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Gina Prince-Bythewood: “Menschlichkeit wird Schwarzen Frauen in Serien und Filmen oft verwehrt”

Fotocredit: Ilze Kitshoff © 2021 CTMG, Inc. All Rights

Im Gespräch mit Regisseurin Gina Prince-Bythewood 

Der Hollywood Blockbuster „The Woman King“ erzählt die Geschichte der Agojie, stolze Kriegerinnen, die im 19. Jahrhundert das westafrikanische Königreich von Dahomey im heutigen Benin verteidigten. Es ist der erste Film dieser Größenordnung mit einem mehrheitlich weiblichen und Schwarzen Cast. „Wir wussten, was auf dem Spiel steht“, sagt Regisseurin Gina Prince-Bythewood dazu im Interview. Vor 20 Jahren begann sie ihre Karriere mit dem Schwarzen Klassiker „Love and Basketball“. The Woman King ist bis dato ihre größte Herausforderung. Im Gespräch mit RosaMag verrät die Regisseurin, wie sie mit dem Film einen neuen Blick auf Schwarze Weiblichkeit prägen wollte und sie erzählt, was es ihr als Schwarze US-Amerikanerin bedeutet hat, einen Teil westafrikanischer Geschichte zum Leben zu erwecken.

Was hat Ihr Interesse an der Geschichte der Agojie geweckt?

Gina Prince-Bythewood: Zwei Dinge haben mich am Skript interessiert. Zum einen stand Viola Davis hinter dem Projekt und zum anderen die Tatsache, dass es um real existierende weibliche Kriegerinnen ging. Das waren Frauen aus dem echten Leben. Ich wünschte, ich hätte früher von ihnen gewusst. Ich bin selbst Sportlerin gewesen. Diese Kämpferinnenmentalität war mir nicht neu. Im Film sieht man sie aber selten. Diese Frauen auf die Leinwand zu bringen, war für mich deshalb von ungeheurer Bedeutung. Ich wollte das Narrativ über Schwarze Frauen ändern: Wer wir sind, was uns ausmacht und auch darüber, was unsere Weiblichkeit bedeutet. Und ich wusste, dass das ein richtig guter Film werden kann, mit dem ich etwas bewegen kann, wenn ich es richtig anstelle.

Sie haben sich für den Film intensiv mit westafrikanischer Geschichte auseinandergesetzt. Was bedeutet das für Sie als Schwarze US-Amerikanerin?

Prince-Bythewood: It was everything! Unser Bildungssystem hier ist beschissen. Uns wird beigebracht, dass unsere Geschichte mit der Versklavung beginnt. Das ist für uns als Kollektiv sehr schädlich. Es war total aufregend, die Vergangenheit aufzuarbeiten und zu verstehen, woher wir kommen. Manche von uns stammen von Königen und Königinnen ab. Das Wissen um ganze Königreiche wurde uns verwehrt. Dieses Wissen möchte ich in die Welt tragen. Ich hoffe, dass der Film Schwarze Menschen dazu anregt, sich selbst über ihre Geschichte zu informieren.

Es gibt nicht viele große Hollywood-Produktionen mit einer rein weiblichen Schwarzen Besetzung. Hatten Sie das Gefühl, dass Sie hier auch eine Art Blueprint geschaffen haben?

Prince-Bythewood: Es gibt bisher überhaupt keine! Wir leben im Jahr 2022 und bis heute wurde das noch nie gemacht. Das macht wütend, wenn man zu viel darüber nachdenkt. Ich versuche, positiv zu bleiben und sage deshalb: Wir haben dieses Wunder geschaffen und ich bin begeistert vom Ergebnis. Ich liebe diese Frauen. Ich liebe diese Figuren. Ich liebe diese Schauspielerinnen. Sie haben einen ganz besonderen Film auf die Leinwand gebracht. Ich bin sehr dankbar, und ich hoffe, dass wir noch tausend weitere Geschichten erzählen können, wenn dieser Film ein Erfolg wird.

The Woman King beruht auf wahren Begebenheiten, aber natürlich gibt es auch fiktionale Elemente im Film. An welchen Stellen sind Sie von der Geschichte abgewichen?

