Kokutekeleza Musebeni: “Ich habe mich mit meinem Schwarzsein, lange nicht auseinandergesetzt”
Bild: Holger Borggrefe
“Ich habe mich sehr lange nicht mit meinem Schwarzsein auseinandergesetzt. Ich habe es verdrängt, da ich wusste: Wenn ich mich damit auseinander setze, wird es schmerzhaft,” erklärt uns Kokutekeleza Musebeni von Workin Germany im Gespräch. Koku ist hauptberuflich Sängerin, arbeitet bei PULS als Radiomoderatorin, ist Filmemacherin und studiert an der Hochschule für Fernsehen und Film. Sie beschreibt sich selbst als laut, leise, hilfsbereit, manchmal unsicher und als eine zähe Kämpferin. Genau diese Eigenschaften haben ihr bei den Stolpersteinen, die sie auf ihrer Reise überwinden musste, geholfen.
Erzähl uns ein wenig mehr über deine Arbeit?
Zurzeit studiere ich noch an der HFF Regie für Dokumentarfilm, das ist für mich eh besonders, da mich diese Uni schon begleitet seitdem ich ein kleines Kind war. Mein Vater ist aus Tansania (Bukoba) und ist in den 70ern nach Deutschland gekommen. Er gehörte zu den ersten Schwarzen Studenten an der HFF in München. Für mich war es immer ein Traum, an dieser Uni zu studieren, aber ich hatte mich nie getraut, mich dort zu bewerben. Was mir immer leicht fiel, war singen (seit 2009). Ich hatte schnell Jobs, tourte international, sang Werbespots, Background bei Stars oder einfach nur Club-Gigs. Dann kam der Journalismus. Mein Vater überredete mich ein Praktikum (2012) beim BR zu machen. Es machte mir so viel Spaß, die Geschichten von anderen Menschen zu erzählen. Dann gabs noch ein Casting für neue Moderator*innen und zack war ich im Radio.
Auf einmal gab es neben dem Singen noch das Moderieren.
Für mich war aber klar, dass ich noch tiefer in das Erleben und die Geschichten von Menschen eindringen wollte und auf einmal wusste ich es: ich bewerbe mich an der Filmhochschule in München.
Parallel gab es letztes Jahr im Sommer noch einen Sprint beim BR: der Versuch eine diverse Zielgruppe zu erreichen und Workin’ Germany wurde geboren.
Mit einem tollen Team, Fleiß und vielen Überstunden haben meine Kolleg*innen und ich dieses neue tolle Format kreiert. Parallel arbeite ich an den Vorbereitungen für meinen zweiten Dokumentarfilm, den ich, wenn alles klappt (Corona macht es einem gerade nicht leicht) Ende August Anfang September drehen werde. Mein erster Film “Strong Hair” lief auf einigen Festivals unter anderem, das Kasseler Dokfest.
Wie und warum hast du mit deinem “Workin Germany” begonnen?
Ich habe mich sehr lange nicht mit meinem Schwarzsein auseinander gesetzt… ich habe es verdrängt, da ich wusste: wenn ich mich damit auseinander setze, wird es schmerzhaft. Das war aber wichtig für meinen Prozeß als Filmemacherin und Journalistin, denn dadurch habe ich viele Geschichten zu erzählen, kann verarbeiten, empowern und Verbündete gewinnen.
Was war bisher dein liebstes Thema?
Jedes Thema, dass ich bearbeite ist ein Lieblingsthema. Genau so wie ich bei Gigs nur Songs singe, die ich mag. Ich kann nichts tun, was mir nicht gefällt… sonst muss ich es lassen.
Hattest du als Schwarze Journalistin größere Hürden?
Es war immer sehr schwer in der Vergangenheit. Dadurch da ich nicht studiert habe, fühlte ich mich immer gegenüber meinen Kolleg*innen minderwertig. Ich fühlte mich als die Sängerin, die in das alles nur reingerutscht ist. Auch die nicht diverse Teamstruktur bei öffentlich-rechtlichen Redaktionen, hat mir oft das Gefühl von einer Exot*in im Team gegeben. Aber dieses Gefühl anders zu sein und aufzufallen, ist ja nichts neues als Schwarze Frau. Leider.
Welchen Rat würdest du Frauen geben, die ein ähnliches Vorhaben durchführen möchten?
Ein gutes Team ist die halbe Miete, von erfahrenen Kolleg*innen sich Tricks abschauen, zuhören, ehrlich sein, viel üben. Struktur, wenn es keinen Spaß macht lass es und finde etwas das Dir Spaß macht, Haters gonna hate.
Wo und wie können wir uns mit dir austauschen?
instagram : koku_singer
Ciani
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