Warum Kamala Harris Sieg, kein Sieg für Schwarze Menschen ist
Ein Kommentar zum Sieg von Kamala Harris
Unsere Autorin Latifah ist überzeugt, dass der Sieg von Kamala Harris mehr als einen bitteren Beigeschmack hat. Es ist ein Fehler. Sie ist Schwarz, yeah! Macht sich aber nicht wirklich für die Rechte von Schwarzen Menschen stark. Denn wie genau ist Harris denn ins weiße Haus gekommen? Mit knallharten Gesetzen, die vor allem zu Lasten der Schwarzen Community in Kalifornien gingen. Dabei nervt es Latifah, dass Harris wie eine Messias gefeiert wird und hier ist warum:
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Kamala Harris Laufbahn ist bewundernswert. Sieben Jahre war sie Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, dann Generalstaatsanwältin von Kalifornien, ab 2017 wurde sie schließlich Senatorin und jetzt, tadaa, ist die gebürtige Oakländerin mit indisch-tamilischen und afro-jamaikanischen Wurzeln, die erste Schwarze Vizepräsidentin. Grund zu feiern? Nicht wirklich. Ich finde es kritisch eine Frau zur Gallionsfigur zu machen, die durch ihre extrem konservative Drogenpolitik, transphoben Praktiken und der mangelnden Unterstützung gegen Polizeigewalt auffiel. Sie ist besser als Mike Pence, ihr Vorgänger unter Donald Trump, aber das macht sie nicht automatisch zu einer guten Kandidatin. Genau diese Kritikpunkte lassen wir nicht im Netz herumschwirren. Nein. Wir schauen sie uns genauer an. Denn meiner Meinung nach ist die Lady in ihrem fancy Anzug nicht die Lösung. Sie ist ein Trostpflaster.
Wie ist Kamala Harris noch gleich ins weiße Haus gekommen? Indem sie White Supremacy unterstützte.
Ja, wir müssen Schwarze Siege zelebrieren! Und ja, Schwarze Frauen müssen supportet werden! Jedoch nicht wenn die Schwarzen Siege, auf den Rücken anderer Schwarzer Menschen ausgetragen werden. Und besonders nicht, wenn sie der Befreiung von BiPoC´s im Wege stehen.
Bevor wir ihren Eintritt ins weiße Haus feiern, sollten wir noch einmal auf ihre Karriere zurückblicken und uns fragen: Wie hat sie es überhaupt soweit geschafft? Ich sag euch wie, indem sie knallharte Gesetze gegen die Schwarze Community durchgesetzt hat. Somit unterstützt sie eines: White Supremacy.
Sie ist eines: ein “Top Cop”
Hier sind ein paar Beispiele: Als sie 2004 das Amt als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco übernahm, lag die Verurteilungsrate von Drogendelikten bei 50 Prozent. Bis 2009 schaffte Kamala eine Steigerung von über 20 Prozent. Davon waren Schwarze Menschen am stärksten betroffen. 2014 stimmte sie fürdas beibehalten der Todesstrafe in Californien. Harris war vehemente Gegnerin der Legalisierung von Mariuhana. 2015 sprach sie sich, trotz regionaler Regelung und vermehrter Fälle von Polizeigewalt, gegen das Tragen von Körperkameras aus. Diese sogenannten ‘Bodycams’ sind kleine Überwachungskameras an der Uniform von Polizist:innen um die zahllosen Fälle von Polizeigewalt besser nachvollziehen können. Auch wenn sie selbst keine Polizistin war, setzte sie sich in ihrem Buch “Smart on Crime” für mehr Polizeipräsenz auf den Straßen der USA aus und bezeichnete sich über die Jahre vermehrt selbst als “Top Cop.” Soll ich weiter machen? Ok:
Ihre Position zu den Rechten von Sexworker*innen ist katastrophal. Harris lehnte unter fadenscheinigen Gründen die Dekriminalisierung von Sex Work ab. Angeblich, um die Verbreitung des HI-Virus einzudämmen, obwohl wir alle wissen, dass das Blödsinn ist. Studien zeigen sogar, dass die Kriminialisierung von Sex Work die Verbreitung von sexuell übertragbaren Krankheiten fördert. Sie supportet zusätzlich das umstrittene und von Sexarbeitenden kritisierte Nordische Modell und war stark beteiligt an SESTA und FOSTA. Diese Gesetze sollten die Arbeit von Menschenhändler:innen erschweren, wurden vielen Sexworker*innen allerdings zum Verhängnis, weil beispielsweise Webseiten, die für viele Sexarbeitende ihre Arbeitsbasis waren, gesperrt oder gelöscht wurde.
