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    Hoe_Mies

    Realitäter*innen – der Podcast von Hoe_mies kreiert Sichtbarkeit und schafft Räume

    Bild: Spotify/ Marlen Stahlhuth

    Kurz vor Mitternacht bin ich eingetrudelt, gemeinsam mit meinem Bro, der aus Frankfurt zu Besuch war. Es verging keine Minute und wir haben uns pudelwohl gefühlt. So ist das also, in einem Safespace. Um uns herum Inter-, Trans-, Queere- und Non-binäre Personen, Frauen und BIPOCs – weit und breit kein weißer cis-Mann zu sehen*. Das hat etwas mit mir gemacht, ein wohliges Gefühl der Zugehörigkeit machte sich in mir breit – das mir sonst in unserer Gesellschaft fehlt. Die Menschen tanzten unbeschwerter, freier, wilder, einfach schöner. Es war meine erste Hoe_mies Party. Ich war zur Launchparty zum Realitäter*innen-Podcast eingeladen. Hier ist mein Versuch euch Hoe_mies, ihren Podcast, ihre Ziele, Wünsche und Herausforderungen vorzustellen.

    „Mit dem Namen tun die sich doch selbst keinen Gefallen – „Hoe“ steht im Englischen für whore

    Hoe__mies – so nennen sich die zwei Ladys, die die Berliner HipHop-Szene mit ihren inklusiven Partys neu sortiert haben und sich dadurch einen Namen gemacht haben. Hoe_mies, das sind Lúcia Luciano und Gizem Adayaman. Sie sind 29 Jahre alt und kommen aus Moabit, ein Stadtteil in Berlin. Die beiden kennen sich schon seit Kinderjahren, gingen zusammen zur Schule und entwickelten gemeinsam die Liebe zum Musik auflegen. Sie sind HipHop Pur, von Kopf bis Fuß und sie zählen zu den spannendsten DJ-Duos der deutschen Szene. Neulich habe ich jemanden sagen hören, „mit dem Namen tun die sich doch selbst keinen Gefallen“ und habe die beiden gefragt: „warum doch?“. Lúcia erklärt es sei eine Form von „natürlicher Selektion“. Die Wahl des Ausdrucks finde ich besonders interessant, denn „Hoe“ steht im Englischen für whore, und ist eigentlich eine abfällige Bezeichnung für Sexarbeiter*innen. Das bedeutet, wenn Menschen glauben, dass sich die beiden DJs mit dem Namen „Hoe_mies“ aufgrund der Bezeichnung hoe ins eigene Bein schießen, dann offenbart das eine innere ablehnende Denkstruktur bezüglich Frauen* und ihr Sexualverhalten. Gizem verweist an dieser Stelle auf den Begriff „Slut shaming“. “Slut shaming” ist die Bezeichnung dafür, dass Frauen* für ihr sexuelles Verhalten, Gebaren oder Kleidungsstil von außen Schamgefühle eingeredet werden.

    Auf ihren inklusiven Partyreihen finden jene Menschen einen sicheren Hafen, die sonst von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Hoe_mies schafft es einen Safespace für Inter-, Trans-, Queere- und Non-binäre Personen, Frauen und BIPOCs zu kreieren. In diesen Räumen gibt es null Toleranz für Diskriminierung jeglicher Art. Genauso legen sie auch beim DJ-Booking für ihre Partys den Fokus auf weibliche, queere, non-binäre, transgeschlechtliche Personen of Color und Schwarze Personen im Hip-Hop, weil diese Identitäten dort besonders marginalisiert sind.

    Hoe_mies

    Bild: Spotify/ Marlen Stahlhuth

    „Wir haben nie geplant so zu wachsen, es war organisch“

    Hoe_mies ist bisher einen weiten Weg gegangen und noch lange scheint die Reise nicht beendet. Die Zukunft ist rosig und so freuen sich die beiden in naher Zukunft auf die bevorstehende Nordamerika Reise. Sie werden für fünf Wochen durch die USA reisen, Musik machen und vielen Menschen begegnen. Wo sie von der Reise sprechen, fällt ihnen auch ein, sie sollten mal endlich beginnen den Trip zu planen. Dabei sagt Lúcia, „wir sollten generell versuchen mehr in die Zukunft zu planen, aber das gelingt uns selten,” und beide brechen in Gelächter aus. Mit Hoe_mies als DJ-Duo und Partyreihe lief es ähnlich – ganz ohne Vorbereitung und Planung landeten sie inmitten der deutschen Hiphop-Szene. „Wir haben nie geplant so zu wachsen, wir sind organisch gewachsen“, erklärt Gizem.

