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    Cardi B WAP

    WAP-Diskussion: Wer hat Angst vor der selbstbestimmten Schwarzen Frau?

    Es gibt WAP-Memes, TikToker:innen, die den Tanz nachahmen und im Krankenhaus landen, verärgerte Menschen, erregte Menschen, empowerte Menschen – all das haben die Lyrics und das Video von Cardi B und Megan Thee Stallion hervorgerufen. WAP steht für Wet As Pussy.  Vor drei Wochen erschienen und über 160.000 Millionen Mal auf Youtube gesehen, ist der Song direkt auf Platz eins der Billboard Charts gelandet. Das hat noch keine einzige Female Rapperin erreicht. Geschweige denn zwei. Trotzdem wird über den Song und das Video diskutiert. Die Anklagepunkte lauten, dass die beiden Künstlerinnen schlechte Vorbilderinnen seien und den Feminismus damit erlahmen. Wir haben mit Anna-Lena, Olaide sowie D. aus München diskutiert und gefragt: Ist WAP eine Liberalisierung für Schwarze Frauen oder verkauft sich Sex und Kontroverse einfach verdammt gut?

    “WAP banalisiert Sex”

    “Ich war ein bisschen geschockt,” erklärt Anna-Lena aus Marburg. “Das hat für mich nichts mit Ästhetik oder HipHop, wie ich es verstehe, zu tun. Ich habe kein Problem, wenn eine Frau Haut zeigt. Ich war früher ein wenig freizügiger.” Anna-Lena erklärt, dass sie selbst in der Gothic Szene unterwegs war, wo es üblich sei Korsagen und kürzere Röcke zu tragen. Im Kern stört es sie, dass Sex im WAP-Video banalisiert wird.

    “Ich fand es irgendwie schlimm, dass Frauen sich selbst so darstellen, als wären sie nur fürs Drübersteigen da. Ich fand es irgendwie sehr erniedrigend.”

    Die 26-jährige Olaide war auch schockiert. Nicht über das Video, sondern über die Reaktionen. “Es ist ja nicht nur das Video, sondern auch der Text über den sich alle aufregen. Die Gesellschaft ist es nicht gewohnt, dass Frauen ihre Sexualität frei ausleben, es vermarkten und Geld damit machen. Etwas, dass männliche Rapper schon immer taten.”

    “Es überschreitet das Empowerment”

    Auch die in München lebende D. empfand Wet As Pussy als ein wenig zu viel: “Ich verstehe das Thema, wir Frauen, vor allem Schwarze Frauen, werden im HipHop und in der R´n´B-Szene oversexualized. Das Video ist auch eine Machtfrage. Aber, es ist einfach zu viel. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in Afrika aufgewachsen bin. Wenn ich als kleines Mädchen, solche Bilder im Fernsehen sah, sollte ich weggucken. Vielleicht ist es dadurch für mich ein Trigger.

    Trotzdem ist es einfach too much. Es überschreitet das Empowerment. Es ist so viel, dass es kippt.” 

    D. vergleicht das, wie sie findet, musikalische Empowerment mit der Arbeit von Rapperin und Sängerin Lizzo und erklärt: “Es ist Kunst. Meins ist es nicht. Meinen Geschmack trifft es nicht.”

    Großer Aufschrei bei Frauen und nicht bei “Slob On My Knob”

    Olaide aus Frankfurt betrachtet das Video und die Lyrics auf der Metaebene: “Leider sehen viele Menschen in unserer Gesellschaft das Video kritischer, wenn es von einer Frau selbst kommt, als wenn es jemand anderes macht.” Was Olaide damit meint ist, dass die Wortwahl, die Begriffe, der Text schon unzählige Male gerappt wurden. Nur von Männern. Ein gutes Beispiel ist, der Song „Slob On My Knob“ ein Three Six Mafia-Lied, das sehr ähnlich wie „WAP“ funktioniert, nur eben für Männer. Ganze vier Minuten werden explizite Anweisungen darüber gesäuselt, was man mit einem Schwanz alles tun soll. Lieder dieser Art gibt es schon seit Jahrzehnten. Was ein natürlicher Prozess in einem Musikgenre ist, das viel zu lange von Männern dominiert wurde und sich durch Macho-Prahlereien und das hausieren von sexuellen Fähigkeiten sowie den vermeintlichen Geschicklichkeiten im Schlafzimmer von diversen Rappern manifestiert.

    “Letztlich ist es jedem freigestellt, wie man sich zeigen oder wie man seine Sexualität ausleben möchte. Wir sind im Jahr 2020, dass sollte eigentlich nicht mehr ein Thema sein. Auch nicht von Schwarzen Frauen,” so Olaide. 

