Rosellas im Portrait: Aissatou Lisa Diallo-Büschges
Kennst du dieses Gefühl? Du wachst auf, die Welt ist eigentlich wie immer, doch du fühlst dich auf einmal unsicher? Fast so, als würdest du deinen ganzen Erfolg nicht verdienen? Die harte Arbeit, die du in dich und in deinen Weg hinein investiert hast, rücken dabei natürlich in Vergessenheit. Dieses Gefühl hat einen Namen und zwar: Impostor-Syndrom. Selbst Barack Obama soll darunter gelitten haben. Laut der 26-jährigen Wahl-Hamburgerin Aissatou Lisa Diallo-Büschges, ein weit verbreitetes Phänomen unter Woman of Color. Wir haben mit der erfolgreichen Senior Strategin und Konzepterin gesprochen und wollten herausfinden, was sie inspiriert, was es mit dem Impostor-Syndrom auf sich hat und wie ihre Pläne aussehen. Lasst euch inspirieren Rosellas:
Wer bist du?
Mit vollem Namen heiße ich Aissatou Lisa Diallo-Büschges. Ich stelle mich aber immer als Aissu Diallo vor. Ich bin in NRW geboren und habe Wurzeln im Senegal, in Süditalien und in Deutschland.
Was machst du?
Ich bin in Hamburg bei der digitalen Kommunikationsagentur Elbkind Reply GmbH Senior Strategin und Konzepterin. Dort entwickle ich digitale Strategien und kreative Konzepte für eine große deutsche Airline.
Wo wohnst du?
Ich wohne im schönen Hamburg im Stadtteil Eimsbüttel.
Wie alt bist du?
26
Was inspiriert dich?
Mich inspirieren Gespräche mit Menschen, die mit Leidenschaft über Dinge sprechen und die das machen, was sie wirklich machen wollen. Ob das die Eröffnung eines Cafés, arbeiten auf einem Bauernhof oder die Gründung eines FinTech-Unternehmens ist. Und Songtexte.
Was bedeutet für dich Erfolg?
Beruflicher Erfolg bedeutet für mich, für meine Arbeit respektiert zu werden. Diesen Respekt muss man sich nämlich immer wieder aufs Neue erarbeiten. Ich vertrete die Meinung, dass man im richtigen Umfeld jeden Tag etwas dazulernt und dementsprechend jeden Tag über sich hinauswachsen kann. Ich versuche jede Situation als Learning Experience zu sehen – vor allem die unangenehmen. Habe ich so eine Situation gemeistert, verbuche ich sie unter Erfolg. Aber für mich kann man nicht erfolgreich sein, wenn man niemals aus seiner Komfortzone tritt. Egal, wieviel Geld man verdient oder welche Position man bekleidet.
Was meinst du sind die größten Herausforderungen für afrodeutsche Frauen, die Karriere machen möchten?
Generell hat man als Frau der Branche eher wenige Vorbilder. Je höher die Position, desto geringer der Anteil an Frauen. Der Anteil an afrodeutschen Frauen ist verschwindend gering. Übrigens gilt das auch für afrodeutsche Männer. Ich erinnere mich an viele Meetings, in denen ich mit ausschließlich weißen Männern am Tisch saß. Inhaltlich macht das keinen Unterschied, aber es fällt natürlich schwer, sich als afrodeutsche Frau mit männlichen Weißen zu identifizieren. Uns fehlen in der Business-Welt in Deutschland die Vorbilder. Für die kommenden Generationen wünsche ich mir mehr Diversität. Und wer weiß, vielleicht kann ich ja dazu beitragen.
Ich finde aber auch, dass es Vorteile hat, eine von wenigen oder sogar die einzige Afrodeutsche zu sein. Wenn ich neu in ein Unternehmen komme, wissen meist alle schnell darüber Bescheid. Diese Sichtbarkeit kann man ja auch für sich nutzen.
Darüber hinaus begegnen mir im beruflichen Kontext die üblichen Herausforderungen einer Afrodeutschen. Einmal am Tag geht es mindestens um meine Haare. 😉
Wer sind deine Vorbilder?
Meine Mutter war lange alleinerziehend und hat alles in ihrer Macht Stehende getan, um mir die bestmögliche Grundlage für mein weiteres Leben zu bieten. Und das auch, wenn es ihr mal nicht so gut ging. Diese Willenskraft ist mein Maßstab.
Ansonsten liegt eben genau hier das Problem. Es gibt natürlich afrodeutsche Frauen in der Öffentlichkeit, die mich inspirieren. Aminata Belli und Aminata Touré zum Beispiel. Und in den USA gibt es tolle Frauen, wie zum Beispiel Bozoma Saint John, die als Women of Color Führungspositionen in großen Unternehmen besetzen. Ich würde mir als Vorbild aber eine afrodeutsche Geschäftsfrau wünschen. Leider gibt es da aktuell niemanden.
Wie verbringst du am liebsten deine Freizeit?
Für mich geht nichts über Zeit mit guten Freunden. Am liebsten lade ich alle zu mir und meinem Freund nach Hause ein und wir verbringen den ganzen Tag mit guten Gesprächen, bei guter Musik miteinander. Irgendwann setzt sich jemand ans Klavier und wir singen gemeinsam eine Pop-Ballade nach der anderen. Das sind die allerbesten Tage.
Was ist das häufigste Vorurteil, dass dir im Alltag begegnet?
Viele Leute gehen davon aus, dass ich nicht in Deutschland geboren bin und ich es daher vielleicht auch im Leben nicht so leicht hatte, weil ich zum Beispiel zuerst die Sprache lernen musste. Das ärgert mich, weil ich Deutsche bin und Deutschland die einzige Heimat ist, die ich kenne. Auch problematisch ist daran, dass ich lange Zeit das Gefühl hatte, den Migranten-Bonus zu bekommen. Ich dachte, dass ich gar nicht wirklich gut in dem bin, was ich tue und das auffliegt, sobald der Bonus aufgebraucht ist. Das nennt man Impostor-Syndrom. Es gibt viele Studien darüber, die eine besondere Verbreitung bei Women of Color thematisieren. Seit ich mich aktiv mit diesem Phänomen auseinandergesetzt habe, ist das zum Glück viel besser geworden. Trotzdem möchte ich noch viel mehr darüber lernen und vor allem darüber sprechen.
Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wär es?
Colorblindness. Ich würde mir wünschen, dass meine Kinder und generell People of Color niemals aufgrund ihrer Wurzeln oder ihres Aussehens negative Erfahrungen machen müssen.
Wenn du dir eine Superpower aussuchen könntest, welche würdest du nehmen?
Definitiv beamen! Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als nach Belieben in anderen Ländern zu arbeiten und mich für Meetings einfach schnell nach Hamburg ins Office zu beamen.
Und zum Schluss: Was steht bei dir demnächst an? Was können wir in den nächsten fünf Jahren von dir sehen?
Ich habe mir eigentlich vorgenommen, nicht mehr so weit zu planen. Allgemein möchte ich mein Skill Set verbessern und mich in meinem Bereich so viel wie möglich weiterbilden. In naher Zukunft würde ich mich dann gerne mit anderen afrodeutschen Frauen in der Business-Welt connecten, um einen Weg zu finden, wie wir kommende Generationen afrodeutscher Frauen unterstützen und fördern können.
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