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    Sharon Dodua Otoo: “Bücher von Schwarzen Menschen wird es nie genug geben”

    Fotocredit: Johanna Ghebray

    Vor einem Jahr haben wir „Schwarz wird großgeschrieben“ veröffentlicht. Ihr habt richtig gehört, ein Jahr ist seitdem bereits vergangen. Wir haben in allen Ecken und Enden Deutschlands über unser Schwarzsein gesprochen, ihr habt uns von eurem Schwarzsein erzählt. Wir sind gemeinsam einen Schritt weitergegangen und werden noch so viele gehen. In dieser Zeit ist so unglaublich viel passiert und so viele eindrucksvolle Menschen haben uns auf unserem Weg begleitet. Zum ersten Geburtstag unseres Buches wollen wir uns die Worte einer dieser Menschen nochmal ins Gedächtnis rufen: die Schriftstellerin und Aktivistin Sharon Dodua Otoo. Sharon hat unsere Buchpremiere vor einem Jahr mit diesen Worten eröffnet und eindrücklich beschrieben, warum es so wichtig ist, dass Schwarze Menschen schreiben und es nie genug Bücher von uns geben kann.

    Eröffnungsrede | Buchpremiere Schwarz wird großgeschrieben von Sharon Dodua Otoo

    Heidelberg, 3. Oktober 2021
    So sehr ich das Autorinnensein genieße, so sehr ich mich freue, wenn ich meine Arbeit vor einem Publikum präsentieren darf,wenn wir dann miteinander ins Gespräch kommen, ist immer wieder auffällig, dass ich oft die einzige Schwarze Person im Raum bin.
    Mit „Adas Raum“ habe ich seit der Veröffentlichung 51 Lesungen gehabt. Ich zähle die Interviews und sonstige Einladungen zu Podiumsdiskussionen nicht dazu. Es war immer eine große Ehre für mich, wenn die Lesungen von Schwarzen Frauen moderiert wurden. Das kam bisher dreimal vor: Prof. Dr. Maisha Auma bei der Buchpremiere, Dr. Mahret Ifeoma Kupka im Literaturhaus München und letzte Woche als Annagreta König Dansokho die Lesung beim Tübinger Bücherfest moderierte. Alle diese Gespräche waren schön und besonders und auch immer wieder anders. Ich erinnere mich, dass es mit Maisha Auma unter anderem um Heilung innerhalb von Schwarzen Communities ging. Bei Mahret Ifeoma Kupka haben wir uns über Situationen an Flughäfen ausgetauscht: Irritationen über Namen und Nationalitäten und multiple Zugehörigkeiten. Und mit Annagreta König Dansokho war es schön, auch über Symbolik in der Sprache zu diskutieren. Aber abgesehen von diesen wunderbaren Frauen kann ich die Zahl der Schwarzen Menschen, vor denen ich live gelesen habe, wohl an einer Hand abzählen.

    Es macht einen Unterschied. In mehrheitlich weißen Räumen schaue ich, dass ich vermittelnd wirke. Einladend. Ich stehe ja nicht allein da, sondern repräsentiere gleich eine ganze Community mit. Es ist eine große Verantwortung. In mehrheitlich Schwarzen Räumen kann es endlich mal nicht um Migration oder Ausgrenzung gehen; um Animismus oder Singularitätsthesen. Es kann auch um Kunst und um Trauer und um Solidarität gehen. Um eine gegenseitige Anerkennung, um Freude und um Liebe.

    Als ich von Evein die Anfrage bekam, hier bei der Buchpremiere von “Schwarz wird großgeschrieben” zu sprechen, war das für mich eine Ehre. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie wichtig mir diese Anfrage war, möchte ich ein wenig von hinter den Kulissen bei Sharon Dodua Otoo erzählen. Mittlerweile erhalte ich so viele Anfragen, dass ich nur die Sachen annehme, die ich wirklich machen möchte. Mir ist bewusst, was für ein unfassbares Privileg das ist. Ich versuche verantwortungsvoll damit umzugehen. Darum an diese Stelle auch ein riesengroßes Dankeschön an alle Veranstaltenden, die Kunstschaffende fair oder sogar gut bezahlen, denn das ermöglicht mir, Termine für das Herz quer zu finanzieren – wie diese hier.

