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    Und täglich grüßt Rassismus: Warum ich es hasse über Rassismus zu sprechen

    Warum du auch nicht stets über Rassismus sprechen musst.

    Ich hasse es über Rassismus zu sprechen. Alice Hasters nicht. Sie hat ein ganzes Buch darüber geschrieben und spricht vermutlich mehr über Rassismus, als das sie Zeit mit unangenehm-kuriosen Smalltalk-Wetter-Ping-Pong-Momenten verbringt. Ich stelle mir vor, wie Alice zu einer Lesung geht, begleitet von der oder dem Buchhändler*in, ein unangenehmes Schweigen, welches durch die Aussage unterbrochen wird: “Diese Rassismus Sache. Ziemlich scheiße.” Vor einigen Tagen bin ich über Alice Hasters Essay im Deutschlandfunk gestolpert. Es war acht Uhr, ich war auf dem Weg zur Arbeit und entdeckte den Beitrag “Warum weiße Menschen so gerne gleich sind”. Alice sprach (natürlich) über Rassismus. Von White Fragility, Mikroaggressionen, Whataboutism – sie klapperte alle Themen ab. Welten, die wir auch hier auf RosaMag streifen, über die ich täglich lese, schreibe, rede, mich aufrege, philosophiere, doch dieses Mal war es anders. Ich weinte. In der Bahn. Vor Fremden. Ich gehöre zu den Menschen, denen es egal ist, wenn man in der Öffentlichkeit  weint. Doch ich gehöre auch zu denen, die danach ein Nickerchen brauchen. Im Büro angekommen, spürte ich, wie es in mir brodelte. Mir war heiß und kalt. Ich war wütend und traurig. Müde und erweckt. Es war neun Uhr, doch für mich war der Tag gelaufen. Ich realisierte erneut: Rassismus haut mich um.

    Und täglich grüßt Rassismus

    Ich kann nicht jeden Tag über Rassismus reden. Doch trotzdem, taucht er ständig auf. In Momenten in denen ich entspannen möchte, wie in der Mittagspause in der Bürogemeinschaft, wo nostalgisch über die Begrifflichkeit einer Süßware philosophiert wird und dass es ja in der Kindheit kein Problem war “N****kuss” zu sagen. Täglich grüßt Rassismus. Auch wenn ich abends in einer Bar an meinem Bier nippe und dann die Frage folgt: “Du, ab wann beginnt kulturelle Aneignung?”, während ich das Bedürfnis habe, den gesamten Flascheninhalt in einem Zug zu trinken, zu rülpsen, die Person anzuschauen und zu sagen: G-O-O-G-L-E es doch, verstehe ich es, denn diese ganze Rassismusnummer ist für einige Menschen neu. Genau genommen für weiße Menschen. Rassismus ist überall. Doch was nun ganz anders ist: Weiße Menschen sprechen auch darüber. Ich verstehe es. Als ich mit dem Joggen begann, las, informierte, sprach und saugte ich jegliches Wissen zu dieser Thematik auf. Doch Rassismus ist kein Thema. Es ist ein strukturelles Problem. Ein jahrhundertealtes Konstrukt, dass wir nicht nur mit einem Buch oder einer Bierrunde, in der ich mal eine komplette anti-rassistische Arbeit innerhalb eines Wimpernschlages dezimiere, klären werde oder einem Nostalgiker erklären muss: Dass die Süßware schon immer problematisch und das N-Wort noch nie ok war. Denn auch, wenn ich mit Rassismus zu tun habe, muss ich nicht darüber reden. Meine Hautfarbe qualifiziert mich nicht zur Rassismus-Expertin. Doch trotzdem fordert mein Umfeld es ein und das ist Scheiße, denn am Ende des Tages bin ich es, die davon ausgelaugt ist. Die nicht nur die Folgen einer rassistischen Gesellschaft spürt, nein ich soll es auch noch erklären und das täglich.

    Wir müssen nicht über Rassismus reden, aber wir brauchen Veränderung

    Ich weiß nicht, warum mich das Essay von Alice Hasters so berührte. Vielleicht war es die Aggregation der anti-rassistischen Theorien oder dass ich meine ganzen 30 Jahre in diesen 27 Minuten durchlebte, vielleicht auch das Medium, weil das Audioformat direkt in mein Ohr flüsterte und ganz nah war. Vielleicht aber auch: Weil mich Rassismus fertig macht und in diesem Moment auch sprachlos. Ich kann nicht jeden Tag über Rassismus sprechen und das muss ich auch überhaupt nicht. Ich nicht. Du nicht. Alice Hasters auch nicht. Doch es ist wichtig, um einen Wandel hervorzurufen. Beim nächsten Mittag und dem nächsten Bier sage ich tatsächlich: “Ich kenne da ein verdammt gutes Buch. Es heißt: `Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen.` Das wird dir gefallen! Es beantwortet all deine Fragen.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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