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    Luna Simao

    Luna Simão: “Mein Ziel ist es, echt zu sein”

    Fotocredit: Dominik Ruf

    Im Gespräch mit Sängerin Luna Simão

    Luna Simãos‘ musikalische Erziehung beginnt schon im Kindesalter. Während andere Kinder Schnappi, das Krokodil hören, wächst die gebürtige Lübeckerin mit den Klängen der Fugees und von Bob Marley & The Wailers auf. Als Teenager fängt sie an, Songcover auf YouTube zu veröffentlichen – von Amy Winehouse und den Black Eyed Peas – bis ein Berliner Plattenlabel auf sie aufmerksam wird. Mit ihrer Hilfe veröffentlicht Luna ihre erste EP und nimmt am Bundesvision Song Contest teil. 2013 tritt sie für Schleswig-Holstein an und wird mit 17 die jüngste Teilnehmerin des Wettbewerbs. Dann kommt der Cut. Luna zieht sich für einige Jahre aus dem Musikbusiness zurück. Mit ihrer EP „Irgendwann“ wagt sie 2018 das Comeback. Ein Jahr später folgt „Dreams.“ „Battles“, ihr erstes Album, erschien im November vergangenen Jahres.

    Im Gespräch mit RosaMag verrät Luna, warum sie sich einst von der Musikindustrie abwandte. Sie erzählt von ihrer musikalischen Vision und welche Kraft sie aus ihrem Glauben zieht, für ihre Musik und für ihr Leben.

    Luna, erzähl mir doch als erstes, wie du zur Musik gekommen bist?

    Luna Simão: Musik hat mich schon immer begleitet. Meine Mama ist sehr musikaffin, hat auch als Kind und Jugendliche selbst Instrumente gespielt. Sie hatte eine riesige Sound- und Plattensammlung zu Hause. Während andere Kinder Schnappi, das Krokodil gehört haben, hat sie mir Songs von den Fugees oder Bob Marley & The Wailers gezeigt. Das hat mich sehr geprägt. Mein Dad singt auch und schreibt Songs, vor allem Gospelmusik auf Portugisiesch und Lingala. Er hat mir die Praxis vom Musikmachen nähergebracht. Und ich hatte als Kind auch Klavier – und Gitarrenunterricht. Öffentlich zu singen habe ich mich trotzdem lange nicht getraut. Ich war als Teenager nicht sehr selbstbewusst.

    Wann hat sich das geändert?

    Luna: Irgendwann habe ich mich getraut, in kleineren Runden zu singen. Ich habe mich dabei selbst mit der Gitarre begleitet. Meine Freunde fanden es mega schön. Da habe ich gecheckt, dass ich wirklich gut darin bin. x Mit 15 habe ich dann angefangen, Songcover auf YouTube hochzuladen, Where is the Love von Black Eyed Peas oder auch Stronger than Me von Amy Winehouse. So ist ein Berliner Team aus Songwritern und Produzenten auf mich aufmerksam geworden. Sie wollten mit mir zusammen arbeiten. Ich bin dann neben der Schule alle paar Wochen nach Berlin gefahren. Wir haben an Musik gearbeitet, meine erste EP rausgebracht und mit 17 habe ich für Schleswig-Holstein am Bundesvision Song Contest teilgenommen. Ein Jahr später gab es einen Cut und ich hab mir eine Auszeit genommen.

    Was ist damals passiert?

    Luna: Mir wurde alles zu viel. Ich habe in der Zeit angefangen, mir große Fragen über das Leben zu stellen, habe nach einem Sinn gesucht. Laut Biologieunterricht war ich nur ein zufällig zusammengewürfelter Haufen von Zellen und DNA Strängen. Wenn ich aber nur zufällig entstanden bin und irgendwann eh wieder vergessen, welche Bedeutung haben dann die Jahre dazwischen? Solche Fragen hatte ich damals. Ich konnte keinen Sinn im Leben erkennen.

    © Eric Pankow

    Wie bist du mit diesem Gefühl umgegangen?

    Luna: Ich habe mich mit verschiedenen Weltanschauungen beschäftigt. Mein Dad und eine Freundin brachten mir den christlichen Glauben näher. Vorher hatte ich nie an Gott geglaubt. Als ich angefangen habe in der Bibel zu lesen, hat sich mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt, im positiven Sinne. Ich habe die Dinge mit anderen Augen gesehen. Das hat sich auch auf meine Musik ausgewirkt.

    Inwiefern?

    Luna: Irgendwann wollte ich diesen Teil meiner persönlichen Journey, meine Beziehung zu Gott, auch in meine Musik einbauen. Die typische Popmusik war nicht mehr meins. Ich wollte etwas machen, was einen tieferen Sinn hat und Menschen zum Nachdenken anregt. Mein Team und ich kamen dabei aber nicht auf einen gemeinsamen Nenner, deshalb haben wir die Zusammenarbeit beendet.

    Wie ging es dann für dich weiter?

    Luna: Ich brauchte ein paar Jahre Abstand von der Musikindustrie. Ich wollte durchatmen und habe erstmal mein Abi gemacht. Mit 21 fing ich dann an, meine eigenen Songs zu schreiben. Bis dahin dachte ich, ich könnte das gar nicht, weil mein Team das immer übernommen hatte. Gott sei Dank hatte ich aber liebe Menschen in meinem Umfeld, die mich motiviert und an mich und meine Musik geglaubt haben. Menschen, die mir ihr Studio umsonst zur Verfügung gestellt haben, damit ich neue Songs aufnehmen konnte. Mein Support-System war und ist auch heute noch Gold wert. 2018 habe ich dann nach fast fünf Jahren Pause meine EP Irgendwann veröffentlicht.