    Doch Schwarze Frauen bewegen sich weiterhin unter dem Stigma der Jezebel – eine verführerische Frau, die hochgradig sexualisiert und nur wegen ihrer Sexualität geschätzt wird. Ein Konstrukt, dass auf die Kolonialzeit zurückzuführen ist, in die US-Popkultur einfloss und dann Global exportiert wurde. Insbesondere die HipHop-Industrie bedient sich diesem Bild, der hungrigen Schwarzen Frau. Exotisiert und verkauft sie als Lifestyle und verdient an ihr. Wenn es darum geht, dass Schwarze Frauen von anderen sexuell objektiviert werden, scheinen die Menschen weniger wütend zu sein. Gleichzeitig erliegen Schwarze Frauen dem Druck zu beweisen, dass sie diesen Stereotype nicht entsprechen. Soweit, dass sie auch die Freude an ihrer Sexualität und ihre sexuelle Handlungsfähigkeit opfern, so Banseka Kayembe auf iNews. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie es bei anderen Schwarzen Frauen nicht mit ansehen können.

    Ein weiter Weg bis zum Sexpositiven HipHop-Feminismus

    In dem gesamten Video ist nicht eine einzige männliche Person involviert. Cardi B und Megan Thee Stallion bewegen sich somit in einem Narrativ, dass frei vom männlichen Gaze stattfindet. Somit kann man die Arbeit von den beiden Künstlerinnen in die Sexpositiv Bewegung von vielen weiteren Rapperinnen, wie Lil Kim, Foxy Brown, Nicki Minaj oder Missy Elliot einordnen. Oder hierzulande von Dr. Bitch Ray.

    WAP

    Olaide findet, dass es jedem frei steht, wie man sich zeigt oder wie man seine Sexualität ausleben möchte.

    Oder sie hatten einfach mal Lust über ihre nasse Muschi zu rappen. Ein Phänomen, dass wir alle kennen! Doch die öffentliche Empörung zeigt, dass wir als Gesellschaft noch nicht so weit sind, Schwarze Frauen in einem Selbstermächtigungsprozess mit ihren Körpern zu zusehen. Kayembe geht einen Schritt weiter und erklärt, dass Schwarzen Frauen seit der Sklaverei ihre Autonomie über ihr Sexualverhalten genommen wurde. Sie wurden über Jahrhunderte als Vergnügen weißer Sklavenhalter vergewaltigt und anschließend von den Frauen der Sklavenhalter als sexuelle Bedrohung angesehen.

    Es gibt diesen oft ausgesprochenen Mythos, dass Schwarze Frauen gut für Sex, aber nicht für die Ehe seien. Racial Bias auf Datingapps bestätigen, dass sie nicht zu den beliebtesten Datinggruppen gehören und Anekdoten, dass Männer Schwarzen Frauen schreiben, um sich ihre eigene sexuelle Befriedigung zu sichern, und nicht zu Beziehungszwecken, sind nur eines der vielen Auswirkungen dieser Historie. Die Popkultur intensiviert es, indem Schwarze Frauen durchweg ein Merkmal der sexuellen Fetischisierung zum Nutzen der Männer – nicht ihrer selbst dargestellt werden.

    Was ist das Male Gaze?

    Ein Begriff, der auf den Vortrag von Laura Mulveys aus dem Jahr 1973 zurückzuführen ist und sich auf Freuds Sexualtheorie mit der bei Männern und Frauen unterschiedlich zu definierenden Lust am Schauen (Skopophilie) beschäftigt. “In einer Welt, die von sexueller Ungleichheit bestimmt ist, wird die Lust am Schauen in aktiv/männlich und passiv/weiblich geteilt.” 

    WAP

    Anna-Lena findet es schlimm, wenn Frauen sich so darstellen.

    “Wenn man es noch einmal auf ihren Körper herunter bricht,” so Olaide, “regen sich Menschen über ihre Outfits und Körper auf. Das gleiche hat Madonna theoretisch auch an. Bei ihr gab es nicht diesen Aufschrei. Cardi B und Megan Thee Stallion haben einfach mehr Kurven und wahrscheinlich liegt es daran, dass sie als Schwarze Frauen kritischer beäugt werden.” Ein Punkt der in der Einordnung von vielen deutschen Medien fehlt. Schwarzen Frauen haftet das Hypersexuelle an – mit oder mit wenig Haut. Um dieses Stigma zu durchbrechen, brauchen wir Wet As Pussy. Wir müssen mehr Schwarze Frauen sehen, die ihre Sexualität offen ergreifen und genießen. Cardi B und Megan Thee Stallion schaffen ihr eigenes Narrativ, statt als Beiwerk eines klassischen HipHop-Films dazu gestellt zu werden. Das macht einigen Angst. Frauen und Männern sowieso.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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