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    Dr. Michaela Dudley: Gedanken zum Weltfrauentag

    Fotocredit: Carolin Windel

    Ein Kommentar von Dr. Michaela Dudley

    Am 8. März wird der 110. International Women’s Day begangen. Aktionsbündnisse, Initiative und NGOs rund um den Globus planen eine Vielfalt virtueller Veranstaltungen. Denn auch das tödliche Corona-Virus darf nicht dazu führen, dass die Seuche des Sexismus ungebremst voranschreitet. Wir als Schwarze Frauen werden von der Pandemie ohnehin unverhältnismäßig schwer getroffen, und das Motto des diesjährigen Jubiläums lautet sogar: „Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“. Das trifft gewissermaßen ins Schwarze, oder? Feiert Ihr also mit? Wer Glück hat, bekommt eventuell einen bunten Strauß. Allerdings kommen Rosen selten ohne Dornen, und das wissen wir nur allzu gut. Oft werden wir damit vertröstet, dass wir mit dabei sein durften, und zwar nicht etwa als tatkräftige Feministinnen, sondern als eine tokenähnliche Fensterdekoration. Und so tendieren wir dazu, eine eher zurückhaltende Beziehung zum Weltfrauentag zu pflegen. Aber inwieweit ist diese Zurückhaltung in unserem Sinne?

    Als eine Blacktivistin, die in diesem Jahre 60 wird, kann ich die Bedeutung der Schwarzen feministischen Frauenbewegung nicht genug betonen. Sie beschert uns eine Art Zuflucht im Angesicht der Makro- und Mikroaggressionen, denen wir als marginalisierte Personen ausgesetzt sind. In vieler Hinsicht ist sie eine Brust, die uns nährt und nachhaltig erkennen lässt, dass wir als Black Women schon von Natur aus wertvoll sind und demzufolge ein unveräußerliches Recht auf die freie, autonome Gestaltung unserer Leben haben. Doch es reicht nicht, dass diese Leitidee nur in uns aufkeimt. Nein, sie muss auch außerhalb unserer Community Wurzeln schlagen, wenn wir die Unterdrückung überwinden wollen. Die von uns ersehnte Ausdehnung unserer Safe Spaces geschieht nur dann, wenn wir an Boden gewinnen.

    „Bin ich keine Frau und keine Schwester?“

    Sojourner Truth © Wikimedia Commons

    Beigetragen haben wir eigentlich schon viel. Harriet Tubman, die großartige Fluchthelferin, ist – wenigstens im Februar – in aller Munde. Sojourner Truth auch? Zu Ehren der Afro-Amerikanerin Truth, die übrigens auch Niederländisch fließend beherrschte, sind ein Venuskrater, eine Marssonde und sogar ein Asteroid genannt. Ihren kometenhaften Sprung aus der Sklaverei und in die Schlagzeilen der US-Medien bewältigte sie mit ihrem Vortrag „Bin ich keine Frau und keine Schwester?“, mit dem sie den Nexus zwischen Rassismus und Sexismus herstellte. Truth bedeutet „Wahrheit“, Truth sprach die Wahrheit, als Begriffe wie „Intersektionalität“ und „Inklusion“ in diesem Zusammenhang die Runde noch lange nicht gemacht hatten. Dabei setzte sie sich auch für das Wahlrecht aller Frauen unabhängig von der Hautfarbe ein. Das war wohl bemerkt, bereits anno 1851. Den Schwarzen Feminismus gab es also sechs Jahrzehnte vor dem Schwarzen Freitag, der als Urknall der lilaweißen Suffragetten-Bewegung gilt. Für die Gettoisierung des Feminismus sind wir Black Women also nicht verantwortlich. Der Schwarze Feminismus ist somit kein Gegenentwurf, sondern beinhaltet im Grunde genommen den Urfeminismus, und seine Errungenschaften stehen allen Frauen zur Verfügung. So haben unsere Heldinnen wie Sojourner Truth und Harriet Tubman es verdient, auch von weißen Mädchen als weibliche Vorbilder betrachtet zu werden, und zwar über den Black History Month hinaus. Fakt ist, wir brauchen keine White Saviors, sondern weise Schwestern jeglicher Couleur. Das bedeutet wiederum, dass wir das Mitspracherecht im Mainstream beanspruchen. Ebenda müssen wir uns mit unseren Mitstreiterinnen auseinandersetzen. Kritisch, konstruktiv und kontinuierlich. Und der Weltfrauentag bietet eine ideale Gelegenheit dafür. Feiert ihn und prägt ihn. Es wäre schade, wenn unsere Ambitionen sich in Ambivalenzen verwandeln würden. Macht es, wie Karen mit der Bobfrisur es tut: Redet mit dem Manager. Werdet vielmehr die Managerinnen selbst. Gegen die Antipathien, die uns widerfahren, kommen wir mit Apathie nicht weiter. Bias besiegen wir kaum durch Bequemlichkeit, Selbstbemitleidung führt nicht schnurstracks zur Selbstermächtigung.

    Noch ein letztes Wörtchen dazu. Wenn ich schon dabei bin, dem Chor zu predigen, liebe Schwestern, möchte ich Euch ins Gebet nehmen und Euch gleichsam ins Gewissen reden. Denn es gibt auch innerhalb unserer Community störende Dissonanzen, die drohen, die Harmonie und die Tragweite unserer Stimmgewalt zu beeinträchtigen. Zu ihnen zählen Colorism, Homo- und Transphobie sowie das beredte Schweigen zur Misogynie, wenn diese von Schwarzen Männern betrieben wird. Ohne die Solidarität mit anderen Schwestern ist Sisterhood nicht möglich, und ohne Sisterhood können wir die Welt weder vor dem Patriarchat noch vor der Pandemie retten.

    (C) DR. MICHAELA DUDLEY, 1, Fotografin CarolinWindel

    Michaela

    Dr. Michaela Dudley (Jg. 1961) ist eine Berlinerin mit afroamerikanischen Wurzeln. Die gelernte Juristin arbeitet als Kabarettistin, Kolumnistin und Keynote-Rednerin in puncto Diversity. Als trans* Frau ist sie eine unermüdliche Verfechterin queerfeministischer Thesen.

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