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    Susanne Spahn

    Susanne Spahn: “Auf Business-Veranstaltungen war ich oft die einzig Schwarze Frau.”

    Susanne Luise Spahn ist klassische Sängerin und Lehrerin der F.M. Alexander-Technik. Dabei handelt es sich um eine Schulung der Eigenwahrnehmung. Es geht darum, seine eigenen Bewegungen im Alltag bewusster wahrzunehmen und zu ändern. Die Art, wie Susanne sitzt, sich bewegt, kommuniziert, ihre Stirn in Kraus zieht, sind wie ein eleganter Tanz. Bewusst, anmutig und absolut faszinierend. Susanne ist sensibel und engagiert. Ihre Freund*inne beschreiben sie, als Mensch, auf den sie immer zählen können. Ihre Mutter, als eigensinnig und hartnäckig. Vermutlich liegt sie genau dazwischen. Als Freie Künstlerin, weiß Susanne, um die Hürden der Selbständigkeit. Mit ihrem Studio in München für F.M. Alexander-Technik, kommen als Gründerin viele weitere Themen hinzu. Warum die Alexander-Technik für Schwarze Frauen spannend ist, wie Susanne die Musik und Medizin miteinander kombiniert, erfahrt ihr jetzt im Gespräch mit ihr:

    Susanne Spahn

    Bild: Susanne Spahn

    Wer bist du? 

    Mein Name ist Susanne Luise Spahn ich bin klassische Sängerin und Lehrerin der F.M. Alexander-Technik. Gleich nach meiner Geburt bin ich adoptiert worden, meine Wurzeln sind in Eritrea und den USA. Nach der Matura, (Abitur) habe ich in Wien Gesang studiert. Kurz vor dem Abschluss meines Gesangsstudiums bin ich zufällig auf die Alexander-Technik gekommen. Und anschließend habe ich hier in München eine Ausbildung zur Lehrerin für Alexander-Technik gemacht.

    Wer warst du in deinem vorherigen Leben? 

    In meinem vorherigen Leben war ich ein tief verunsichertes junges Mädchen, das sich mit nichts identifizieren konnte, obwohl sie sich sehr anstrengte, hineinzupassen. Meine ersten Erwachsenenjahre, konnte ich meine Körperlichkeit nicht akzeptieren und fühlte mich ständig als Außenseiterin. 

    Ich habe begonnen nach meinen Wurzeln zu suchen und mich für das zu öffnen, was in mir ist. Ich bin sehr froh, dass ich zu der selbstbewussten Schwarzen Frau geworden bin, die schon immer in mir war.   

    Was machst du beruflich? 

    Ich bin klassische Sängerin (Oper, Operette) und Lehrerin der F.M. Alexander-Technik. Als Sängerin habe ich in München vor allem in der freien Theaterszene mitgewirkt. Dieses Jahr war ich in Österreich an einem Stadttheater, in meinem ersten Musical-Engagement. Zur Vorbereitung auf diese Produktion hat mir meine Erfahrung mit der Alexander-Technik sehr geholfen. Beide Berufe unterstützen sich gegenseitig und es ist für mich eine spannende Erfahrung, beide Bereiche miteinander zu verbinden. Es erfüllt mich total, als Sängerin zu performen, zum anderen arbeite ich wahnsinnig gerne als Alexander-Technik-Lehrerin mit anderen. Ich finde es sehr beglückend mitzuerleben, wenn meine Klient*nnen, eine immer feinere Eigenwahrnehmung entwickeln und ihr vertrauen. Wenn sie ihren ganz alltäglichen Bewegungsabläufen mit mehr Leichtigkeit und in Balance durchleben und sich ihr Wohlbefinden erhöht. Ich unterstütze immer wieder auch andere Musiker*innen, Tänzer*innen darin, ihren individuellen freien Ausdruck zu finden und ihn in die Performance einfließen zu lassen. 

    Seit etwas mehr als zwei Jahren betreibe ich ein eigenes Alexander-Technik Studio in München. Ich biete dort Einzelstunden, aber auch Workshops und Entspannung-Sessions  für die Mittagspause an.

    Susanne Spahn

    Bild: Susanne Spahn

    Wie würdest du dich Selbst bezeichnen? 

    Ich bezeichne mich selbst als Schwarze deutsche Frau. Beruflich bezeichne ich mich als zertifizierte Lehrerin der F.M. Alexander-Technik und als intervokale Sängerin. Der Begriff „inter“ vokal, ist mir zuerst in der LGBTQI+ begegnet. Stimmlich singe ich sowohl Mezzo als auch Sopran, meine Natur liegt in beiden Lagen, daher bezeichne ich mich als intervokal. Für mich war es sehr wichtig und befreiend zu erfahren, dass man verschiedene Komponenten in sich vereinen darf, ohne sich für eine Seite entscheiden zu müssen.

    Was inspiriert dich? 

    Mich inspirieren Menschen mit Hingabe. Vor allem Frauen, die ein Herzensthema haben und sich diesem mit Leidenschaft und Geduld widmen. Ihren Weg, Schritt für Schritt, gehen. Mich inspiriert die Natur, vor allem der Rhythmus des Meeres.

    Warum hast du dich dazu entschlossen ein Business zu starten? 

