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ROSAMAG ist ein Online-Lifestylemagazin, dass afrodeutsche Frauen und Freunde informiert, inspiriert und empowert. ROSAMAG porträtiert die facettenreichen Lebenswelten der modernen schwarzen Frau. Von natürlichen Pflegetipps für Afrolocken, inspirierenden Interviews, mitreißenden Kommentaren und beflügelnden Reportagen - Wir zelebrieren afrodeutsche Frauen! Wir möchten Vorbilder schaffen und unsere Diversität zeigen.

    Wie ich durch das Selbst-Braiden begann, meinen Körper zu lieben

    Es duftet nach frischen Ölen, Kräutern und einer fruchtigen Haarkur. Mit meinem caramel farbenen Kamm setze ich mich im Schneidersitz hin und stelle den Spiegel bereit. Langsam ziehe ich mit der Spitze des Kamms kleine Kästchen auf meiner Kopfhaut. Sobald ich sie berühre, kitzelt es leicht. Nach links. Nach rechts. Bis mein Kopf mit einem Schachbrett übersät ist. Die Kunsthaare habe ich schon in gleich große Etappen eingeteilt und ich beginne eine Strähne um meinen Haaransatz zu legen. Mit der kleinen Schlaufe ziehe ich sie liebevoll fest, flechte sie zweimal und dann starte ich sie zu twisten. Links, rechts, links, rechts. Es ist meditativ. Es entspannt. Ich praktiziere damit Selbstliebe. Nur ich und meine Afrohaare. Das war nicht immer der Fall. 

    Was bedeutet Tokenism?

    Ich kannte mich nicht

    Warum ich diese Momente heute als etwas magisches empfinde, liegt an den 17 Jahren, in denen ich gegen meine Afrohaare gearbeitet habe. Alle drei Monate ging ich zu meiner Mutter, die dann begann, die chemische Glättung, den Relaxer, auf meine Kopfhaut aufzutragen. Es stank, schmerzte und eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass ich meine Gesundheit, meine Afrohaare und vor allem meine Psyche damit geschädigt habe. Trotzdem tat ich es. Ich tat alles, um nicht so auszusehen, wie heute. Nach fast zwei Jahrzehnten mit kaputt relaxten Haaren, kannte ich meine Afrohaartextur nicht. Ich kannte einen Teil meines eigenen Körpers überhaupt nicht. Die pure Vorstellung meine Rituale über den Haufen zu werfen und letztlich wieder von vorn zu beginnen und mich und meinen Körper neu zu erkunden, das war mir zu viel. Meine Haare so nachhaltig zu verändern oder besser gesagt nicht mehr zu verändern, war beängstigend. Daher hielt ich an meiner Routine des Relaxens fest. Ich legte lieber einen glättenden chemischen Mantel über meine Afrohaare und rührte die stinkende Paste an. Sobald die Kühle meine Kopfhaut berührte, veränderte sie sich zu einem heißen schmerzhaften flammendes Brennen. Ich verbrannte mich jedes Mal.

    Du bist schön!

    Es mangelte mir an Neugierde, Kreativität und Mut. Denn ja, alles, was mit den Haaren zutun hat, ist fucking mutig. Haare sind ein Symbol für Feminität. In einer Umwelt aufzuwachsen, wo du lernst, wie begehrenswert langes, dickes und vor allem saftiges Haar ist, macht es nicht leichter, die Schönheit direkt auf dem eigenen Kopf zu erkunden. Irgendwann hörte ich auf meine Haare zu relaxen. Mich grauste es vor der Transition-Phase, der Moment, wo die echten Haare herauswachsen. Aber es ging so schnell. Meine Haare wuchsen und wuchsen. Sie wachsen immer noch wie verrückt. Etwas, nachdem ich zwei Jahrzehnte zuvor gestrebt hatte. Da ich mit 11 Jahren begann meine Afrohaare chemisch zu glätten, wusste ich nicht wie sie aussahen. Ich war aufgeregt. Würden sie mir gefallen? Wie gehe ich mit ihnen um? Ein Hoch auf Youtube und ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit für die wundervollen Naturalistas dort draußen, die dir nicht nur praktische Anleitungen geben, wie du mit deinen Afrohaaren umgehen kannst, sondern dich auch mental stärken, indem sie sagen: Du bist schön! Langsam kringelten sich meine Afrohaare heraus. Fasziniert begann ich jeden Tag vor meinem Spiegel im Flur zu stehen. Ganz nah, um die Textur zu betrachten. Die klare, winzige Spirale. Ich war verliebt. Schnell wurde mir klar: Ich möchte nicht nur meine Afrohaare gesund und liebevoll pflegen können. Ich möchte sie auch selbst flechten!

