Sarah von Satisgreen: “Statt auf die Politik zu warten, können wir bei uns selbst anfangen”
Bild Sarah Gläsner
Eines Tages ist sie wach geworden und es hat einfach nicht mehr gepasst. Die Flamme ist erloschen, für einen Job, für den sie früher brannte. Also wagte sie den Sprung in das Neue. Von der Automobilindustrie, die ein großer Dorn in der Nachhaltigkeitsszene ist, hin zur Selbständigkeit. “Während wir warten, dass sich in der Politik etwas ändert, können wir ja schon mal bei uns selbst anfangen und unser Leben verändern,” erklärt Sarah. Die Saarbrückerin betreibt einen nachhaltigen und minimalistischen Blog namens Satisgreen. Letzte Woche haben wir bereits Phoebe gefragt, warum es unter den nachhaltigen Blogger*innen so wenig Schwarze Frauen gibt. Mit Sarah haben wir auch über die Szene gesprochen, über Inspiration und den Weg in die Selbständigkeit.
Wer bist du?
Ich bin Sarah, komme aus Saarbrücken und ich beschäftige mich vor allem mit den Themen Zero Waste, Nachhaltigkeit aber auch Veränderung der Mobilität in der Stadt.
Was machst du?
Beruflich habe ich gerade einen riesigen Umbruch hinter mir, da ich meinen Angestelltenjob aufgegeben habe um mich in diesem Jahr selbstständig zu machen. Ich war bis Ende letzten Jahres in der Automobilindustrie beschäftigt, daher weiß ich gerade sehr genau was ich nicht mehr will, weil es einfach nicht mehr zu mir passt. Es gab eine Zeit, in der fand ich Autos total spannend und war stolz, in diesem Industriezweig zu arbeiten. Mittlerweile ist diese Zeit aber vorbei. Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch die Möglichkeit haben, Zugang zu individueller Mobilität zu bekommen. Der Besitz eines eigenen Autos ist heute in vielen Fällen überflüssig, kostet aber enorme Ressourcen. Das ist einer der Gründe, warum ich dort aufgehört habe. Schon seit einigen Jahren habe ich im persönlichen Umfeld sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit und Minimalismus umgestellt. Das war ein langer Prozess, der längst noch nicht beendet ist. Aber es ist möglich, ein nachhaltigeres Leben zu führen und es fängt genau dort an, wo ich grade bin. Deshalb habe ich Satisgreen.com ins Leben gerufen, um von meinem Weg zu erzählen und Inspiration für das eigene Handeln zu bieten.
Erzähl uns ein wenig mehr über deinen Blog?
Mein Blog soll eine Inspirationsquelle sein, wie viel ich persönlich in Richtung Nachhaltigkeit und Minimalismus verändern kann, ohne dass ich auf das Umdenken von Firmen, Politiker:innen etc. warten muss. Er dokumentiert den Weg, den ich selbst gegangen bin, daher erzähle ich dort, wie ich Dinge umsetze aber auch, was bei mir nicht funktioniert. Ich habe in den vergangenen Jahren einiges ausprobiert in Richtung Nachhaltigkeit und vieles in meinen Alltag integriert. Daher habe ich einige Beiträge in Planung.
Wie lange bloggst du schon?
Ich kann gar nicht mehr so genau sagen, wann ich das Medium Blog für mich entdeckt habe. Satisgreen.com ist bereits meine dritte Domain, wobei die ersten beiden nicht mehr existieren. Angefangen hat alles mit einem Saarland-Blog. Es gab so viele Blogs für alle möglichen Winkel in Deutschland, aber niemand hat über das Saarland geschrieben. Dabei gibt es hier wunderschöne, sehenswerte Orte, viel Wald und Natur. Ich wollte dieses kleine Bundesland etwas bekannter machen, inklusive den Menschen die hier wohnen. In dem Zug hatte ich damals auch ein Interview mit einer saarländischen Frau, die sich dem Thema Zero Waste und Minimalismus verschrieben hat. Als ich mich näher damit beschäftigt habe, hat es mich nicht mehr losgelassen. Bis heute, mittlerweile brenne ich für das Thema mehr denn je.
