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    Die Suche nach dem Einhorn – Dating als woke Person

    Dating ist barbarisch. Doch ab und zu entdeckst du jemanden, mit dem es Klick macht. Es vibet, ihr findet euch anziehend und du lachst über schrecklich schlechte Witze. Bingo! Vielleicht gehörst du zu den knallharten Personen, die direkt zu Beginn mit den heavy Fragen starten und herausfinden möchten, wie das Gegenüber zu Anti-Rassismus, Sexismus und Queer- oder trans-Feindlichkeit steht? Eventuell groovest du dich lieber gemächlich in solche Gespräche ein. Unabhängig davon, welcher Typ du bist, stellt sich die Frage, ist Dating als woke Person im Zeitalter, wo toxische Maskulinität, “ich sehe keine Farben” und Fettfeindlichkeit unser Alltag ist, überhaupt möglich? Wir haben mit unterschiedlichen FLINTA über ihre Datingstrategien gesprochen und einige juicy, ernüchternde und hilfreiche Tipps erhalten.

    “Ich war in einer Bar in Kenia,” beginnt Amina ihre Geschichte. “Ein Mann setzte sich dazu. Wir tranken, verstanden uns richtig gut und hatten eine angenehme Zeit. Auf einmal fragte er mich geradeheraus: Bist du Feministin? Woraufhin ich antwortete: Natürlich! Ohne einen weiteren Kommentar, drehte er sich um und verschwand.” 

    Willkommen im 21. Jahrhundert. Keine andere Generation hat so viele Datingplattformen, Apps oder soziale Netzwerke, in denen potentielle Datingperson in die DMs sliden können. Eigentlich sollte es doch kinderleicht sein, jemanden zu finden. Doch leider gibt es noch Rassismus, Queerfeindlichkeit, Heteronormativität und viele weitere Ismen, die in all unsere Lebensbereiche sickern. Das schließt das Dating und die Liebe ein. Nichts ist unerotischer, als beim Knutschen in einer Bar mit einer frischen Liebelei zu sitzen, die dir den Satz zuraunt: „Ich liebe Schokolade.“

    Dates sind wie Bewerbungsgespräche 

    “Ich date überhaupt nicht online,” erklärt Ada. “Zwar gibt es als Queere Person inzwischen viele Datingapps, trotzdem treffe ich mich lieber mit Menschen aus meinem Umfeld.” So lernte sie ihre letzte Beziehungsperson über ihre aktivistische Arbeit kennen. Einen Menschen über die eigene Passion, Interessen oder das Umfeld zu treffen, ist unkompliziert. Gemeinsamkeiten entdeckten, Unterschiede, dabei fragt Ada gerade heraus mit was für Themen sich die Personen auseinandersetzen. “Was lesen sie? Wofür interessieren sie sich? Das hilft,” ergänzt sie. 

    Allerdings ist diese Option nicht für alle Menschen möglich, wie beispielsweise bei Kim. Sie ist inmitten der Pandemie nach Berlin gezogen und muss auf Apps und Co. zurückgreifen, um überhaupt Menschen zu Gesicht zu bekommen. Toll findet sie das nicht. “Ganz ehrlich Dates sind wie Bewerbungsgespräche. Alle zeigen sich von der besten Seite und ich muss ziemlich viel herumrüttteln, um Stück für Stück die wahre Person zu entdecken,” erklärt Kim. Im letzten Jahr hatte sie viele Dates. Teilweise drei bis vier pro Woche. “Inzwischen habe ich meine Sondierungsskills so perfektioniert, dass wirklich alle Dates cool waren.” Bevor Kim überhaupt sich ready macht und ihre Schminktasche auspackt, filterte sie die Personen knallhart aus. Dabei nutzt sie Funktionen, wie von OkCupid. Die App bietet die Möglichkeit, dass Nutzer*innen unterschiedliche Fragen beantworten können. Kim trifft sich dann ausschließlich mit Personen, bei denen es die meisten Übereinstimmung gab. 

    Sex oder mehr? 

