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    Emeli Sandé: „Die Liebe hat mir Frieden gegeben“

    Im Gespräch mit Sängerin Emeli Sandé

    Mit ihrer gefühlvollen Stimme und ihren kraftvollen Texten gehört Emeli Sandé zu den erfolgreichsten Künstler:innen unserer Zeit. 2012 erschien ihr Debütalbum „Our Version of Events” und wurde zum meistverkauften Album des Jahres in Großbritannien. In ihrer Musik verbindet Sandé Elemente aus Soul, R&B und Pop. Ihre Texte sprechen von Liebe, von Gemeinschaft und von Gerechtigkeit. Im November ist ihr neues Album „How Were We To Know“ erschienen. Wir haben uns mit Emeli Sandé unterhalten, über ihren unverwechselbaren Sound, ihre Aufmerksamkeitsspanne und das Aufwachsen als Schwarzes Mädchen auf dem Land in Schottland.

    Emeli, warum singst du so gerne über die Liebe?

    Emeli Sandé: Liebe ist die stärkste Emotion, die wir Menschen empfinden können. Ich möchte mit Leidenschaft Musik machen. Liebe erlaubt es mir, das zu tun, egal ob es um romantische oder platonische Liebe geht. Mir wird nie langweilig, über die Liebe zu singen. Es gibt immer wieder neue Inspiration.

    Du hast mit deiner Partnerin Yoana die große Liebe gefunden. Vergangenes Jahr habt ihr eure Beziehung öffentlich gemacht. Wie hat das „How Were We To Know“ geprägt?

    Emeli Sandé: Die Liebe hat mir Frieden gegeben. Offen über meine Beziehung zu sprechen und sie mit der Welt teilen zu können, war eine große Erleichterung. Ich konnte endlich aufatmen. Der Song “Because of You” beschreibt dieses Gefühl, wenn man sich verliebt. Die Liebe zu finden, hat mir erlaubt, mich zu entspannen. Was mir wiederum erlaubt hat, die beste Musik zu machen, die ich machen kann.

    In einem Interview hast du gesagt, dass dir heutzutage in der Musik die Individualität fehlt. Woran machst du das fest?

    Emeli Sandé: In den 1990ern gab es Tina Turner in den Charts, Phil Collins, Whitney Houston. Sie alle haben ihre eigenen Welten erschaffen, ihren eigenen wiedererkennbaren Sound. Das liegt heute in der Vergangenheit. Auch weil es so viel Musik da draußen gibt. Ich fand es toll, dass damals jeder seine eigene Insel hatte.

    Hast du das Gefühl, wir werden seit der Ankunft der Streamingdienste mit Musik überschwemmt?

    Emeli Sandé: Es kommt auf den Tag an. An manchen Tagen möchte ich überflutet werden. Dann bin ich Spotify dankbar. Es ist erstaunlich, zu wie vielen unterschiedlichen Artists und Musikstilen die App einen führen kann. An anderen Tagen denke ich daran zurück, wie es sich angefühlt hat, mit 12 in den Plattenladen zu gehen, um sich ein Album zu kaufen. Früher haben wir uns mit dem Sammeln und Besitzen von Musik viel mehr Mühe gegeben. Meistens habe ich den ganzen Monat darüber nachgedacht, wofür ich meine 10 Pfund Taschengeld ausgeben würde. Das war mehr Aufwand, deshalb haben wir zum Beispiel auch alle Lieder eines Albums gehört. Spotify ist so bequem, dass wir Songs auch mal überspringen. Meine Aufmerksamkeitsspanne hat darunter gelitten.

    Inwiefern?

    Emeli Sandé: Ich höre Musik. Es taucht irgendwas auf YouTube auf und schon bin ich abgelenkt. Ich bin ständig überreizt. Die Welt ist so schnelllebig geworden. Lieder werden immer kürzer. Es gibt überall Ablenkungen. Ich weiß, dass ich daran arbeiten muss, meine Aufmerksamkeitsspanne zu verlängern. Manchmal muss ich mich hinsetzen, die Augen schließen, alle Reize um mich herum loswerden und einfach zuhören. Deshalb versuche ich heute viel mehr Vinyls und Kassetten zu hören, bei denen ich die Geschichte anfange und zu Ende höre wie bei einem Buch.

    © Giulia Savorelli

    Du machst schon sehr lange Musik. Hat sich das Business in den letzten Jahren für Schwarze Frauen verändert?

    Emeli Sandé: Es hat definitiv Veränderungen gegeben. Ich sehe viel mehr Schwarze Frauen in hohen Positionen in der Musikindustrie. Das ist ermutigend. Außerdem gibt es viel mehr öffentliches Wissen über die Musikindustrie als zu der Zeit, als ich in die Branche eingestiegen bin. Viele Frauen sind heute viel selbstbewusster, viel geschäftskundiger. Ich sehe immer mehr Frauen, die sich durchsetzen. Die jüngere Generation weiß, wie sie sich in der Branche clever verhalten. Das begrüße ich sehr. Auch wenn es immer Hindernisse für schwarze Frauen geben wird.