Wieso hast du deinen Blog gestartet?
Ich habe bei mir selbst so viel im Bereich Nachhaltigkeit umgestellt, in einem Prozess über mehrere Jahre lang. Mit diesem Blog will ich meinen Weg dokumentieren und Inspirationen bieten, damit die Leser:innen ihren eigenen Weg zu einem nachhaltigeren Leben finden können.
Was ist deine Motivation mit dem Blog?
Ich möchte Menschen inspirieren, bei sich selbst anzufangen und kleine Dinge in Richtung eines nachhaltigeren Lebens zu verändern. Ich möchte sie ins Handeln bringen, bei dem was grade in der eigenen Situation machbar ist. Das bringt oft schon einiges ins Rollen. Zudem möchte ich ein Bewusstsein schaffen, was grade auf diesem Planeten passiert und die Zusammenhänge unserer Handlungen offenlegen. Etwa auch beim Thema Konsum. Nicht nur in Bezug auf den Umgang mit Ressourcen, sondern auch in Bezug auf den Umgang mit Menschen.
Wie unterscheidest du dich von anderen Bloggerinnen?
Ich finde, jede Bloggerin ist individuell und unterscheidet sich von allen anderen. Ich etwa schreibe meine Texte meist in einer Sprache, in der ich auch im persönlichen Gespräch reden würde. Zudem weiß ich sehr gut, dass ich selbst absolut nicht perfekt bin und erwarte es auch von niemand anderem. Ich gebe offen zu, was bei mir nicht funktioniert und was ich aktuell (noch) nicht umsetzen kann. Ich habe Verständnis dafür, dass Nachhaltigkeit ein Prozess ist, ein langer Weg den du Schritt für Schritt gehen musst. Eben weil ich ihn selbst gegangen bin.
Warum gibt es unter den nachhaltigen Bloggerinnen so wenig Schwarze Frauen?
Ich glaube die gibt es durchaus. Die Frage ist nur, machen wir uns die Mühe, auch danach zu suchen? Versteh mich nicht falsch, ich nehme mich da gar nicht raus. Es gibt aktuell ein paar große Blogs zum Thema Nachhaltigkeit, die zufällig fast alle von weißen Frauen betrieben werden. Ich lese auch einige davon, denn diese Frauen leisten eine fantastische Arbeit für das Thema. Sie liefern unglaublich viel Aufklärungsarbeit und bieten auch für mich immer wieder großartige Inspirationen. Doch zu oft glauben wir, dass es nichts anderes gibt als das, was wir direkt vor unserer Nase haben. Wenn wir mal kurz nach rechts und links schauen oder etwas tiefer Graben, sehen wir, dass noch so viel mehr existiert. Die Blogosphäre ist groß und es ist genug Platz für alle. Außerdem kann es bei dem Thema Nachhaltigkeit eigentlich nicht genug Mitstreiter:innen geben.
Warum Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit ist für mich die Beschäftigung damit, was meiner Meinung nach existenziell wichtig ist. Für die Lösung aller großen Probleme die aktuell existieren ist es sinnvoll, auch weiterhin einen bewohnbaren Planeten zu haben. Gleichzeitig führt die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit zu so vielen anderen, wichtigen Themen wie etwa Menschenrechte oder Feminismus. Das sind eigene Themen für sich und doch, wenn wir das große Bild betrachten hängt alles zusammen. Das Gute am Thema Nachhaltigkeit ist, ich kann sofort anfangen Dinge zu verändern.
Wenn andere Frauen auch mit dem Bloggen anfangen möchten, was würdest du ihnen raten?
Tut es einfach! Probiert euch aus, schreibt drauf los, verwerft Beträge wieder, löscht sie, schreibt sie neu. Wechselt eure Domain, auch mehrfach, wenn sie nicht mehr zu euch passt. Egal wie, fangt einfach an. Alles andere ergibt sich.
Ciani
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