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    Sollte ich als Schwarze Person überhaupt wählen gehen?

    Fotocredit: Cyrus Crossan / Unsplash

    Natürlich! Ist meine instinktive Reaktion. Das aber nur, weil Wählen für mich wie Steuererklärung machen oder Zähne putzen ist. Man macht es, weil man es macht. Es ist eine Gewohnheit. Wobei es vielmehr eine Schadensbegrenzung ist. In einer rassistischen Gesellschaft das Schlimmste vom Schlimmen abhalten. Was irgendwie traurig klingt, aber einfach die Wahrheit ist. Doch ich begegne immer mehr jüngeren Menschen, die sagen: Ich wähle nicht, weil sich eh nichts ändert! Vor allem als Schwarze Person. Ist die Konsequenz nicht zu wählen, dann logisch? 

    Alle sind doch gleich.

    Eines der häufigsten Argumente ist: Alle Parteien sind gleich. Dabei bezweifle ich, dass sich die jeweilige Person durch die im Durchschnitt circa 43.541 Wörter langen Programme der jeweiligen Partei durchgescrollt hat. Im Jahr 1949 lagen sie im Schnitt bei 5.498 Wörter. Als Bürger*innen in einer Demokratie ist es unsere Pflicht eine mündige Entscheidung zu treffen, doch die Frage ist : Wie verständlich sind Parteiprogramme? Jede Partei bietet kürzere Versionen an, aber lediglich die Afd und die SPD gehören, laut einer Untersuchung von der Universität Hohenheim, zu denjenigen, die ihre Programme am verständlichsten konzipieren. Selbige Untersuchung stellte auch fest, dass die Parteien sich in ihren Kernthemen treu bleiben: . Grüne machen Grüne Sachen. Linke Soziale. Afd, naja, ihr wisst Bescheid. Jetzt müssen wir uns die letzten 16 Jahre anschauen. Da war vor allem die CDU am Drücker. Immer in Koalitionen, ja, aber trotzdem haben wir in Deutschland über fast zwei Jahrzehnte christdemokratische Politik erleben (müssen). Da verstehe ich, dass sich alles immer gleich anfühlt, weil es de facto auch so war.

    Es verändert sich eh nichts!

    Politik wird für uns gemacht. Politiker*innen sind unsere Repräsentant*innen. Wahlen dienen dazu politische Macht zu verteilen. Die können sich Parteien sichern, indem sie auf Stimmenfang gehen. Also setzen sie sich mit einer Angel – ihren Themen – an einen See – Deutschland – und angeln sich die dicksten Fische – die Mitte – indem sie ihnen den Köder bieten, der sie gerade beschäftigt. Das führt dazu, dass wir ein Plakat mit Olaf Scholz sehen, in der traditionellen roten Maniere, mit dem – für die SPD – untraditionellen Klimathema. Umweltthemen sind gerade trendy.

    Anti-Schwarzer-Rassismus wird niemals trendy sein. Niemals! Nie und nimmer! Denn die Mitte ist nicht dafür bekannt, sich mit ihren eigenen White Tears oder White Supremacy auseinanderzusetzen. Es ist also natürlich, dass Schwarze Menschen nicht das Gefühl haben, dass sich in ihren Realitäten etwas verändert. Und für junge Menschen verändert sich tatsächlich wenig. Denn die Mitte ist alt. Genauer gesagt: Die Generationen 60 plus stellen mehr als doppelt so viele potenzielle Wähler*innen wie die Gruppe der unter 30-Jährigen.

    Junge Menschen haben keinen Bock zu wählen, weil ihre Meinung nicht so ins Gewicht fällt

    Buchstäblich. Großbritannien wäre heute noch in der EU, wenn es mehr 18-24-jährige gäbe. Das Alter ist natürlich kein Indiz für die Werte einer Person. Doch Meinungsforscher*innen stellten anhand des Brexit-Debakels fest, dass die Alten die „gute alte Zeit“ zurückhaben wollen, in der die Dinge für sie noch überschaubarer schienen. Was nach einem Wahlplakat der Afd klingt, ist ein Diskurs der Intergenerational geführt werden muss. Wir leben weiterhin in einer Gesellschaft, in der die Annahme gilt, dass der Blick in die Vergangenheit uns auf die Zukunft vorbereitet.In Wahrheit haben wir keinen Schimmer wie es weitergeht oder hättest du vor zwei Jahren gedacht, dass wir eine weltweite Pandemie erleben würden? Ok, einige Virolog*innen schon, aber die Politik war nicht darauf vorbereitet. Was ich damit sagen will: Das Romantisieren der Vergangenheit ist so 2000er. Liebe ältere Wähler*innen, inwiefern denkt ihr an jüngere Generationen, wenn ihr euer Kreuz setzt?

    Wie demokratisch ist die Demokratie?

    Ok, ich muss den Lenker wieder in Richtung – Warum du wählen solltest – statt zu – noch mehr Argumente, warum du es nicht tun solltest – ziehen. Doch davor möchte ich noch einmal kurz über die Entstehungsgeschichte der Demokratie schnacken. Sie stammt aus dem Abbild des antiken Griechenlands, wo weiße cis-Dudes entspannt Weintrauben snackend, den gesamten Tag über Politik sprechen konnten, weil sie verklavte Menschen hatten und Frauen zu Nicht-Bürgern gehörten und keine Rechte hatten. Es ging nur um weiße cis-Männer in der Politik, was irgendwie wie heute klingt. Aber: Heute haben wir die Möglichkeit der Mitsprache. Frauen, die ehemaligen Nicht-Bürgerinnen. Schwarze Menschen, die ehemals versklavten. Wir mischen nun mit und genau das solltest du auch tun. Beim Wählen ist es wichtig, dass ich nicht nur an mich denke, sondern an uns. Wenn du das Programm einer Partei durchliest, berücksichtigst du auch unsere frisch migrierten Schwarzen Geschwister? Oder denkst du an Menschen mit Behinderung?

    Wähle, damit andere nicht gewählt werden.

    Was mich nun zum ultimativen Argument bringt: Die Schadensbegrenzung. Du kannst an deiner Revolution tüfteln und ja, auch ich sitze mit einer Lupe herum, um die politischen Veränderung tatsächlich ausmachen zu können, aber wir sind im hier und jetzt in dieser ungerechten Demokratie gestrandet. Also, geh wählen, damit die Wahl nicht allzu schlimm ausfällt. Um es mit dem Beispiel unserer Kolleg*innen von Karayaka Talk noch einmal klarzumachen: Wenn 100 wahlberechtigt sind, 50 davon zur Wahl gehen und drei tatsächlich die Afd wählen, erhält die Afd sechs Prozent. Wenn allerdings von 100 Wahlberechtigten, 75 hingehen und drei von ihnen die Afd wählen, geht sie mit 4,5 Prozent nach Hause. Deine Wahl hat eine Wirkung! Du bist wichtig. Nutze deine Chance. Für all die anderen Themen, bereiten wir Demos vor, fordern unsere Rechte ein. Es gibt viel zu tun, was nebenbei bemerkt, unsere Demokratie auch ausmacht.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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