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    Was bedeutet Code-Switching?

    Eine neue Rosapedia Folge!

    Umgangssprache, Dialekte, Jugendsprachen, Szenesprachen und Fachjargons. All das sind Varietäten, zwischen denen wir täglich hin und her wechseln – je nachdem, mit wem wir kommunizieren, welcher Gruppe oder Szene wir uns zugehörig fühlen oder auch welche Situationen wir bewältigen müssen. Dieses Phänomen wird als Code-Switching bezeichnet. Es wurde durch den Soziolinguist Einar Haugen im Jahre 1954 geprägt. In der heutigen Rosapedia Folge schauen wir uns das Phänomen genauer an. Mit der Frage: Ist Code-Switching eine Assimilation oder ein privilegiertes Machtinstrument? 

    Code-Switching ist eine uralte Praxis,

    mit der viele Schwarze – und People of Color – in Deutschland vermutlich vertraut sind. Linguist*innen untersuchten den Codewechsel, um herauszufinden, wann er auftritt, während Soziologe*innen untersuchten, warum er auftritt. Code-Switching kann unterschiedliche Formen annehmen:

    • Es dient, um die Sprachgewandtheit und das Gedächtnis in einer zweiten Sprache zu maskieren.
    • Das Wechseln zwischen formellen und informellen Gesprächen.
    • Zur Ausübung von Macht über eine andere Person.
    • Und sich unter vertrauten Gruppen in bestimmten Situationen anzugleichen und zu vereinigen.

    Die Multi-Identität

    In den 70er Jahren gewann das Phänomen in den akademischen Räumen von Afroamerikaner*innen an Zugkraft, um die Beziehungen zwischen people of color, insbesondere Schwarzen, und dem “kolonialen Anderen” zu beschreiben. In dem Text, “Language and Interracial Communication in the United States: Speaking in Black and White” beschreibt George B. Ray das Afroamerikaner*innen Code-Switching als „eine Fähigkeit sehen, die bezeichnend dafür ist, wie effektiv du dich im institutionellen sowie beruflichen Umfeld bewegen kannst. Sprich: Je effektiver du zwischen den Codes in der Corporate oder anderen Welten wechseln kannst, desto erfolgreicher wirst du. Und obwohl die Aufführung manchmal oberflächlich als ein sprachliches Phänomen verstanden wird, das häufig in verschiedenen sozialen Umfeldern auftritt, ist für viele Schwarze Menschen Code-Switching eine Fertigkeit, die für ihr Überleben entscheidend ist.

     

    Der verstorbene W.E.B. Du Bois, spielte vor mehr als einem Jahrhundert auf das Konzept des Code-Switching an, als er in seinem berühmtesten Buch, The Souls of Black Folk, die doppelte Identität – Schwarzsein und Amerikanischsein – von Afroamerikaner*innen beschreibt und dass sie sich zudem durch das alltägliche Weißsein bewegen müssten. Er formuliert es so:

    „Es ist ein eigentümliches Gefühl, dieses doppelte Bewusstsein, dieses Gefühl, sich selbst immer mit den Augen der anderen zu betrachten, seine Seele am Band einer Welt zu messen, die mit amüsierter Verachtung und Mitleid zuschaut. Man spürt immer seine Zweisamkeit, ein Amerikaner, ein N***; zwei Seelen, zwei Gedanken, zwei unversöhnliche Bestrebungen; zwei kriegerische Ideale in einem dunklen Körper, dessen verbissene Stärke allein verhindert, dass er zerrissen wird.”

    Du Bois streift darin auch den performativen Aspekt des Code-Switching an.

    Die Autorin Ida Harris beschreibt im “Yes! Solutions Journalism,” dass sie davon überzeugt ist, dass Schwarze Eltern mit ihren Kindern das “Gespräch” führen, um sie auf das Code-Switching in ihrem Leben vorzubereiten. Es handelt sich um konkrete Verhaltensanweisungen, wie sich insbesondere Schwarze Männer bei einer möglichen Begegnung mit den Strafverfolgungsbehörden zu verhalten haben. Ruhig bleiben, Musik ausschalten, zuvorkommen und freundlich sein. Sie erklärt, dass solche Gespräche eine Antwort auf die Haltung der dominanten Kultur gegenüber Schwarzen Menschen, schwarzer Kultur sei. Code-Switching schützt die eigene Identität.

     

    Ist Code-Switching eine Assimilation?

    Gleichzeitig empfindet Harris es als eine Form der Unterdrückung und erinnere sie an die Sklaverei, in der Sklav*innen ihre Schreibkenntnisse und ihr Wissen herunterspielten, ihre Würde herabsenkten, um sich der weißen Mehrheitsgesellschaft anzupassend. Daher gibt es einige Stimmen, die Code-Switching auch als Assimilation bezeichnen.

    Der Dichter und Professor für Anglistik und Afroamerikastudien Derrick Harriell sieht Code-Switching als eine Form von pointierten Privilegien sowie als Machtinstrument. Es sei in der Hinsicht ein Privileg, weil es ein einst verwehrtes Vorrecht, hörbar und sichtbar sein authentisches Selbst sein zu können, zum eigenen Vorteil maskieren und anpassen zu können. Wie wir diese Macht ausüben, ist jedoch von Person zu Person verschieden.

    Die Autorin Harris, empfindet das Gefühl, dass das authentische Selbst in gewissen Räumen nicht genug ist und dementsprechend verändert werden muss, verzerrt die Selbstwahrnehmung. Maskierungen sind energieraubend, dass weißt du genau so gut, wie ich. Doch Dr. Dione Mahaffey, eine in Atlanta ansässige Wirtschaftspsychologin und Coach ist der Meinung, beim Code-Switching wird keine unauthentische Version des Selbst verwendet, sondern es werden bestimmte Aspekte unserer Identität anstelle von anderen in Anspruch genommen, je nach Raum oder Umstände. Für Mahaffey geht es beim Code-Switching um Austausch, um ein Geben und Nehmen von Dingen. Ein großer Teil ihrer Teilnahme hängt davon ab, wie viel man von sich selbst zu verhandeln bereit ist. Sie nutzt es, um ihren Willen zu bekommen.

    Je höher der Bildungsabschluss, desto häufiger muss Code-Swichting angewendet werden?

    Fast die Hälfte der Schwarzen Hochschulabsolvent*innen sagen, dass sie das Bedürfnis verspüren, die Art und Weise, wie sie mit Menschen mit einer anderen Herkunft sprechen, zu ändern. Das Interessante ist, dass Schwarze Erwachsene ohne College-Abschluss mit fast doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie nie das Bedürfnis verspüren, den Code zu wechseln. Aber auch jüngere Schwarze Erwachsene berichten häufiger als ihre älteren Kolleg*innen, dass sie das Bedürfnis verspüren, ihre Ausdrucksweise zu switchen, wenn sie unter Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen sind.

    In Deutschland gibt es dazu leider zu wenig Daten. Doch heißt das nun, dass je akademischer du wirst und jünger du bist, desto eher wird dir bewusst, dass du dich verstellst oder desto mehr bewegst du dich in Räumen, wo du das Gefühl hast dich verstellen zu müssen?

    Das würden wir gern mit euch diskutieren! Schreibt uns einen Kommentar! Wir freuen uns darauf!

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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