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RosaMag - das erste Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen.

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ROSAMAG ist ein Online-Lifestylemagazin, dass afrodeutsche Frauen und Freunde informiert, inspiriert und empowert. ROSAMAG porträtiert die facettenreichen Lebenswelten der modernen schwarzen Frau. Von natürlichen Pflegetipps für Afrolocken, inspirierenden Interviews, mitreißenden Kommentaren und beflügelnden Reportagen - Wir zelebrieren afrodeutsche Frauen! Wir möchten Vorbilder schaffen und unsere Diversität zeigen.

    Ciani Hoeder

    Buy Black Owned: Liegt die Erlösung im Konsum?

    Werden wir Rassismus durch den “richtigen” Konsum los? Indem Schwarze Menschen ausschließlich “Black Owned” Produkte kaufen? Moral durch Konsum. Dieser Gedanke ist nicht neu, allerdings wird er in Deutschland immer beliebter. 

    Grind Kultur

    Hast du schon Monika Odums Artikel über die Grind Kultur gelesen?

    Vorletzte Woche durfte ich bei der Filmpremiere von Borga sein. Es war ein wundervolles Community-Event. Zum ersten Mal saß ich in einem Kino mit fast ausschließlich Schwarzen Menschen. Es war magisch. Eine Aufforderung des Schauspielers und Co-Produzenten Eugene Boateng lautete: Geht in die Kinos! Kauft die Tickets. Alle anderen Filme mit Schwarzen Menschen in Deutschland floppen. Seine Aufforderung: Wir brauchen eure Unterstützung. Teilt, kauft, macht, tut. Das ist für euch!

    Er ist nicht der Einzige. Nach der Polarisierung der Black Lives Matter Bewegung im Sommer 2020 gab es immer mehr Stimmen, die klar riefen: Unterstützt Schwarze Unternehmen. Bereits Martin Luther King sprach von Economic Inequality. Es beschreibt die ökonomische Verschiebung zwischen unterschiedlichen Gruppen. Genauer: Schwarze Menschen besitzen kaum eigene, unabhängige wirtschaftliche Infrastrukturen. Pflegeprodukte für Afrohaare umfassen allein in den USA einen Trillionen-Markt. Doch daran verdient nicht die Community, sondern große Player wie L’Oréal. In der HipHop-Industrie kommt kaum ein Musikvideo ohne den heiß geliebten Hennessy aus, an dem auch wieder ausschließlich weiße Menschen verdienen, laut Maggie Anderson, die in ihrem TED-Talk ihr Projekt „My Black Year” vorstellt. Ein Jahr kauften Anderson und ihre Familie ausschließlich Produkte von Schwarzen Menschen. Ihre Botschaft: Produkte, die vermeintlich Black Owned wirken, sind es nicht. Das ist schlecht. Daher appelliert sie an Schwarze Menschen, Black Owned Unternehmen proaktiv zu unterstützen. Das schafft Arbeitsplätze und dämmt die Kriminalität ein.

    Schwarze Menschen kaufen nicht von Schwarzen Menschen.

    Schwarze Menschen kaufen nicht von Schwarzen Menschen, zeigen zumindest Daten aus den USA: Ein Dollar zirkuliert 28 Tage lang in der asiatischen Gemeinschaft, 19 Tage in der jüdischen Gemeinde, sieben Tage in hispanischen und lediglich sechs Stunden in der Schwarzen Community. Das liegt an unserer Geschichte. Über Jahrhunderte haben weiße Imperialist*innen klar gemacht, dass ausschließlich ihre Gedanken, Produkte und Dienstleistungen gut, klug, qualitativ und wichtig seien. Sie definieren, was wertvoll ist. Für dieses Phänomen gibt es einen Begriff: Eurozentrismus. In Film, Fernsehen, Büchern und der Schule haben Schwarze Menschen auch gelernt, Gedanken, Produkte und Dienstleistungen von Schwarzen sind nicht so qualitativ. Diese Botschaften wirken sich natürlich auf uns aus.

    Ciani Hoeder

    In einer Welt, in der Weißsein die Krönung der Schöpfung ist, bringen Produkte und Dienstleistungen von Weißen, Schwarze Menschen näher zum Weißsein. Somit auch zu mehr Privilegien, aber auch zu weniger Ausgrenzung. Werbungen und sonstige kapitalistische Strömungen suggerieren: Der soziale Aufstieg ist lediglich einen teuren Mantel von weißen Brands, die auch Weiße tragen, entfernt. Wenn die Weißen es kaufen, ist es gut.