    Doch bevor es mit dem Date losgeht, muss sich die Person im Klaren sein, was sie sich erhofft. Unkomplizierten Sex? Etwas festes? Genau diese Überlegung sind Maria wichtig. “Wenn ich Spaß haben möchte, rede ich doch nicht über Politik! Mein ganzer Alltag ist voll von Rassismus. Manchmal möchte ich einfach nur abschalten und vögeln. Die einzige Information, die ich dafür benötige ist, ob die Person heiß ist.” Das kann Layana nicht verstehen. “Politik ist mein Aphrodisiakum,” ruft sie begeistert aus, als ich sie frage, ob politische Themen auch schon beim ersten Date auf dem Menü stehen, erwidert sie: “Auf jeden Fall. Ob Sex oder mehr, wenn ich keine gute Unterhaltung mit der Person führen kann, geht gar nichts.” 

    Bei Bildern a là White Savioursim? Ciao! 

    Auch Dina ist während der Pandemie in eine andere Stadt gezogen. Bevor sie sich mit einer Person auf ein Date trifft, schaut sie sich die Social Media Kanäle ganz genau an. Gibt es ein Bild a là White Savioursim? Dann ist die Person raus. “Womit ich aber eher struggle, sind die Stereotype, die ich abbekomme, weil ich Bi bin,” so Dina. “Oft höre ich – von allen Geschlechtern und Backgrounds –  dass ich mich nicht entscheiden könne. Es sei nur eine Phase. Das sind alles Dinge, die dafür sorgen, dass ich nicht ernst genommen werde. Das frustriert.” Nur weil eine Person Schwarz ist, heißt das nicht, dass sie Rassismus versteht. Nur weil eine Person Queer ist, bedeutet das nicht automatisch, dass sie Bisexualität unterstützt. Eins wird klar: So frei und einfach ist es mit der Liebe nicht. Zumindest für diejenigen nicht, die nicht nur mit Rassismus kämpfen, sondern mit mehr Faktoren. 

    Mehr über Dating: hier im Interview mit Anna Dushime

    “Keine Lust nach Hause zukommen, um meinem Partner zu erklären, wie die Welt und Rassismus funktioniert. Ganz ehrlich, wenn ich mit einer Person ausgehe, bei der unfassbar viele Ismen auftreten, wird sie unattraktiv für mich,” fasst Layana zusammen.

    Natürlich ist Dating als woke Person möglich. Die Auswahl ist nur geringer. Das macht es frustrierender. Dabei sollte Dating Spaß machen. Ein netter Flirt hier, eine aufregende Begegnung dort. Vor allem als woke Person braucht es ein kleines Prinkeln, um dem Alltag zu entkommen und sich sexy und begehrt zu fühlen. Dabei bedeutet woke, nicht unbedingt, dass du jede anti-rassistische Lektüre im Schlaf zitieren kannst. Es ist eher die Aspiration, zu daten, ohne Mikroaggressionen. Sich zurückzulehnen und so viel mehr als die Hautfarbe, das Geschlecht oder das soziale Konstrukt drumherum zu sein. Existieren, ohne politische Klatsche. Bei diesem Prozess müssen vor allem Schwarze FLINTA Mechanismen entwickeln, um überhaupt an ein simples unproblematisches Date zu gelangen, dass sich nicht in eine kostenfreie Coaching-Session als anti-Rassismus Trainer*in verwandelt, an dem sie am Ende auch noch selbst die Drinks zahlen müssen. 

    Jede Person muss für sich selbst definieren, was ein No-Go ist. Doch eine Möglichkeit, die keine der Befragten genannt hatte, wäre auch: Gemeinsam zu wachsen. Keine Person wird woke geboren. Wir alle sind das Ergebnis unserer Sozialisierung, der Geschichten und Bilder, die wir gesehen haben. Wokeness ist kein Endzustand. Es ist ein Prozess. Natürlich sollte niemand zum Erklärbär beim Daten, in einer Affäre oder etwas Festem werden, allerdings müssen wir Menschen, den Raum zum Wachsen geben. Manchmal ist es nicht die Suche nach einem Einhorn, sondern viel mehr das Erschaffen eines. 

    *Die Namen der Befragten wurden in diesem Text zu ihrem Schutz geändert.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze FLINTA aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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