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    Writer’s Block – Warum ich nicht mehr schreiben kann, aber schreiben muss

    Fotocredit: Canva

    Ein Kommentar von Latifah Cengel

    In den vergangenen Wochen sind in der deutschen Presse Artikel erschienen, die sich mit zwei Wörtern ziemlich gut und treffend zusammenfassen lassen: respektlos und rassistisch. Die Wut über die Berichterstattung über Aktivist*innen, die Zensur von linken und BiPoC, die sich auf Twitter hinter eine Schwarze Autorin stellen und der Vorwurf, Schwarze Menschen würden sich versklaven, wenn sie anti-rassistisch arbeiten, schafften es unsere Autorin Latifah aus der Schreibblockade zu holen. 

    Wenn ich das Wort ‘Schreibblockade’ bei Wikipedia eingebe, wird folgende Definition ausgespuckt:

    „Eine Schreibblockade (auch Schreibstau oder Writer’s block) ist ein psychisches Phänomen, bei dessen Auftreten ein Autor dauerhaft oder vorübergehend nicht in der Lage zu schreiben ist. Sie kann als Spezialfall der Kreativitätsblockade gesehen werden. Darunter leiden besonders Schriftsteller, Journalisten und Studenten beim Schreiben von Haus- und Examensarbeiten.“

    Als Studentin und werdende Journalistin falle ich in gleich zwei dieser Kategorien. Die letzten anderthalb Jahre litt ich an einer konstanten Schreibblockade. Nur selten wurde diese Blockade von Deadlines oder politischen Ereignissen unterbrochen. Schreiben kann ich vor allem, wenn etwas passiert, was mein Blut zum Kochen bringt. Eine dieser besonderen Situationen war der Hype um Kamala Harris nach den Präsidentschaftswahlen in den USA im vergangenen Jahr. In einer Late Night Session machte ich mir in einem Kommentar Luft.

    „Ich war wütend, frustriert und fühlte mich missverstanden“

    Wunderbar, ein erfolgreicher Artikel – Die Blockade ging danach aber weiter. Natürlich veröffentlichte ich weiterhin Artikel. Diese waren vielleicht nicht besonders anspruchsvoll. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht wichtig sind. Eine nette Abwechslung von den zig Artikeln über Rassismus eben. Wer möchte nicht gern wissen, wo es in Deutschland Black Owned Businesses gibt, die Bonnets verkaufen? Persönlich schätze ich diese ‘seichte Kost’ sehr. Es macht mir Spaß durch das World Wide Web zu stöbern und für euch Listen zusammen zu stellen, Schwarzen Menschen eine Plattform zu bieten und ihren Erfolg und Lebensunterhalt zu unterstützen. 

    Latifah erklärt euch hier, warum sie nicht glaubt, dass Kamala Harris ein Sieg für Schwarze Menschen ist.

    Doch heute sitze ich wieder hier und schreibe einen Text, der nicht ganz so spaßig zu lesen sein wird. Ein Text, der sich mit einem ernsten Thema beschäftigt:

    Seit ich 16 Jahre alt bin, weiß ich, dass ich Journalistin werden möchte. Stundenlanges konsumieren von Vice Dokus und ein bestimmter Bericht über Afro-Deutsche Geschichte ließen es ‘klick’ machen. Langsam formulierte ich Ziele in meinem Kopf: eigene Dokumentationen, irgendwann ein eigenes Buch und vielleicht sogar ein Pulitzer. Auch wenn ich bis heute immer noch nicht wirklich weiß, was genau das ist.

    Seitdem sind etwa fünf Jahre vergangen. Ich möchte immer noch Journalistin werden. Vielleicht bin ich es bereits, schließlich arbeite ich bei einem Magazin. Ich sehe jetzt aber auch die Schattenseiten dieser Branche. Die Abgründe, die sich auftun, wenn Schwarze Menschen und andere People of Color über Rassismus sprechen und für sich und ihre Identitäten Plattformen schaffen. 

    Ihr könnt Latifahs aktivistische Arbeit bei Instagram unterstützen!

    Das System, die weiße Oberschicht und der konservative Journalismus, der die großen Zeitungen immer noch beherrscht, bekommen Angst. Sie werden unruhig. Das Ergebnis sind Tagesspiegel-Artikel, in denen darüber philosophiert wird, ob BiPoC mit Anti-Rassismus-Arbeit Geld verdienen dürfen. Es werden regelrechte Hass- Kampagnen gegen Schwarze Frauen gefahren, die sich auf Twitter gegen Rassismus aussprechen. Welt- Autoren bezeichnen Aktivist*innen als „Mob“. Rechte gefährliche Rhetorik wird entschuldigt und ignoriert.

    Was macht das mit mir? Als angehende Journalistin, die ebenfalls eine Schwarze Frau ist. Eine Schwarze Frau, die in weißen Spaces und mit einer weißen Mutter aufgewachsen ist, und sich mit diesen Privilegien wahrscheinlich einen Platz zwischen all den alten, weißen Männern erkämpfen könnte. Will ich überhaupt mit diesen Menschen an einem Tisch sitzen? Mit Menschen, die meine weniger privilegierten Geschwister niemals in die Nähe ihrer Tafel lassen würden?

    „Ich möchte mit meiner Arbeit meine Community zentrieren und empowern“

    Nein, das möchte ich nicht. Ich möchte mit meiner Arbeit meine Community zentrieren und empowern. Dafür muss ich weiter schreiben, berichten und auch hustlen. Um den Stimmen, die immer noch zu wenig gehört werden eine Bühne zu bieten. Ich möchte ihnen das Mikro reichen. Auch um Rassist*innen den Wind aus den Segeln zu nehmen.

    Sollte ich mich bei ihnen bedanken, weil die rassistischen und problematischen Aussagen der vergangenen Woche mich aus der Schreibblockade holten? Ganz bestimmt nicht. Ich kann wieder schreiben, weil ich so unglaublich wütend bin. Wütend auf ein System, dass zulässt, das diese Menschen Texte, die eigentlich geschreddert gehören, auf großen Bühnen veröffentlichen können. 

    Ich nutze diesen Moment, um mich solidarisch neben Jasmina Kuhnke zu stellen und anzuerkennen, wie viel Macht Worte haben können. Irgendwann auch meine Eigenen. Selbst wenn der Writer’s Block anhält, ich bleibe dran. Für uns. 

    Latifah_

    Latifah

    Latifah hat in ihrem Leben schon in verschiedenen Ecken Deutschlands gelebt und so nach 20 Jahren zu ihrer Identität als schwarze Frau gefunden. Nun verwaltet die den RosaMag Instagram Account, führt ihren eigenen Verein: „New Normal Saarland“ und plant ihre erstes eigenes Dokumentationsprojekt. Im Oktober startete sie in ein Studium im journalistischen Bereich und beschäftigt sich weiterhin mit Themen im Bereich: LGBTQ+*, Rassismus, Lifestyle, Beziehungen und Make-Up

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