    Durch das Singen war ich es schon gewohnt, frei zu arbeiten und mich dauerhaft selbständig zu organisieren. Der Sängerberuf ist für mich immer wieder relativ unvorhersehbar. Manchmal habe ich ein sehr interessantes Engagement und dann auch längere Zeit keines. Ich habe mir eine berufliche Konstante gewünscht, die es mir ermöglicht, auch meiner Arbeit als Sängerin nachzugehen. In den Monaten nach meiner Ausbildung zur Alexander-Lehrerin wuchs dann mein Wunsch, nach einem eigenen Studio. Ein eigenes Business, in Form eines Studios, war für mich auch aus organisatorischen Gründen interessant, da ich so ein hohes Maß an Flexibilität und unbegrenzten räumlichen Zugang habe. So kann ich individuell auf die (terminlichen) Wünsche meiner KlientInnen und auch meine eigenen künstlerischen Aktivitäten eingehen.

    Susanne-Spahn

    Bild: Susanne Spahn

    Was ist die Alexander Technik? 

    Die Alexander-Technik ist eine Schulung unserer Eigenwahrnehmung. Sie hilft uns, unbewusste Gewohnheitsmuster, die sich in unseren Bewegungen im Alltag äußern,   bewusster wahrzunehmen und zu verändern, wenn sie uns einschränken. So können wir lernen, uns ausgeglichener und im gesamten, koordinierter zu bewegen oder auch mit mehr Ruhe zu reagieren. Die Alexander-Technik wirkt mildernd auf Rücken- und Gelenkschmerzen. Man erlernt, sich selbstständig frei auszurichten und entwickelt ein ganzheitliches Verständnis für die eigenen physiologischen Zusammenhänge. Diese bewusste Gesamtkoordination fördert die Gesundheit und verhilft zu mehr Wohlbefinden.   

    Wie unterscheidet sie sich von anderen Praktiken?

    Die Alexander-Technik ist eine Schulung. Wir bezeichnen unsere Klient*innen auch als Schüler*innen. Die Alexander-Schüler*nnen erlernen, selbständig die Alexander-Prinzipien in ihren Alltag zu integrieren und bewusster mit sich umzugehen. Das besondere an der Alexander-Technik ist für mich, dass wir lernen in eine ganzheitliche Balance zu finden und diese auf alle anderen Aktivitäten zu übertragen. So kann man die Alexander-Technik sogar in die Yoga-Session integrieren oder, wenn man an der Haltestelle auf den Bus wartet.

    In einer Alexander-Stunde arbeiten wir in ganz alltäglichen Bewegungsabläufen, wie zum Beispiel dem Sitzen auf einem Stuhl. Wir schauen uns dann gemeinsam an, ob Nacken und Rücken auch im Sitzen frei arbeiten. Dies kann für viele Menschen, die viele Stunden am Tag am Schreibtisch sitzen, sehr wohltuend sein. Die Erfahrungen, die sie in der Alexander-Stunde machen, übertragen sie immer mehr in ihr Leben und erlernen eine Methode, mit der sie selbständig die Qualität ihres Alltags erhöhen können.  

    Was motiviert dich? 

    Meine eigenen positiven Erfahrungen motivieren mich darin, andere bei der Reflexion ihrer Gewohnheiten zu begleiten und sie bei Veränderungen zu unterstützen. Es freut mich und motiviert mich sehr, wenn Schüler*innen mir erzählen, dass sie endlich wieder ohne Schmerzen wandern konnten oder beim Klavierspielen mehr Leichtigkeit in ihren Armen haben. Wenn sie erzählen, dass sie zwischen unserem Unterricht an die Alexander-Technik gedacht  und festgestellt haben, dass es ihnen hilft. Und es motiviert mich sehr, als Freiberuflerin mit eigenem Studio sichtbar zu sein und mich zu vernetzen.  

    Welche Vision hast du? 

    Ich habe die Vision, mit meinem Studio für Alexander-Technik einen geschützten Raum der Begegnung zu gestalten, in dem die Klient*innen sich selbst ganz in Ruhe begegnen können. Als Lehrerin der Alexander-Technik möchte ich Menschen darin unterstützen, bewusster mit sich umzugehen und ihre ganzheitliche Gesundheit und Präsenz zu stärken.

    Warum gibt es so wenig Schwarze Gründer*innen in Deutschland? 

    Das ist eine sehr  gute Frage. Auf Netzwerk- oder Business-Veranstaltungen war ich oft die einzig schwarze Frau. Ich glaube, es wäre eine interessante Frage, wie man generell die Teilhabe von Schwarzen Frauen bei gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Themen erhöhen könnte. Dazu wäre es wichtig, mehr Schwarze Weiblichkeit in der Wirtschaft und Politik zu repräsentieren, um damit afrodeutsche Gründer*innen besser anzusprechen und ihnen die Bildung eines unternehmerischen Netzwerks zu erleichtern. 

    Und (das ist die letzte) gibt es ein Schwarzes Female Unternehmen, zu dem du aufblickst? 

    Ich finde das Münchner Label Nohnee großartig. Gegründet wurde es von den Schwestern Marie Darouiche und Rahmée Wetterich. Es ist bekannt für seine Dirndl aus farbenfrohen Pagne Stoffen.  

    Gib deinen Senf dazu!