Einer der gravierendsten Fehler von Harris war meiner Meinung nach, die Behandlung von Michelle Norsworthy. Eine trans Frau, die in einem Männergefängnis ihre Strafe absitzen musste. Hinzu kam, dass das Gericht unter Kamala Harris Norsworthy die geschlechtsangleichenden Maßnahmen verweigerte. Obwohl ihre behandelnden Psycholog:innen die Dringlichkeit immer wieder betonten.Trotzdem wurde Michelle von Kamala und dem Rechtssystem hinter ihr im Stich gelassen.
Sie ist keine Messias, eigentlich sogar das Gegenteil
Harris hat sich nicht ein oder zwei kleine Patzer erlaubt. Nein. Sie hat Karriere damit gemacht. Als überzeugte Aktivistin für die Rechte von Schwarzen- und transidenten* Menschen sowie als überzeugte Gegnerin von der Institution Polizei und dem rassistischen System, das Polizist:innen schützt, kann ich Harris Politik nicht gut heißen. Ich sehe viele Vergleiche zwischen ihr und anderen Afroamerikanischen Ikonen wie Ruby Bridges, Rosa Parks und Harriet Tubman. Diese finde ich bei allem guten Willen respektlos.
Kamala Harris beweist im Gegensatz zu den anderen oben genannten Heldinnen, dass wir unsere eigene Community verraten müssen, wenn wir in einem rassistischen System erfolgreich sein wollen.
Sie machte Karriere damit, Schwarze Menschen in disproportionalen Zahlen hinter Gitter zu stecken. Damit sie nun ins weiße Haus marschieren kann. Somit setzt sie damit ein schlimmes Zeichen: Und zwar dass der Weg an die Spitze nur möglich ist, wenn ich marginalisierte Menschen in orangene Overalls packe. Über den Sieg von Kamala Harris freue ich mich nicht.
Sie nutzt ihre Privilegien für … sich
Mich schockiert es, dass es -trotz jahrhundertelanger Konflikte – immer noch Schwarze Menschen gibt, die die Polizei unterstützen. Und das sollen wir auch noch feiern? Dem ganzen zuprosten und als Erfolg verbuchen? Nope. Ihr Verhalten, ihre Karriere und ihre Ansichten zeigen, dass Kamala Harris Privilegien hat und diese nicht für die Rechte von Schwarzen Menschen nutzt, sondern für eine Gruppe von ihnen. Oder vermutlich nur für sich selbst. Sie ist die lightskin Tochter einer Professorin, die ihre Haare immer glatt trägt und Jura studiert hat. Ach und Schwarze Menschen in den Knast bringt.
Natürlich müssen wir – als Schwarze Menschen – nicht immer übereinstimmen. Einige von uns essen Ananas auf Pizza, damit kann ich leben.
Meiner Meinung nach, ist es wichtig, dass wir trotz Trumps Niederlage, nicht unsere Ziele aus den Augen verlieren, weiter kritisieren, protestieren und kämpfen müssen. Indigene Menschen müssen ihr Land zurückbekommen, Schwarze Menschen brauchen und verdienen endlich Reparationszahlungen für 300 Jahre Sklaverei und White Supremacy muss endlich aktiv bekämpft werden.
Ob das unter einer Schwarzen Frau, mit einer widersprüchlichen Karriere wie Kamala Harris und einem alten, weißen Mann, der genug Dreck am stecken hat, wie Joe Biden möglich sein wird, bezweifle ich.
Es fielen viele Versprechen, besonders an Schwarze Wähler:innen, die wahren Held:innen der 2020 Elections. Ohne die Unterstützung von Schwarzen Menschen, insbesondere Schwarze Frauen hätten Biden und Harris keine Chance gehabt. Die Schwarze Community hat Trumps Koffer vollgepackt vor das Weiße Haus gestellt und den roten Teppich für Kamala und Joe ausgerollt. Doch dieser Teppich hängt zusammen mit einem revolutionären Jahr, einem Jahr in dem die Black Lives Matter Proteste die ganze Welt in Atem hielten und Covid-19 über 200.000 Amerikanische Leben kosteten.
Harris muss jetzt liefern, wie jede:r Amerikanische:r Politiker:in, sie ist letztendlich immer noch eine von vielen. Mit dem selben Kerbholz und denselben leeren Versprechungen. Kamala ist keine Heldin: Ihr Sieg ist kein Sieg für uns.
Ihr Sieg ist ein Sieg für den Status Quo. Ein Sieg, der weißen Liberalen ein falsches Gefühl von: ‘Well, Racism is over now’ geben wird.
Die Vereinigten Staaten basieren, wie bereits angemerkt, auf einem rassistischen System. Errichtet auf den Gräbern seiner Indigenen Bevölkerung und erbaut von den Händen versklavter Menschen. Kann ein solches System von einer einzelnen Frau gerettet werden? Vermutlich nicht. Kamala Harris hat allerdings bereits bewiesen, dass sie nicht diese Frau sein wird.
Latifah
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