    Wie hast du dich am Anfang in der Branche zurechtgefunden?

    Emeli Sandé: Gar nicht. Ich kam frisch vom Land, aus meinem Dorf in die Megametropole London. Ich musste lernen, mich auf der Straße zurechtzufinden, die richtigen Entscheidungen zu treffen und wem ich vertrauen kann. Das war ein Prozess, eine große Reise und ich bin heute noch am Lernen.

    Was für Hindernisse musstest du überwinden?

    Emeli Sandé: Ich musste mich lange wehren, damit mein Schwarzsein und meine Herkunft anerkannt werden. Mir wurde Druck gemacht, ein ganz bestimmtes, vermeintlich akzeptables Image anzunehmen. Das wurde mir aber nicht direkt gesagt, sondern unterschwellig. Zum Beispiel wurde mir nahegelegt, meine Haare zu verändern oder mich anders zu schminken, um als Künstlerin besser akzeptiert zu werden. Was das angeht, habe ich eine lange Reise hinter mir.

    Hattest du je das Gefühl, dass Leute versuchen, dich in eine Schublade zu stecken, was deinen Sound angeht?

    Emeli Sandé: Ja, besonders nach dem ersten Album. Der Erfolg war ein Segen, aber ich musste aufpassen. Mir wurde gesagt, ich soll noch einen Song wie “Next to Me” oder “Clown” schreiben. Das konnte ich aber nicht. Ich könnte mich als Künstlerin niemals wiederholen. Fürs zweite Album wollte ich in Neo-Soul tauchen, Jazz und Hip Hop Kultur. Die Dinge, die mich als Kind geprägt hatten. Ich musste selbstbewusster werden, damit ich ein Album machen konnte, das mir gefällt und hinter dem ich stehe.

    Dein Vater kommt aus Sambia. Deine Mutter aus England. Du hast vorhin erwähnt, dass du ursprünglich aus einem Dorf kommst, aus Alford in Schottland. Wie war es dort aufzuwachen?

    Emeli Sandé: Ich habe mich immer nach Schwarzer Kultur gesehnt, nach Community und einem Gefühl von Zugehörigkeit. Das war in Alford nicht möglich. Die nächstgelegene Stadt ist Aberdeen. Als ich älter war, bin ich dort manchmal hingefahren, um Menschen unterschiedlicher Kulturen zu treffen, aus Nigeria oder aus Sambia zum Beispiel. Mein Aufwachsen war aber sehr isoliert und abgelegen. Ich hatte nie das Gefühl, zu den anderen Mädchen zu passen. Mein Musikgeschmack war auch sehr anders. Ich habe damals in der Musik viel Trost und Gesellschaft gefunden. Wenn ich Klavierspielen oder Musik machen konnte, habe ich mich nie allein gefühlt. Ich habe es einfach genossen. Aufgrund der Einsamkeit wurde die Musik zu meiner ganzen Welt.

    ​​Hat deine Herkunft deine Musik beeinflusst?

    Emeli Sandé: Auf jeden Fall. Ich bin mit Musik aus Sambia aufgewachsen, vor allem aus den 70er und 80er- Jahren. Mein Vater hat die Lieder immer im Auto gespielt. In Sambia gibt es so viel Rhythmus. In meiner Familie in Sambia singen fast alle. Ich liebe die Einfachheit der sambischen Musik. Mit einfachen Mitteln kannst du die Seelen der Menschen berühren, sei es durch Harmonien oder Texte. Das hat mein Schreiben stark beeinflusst.

    Wenn du jungen Schwarzen Künstler:innen, die in die Musikszene eintauchen wollen, einen Ratschlag geben müsstest. Welcher wäre das?

    Emeli Sandé: Traut euch! Oft stecken wir in unseren Köpfen fest und malen uns diese ganzen Visionen an Dingen aus, die wir machen werden, ohne sie dann auch wirklich zu tun. Auf die Bühne zu gehen, ist immer wertvoll, auch wenn es nur in kleinen Clubs oder auf Partys von Freund:innen ist, auch wenn man Angst hat. Probiert euch aus!

    Celia-Parbey

    Celia

    Celia macht derzeit ihren Master an der Humboldt Universität zu Berlin und arbeitet nebenbei als freie Autorin für verschiedene Online- und Printmagazine. Bei RosaMag kümmert sie sich um das Ressort Menschen und interviewt dafür spannende Schwarze Persönlichkeiten aus Deutschland und der Welt.

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