    Was war denn so wichtig an dieser Anfrage für mich?

    Ehrlich gestanden, ich habe mich in den Titel verliebt „Schwarz wird großgeschrieben“! Yes! Das zeugt von Selbstbewusstsein, von Stolz, von Widerstand innerhalb einer Sprache, die uns eher kleinhalten möchte. Es zeugt auch von einer historischen Klarheit, von einem politischen Bewusstsein, von Verbindungen über Grenzen hinaus: Großes B für Black, Großes S für Schwarz. Schwarze Communities im deutschsprachigen Kontext prägen seit fast 40 Jahren die Schreibweise Schwarz mit großem S. Es ist wunderschön zu erfahren, dass diese Tradition weitergetragen wird, dass die Kontinuitäten deutlich werden. Ich bin dankbar dafür.

    buchpremiere

    Ich bin auch dankbar dafür, dass ihr den Weg gewählt habt, eine Publikation zu schreiben. Für mich sind Bücher tatsächlich sehr wichtig. Sie existieren in der Welt, sind physisch und können an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Sie fördern nachhaltige Kommunikation, auch wenn die Schreibenden und die Lesenden sich nicht im selben Raum oder im selben Land befinden – sogar wenn sie nicht zur selben Zeit leben. Sie geben Hoffnung und Trost und Freude und schaffen auch Platz für Wut und Trauer. Bücher über Schwarze Menschen gibt es, wie wir wissen, reichlich. Bücher von Schwarzen Menschen – davon wird es nie genug geben.

    „Schwarz wird großgeschrieben“ hat aber darüber hinaus noch die Besonderheit, dass es Vielfalt innerhalb von Schwarzen Communities deutlich macht. Beziehungsweise, weil das mit der Vielfalt inzwischen wie eine leere Floskel klingt, „Schwarz wird großgeschrieben“ bietet einen weiteren Ort für Schwarze queer feministische Positionen und schreibt damit auch die Tradition Schwarzer deutschsprachiger Literatur weiter.
    Von „Elolombe ya Kamerun“, eine Zeitschrift, die erstmalig von Deutsch-Kamerunern 1908 herausgegeben wurde, über „Farbe bekennen. Afro deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“, erstmalig in 1986 veröffentlicht bis zu Publikationen wie „Spiegelblicke. Perspektiven Schwarzer Bewegung in Deutschland“ von 2016 und „Euer Schweigen schützt Euch nicht. Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland“ von 2012.
    Danke Euch für dieses Geschenk.

    Danke Rosa Mag!

    Und besonders: Danke liebe Evein.

    Ich kann nur ahnen, was es Dich gekostet hat, bis zum heutigen Tag hier zu stehen. Allen möchte ich sagen: Die Arbeit hat sich gelohnt. Möglicherweise werdet ihr nie wissen, wie sehr.

    Gratulation!

    Buchpremiere
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    Sharon

    Sharon Dodua Otoo (*1972 in London) ist Schriftstellerin, politische Aktivistin und Herausgeberin der englischsprachigen Buchreihe »Witnessed« (edition assemblage). Ihre ersten Novellen »die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle« und »Synchronicity« erschienen zuletzt 2017 beim S. Fischer Verlag. Politisch aktiv ist Otoo bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V., Phoenix e.V. und ist verbunden mit dem Schwarzen queerfeministischen Verein ADEFRA. »Adas Raum«, ihr erster Roman, erschien 2021 im S. Fischer Verlag. 2022 erschien »Gesammeltes Schweigen« (Edition Zweifel), eine gemeinsame Publikation mit Heinrich Böll, sowie der Band »Herr Gröttrup setzt sich hin. Drei Texte« im S. Fischer Verlag. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und war im März 2022 Schroeder Writer-in-Residence an der Universität Cambridge.

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