erfüllt: Sie hat eine Praxis eröffnet, die für Menschen geöffnet ist, die von Rassismus- und/oder Diskriminierungserfahrungen betroffen sind. Wie das genau aussieht und welchen Herausforderungen sich Rose in Zeiten von Corona stellen muss, erfahrt ihr im Interview.

    Schwarze Gründerinnen

    Schau in unser Special: „Immer mehr Schwarze Frauen gründen und scheitern – wie können wir das ändern?“

    Was inspiriert dich?

    Meine eigenen Erfahrungen mit Mehrfachdiskriminierungen, interessante Gespräche/ Begegnungen, Musik und Bücher, dass mein Kind ihren Afro so hart feiert und ich kämpfe für eine Welt, in der sie einfach antworten kann: ich bin ene kölsche Mädche UND Kongolesin und die Antwort so stehen gelassen wird.

    Erzähl uns ein wenig mehr über deine Arbeit?

    Ich bin Rehabilitationspädagogin, Kunsttherapeutin und biete in meiner Praxis auch autogenes Training an. Als Therapeutin richte ich mich exklusiv an Menschen, die von Rassismus und/oder Diskriminierung betroffen sind und die Erlebnisse mit einem Menschen teilen wollen, der nicht nur wohlwollend, bemüht, überrascht oder gar ungläubig auf erlebte, traumatische Lebensrealitäten reagiert, sondern der den Schmerz wirklich FÜHLT/ VERSTEHT und dich professionell auf dem Weg begleitet, Strategien zu entwickeln, die dich wieder stärken werden.

    Die Kunsttherapie nutze ich als unterstützende Form, da manche (traumatischen) Erlebnisse mit Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen in Worte nur schwer erklärbar sind und es manchmal super hilfreich ist, eine Erfahrung künstlerisch darzustellen, ohne sich großartiger Worte, Erklärungen und Rechtfertigungen bedienen zu müssen und somit auch die Gefahr einer Re- Traumatisierung minimiert wird.

    Die Therapie kann von jeder Person individuell genutzt werden, je nach Bedarf und Belang. In erster Linie richtet sich mein Angebot an Menschen, die selbst betroffen sind. Aber ich biete auch Workshops und Beratung an für Menschen, die weiß sind und Schwarze Kinder, Partner oder Freunde haben und Rat brauchen (für empowernde Erziehung, Haarpflege, Netzwerk, Solidarität, Bildung ). Ich bin in Köln gut vernetzt, kenne gute Beratungsstellen, BIPoC AnwältInnen, BIPoC ÄrztInnen, rassismuskritische Vereine und Organisationen, und BIPoC SupervisorInnen, an die ich Suchende vermitteln kann.

    In meiner Praxis sind alle Menschen willkommen, die Ausgrenzung aufgrund von Hautfarbe,  Sexualität (none of your business!!!),  Identität, Religion/Glauben, gelebter Lebensrealität, Behinderung, Aussehen und Geburtsort der Eltern erleben.

    Luisa Konga von Yoga Konga

    Auch Luisa Konga von Yoga Konga gibt einen Einblick in ihre Gründung: “Das Aufbauen eines Unternehmens kostet Kraft”

    Was ist deine Motivation dahinter?

    COVID-19 berührt Bereiche von BIPoC, die vom Großteil der Gesellschaft nicht mitgedacht werden und macht das ohnehin (oft!) anstrengende Leben in einer weißen Mehrheitsgesellschaft zu einer Zerreißprobe.

    Es gibt viele BIPoC die zur Zielscheibe offen gelebter Rassismen werden, nun sogar ungern das Haus/ die Wohnung verlassen um Einkäufe zu tätigen, aus Angst vor weiteren Gewalterfahrungen.