    Meine Fürsorge übertrug sich auf meinen gesamten Körper

    Du kannst alles lernen. Wenn du willst. Letzteres ist wichtig und wenn ich ganz ehrlich bin, der Grund, weshalb es 17 Jahre dauerte, meine eigenen Afrohaare überhaupt kennenzulernen. Mit meiner neu bekehrten Überzeugung, dass ich alles schaffe, begann ich mit Hilfe von Keke meine Haare selbst zu twisten. Heute, mache ich es alle zwei Monate und brauche lediglich eine Stunde. Damals war es frustrierend. Ich war überfordert, gestresst und dachte: Ich werde das niemals können. Meine ersten Twists sahen, naja, nicht so schön aus. Aber ich liebte sie trotzdem! Weil ich sie gemacht hatte! Ganz allein. Doch von mal zu mal, wurden sie besser. Nun habe ich bereits Cornrows gemacht, weitere Flechtfrisuren, die so komplex aussahen, dass ich dachte, dass ich mindestens eine dreijährige Ausbildung dafür benötige, aber Pustekuchen: Du kannst wahrhaft alles erreichen. Je nachdem, wie viel Energie und Zeit du für dich und deine Afrohaare bereit hältst. Warum ich so unfassbar stolz auf diese Fertigkeiten bin: Sie stehen nicht auf meinem Lebenslauf, es ist keine Mediale, die ich mir irgendwo anhängen kann, es ist für mich, ganz allein. Ich liebe es meine Afrohaare zu berühren, sie mit Nährstoffen zu versorgen. Vielleicht möchte ich aber auch die Zeit wettmachen, in der ich meine Afrohaare lieber mit einer Chemiehaube überdeckte? Vielleicht hole ich all die Liebe nach, wie eine Person, die im Bunker groß geworden ist und zum ersten Mal das Licht sieht. Egal, warum ich diese Fürsorge zu meinen Haaren und die Leidenschaft meine eigenen Haare selbst zu flechten, entwickelt habe: Es gibt mir Kraft und es hat mich nachhaltig verändert. Meine Fürsorge für meine Afrohaare, hat sich auf meinen gesamten Körper übertragen.

    Afrohaare machen einfach ihr Ding – das ist gut so

    Afrohaare sind so: Sie machen ihr Ding. Du kannst dich nicht gegen sie wehren. Oder anders formuliert: Du kannst natürlich dickköpfig sein und dein zuvor gehegten Plan durchsetzen, aber sie werden einen Weg finden, sich da heraus zu kräuseln. Manchmal stehe ich auf, habe eine Idee für eine neue Frisur, beginne sie vorzubereiten und stelle fest: Oh, ok, ihr möchtet heute nicht mitmachen? Dann akzeptiere ich es. Ich freue mich sogar, denn du weißt nie, was dich im Spiegel erwartet. Ich nehme jeden Tag, wie er kommt und arbeite mit dem was ich habe. Alles andere frustriert. Die Philosophie des “Go with the Curl”, die mir meine Haare beigebracht haben, übertrage ich auf meinen gesamten Körper – sogar auf mein gesamtes Leben! Sobald ich Kopfschmerzen habe, frage ich mich: Woran liegt das? Statt direkt eine Schmerztablette einzuwerfen und weiterzumachen. Wenn ich müde bin, mache ich nicht einfach weiter, ich genehmige mir dann einen 20 Minuten Mittagsschlaf und bin überwältigt über die spannenden Studien dazu und wie effektiv meine Arbeit danach wird. Meine Afrohaare haben mir beigebracht: Mich zu lieben, nachsichtig mit mir und meinen Körper zu sein und jeden Tag zunehmen, wie er kommt.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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