    Und im November 2022, vier Jahre später, ist Battles erschienen. Warum hast du dich entschieden, gerade jetzt dein erstes eigenes Album zu veröffentlichen?

    Luna: Lange dachte ich, dass ich nicht bereit dazu bin, ein ganzes Album zu releasen. Es gab eine Zeit, da habe ich jeden Tag meine Spotify Zahlen gecheckt: Wie viele Menschen hören mir monatlich zu, wie viele Klicks habe ich auf YouTube? Ich habe mich mit anderen Künstler*innen verglichen. Wo stehen sie? Sind sie weiter als ich? Ich dachte, es wäre peinlich, wenn mein Album nicht einschlägt. Das waren die toxischen Gedanken, die mich 2021 geprägt haben. Dieser Vergleich war pures Gift. Gegen Ende des Jahres hatte ich aber eine Art Durchbruch.

    Wie meinst du das?

    Luna: Ich habe mich darauf besinnt, wofür ich das hier eigentlich alles mache. Ich möchte Menschen erreichen, sie berühren und zum Nachdenken bringen und zu ihrer Seele sprechen. Ich habe verstanden, dass ich mich nicht durch irgendwelche Zahlen diktieren lassen darf. Das war im Oktober 2021. Ein Jahr später ist Battles erschienen.

    Luna Simao

    © Dominik Ruf

    Und wofür steht Battles?

    Luna: Mit Kämpfen assoziiert man schnell etwas Negatives: eine schwierige Phase oder das Gefühl, sich verausgaben zu müssen. Ein Battle kann aber auch Wachstumsphase sein. Eine Phase, in der man sich besser kennenlernt und sich selbst entdeckt, in der man sein Inneres erforscht. Battles beschreibt das Album für mich deshalb perfekt. Von Track eins bis zehn beschreibe ich meine alltäglichen Battles, manche kleiner, manche größer. Ich stehe dabei aber nie allein da. Gott ist immer an meiner Seite.

    Du sprichst es gerade an: Auf Battles geht es auch viel um dich und deine Beziehung zu Gott. Hattest du je das Gefühl, dass es dir im Musikbusiness schadet, offen über deinen Glauben zu sprechen?

    Luna: Von Labels gab es in der Hinsicht sowohl Zuspruch als auch Kritik. Es gibt Leute, die feiern, was ich mache und sagen: Cool, dass es da mal wieder was mit Tiefe und Sinn gibt. Auch Menschen, die sich als Atheist:innen bezeichnen, sagen mir, dass ihnen meine Musik gefällt und sie es cool finden, auch mal was anderes zu hören. Ich finde das erfrischend. Von anderer Seite habe ich aber auch vermittelt bekommen, ich sei zu nischig und, dass man mit meiner Musik kein Geld machen kann. Ich glaube, gute Musik zeichnet sich dadurch aus, dass sie ehrlich und nahbar ist. Dann ist es fast egal, worum es geht. Ich finde es im Allgemeinen sehr schade, dass aus spirituellen Themen in Deutschland so ein Tabuthema gemacht wird. Ich kann gar nicht anders als diese Themen auch in meinen Songs zu verarbeiten. Ich möchte echt sein. Und wenn ich The Real Me in meine Texte packen möchte, dann muss ich auch über Gott sprechen.

    Wie gehst du als Künstlerin mit Kritik um?

    Luna: Ich frage mich dann ganz ehrlich, was mein Ziel ist. Für wen mache ich das? Für irgendeinen Labelboss oder ist das mein Herzensthema? Will ich einfach groß rauskommen oder echt bleiben? Berühmt werden ist eher Nebensache.

    Worum geht es dir dann?

    Luna: Mein Ziel ist es, echt zu sein. Dieses Wort authentisch hört man heutzutage an jeder Ecke, aber ich meine das ernst. Ich möchte eine kleine Oase bilden, für Menschen, die eine Auszeit brauchen, von dieser tendenziell materialistischen, oberflächlichen Welt. Ich will Musik liefern, die erfrischend, aufbauend und motivierend ist. Und gleichzeitig zum Nachdenken anregt.

    Was für Feedback bekommst du sonst für deine Musik?

    Luna: Ich kriege oft Dms auf Instagram von Leuten, die meine Musik neu entdeckt haben und die sich einfach total empowert und geborgen fühlen, wenn sie meine Songs hören. Das berührt mich jedes Mal total. Ich freu mich auch sehr über Feedback aus der Community. Wenn ich zum Beispiel auf der Bühne stehe und kleine Schwarze Mädels mit ihren Eltern im Publikum sehe und die mich anstrahlen und sich einfach freuen, motiviert mich das total. Das ist ein crazy Gefühl. Die meisten Nachrichten von Schwarzen Mädels habe ich 2020 bekommen, als mein Brown Skin Girl Video viral ging. Teilweise sind mir da echt Tränen gekommen.

    Celia-Parbey

    Celia

    Celia Parbey ist Berlinerin und Afrikawissenschaftlerin. Sie arbeitet als Redakteurin bei ZEIT ONLINE und frei für verschiedene Online- und Printmagazine. Außerdem ist sie Chefredakteurin vom RosaMag, einem Online- Lifestylemagazin für Schwarze FLINTA* im deutschsprachigen Raum. Sie schreibt zu den Themen: Koloniale Kontinuitäten, Intersektionalität, Feminismus und Rassismus.

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