    Ich merke, dass der Bedarf einer Schwarzen (machtkritischen) Therapeutin immens groß ist und die meisten Anfragen mit dem Satz beginnen:“Ich bin so froh, endlich eine Schwarze Therapeutin gefunden zu haben,…Ich habe so lange nach so einem Therapieangebot gesucht,…“ Auf der einen Seite macht es mich sehr glücklich, dass mein Mut sich selbstständig zu machen, belohnt wird. Auf der anderen Seite macht es mich sehr betroffen, dass es so wenig therapeutische Unterstützung für Menschen gibt, die sich eine Schwarze Therapeutin wünschen. Das ist also meine Motivation: BIPoC einen Raum zu bieten, in dem wertfrei, empowernd und wertschätzend diskutiert, gelacht, geweint werden kann und (Gewalt-) Erfahrungen verdaut werden können.

    Warum hast du dich Selbstständig gemacht?

    Ich habe meine Festanstellung in einem Unternehmen, in dem ich die einzige Schwarze Person war und oft mit Rassismus konfrontiert war gekündigt, weil ich ehrlicherweise keinen Elan mehr habe, mich ständig rechtfertigen zu müssen, auf Teamfotos in die erste Reihe geschoben zu werden, nach meinem Urlaub in Kongo von meiner ehemaligen Vorgesetzten gefragt zu werden, welche Krankheiten ich aus diesem Land mitgebracht habe (Hahahaha, das war doch ein Witz, Rose, jetzt schau mich nicht so an). Ich bin es einfach leid gewesen. Die Praxis hätte ich eigentlich laut meinem Lebensentwurf (ich erwähnte doch zu Beginn, dass ich organisiert bin 😉) erst in ein paar Jahren eröffnet, aber ich habe gemerkt, dass die Zeit jetzt reif ist. Ich spüre eine wunderbare Bewegung, die sich gerade innerhalb der Ränge von BIPoC vollzieht, es gibt Wörter für das, was uns widerfährt und den Mut es auszusprechen. Ich sehe den Bedarf, Erlebtes zum Ausdruck zu bringen, Verbündete zu haben und gemeinsam zu reflektieren, zu diskutieren, zu trauern und aber auch lachen zu können. Das lange, erdrückende Schweigen soll gebrochen werden und ich trage meinen Teil dazu bei, indem ich einen geschützten Raum mit vielen Pflanzen, leckerem Tee, Farben und Pinseln und empowernde Therapie dazu biete.

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    Martina Offeh: “Mode war für mich schon immer ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Geschehnisse.”

    Wie läuft es bisher?

    Es ist definitiv eine Achterbahn der Gefühle. In die Selbständigkeit zu gehen, bedeutet zunächst eine Reise ins Ungewisse zu starten. Aber ich bekomme sehr viel positives Feedback und merke einfach, dass es die richtige Zeit ist, dieses Angebot zu offerieren. Abgesehen vom Papierkram habe ich seit Tag Eins wirklich richtig Spaß an meiner Arbeit und mehr Zeit für meine Familie.

    Die Pandemie stellt mich vor eine neue Herausforderung und ich hatte am Anfang große Angst, ob und wie es beruflich für mich weitergehen kann. DASS es beruflich weitergeht, war nach einem kurzen Schreckmoment zum Glück schnell klar. Das WIE finde ich jeden Tag aufs neue heraus und bin unendlich dankbar dafür, dass ich noch weiterarbeiten kann und darf.

    Was waren dabei deine größten Herausforderungen?

    Bisher ist die größte Herausforderung gewesen, dass meine ehemalige Kollegin (ich habe in  einer Gemeinschaftspraxis angefangen), die die Hauptmieterin war (und ja, sie ist weiß), mir an meinem ersten Arbeitstag, die Kündigung für meine Räumlichkeit ausgesprochen hat. Ziemlich gemeine Aktion, nachdem ich im Vorfeld fast 6 Monate lang die Miete gezahlt habe, ohne den Raum zu nutzen und ohne zu praktizieren, mir viel Mühe mit der Gestaltung gegeben habe und nun einfach Lust hatte, anzufangen. Eine Kündigung ohne Grund am ersten Arbeitstag ausgesprochen zu bekommen, hat mich erstmal wort- und fassungslos zurückgelassen. Aber Weihnachten und Silvester folgten zum Glück zeitnah und ich hatte Zeit zwischen Plätzchen, Tannenbaum und Sekt, meine Krone zu richten und habe zum Glück eine neue Praxis bei Sonnenblumen e.V. (@SCDofficial) in direkter Nähe zum Kölner Hauptbahnhof eröffnen können.