Prince-Bythewood: Die Welt, die wir zeigen, ist authentisch und wahr. Die Geschichte, die Zeit und die Orte, mit denen wir uns befassen, sind wahr. Der Konflikt, die Schlachten und der Kampf gegen die Kolonialisierung sind wahr. Es sind die persönlichen Geschichten und die Charaktere, die darin verwoben sind, die fiktionalisiert sind. Trotzdem leben auch die in einer authentischen Welt. Das war mir sehr wichtig. Für viele Menschen wird dieser Film der erste Berührungspunkt mit diesen Frauen, mit dieser Welt sein. Ich möchte, dass sie den Kinosaal mit echtem Wissen verlassen.

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Viola Davis und Regisseurin Gina Prince-Bythewood am Set von The Woman King. © Ilze Kitshoff, 2021 CTMG, Inc. All Rights

Der Film zeigt eine Reihe von starken Schwarzen Frauen. Mich hat sehr berührt, dass ihre Stärke auch aus ihrer Verletzlichkeit kommt.

Prince-Bythewood: Das war uns sehr wichtig. Wir wollten nicht nur einen Film über Frauen machen, die töten. Die Agojie waren echte Frauen. Wir wollten ihre Menschlichkeit zeigen. Etwas, das Schwarzen Frauen in vielen Serien und Filmen oft verwehrt wird. Wir wollten zeigen, dass Verletzlichkeit für Schwarze Frauen genauso eine Stärke ist, wie ihre Kampfkünste es sein können.

Eine absolute Offenbarung war für mich Thuso Mbedu, die die Rolle der Nawi spielt. Wie haben Sie eine Schauspielerin gefunden, die mit einem Hollywood-Powerhouse wie Viola Davis mithalten kann?

Prince-Bythewood: Wir haben während COVID über Zoom gecastet. Als Thusos Gesicht auf meinem Bildschirm auftauchte, war mein Interesse sofort geweckt. Da hatte sie noch nicht einmal den Mund geöffnet. Im Vorsprechen hat sie mir dann ihre wahnsinnigen Fähigkeiten gezeigt. Sie ist einfach auf einem ganz anderen Level. Auch Viola hat sofort gemerkt, dass sie etwas Besonderes ist. Sie ist unglaublich wissbegierig, hat sich ständig Notizen gemacht, wollte immer mehr. Thuso hat eine wahnsinnige Arbeitsmoral. Ich wusste einfach, dass sie alles machen wird, um den Charakter zum Leben zu erwecken. Sie ist ein Jahrhunderttalent.

Die Darstellung von Schwesternschaft und Kameradschaft hat mir sehr gut gefallen. Hat sich das auch aufs Set übertragen?

Prince-Bythewood: Es war eher andersherum. Das, was am Set passiert ist, hat sich auf die Leinwand übertragen. Für mich als Regisseurin ist das sehr wichtig. Ich möchte diese Beziehungen aufbauen. Natürlich sind das Schauspielerinnen. Sie können auf der Leinwand Freundinnen spielen. Wenn diese Beziehungen aber echt sind, dann zeigen sich ganz andere Nuancen, dann kann das Publikum das fühlen. Der Aufbau dieses Kollektivs fing schon bei der kämpferischen Ausbildung an. Das war ein harter Prozess und hat Monate gedauert. Die Frauen haben zusammen trainiert, sich gegenseitig aufgebaut und auf die bestmögliche Art und Weise miteinander konkurriert. Das war Teil der Charakterbildung und unglaublich inspirierend zu beobachten.

Ist das erst der Anfang für afrikanische Geschichten in Hollywood? Und gibt es eine Geschichte, die Sie in nächster Zeit gerne realisieren würden?

Prince-Bythewood: Wenn dieser Film Erfolg hat, wird er auf jeden Fall die Tür für andere offen halten. Die Lebensgeschichte von Toussaint Louverture interessiert mich zum Beispiel einem der Befreier von Haiti, der sich gegen die Französ*innen auflehnte. Eine spektakuläre Geschichte. Ich habe sogar meinen Sohn nach ihm benannt. Es gibt aber tausend Geschichten, die ich noch verfilmen möchte. Es ist erst der Anfang.

Celia-Parbey

Celia

Celia Parbey ist Berlinerin und Afrikawissenschaftlerin. Sie arbeitet als Redakteurin bei ZEIT ONLINE und frei für verschiedene Online- und Printmagazine. Außerdem ist sie Chefredakteurin vom RosaMag, einem Online- Lifestylemagazin für Schwarze FLINTA* im deutschsprachigen Raum. Sie schreibt zu den Themen: Koloniale Kontinuitäten, Intersektionalität, Feminismus und Rassismus.

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