    Anfangs haben wir nur eine Party veranstalten wollen, erklärt Lúcia, es tat uns leid, dass ganz viele Personen nicht reingekommen sind, aufgrund eines Einlassstops. Also haben wir uns entschieden, für die, die nicht reingekommen sind, noch eine weitere Party zu planen. „Als es dann wieder so schnell einen Einlassstop gab, ist uns klar geworden, dass ein Need da ist“.  So sind, nicht nur die Partys von mal zu mal gewachsen, sondern auch Lúcia und Gizem selbst – und ihre Skills.

    „Wir sitzen im selben Boot und sollten uns lieber gegenseitig unterstützen“

    Manchmal bekommen Lúcia und Gizem Kritik dafür, dass sie normschön sind und die Hypothese, dass sie nur deshalb Gehör finden. Das ist eine Form der innerfeministischen Kritik, die in den sozialen Medien aktuell sehr im Trend zu sein scheint. Normschönheit umfasst die Menschen, die dem gängigen Schönheits- und Schlankheitsideal entsprechen. Gizem erklärt, „unsere Community weiß, dass das Dinge sind, für die wir nichts können – aber ja Anfeindungen dieser Art kommen vor“. Lúcia erklärt, „konstruktive Kritik nehme ich mir zu Herzen und die nicht-konstruktive unfreiwillig auch. Darum konzentrieren wir uns auf die Personengruppen, denen wir Kraft schenken – Wir sitzen im selben Boot und sollten uns lieber gegenseitig unterstützen!“

    Ein weiterer Vorwurf, der ihnen aus den Ohren raus kommt ist der, dass ihre politische Art eine Marketingstrategie sei. Aussagen wie diese lassen die beiden kalt. Dennoch erklärt Gizem, „wir sind gezwungenermaßen politisch, als Teil einer marginalisierten Gruppe ist es uns gar nicht anders möglich“. Beide sind sich einig, wer das als Marketingstrategie versteht, realisiert nicht wovon sie sprechen und womit sie sich tatsächlich beschäftigen. Lúcia und Gizem sind sich beide ihrer Privilegien durchaus bewusst. Darum sehen sie sich in der Pflicht, Räume zu schaffen, in denen Menschen die Möglichkeit haben sich wohl zu fühlen.

    Dabei geht es nicht nur ums Wohlbefinden, sondern auch um Sichtbarkeit.

    „Wir wollten unsere Erfahrungen für andere Menschen zugänglich machen“

    Das ist auch der Grund für den Podcast, sie möchten Räume und Sichtbarkeit schaffen. Oft saßen Lúcia und Gizem nach den Partys gemeinsam im Backstage und haben den Abend Revue passieren lassen. Dabei dachten sie sich oft „das wäre doch interessant für einen Podcast“, Lúcia erklärt, „wir wollten unsere Erfahrungen zugänglich machen für andere Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, als DJ zu touren und fabelhafte Menschen kennenzulernen“. Diese marginalisierten Menschen brauchen eine Plattform, auf der sie gehört werden. Aus der Idee wurde ein gesellschaftlich relevantes Projekt: Realitäter*innen – mit dem Ziel die Vielfalt der Realitäten und Identitäten abzubilden.

    Das Konzept funktioniert wie folgt: Thematisch dreht sich alles um feministische Grundsätze, Männlichkeit, selbstbestimmte Sexualität oder Body Positivity. Zu den jeweiligen Themen werden zwei Gäst*innen Pop, Kultur und Aktivismus eingeladen, die sich als Teil einer marginalisierten Gruppe verstehen. Diese Persönlichkeiten sind „in ihren Communities einflussreiche Menschen, mit hoher Reichweite“, wie sie erläutern. Mit diesen Akteur*innen werden aufklärerische Gespräche geführt, damit ihre Realitäten und Identitäten auch im Mainstream repräsentiert werden.

    Ihr solltet in jedem Fall reinhören. Ich habe es schon längst getan und freue mich gigantisch auf alle weiteren Folgen. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit durch Realitäter*innen andere Identitäten kennenlernen zu dürfen und ihren Gesprächen zu lauschen. Denn es sind Gespräche, die über meinen eigenen Horizont hinausgehen, allein schon deshalb, weil sie es mir erlauben in die Lebensrealitäten anderer Menschen einzutauchen. Und darum bin ich Lúcia und Gizem dankbar.

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