    Die zweite Herausforderung ist, dass es sehr schwer ist Gelder zu akquirieren, um Menschen, die sich die Therapie finanziell nicht leisten können, dennoch den Zugang zu meinem Angebot zu ermöglichen. Da ich eine Einzelperson bin und keinen Verein habe, falle ich durch jegliche Fördermöglichkeiten durch. Ich bleibe dennoch am Ball, denn Menschen, die Rassismus und Diskriminierung erleben, müssen sich zumindest professionell unterstützen lassen können! Ich bin ständig im Gespräch mit Krankenkassen, möglichen Fördervereinen, Institutionen, etc.

    Die dritte Herausforderung betrifft uns alle und geht mit erheblichen finanziellen und emotionalen Einbußen einher. Wobei ich nicht zur Risikogruppe gehöre, ein Zuhause habe, nicht in einer gewaltvollen Ehe/Beziehung lebe, ein Kind habe, das großes Verständnis für den Spielplatzverbot durch COVID- 19 hat, dankbar sein kann. Ich fürchte mich tatsächlich nicht vor dem Virus an sich, als viel mehr was diese Angst aus vielen Menschen macht. Rassismus ist noch salonfähiger geworden. Menschen werden auf offener Straße gedemütigt, geschlagen, bespuckt, aus ihren Häusern verjagt und haben es durch Arbeitsverlust und Mangel an staatlicher Hilfe sehr schwer sich oder ihre Familie zu ernähren.

    Begegnest du in deinem Beruf Rassismen?

    Siehe Beispiel oben mit meiner ehemaligen Kollegin (nach Vertragsunterzeichnung offerierte sie mir, dass ich nicht IHRE Toilette benutzen darf, sondern nur die der KlientInnen. Zum Glück habe ich echt nette KlientInnen, da fällt mir das Teilen nicht schwer. Aber an welche Zeit erinnert euch dieses Beispiel, in dem Schwarze nicht die Toilette der weißen benutzen dürfen? Das ist absolut gruselig, menschenunwürdig und inakzeptabel!).

    Seitdem ich mich mit Rassismus und ihre Auswirkungen auch auf wissenschaftlicher Ebene befasse, werden mir Rassismuserfahrungen tatsächlich noch häufiger abgesprochen als vor meiner Tätigkeit als Therapeutin. Nun heißt es interessanter- und fragwürdigerweise: Das fällt dir doch nur auf, weil du dich mit Menschen umgibst, die nur über schlechte Erfahrungen sprechen.

    Als sei der Rassismus, den ich seit meinem Leben in Deutschland erfahren muss, eine Erfindung der 2020er, als hätte ich je den Luxus gehabt im “Happyland“ (Tupoka Ogette, Excit Rassism) zu verweilen.

    Wir sind ja schon gut ins Jahr 2020 gestartet. Was steht bei dir an?

    Das Jahr 2020 begann für mich persönlich schon sehr ungewiss und turbulent durch den unerwarteten Praxiswechsel. Die Pandemie hat mir den Rest gegeben. Aber es werden bald hoffentlich wieder Zeiten kommen, in denen ich die geplanten Gruppentherapien, Gesprächsrunden und autogenes Trainingseinheiten in persona anbieten kann. Ich wünsche uns allen viel Kraft, Zuversicht und die Weitsicht in der Solidarität die wahre Bedeutung von Nächstenliebe zu erkennen.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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