    Hinzukommt, dass die Kaufkraft von Schwarzen Menschen nicht die Stärkste ist. Das hat mit Rassismus, aber auch mit Klassismus zu tun. Um es in den Worten meiner Freundin Moni zu formulieren: erst das Fressen, dann die Moral. Moral muss man sich auch leisten können. Dass Maggie Anderson ihr Projekt “My Black Year” überhaupt gestalten konnte, lag auch daran, weil sie sich es sich überhaupt leisten konnte. Schwarze Menschen in die Konsumverantwortung zu ziehen und ihre Entscheidungen zu moralisieren, ist unfair. Viele haben nicht das nötige Kleingeld oder eher die großen Scheine dafür. Diese Aufforderung schafft im Umkehrschluss auch Druck: Du bist unsolidarisch, wenn du nicht Black Owned kaufst. Schwarz Menschen müssen mal wieder die besseren Menschen sein. Was ist mit weißen Menschen?

    Dann gibt es natürlich auch die Schwarzen Menschen, die es sich leisten könnten. Sollten sie dann um so mehr auf Black Owned Produkte zurückgreifen? Ist Rassismus gegessen, indem wir nur noch das vermeintlich “richtige” auf unseren Teller packen oder während des Snacks den “richtigen” Film gucken? Den mit einem “Made Black” Etikett drauf? So abwegig finde ich den Gedanken nicht, denn der Ursprung von Rassismus war nicht Hass, sondern Kapitalismus. Das Konzept von “Rassen” wurde nur geschaffen, um die Entmenschlichung Schwarzer Menschen zu rechtfertigen. Boykotte, die an den Geldbeutel gingen oder der Fakt, dass die Sklaverei durch die Industrialisierung endete, statt durch Nächstenliebe zeigt: Geld hat mehr Macht als Moral.

    Kaufe gut ein, dann wird alles gut. Das verändert nicht unbedingt Strukturen. Es ist ein Verkaufsargument.

    Es klingt einfach. Weißen Unternehmen den Geldhahn zudrehen und dann wird die Welt netter. Machtgefälle würden wandeln. In Theorie funktioniert es, aber in der Realität hapert es an der Umsetzung. Es gibt kaum „Made by Black Only,“ weil die Strukturen das kaum hergeben, vor allem in Deutschland. Borga ist beispielsweise ein Film, an dem der Drehbuchautor, Regisseur, sprich Personen, die maßgeblich die Perspektive der Erzählung beeinflussen weiß sind. Schwarze Menschen sind zwar das Gesicht des Films, aber nicht in den Entscheidungspositionen.

    Das ist die Krux hinter dem neoliberalen Gedanken: Kaufe gut ein, dann wird alles gut. Das verändert nicht unbedingt Strukturen. Es ist ein Verkaufsargument. Es überwindet nicht die Economic Inequality. Es verschleiert sie. Das Problem ist nicht unbedingt die mangelnde Bereitschaft von Schwarzen Menschen, Produkte von Schwarzen Unternehmen zu unterstützen. Es ist zum einen, dass einige Produkte doch nicht so „Made for Black People“ sind, wie es scheint. Gleichzeitig wandert das Geld gar nicht unbedingt in die Taschen von Schwarzen Menschen. Das macht es wiederum schwierig, den Konsum zu moralisieren. Dann können es sich einige Schwarze Menschen auch gar nicht leisten. Dass das der Fall ist, liegt natürlich an den Strukturen. Die sind weiß. Kolonialismus und sonstige Ausbeutungen haben zu einem strukturellen und jahrhundertealten Vorsprung geführt.

    Sollten diejenigen, die es sich leisten können, dann nicht ein Auge zudrücken, wenn es nicht ganz so „Black Owned“ ist? Jaein. Natürlich ist es wichtig, dass Schwarze Menschen mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit erreichen. Doch zu sagen, dass das einzig in den Händen von Schwarzen Menschen liegt, ist gar nicht möglich. Der erzieherische-pädagogische Ansatz sollte weiße Menschen in den Fokus stellen. Wir alle sollten weiße Menschen in die Verantwortung ziehen. Ist es nicht ihre Kaufkraft, die eine strukturelle Veränderung verschieben könnten, weil sie statisch auch einfach mehr Geld in der Tasche haben? Um Economic Inequality zu überwinden, müssen nicht nur Schwarze Menschen in die Verantwortung gezogen werden, sondern alle Menschen.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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